Ich war gestern drin und im Endeffekt würde ich sagen der Film war für mich eher mittelmäßig. Audiovisuell macht er die meiste Zeit über viel her. (Die Darstellung des Wurmlochs war toll!) TARS und CASE waren schlichtweg große Klasse. Die ganze Weltraumpionier Stimmung hat mir sehr gefallen und der Untergang unseres Planeten hat zumindest mal einen frischen Anstrich. Manche Szenen waren emotional schon berührend, aber den Spannungsbogen fand ich eher schwach und dem Ende kann ich wenig abgewinnen. Mehr dazu im Spoiler.
Achtung: Wall of Text. ^^
Auch wenn das Weltuntergangsszenario einen frischen Anstrich hatte, wirft es doch einige Fragen auf, für die der Film sich nicht bemüht Antworten zu finden. Das geht irgendwo in Ordnung, weil der Film einfach das Grundszenario "die Welt ist fucked lass uns umziehen" etablieren will, aber die Lage auf der Erde bleibt halt recht diffus.
Mein erster eigentlich Kritikpunkt, der aber mit Sicherheit recht subjektiv ist, dass mir so ein wenig die klassischen Planungs- & Erklärung-Szenen gefehlt haben bzw. sie sehr gehetzt oder verkürzt wirken. Beispiel: Jupp da sind 12 potenzielle Planeten auf der anderen Seite des Wurmlochs, aber wenn ihr hinfliegt sind da nur 3 weil Oh… Sie fliegen hin. Achja da ist übrigens ein Schwarzes Loch auf der anderen Seite. Haben wir vergessen zu sagen. Upsi
Ganz ehrlich das war für mich wie ein Schlag ins Gesicht. Wie kann man das bei der Erklärung der Lage nicht erwähnen? Und kommt mir nicht damit dass sie das nicht wussten. Wenn sie gesehen haben dass auf der anderen Seite des Wurmlochs 12 potenziell habitable Planeten sind dann haben sie auch das schwarze Loch bemerkt. Mir haben da ein paar kurze Szenen der Planung gefehlt und ihr Entscheidungen und Handlungsweisen etwas besser nachvollziehen zu können. Auch nachdem sie durch das Wurmloch geflogen sind und vor Ort die Lage begutachten können. Diese Phase wird aber in 5 Sätzen abgespeist bevor sie zur Aktion übergegangen sind. Die Zeit hätten dafür hätten sie beim menschlichen Drama aus den letzten zwei Dritteln auf der Erde einsparen können. Karten hätten dabei zur Übersicht sehr geholfen, aber die gab es nicht und meine Vermutung für all das liegt darin das sie nicht so genau wussten wie den Ort eigentlich aussieht nachdem sie durch das Wurmloch geflogen sind.
Was wissen wir darüber? Zunächst einmal ist da die Sache dass die vorherigen Missionen 12 potenziell habitable Planeten erreicht haben, die spätere Mission mit Cooper aber anscheinend nur drei erreichen kann. Wieso ist das so? Hat das Wurmloch mehrere Ausgänge? Wenn nein, welches System hat den 12 potenziell habitable Planten? So häufig sind die ja nun leider nicht. So oder so wird im Film nie auf die Frage eingegangen.
Aus den Kapazitäten des Raumschiffs bevor sie durch das Wurmloch geflogen sind würde ich schließen dass es auf der anderen Seite des Wurmlochs einen ähnlichen Aktionsradius hat. Die 3 Planten befinden sich also wohl auch in einem Sonnensystem. Auf allen 3 Planeten ist schließlich auch das Licht einer Sonne zu sehen. Bleibt schon mal die Frage wie in ein solches Sonnensystem ein supermassives Schwarzes Loch passt die das Zentrum ganzer Galaxien bilden können. Also wohl doch eher ein kleineres Schwarzes Loch. (Was natürlich wieder problematisch ist wenn Cooper nachher in selbiges stürzt.) Bleibt also die Frage wie in diesem System eine Sonne und ein schwarzes Loch koexistieren. Die Bilder die wir von Gargantua sehen verleiten mich auf Grund des leuchtend „Rings“ um selbiges zu dem Schluss das dieses Schwarze Loch gerade dabei ist den Stern dieses Sonnensystem zu verschlingen. (Oder basiert diese Darstellung mit den Leuchteffekten auf irgendeiner neueren Theorie zu schwarzen Löchern?) Das wirft Fragen zur Bewohnbarkeit des Sonnensystems auf wenn dieses Schwarze Loch gerade den Stern verzerrt und vor allem wie dauerhaft die Planeten bewohnbar sein werden. Außerdem wäre das natürlich wieder sehr problematisch wenn Cooper am Ende in das Schwarze Loch fliegt. (Strahlung der Akkretionsscheibe) Aber wie gesagt der Film geht nicht wirklich darauf ein was sie auf der anderen Seite des Wurmlochs vorfinden. Es wird nur auf die 3 Planeten und das schwarze Loch eingegangen.
So oder hätten sie sich den Ausflug auf den ersten Planeten sparen. Alleine schon durch die Nähe zum schwarzen Loch hätte ihnen schon große Zweifel zur Bewohnbarkeiten des Planeten kommen müssen. Selbst ohne Meere und die riesigen Wellen hätte die Gravitation wahrscheinlich sehr negative Effekte auf den Planeten. Außerdem hätte ihnen auffallen können das die Daten die sie von Planeten erhalten nur Informationen zu den ersten Stunden des Aufenthalts dort enthalten. Spätestens als sie näher ran geflogen sind hätten sie mit dem Teleskop wahrscheinlich die gewaltigen Wasserberge entdecken können. Aber viel Zeit zum Überlegen haben sie sich ja nie gelassen. Aber nun gut die Szenen im Zusammenhang mit dem Planeten waren für mich die besten im ganzen Film von daher bin ich bereit dieses Argument auch einfach fallen lassen.
Die Szenen um die Zeitdilatation nach dem Besuch auf diesem Planeten waren mit die besten und emotionalsten im ganzen Film. War schon klasse wie der Film sich dieses Aspektes dort angenommen hat. Auch wenn man noch viel mehr aus dem Wissenschaftler hätte machen können der 23 Jahre über dem Planeten auf sie gewartet hat. Das wird nämlich in zwei Sätzen abgespeist und man hätte da so viel mehr noch rausholen können.
Die Zeit dafür hätte man ruhig auf dem Drama auf der Erde sparen können. z.B. die Szene wie sein Sohn seine Frau und sein Kind lieber auf der Farm sterben lassen will als sie ärztlich zu behandeln. Urgs. Und nachdem er seine Schwester deshalb von der Farm wirft und sie im Gegenzug sein Feld abfackelt um ihn wegzulocken wird der Konflikt auf lächerlichste Art und Weise gelöst. "Bruder schau Papa redet durch diese Armbanduhr mit mir, lass uns umarmen." O_o
Auf der Mission hat dafür aber die Wissenschaftlerin ihren „Derp-Moment“ und fängt an über Liebe zu philosophieren und nachdem wir gefühlt so wenig Zeit mit den Charakteren auf der Mission verbracht haben wirkt das ganze unheimlich unpassend und „out of character“. Sehr schwach. Leider folgt darauf der Besuch bei Matt Damon auf dem zweiten Planeten und zwei Wendungen in schneller Folge. Leider hat mich dieser Abschnitt des Films nicht wirklich gefesselt und konnte für mich keine rechte Spannung aufbauen.
Wo wir schon bei den Wendungen sind. Worauf auch nicht wirklich ausführlich eingegangen wurde am Anfang war diese Sache mit Plan A. Sie bauen eine unterirdische(!) Station und wenn sie die Gravitationsgleichung lösen dann retten sie die Welt. Wie genau das von statten gehen soll hab ich nie verstanden. Ich nahm an sie wollte ein eignes Wurmloch damit erzeugen um die Menschen zu evakuieren. Aber im Endeffekt nutzen sie das Wissen um Raumstationen zu bauen? (Wie viele Milliarden werden dann trotzdem auf der Erde verrecken weil die Kapazität dieser Stationen begrenzt ist?) Klar das war eine Täuschung für die ganzen Menschen die dort gearbeitet haben, aber da so wenig dazu gesagt wurde kam mir das ganze schon vorher fishy vor. Das sie am Ende "Landwirtschaftliche" Raumstationen in der Saturn Umlaufbahn bauen war dann Hng... Durch die große Entfernung zur Sonne nicht der tollste Platz für Landwirtschaft.
Kommen wir also zum großen Finale. Auch wenn das alles wohl theoretisch möglich ist, erscheint ist mir das persönlich viel zu weit hergeholt. Mit einem Schiff ohne Antrieb fliegt er ins schwarze Loch springt mit dem Schleudersitz raus und findet sich einem höher dimensionalen Objekt wieder was die 5D-Menschen der Zukunft gebaut haben damit er durch das Bücherregal im Kinderzimmer mit seiner Tochter kommunizieren kann. Dann noch das Geschwafel um die universelle Macht der Liebe, das man zwar nicht unbedingt ernst nehmen muss die Szene aber keineswegs verbessert. Davon abgesehen das ich solche Zeitmanipulationsgeschichten wirklich wenig abgewinnen, wieso machen es sich die anscheinend nahezu allmächtige 5D-Menschen so schwer und schmeißen nicht einfach eine Kiste durch ihr Wurmloch wo alles wesentliche drauf steht. Ich meine wenn sie sich schon entschließen die Zeit/Vergangenheit zu manipulieren warum dann so umständlich.
Das Problem ist wohl einfach das ich diesem Ende wirklich nicht viel abgewinnen kann und mich nach dem Film ziemlich unbefriedigend zurücklässt. Würde mir das Ende wirklich gut gefallen könnte ich wahrscheinlich über einen Großteil der Dinge die ich zuvor geäußert hätte hinweg sehen, aber so kann ich das nicht. Dazu empfand ich den ganzen Film als relativ spannungsarm, Wendungen die wirklich einschlagen habe ich vermisst und die vielen Szenen auf Erde haben zu viel Laufzeit gekostet. Emotional berührend wurde der Film für mich eigentlich nur als es um die Effekte der Zeitdilatation ging. Das war wirklich Klasse, und auch die Szene das er sein Tochter mit 90 Jahren kurz vor ihrem Tod nochmal wiedertrifft war rührend, auch wenn die Art wie sie ihn dann sofort wieder rausschmeißt schon geradezu absurd ist. Auf ein fröhliches Wiedersehen mit Dr. Brand auf ihrem Planeten würde ich auch eher weniger hoffen, denn während er ins Schwarze Loch gestürzt ist dürften für sie auch Jahrzehnte vergangen sein. Auch wenn die Szenen am Ende anderes vermuten lassen. Außer die 5D Menschen haben was daran was gedreht.
Ich bezweifele das damit den Punkte die Mio-Raem aus dem alten Drehbuch aufzählt ein besserer Film draus geworden wäre. Aber die Sachen klingen so abgefahren, dass ich sie im Nachhinein doch gerne gesehen hätte. Generell bevorzuge ich aber auch Enden die weniger Happy End sind. Wobei mich ein richtiges Happy End im Angesicht der "Weltraumforschung Hurra" Stimmung des Films nicht gestört hätte. Aber diesem sehr abstrusen Konstrukt am Ende des Films kann ich nichts abgewinnen.
Kurzum es ist kein schlechter Film, mit guten Schauwerten, einer schönen Stimmung und teilweise gute Emotionen. Aber ein guter Film wäre er für mich nur mit einem besseren Spannungsbogen und einem weniger abstrusen Ende gewesen. Für mich persönlich kann er sich weder mit Inception noch The Prestige messen. Ich persönlich würde auch Sunshine diesem Film bei weitem vorziehen aber damit bin ich wohl alleine.