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Examinierter Senfautomat
Thomas lag noch immer angelehnt an einen Stein beim Leuchtfeuer. Bisher hatten sich weder Daeron noch Woglar bei ihm blicken lassen. Anscheinend bedeutete er den Leuten dieser Insel wirklich nicht sehr viel. Wer konnte es ihnen ob seiner Profession auch verüblen, der stets ein übler Ruf vorauseilte. Er griff an sein Ordensemblem, das rote Schwert vor dem Auge Asgals. Intuitiv spürte er, dass sein Leben erneut an einem Scheideweg stand, so wie damals als ...
Weiter kam er mit seinen Gedanken nicht, da er von Balthasar unterbrochen wurde, der ihm einen sehr kühnen und waghalsigen Plan vorschlug. Ungläubig starrte Thomas ihn an, bevor er zu einer Entgegnung ansetzte:
"Lasst mich euch und allen anderen Interessierten eine kleine Geschichte erzählen. Eine Geschichte, die noch nicht sehr lange zurückliegt. Die Geschichte eines jungen Sprösslings eines verarmten Landadelsgeschlechts. Er war der erste Sohn der Familie und sein Schicksal sollte sein, eines Tages den Titel und das Land von seiner Familie zu erben. Der Junge wurde auf Wunsch seines gütigen und weisen Vaters in allen wichtigen Rittertugenden ausgebildet und erwies sich darin sogar als durchaus fähig. Gegen den Wunsch seines Vaters wurde er allerdings auch in Mystizismus und Schriftkunde ausgebildet. Ein Umstand, der sich für ihn später noch als nützlich erweisen sollte.
So wohlbehütet der Junge auch aufwuchs, so sehr schwebte doch stets ein dunkler Schatten über seinem Haupt. Im Alter von vierzehn Jahren wurde es offensichtlich, dass sein Vater an einem zunehmenden Fall von Geisteskrankheit litt und langsam in den Zustand vollkommener Verwirrung abglitt. Dem Jungen blieb also nichts anderes übrig, als schon vor seiner Zeit, dass Amt des Mitregenten zu übernehmen und er willigte auch ein, die Tochter des Nachbarfürsten zu heiraten, um das hochverschuldete Fürstentum seines Vaters mit der Mitgift zu entschulden. Beide Feste, sowohl die Einsetzung als Regent als auch die Hochzeitsfeier sollten am selben Tag stattfinden, doch es sollte anders kommen."
Thomas setzte kurz ab, bevor er fortfuhr:
"Am Tag des großen Festes, wurde die elterliche Burg von einem Kult mit dem Namen "Blüte des Chaos" gestürmt. Seine Familie, seine Braut und ein Großteil der Gäste wurde dahingemordet. Verbittert ob des Todes seiner einzigen Tochter, nahm sich sein Schwiegervater in spe das Fürstentum und ließ den Jungen völlig mittellos zurück. Obwohl von Adel stand er ohne jegliche Perspektive da. Das einzige, was ihn antrieb war seine unbändige Wut auf die "Blüte des Chaos", der er ewige Rache schwor.
Von Rache getrieben irrte der Sprössling einige Monate durch die Welt, immer auf der Suche nach der Blüte. Doch so sehr er sich auch anstrengte, er konnte die Blüte nicht finden. In dieser Situation traf er zufällig auf den Inquisitor Johannes Angelicus, dem der scharfe Intellekt des Jungen tief beeindruckte. Er nahm ihn mit sich auf die Reise und brachte ihn zu seinem Orden, den "Schwertern Asgals", einer uralten Bruderschaft, die es sich zum Ziel gesetzt hat, das Chaos auf dieser Welt endgültig zu vernichten und durch die Lehre Asgals, die auf strenger Askese und Gottesgläubigkeit beruht, zu ersetzen.
Der Junge erwies sich bei den Studien als ziemlich gelehriger Schüler und stieg so schnell wie niemand sonst in die hohen Ränge des Ordens auf. Am Ende seiner Ausbildung war er selbst ein gefürchteter Inquisitor und Richter, der auf der gesamten Welt das Chaos bekämpft. Dabei verlor er allerdings nie sein Ziel aus den Augen: Die "Blüte des Chaos" finden und endgültige Rache an ihr nehmen ..."
Thomas setzte erneut von Krämpfen geschüttelt ab und deutete auf sein Ordenssymbol:
"Ich denke, es sollte nicht schwer sein, zu erkennen, um wen es sich bei dieser Geschichte handelt. Und genau deshalb zweifele ich enorm an der Wirksamkeit eures Planes. Wir haben nichts außer unseren Körpern, was wir den Echsen bieten können, so dass uns eine vernünftige Verhandlungsbasis fehlt. So sehr ich es auch bedauere, es euch sagen zu müssen, aber euer Plan ist undurchführbar, da sie uns die Bedingungen diktieren können. Und was sie haben wollen, bin ich nicht bereit ihnen zu überlassen."
Der Richter wurde erneut von Krämpfen geschüttelt. Schwach brachte er hervor:
"Ich frage mich, wo Daeron und Woglar sind. Ich könnte ihre Hilfe momentan gut gebrauchen. Wie es aussieht liegt meine Hoffnung momentan einzig bei Carmen ..."
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