Horror ist eine Spielart der Phantastik und gliedert sich selbst in Spielarten. Dein beschriebenes Szenario ist strukturell vergleichbar mit "Halloween" und anderen Home-Invasion-Filmen, in denen die Alltagsidylle plötzlich oder nach und nach gestört wird. "Halloween" setzt auf das Trauma der Unmittelbarkeit, "Funny Games" (eigentlich kein Horror, sondern Thriller) auf den Kontrast des Erzählten mit dem Nicht-Erzählten, "Get Out" auf eine zunehmende Falschheit. Andere, mit deiner Idee vergleichbare Titel, stehen in der Tradition von "An Occurence at Owl Creek Bridge", darunter fallen so diverse Geschichten wie "Carnival of Souls", "Jacob's Ladder", "Silent Hill", "Dead End", "The Machinist", "Langoliers", "Zwischen neun und neun" - nicht alles davon ist Horror, aber alles Phantastik. Ein jüngeres Beispiel ist "Channel Zero" (insbesondere Staffel 2, aber auch 1). In der zweiten Staffel landen Figuren in einer Parallelwelt und müssen das erstmal begreifen. Nonsens- und Traumdichtung hat manchmal auch solche Anleihen, dass Phantastisches unbemerkt in den Alltag dringt. Horror und horrorähnliche Genres sind also bereits reich an Geschichten, die sich als etwas anderes tarnen.

Was Angst anbetrifft: Die ist nicht konstitutiv für Horror. Ich empfinde selten Angst bei Horrorfilmen (bei Spielen schon) und selbst wenn man mir die Amygdala entfernen würde, hätte ich weiter Spaß an ihnen. Sie sind unheimlich oder eklig oder kathartisch oder absurd oder lassen mich etwas unsagbar Fremdes erfahren. Dabei kann ich Angst empfinden, muss ich aber nicht.

Ich meine übrigens, dass es vor Jahren auf rpgmaker.net mal ein Spiel gab, dass in deine Richtung ging. Das fing als High-Fantasy-RPG an und endete als horroreske Absurdität. Leider finde ich es nicht.