Das ist wohl eine Entwicklung, die in letzter Zeit immer auffälligere Ausmaße annimmt. Die wichtigste Ursache ist wohl das Selbstbild des Autors beim Makern: Maßstabsetzende Spiele wie "Velsarbor" von Lachsen oder "Unterwegs in Düsterburg" von Grandy und weitere werden als Latte gesetzt, nicht als Inspiration oder ähnliches, sodass jeder Entwickler der sich selbst als guten Makerer betrachtet gerne zumindest in diese Liga aufsteigen möchte. Dieses Verhalten liegt einfach in der Natur dieser Community und in der Natur des Menschen; man kennt Lachsen und Grandy von diesem Forum, weiß durchaus, dass es sich um Menschen handelt und nicht um "Profis", so weiß man genauso, dass sie nicht unerreichbar sind. Dieser Gedanke führt dazu, dass man es sich quasi "nicht bieten lassen" will, schlechter als diese zu sein. Niemand will an ein Spiel rangehen und sich von vornerein eingestehen, dass es schlechter wird als einige Meilensteine der RPG-Maker-Szene. Für viele ist es fast eine Grundvorraussetzung, dass ihr Spiel irgendwo bewundert werden soll. Das hat eine Maßlosigkeit an Features, eine unrealistisch detailverliebte Grafik und eine übertrieben professionell-anmutende Vorstellung des Spiels zur Folge.

Dies ist auch ein weiterer Punkt, den ich ganz interessant finde: Das Schema der Professionalität: Wenn man sich heute Vorstellungen ansieht und Vorstellungen von vor 3 Jahren fällt einem im Schnitt besonders auf, dass sich die Beziehung zum "Konsumenten" geändert hat. Früher hat sich der Ersteller als Mensch vorgestellt, kannte vielleicht 80% der Leser des Threads und genauso sah dann auch die Vorstellung aus: Man versuchte nicht mal irgendwas vorzumachen, dadurch hatte man zwar keinen Göttergleichen Eindruck vom Spiel, jedoch wirkte alles menschlicher und näher. Heutzutage sieht alles anders aus. Spiele von erfahrenen Makern und deren Vorstellungen muten fast schon kalt an. Die Vorstellung ist klar gegliedert, mit einheitlichen, makellosen Photoshop-Überschriften, der Schreibstil ist sachlich und selbstsicher, die eigene Professionalität ist einem wohlbewusst. Personalisierte Appelle an die Community oder Insider sind kaum zu finden, maximal ein kleiner Nachtrag unter dem Hinweis, dass dieser Text aus einem anderen Forum kopiert wurde.

Ziel heutiger Makerer ist es eben nicht mehr ein "einfaches Spiel" zu machen, dass vielleicht ein wenig Spaß macht. Ziel ist es, Grenzen zu überwinden, neue Formen der Selbstdarstellung zu testen, besser, größer als vorige Makerer zu werden. Eine Entwicklung die (meiner Beobachtung nach) schon vor Jahren bei den Franzosen zu erkennen war (s. "Final Fantasy 0") und zu ähnlich wenig führte.

Schöner wäre natürlich nicht mehr gegen die Community zu arbeiten, sondern mit der Community zu arbeiten, was vermutlich aber einem Maker von heute nicht mehr das gewünschte Ergebnis bringt.