Dann hast du leider nicht verstanden, wovon ich die ganze Zeit geschrieben habe. Es geht nicht darum, Elefanten-Klotz-Hände in einem 2018er Remake für die PS4 zu behalten, sondern die japanische Ästhetik generell. Die "hochpolygonaleren Kampffigürchen und gerenderten CGI-Recken" wären dafür doch schonmal ein guter Ausgangspunkt als Grundlage gewesen, aber der viel realistischere Ansatz den wir jetzt bekommen geht meilenweit darüber hinaus, entfernt sich davon und fühlt sich für mich stellenweise nach was ganz anderem an.
Nein, FFVIII hat diesbezüglich so gut wie gar nichts "klargestellt". Wie schon gesagt wurde damals noch von Spiel zu Spiel entschieden, bevor man sich durch die internationalere Ausrichtung und die Entwicklung mit einem weltweiten Markt im Hinterkopf dazu entschied, das monoton zu vereinheitlichen. Es ist eine Frage des Stils, und keine fortlaufende technische Entwicklung, an deren Ende automatisch der Photorealismus stünde. Das Argument mit dem Back-to-the-Roots funktioniert in Bezug auf dieses Thema bei FFIX auch nur sehr bedingt, weil es ein völlig eigenständiges Charakterdesign beinhaltet, das es so noch nie vorher in der Serie gegeben hat. Der Grund, dass sie das so gemacht haben, war wohl der, dass Sakaguchi vorher festlegte, in welche Richtung es vom allgemeinen Spielgefühl gehen sollte, genauso wie das bei den Verantwortlichen von VIII und davor VII geschehen ist. Die haben sich überlegt, was sie machen wollen, und es dann umgesetzt. Die technischen Grenzen und anfänglichen Unsicherheiten mögen ein Faktor im Detail bei dieser Umsetzung gewesen sein, die die ursprüngliche Entscheidung ein Stück weit mit beeinflusst hat. Doch als es einmal abgemacht war, waren sie an diese Richtung gebunden, ihr verpflichtet, und das hat viele andere Design-Bestimmungen und Ideen in der Folge beeinflusst, sodass es bildlich gesprochen in der DNA des Spiels drinsteckt. Final Fantasy VII ist kein Spiel mit "durch Technik verhindertem Realismus", das als "Ersatzlösung" so geworden ist, wie wir es kennen! Hätten sie es unbedingt möglichst realistisch gestalten wollen, hätten sie von Beginn an die Möglichkeit dazu gehabt, gibt genug Ausnahme-Spiele die als Beispiel herhalten können, auch wenn es dann nicht so ausgereift oder überzeugend geworden wäre. Dafür spricht auch, dass die SGI-Demo mit den FFVI Charakteren in einem vergleichbaren Stil gehalten war. Ferner ist es historisch gesehen logisch: Die Serie ist erst mit und durch den Erfolg von Final Fantasy VII so groß geworden und erlangte weltweite Aufmerksamkeit. Davor, einschließlich der Entwicklung von VII, orientierte man sich noch immer hauptsächlich am japanischen Markt und den heimischen Vorlieben. Wenn man mal das Charakterdesign von RPGs bei Erscheinen von FFVII miteinander vergleicht, dürfte schnell klar werden, dass eine überwältigende Mehrheit ähnlich "mangamäßig" japanisch war, und nur ein verschwindend kleiner Bruchteil eher realistisch. Das war auch Jahre später noch so, nur Final Fantasy hatte sich zusammen mit Squares Zielsetzung geändert.Zitat
Ja, das hab ich mir echt schlimmer vorgestellt. Die Avalanche-Truppe war noch das Beste an dem neuen Trailer.Zitat
Erneut: Mir geht es dabei um den fundamentalen Unterschied zwischen den Systemen. In einem rundenbasierten Kampfsystem hab ich kein Problem damit wenn der Bildschirm in einem Blitzlichtgewitter aus wirren Farben und Mustern explodiert. In einem Action-Kampfsystem hingegen muss ich die Spielfigur gleichzeitig durch die Umgebung navigieren, wahrscheinlich die Kamera selbst steuern und das beides dann auch noch mit meinen Angriffen auf die Gegner koordinieren. Wenn ich da die Übersicht verliere oder alles zu schnell geht, um noch nachvollziehbar zu sein, dann ist das bereits gameplaytechnisch fatal. Das spiegelt sich allerdings ebensosehr in der Gesamtwirkung. Die übertriebenen Effekte von früher waren klar geordnet - man wusste, dass jetzt Cloud mit seinem Omnislash dran ist oder als nächstes Ritter der Runde aufgerufen wird. Das passiert, und dann ist es vorbei und der nächste dran. In einem Action-KS passiert alles gleichzeitig, und entsprechend voll kann die Umgebung werden mit Reizen, die nicht hilfreich, sondern nur noch irritierend sind. Die Stelle bei 1:19 in dem geposteten geposteten Video mit dem blauen Schweif zum Beispiel, oder das Gerangel am Straßenrand von 1:23 bis 1:27. Wenigstens sieht es minimal klarer aus bei dem selben Video in höherer Auflösung.Zitat
Mir ist grad kein japanisches RPG bekannt, das eine weitgehend realistische Ästhetik an den Tag legt und sich trotzdem an solch durchgeknalltem Humor versucht, der dann auch noch zündet. Je mehr man mit Symbolhaftigkeit arbeitet, desto liebenswerter wird es. Die lustigen Szenen aus FFV waren deshalb so lustig, weil wir das Menschliche in dem Abstrakten wiedererkannten, weil die kleinsten Pixelbewegungen so viele komplexe Gegebenheiten wiedergeben konnten. Das galt in abnehmendem Maße alles auch noch für VII bis IX. Aber seit sich das polygonal so weit entwickelt hat, dass Platzhalter nicht mehr nötig sind, fällt dieser Fail-Safe weg und Humor und Emotionen müssen ganz für sich alleine stehen und direkt überzeugen können. Klar, ein Schmunzeln ist vielleicht noch irgendwo dabei. Und wenn das VIIer Remake das Versprechen einhält und so coole Szenen wie Clouds Crossdressing beibehält, dann wird das auch nicht völlig ohne Wirkung bleiben. Aber es ist ohne diese leichte Überspitzung einfach nicht mehr das selbe (Schau dir nur mal an, wie schwach das mit dem Humor in FFX-2 gelaufen ist >_<). Ich erinnere an die Szene aus VII in der Honey Bee Manor, als Cloud mit den eingeölten Bodybuilder-Körpern zusammenkommt. Alleine wie bizarr die ganzen Wall-Market-Szenen waren, total viel davon kam überhaupt erst durch die durchgeknallte Optik und die unbeholfenen Animationen zustande. Es lief wirklich viel über diese visuelle Schiene. Wenn ich mir dies nun kombiniert mit dem Advent Children Designgrundsatz vorstelle, erscheint mir das sofort befremdlich und seltsam, aber nicht mehr zum Schreien komisch. Man bekommt zu viele, zu detaillierte Informationen, die von den eigentlichen Einfällen nur ablenken. Einfach ausgedrückt, funktioniert ein Cartoon-Joke oder auch bloß die dem innewohnende Schrulligkeit nicht mehr so ohne Weiteres, wenn man ihn plötzlich mit echten Schauspielern in einer zumindest tendenziell ernsten Umgebung und Grundstimmung probiert.Zitat
Immer verglichen mit dem Original natürlich. Dass sich in den Konturen ein paar schwache fernöstliche Ansätze erhalten haben und man das auch wiedererkennen kann, will ich gar nicht bestreiten. Aber global gesprochen hat sich das Aussehen der Charaktere extremst hin zum Realistischen verschoben.Zitat
Das ATB-System gibts seit FFIV. Das war aber was anderes, weil Square hiermit etwas ganz eigenes, innovatives geschaffen hat, das es davor in der Form noch nicht gab. Wenn überhaupt, hat man damit den Trend selbst bestimmt und ein Zeichen gesetzt, aber sich nicht von anderen beeinflussen lassen. Der Knackpunkt besteht für mich aber immer noch darin, dass es verdammt nochmal ein Remake ist. Änderungen in der Hauptreihe sind verständlich, die Serie muss sich ständig selbst neu erfinden, um frisch zu bleiben. Aber von einem Remake erwarte ich, dass es das, was gut war, verbessert, überarbeitet, modernisiert und erweitert, aber eben nicht komplett durch etwas ersetzt, das in eine gänzlich andere Richtung geht. Und dass man besagte Verbesserungen, Modernisierungen, Überarbeitungen und Erweiterungen auch unter Beibehaltung der Grundsätze des traditionellen Systems hätte durchführen können, dazu habe ich bereits genug geschrieben. Das alte leidige Thema: Evolution statt Revolution. Square Enix lebt nur noch für letzteres. Selbst wenn man den Verantwortlichen Entwicklern ein Brett in den Schädel hämmern würde, auf dem steht, dass sie da ein gutes, solides System haben, auf das sie weiter aufbauen können, würden sie es nicht erkennen und im nächsten Teil alles wieder umkrempeln. Dieser Aktionismus-artige Innovationswahn um der Innovation selbst willen hat in dem Laden jetzt neuerdings eben auch die Kategorie der Remakes ergriffen. Das war bislang nicht so.
Liest denn auch jemand noch meine TexteZitat
? Gemachte Vorschläge von mir und anderen, die dem Remake-Thema gegenüber eher kritisch eingestellt sind, gingen weit und grundsätzlich über bloße kosmetische Veränderungen hinaus.
Dann hoffe ich, dass das zutrifft und im eigentlichen Spiel noch stark heruntergefahren wird. Trotzdem dann eine blöde Art von denen, einen so falschen ersten Eindruck zu vermitteln. Wer weiß schon, was Limits im Remake sind? Vielleicht ist die Leiste für alle möglichen Spezialattacken gedacht und wird weit häufiger eingesetzt als in der Urversion.Zitat
Da mag was dran sein, aber das ist noch immer eine vergleichsweise junge Entwicklung, die ich stets als problematisch empfand (siehe oben)Die Serie muss sich ständig entwickeln und Neues bieten, um frisch zu bleiben. Das war von anfang an so, aber damals haben neue Story, Soundtrack, Spielwelt und Gameplay-Aspekte wie das Abilitysystem gereicht. Inzwischen demolieren sie allerdings bereits regelmäßig mit Spitzhacken die Grenzmauern der Genredefinitionen. Dass das nun auch auf Remakes angewendet wird, so weit sind sie bislang nicht gegangen. Remakes sind ja nichts Neues für die, aber unter anderem die neuen Versionen der ersten vier FFs blieben doch recht nah am jeweiligen Original. So nah hätte das für VII gar nicht sein müssen, aber wie gesagt, was sie nun machen ist für meinen Geschmack zu radikal. Experimentell ist vielleicht wirklich das falsche Wort. Action-Kampfsysteme sind schließlich auch schon lange nichts Revolutionäres mehr ^^ Nur in diesem Zusammenhang ist es eben etwas, das eine andere Richtung vorgibt. Gerade für VII hätte ich mir etwas minimal bodenständigeres /konventionelleres gewünscht.