Nee, hast du nicht, denn sowohl die Aussage Kelvens in Bezug auf den Kulturkreis Deutschland, als auch die Erwiderung von Pinguin sind etwas weltfremd formuliert.
Der Tod ist in jedem Kulturkreis etwas negatives, wenn nicht sogar mythisches. Das ist heute so und das war auch schon vor 20.000 Jahren so.
Beweise gibt es genug, ist doch der einzige Indikator für Kultur in antiken Zeiten, ob die Leute dort Rituel beigesetzt wurden. Klingt komisch ist aber so, die ältesten Hinweise auf Kultur stammen aus, na ratet mal, gräbern. Dementsprechend kann man also zumindest schlussfolgern, dass ein Verständnis vom Tod vorhanden war.
Und wenn selbst einige Säugetierarten ganz offensichtlich "trauern" wenn ein Rudeltier / Familienmitglied stirbt, so kann man davon ausgehen, dass auch Menschen diesbezüglich schon sehr lange von solcher Trauer betroffen sind.
Leichte Abschweifung, aber der Tod ist in jeder Kultur mehr oder weniger das Gleiche (sieht man mal vom drumherum ab).
Nur weil es Zeiten/ Orte gibt an denen der Tod mehr "Teil des öffentlichen Lebens" ist, bedeutet es nicht gleich, dass er für die Menschen dort weniger schlimm ist. Es bedeutet nur, dass das Leben dort weitaus grausamer und beschissener ist.
--"Gib einem Mann Feuer, und er hat es einen Tag lang warm. Steck ihn in Brand, und er hat es warm für den Rest seines Lebens"
@Maister-Räbbit
Das macht doch schon jeder zweite Anime und meistens finde ich es schrecklich.
Ich meinte aber das Töten, nicht den Tod. Die Regeln, ab wann das Töten legitim ist, sind nicht überall gleich und so denken dann auch die Menschen dieser Kultur. In einer Fantasywelt finden die Bewohner das Töten vielleicht schneller legitim.Zitat
@Pinguin mit Brille
Ich denke mal jede Kultur wird das Töten grundsätzlich ächten, weil sonst ein Zusammenleben gar nicht möglich wäre. Die Ausnahmen machen den Unterschied. Ich kann mir vorstellen, dass es Kulturen gibt, die es mit der Selbstjustiz nicht so genau nehmen oder die das Töten von Feinden oder Gesellschaftsschädligen für legitim halten. Gerade in einer Fantasywelt ohne ausgeprägtes Gerichtswesen nimmt man das Recht schon mal selbst in die Hand und dann stört man sich wohl auch nicht so sehr daran, dass man mal jemanden töten muss.
Der Tod eines wichtigen Charakters ist nochmal wieder etwas anderes. Du hast recht, dass der Grund "for the drama!" nicht besonders gut ist und trotzdem wird er immer wieder herangezogen.
Das ganze mit dem Töten ist weniger ein moralisches, als viel mehr ein Zielgruppen-Technisches Problem.
Unter Gesichtspunkten der Logik müsste es in der Tat so sein, das Helden - nicht nur von anderen! - an den von ihnen verübten Verbrechen gemessen werden. Das würde aber in Medien, die Grade auf Helden-Pathos setzen, nicht funktionieren, weil ein Held, der von seiner eigenen geschichte nicht als solcher Deklariert wird, ebend auch von Konsumenten nicht so erfasst wird. Je nach Auslegung einer Story auf die Zielgruppe ist aber gewünscht, oder sogar notwendig, das der Heldenmythso keinen Kratzuer abbekommt.
Stellt man seinen Protagonisten hingegen als Normalo, oder sogar Anti-Held dar, dann kann das auch gewünscht oder notwendig sein ... aber in Bezug auf die Bedürfnisse einer anderen Zielgruppe.
Ein makelloser Held ist oft im Bereich der Jugendmedien wichtig. Je reifer die Medien werden, desto ambivalenter werden auch die Protagonisten. Aber grade viele heranwachsende Jungen stehen nunmal auf dieses Helden-Klischee vom edelmütigen, dessen Moral durch nichts zu erschüttern ist. Würde eine Handlung zu sehr in den Aspekt "Grau" abdriften, wird die Handlung für die Zielgruppe entweder zu kompliziert (weil sie noch nicht die reife hat, den Sinn zu verstehen) oder zu langweilig.
DIe Frage ist also nicht, wie wir damit umgehen, die Frage ist, für welche Zielgruppe wir uns interessieren. Bei den bis 16. Jährigen solltest du auf Anti-Helden und zu selbstkritische Protagonisten verzichten. Di Frage nach dem "Warum tut er das?" solltest du dann auch einfach vergessen ... ignorier es einfach und nimm es als Gegeben hin. Die Zielgruppe will das so, und damit it's gut.
Wenn deine Zielgruppe aber eher bei den 20 - 30 Jährigen liegt, dann lass dich ruhig beim design deines Anti-Helden aus. Melancholische oder depressive Seiten werden von dieser Altersgruppe oft als Charakterliche Tiefe anerkannt und geschätzt.
Das stimmt, obwohl ich die Zielgruppe nicht auf eine bestimmte Altersgruppe beschränken würde. Ich zumindest bevorzuge auch den klassischen Helden, der die Guten beschützt und die Bösen bestraft (indem er für ihr schnelles Ableben sorgt).
In Wirklichkeit ist es oft so, dass auch die Geschichten mit "grauen" Figuren viel weniger ambivalent sind als man denkt. A Song of Ice and Fire wird ja gerne als Beispiel genannt, dort gibt es auch gute und böse Figuren und zwar in der Hinsicht (anders funktioniert Gut und Böse gar nicht), dass der Leser mit den einen sympathisieren soll und mit den anderen nicht. Den Guten erlaubt der Leser zu töten, vor allem wenn es die Bösen trifft, denn die soll er ja verachten. Interessant ist in der Hinsicht übrigens, dass man auch Figuren, die vorher Böses getan haben, schnell vergibt, wenn sie später sympathisch dargestellt werden. Aber gut, im Kern geht es um das was du schreibst, nämlich dass es immer darauf ankommt was der Autor aussagen möchte und wie er Moral in seiner Geschichte definiert.