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Thema: Ausbruch

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Also hier zu könnte ich ziehmlich - und an sich erstaunlich - viel schreiben. Aber ich versuchs kurz zu halten.

    Rein inhaltlich finde ich die Geschichte ganz gut. Die Thematik ist recht interessant und hat viel Spannungspotential, was du teilweise auch ausnutzt. Das ganze ist leider etwas vorhersehbar und irgendwie einfach gehalten, es gibt zu wenige Details und es passiert zu wenig, was nicht direkt an den Ausbruch gekoppelt ist. Ich hätte mir einfach mehr Tiefe gewünscht. Vielleicht Gespräche mit anderen Frauen. Gerade das Innere eines Menschen in solch einer Situation ist interessant, doch du lässt die wenigen Charaktere sehr eindimensional bleiben.

    Stilistisch ist die Geschichte wie Müsli - ein Mischmasch von allem. Der Stil ist größtenteils solide, keine Formulierung ist wirklich verpatzt, jedoch fühlen sich die Worte nur als Mittel zum Zweck an, irgendwie den Inhalt rüberzubringen. Die Worte stelle ich mir in diesem Text vor als kleine, gelangweilte Sklaven, die das tun was sie sollen, aber das nicht besonders elegant oder interessiert. Du musst versuchen sie *bewusst* zu verwenden, um auch Botschaften zwischen den Zweilen zu hinterlassen.

    Was ich sagen will: Du reduzierst die Sprache auf ein Minimum ihrer Möglichkeiten, der reinen Informationsübermittlung. Und damit nimmst du dir selbst stilistisch jeglichen Wind aus den Segeln. Worte können mehr als Dinge benennen.

    Was aber stilistisch wirklich der größte Nervtöter ist: Andauernd beginnen Sätze mit "Ich". Lies mal den Text durch und schau mal selbst..sowas ist der absolute Stilkiller. Die einzige Abwechslung besteht in anderen Pronomen oder Artikeln: Sie, Er, Es, Das, Ein, Eine. Oh mein Gott, es gibt nun doch wirklich soo viele Möglichkeiten, elegant einen Satz einzuleiten. *Darauf* solltest du bei deiner nächsten Geschichte am meisten achten.

    Dann noch eine Sache zum allgemeinen Sprachniveau, also die Sprachebene, in der Erzähler und Figuren reden. Die ist hier nämlich recht inkonsistent, variiert also unsinnigerweise an einigen Stellen. Das ist, als würde Shakespeare zwischen archaischem Englisch und Gossensprache wechseln. So extrem ist es bei dir natürlich nicht, aber hier einige Stellen, die einfach nicht zum Rest passen oder sich einfach doof anhören:
    "dann ist das Licht vorbei" - Oha?
    "Der Peitschenmann" - Seeehr doofe Bezeichnung für nen Mann mit ner Peitsche..
    "steht vor mich hin" - Bestimmt nur ein Vertipper
    "er schnuppert wie ein Pferd" - Soll das ein Vergleich sein oder meinst du einfach dass er stinkt wie ein Pferd? Bei ersterem: Für ein Vergleich sehr unklug, wie sieht denn so ein typisches Pferd aus, wenn es riecht?
    "völlig fertig" und "fettes Arschloch"
    - Die Protagonistin erzählt ansonsten recht ruhig, teilweise fast poetisch oder bildhaft. Soetwas würde die Frau aus *dieser* Geschichte nie sagen, weil es einfach eine ganz andere Spracheben ist, als die, in der sie ihre Geschichte erzählt.

    Was du aber gut gemacht hast, war - obgleich ich denke, dass du das gar nicht bemerkt hast - erst in der Mitte zu erwähnen, dass der Prot eine Frau ist. Ehrlich, ich bin von Anfang an von einem Mann ausgegangen, einen Soldaten in nem Kriegsgefangenenlager oder so. War für mich ein angenehmer Twist.

    Gegen Ende hin kommt auch noch etwas feines: Der Perspektivwechsel im letzten Absatz zu einem anscheinend auktorialen Erzähler, der also über den Dingen steht und nicht als Person im Text vorkommt. Ist wirklich eine gute stilistische Idee und bringt Abwechslung. ABER - und leider gibt es wie du siehst zu viele abers - du hälst das wiedermal nicht konsequent durch. Mitten in diesem Absatz wechselst du wieder die Perspektive grundlos zur Frau. Einfach so, ohne Überleitung. Und zwar genau hier:
    "Doch diese zielt mit einem grosskalibrigen MG auf ihn, ein Lächeln im Gesicht."
    [PerspectiveChangeToFirstPerson]
    "Er will etwas sagen, doch ich lasse ihn nicht."
    Dabei hätte der Abschluss so schön sein können...aber du kannst es ja noch nacheditieren oder so, falls du dem Kritikpunkt zustimmst.

    Fazit:
    Ja, eine recht solide Geschichte - inhaltlich sowieso, stilistisch leider leider nur Mittelmaß. Ich glaube ich habe erst wenige oder keine von deinen anderen Texten gelesen, aber dieser zeigt mir - trotz aller Kritik - dass du auf einem guten Weg bist. Du solltest dir einfach nur mehr Gedanken machen, *wie* du etwas präsentieren willst.
    Ach ja und anscheinend ist die Kritik doch etwas länger geworden. Hoffentlich bringt sie dir was.

    Freu mich schon auf deine nächste Geschichte
    Neo

  2. #2
    Hey! Danke. Das nenne ich eine gute Kritik ^^

    Zitat Zitat von NeoInferno Beitrag anzeigen
    Was aber stilistisch wirklich der größte Nervtöter ist: Andauernd beginnen Sätze mit "Ich". Lies mal den Text durch und schau mal selbst..sowas ist der absolute Stilkiller. Die einzige Abwechslung besteht in anderen Pronomen oder Artikeln: Sie, Er, Es, Das, Ein, Eine. Oh mein Gott, es gibt nun doch wirklich soo viele Möglichkeiten, elegant einen Satz einzuleiten. *Darauf* solltest du bei deiner nächsten Geschichte am meisten achten.
    Ich^^weiss, das war bei meinen anderen Geschichten leider auch so, oder jedenfalls grösstenteils. Darauf sollte ich wirklich achten, denn ich habe, wie du mir geraten hast, die Geschichte noch einmal aufmerksam durchgelesen und es ist wirklich so, dass fast jeder zweite Satz mit einem "ich" beginnt. Nächstes mal achte ich wirklich darauf...

    Zitat Zitat von NeoInferno Beitrag anzeigen
    "dann ist das Licht vorbei" - Oha?
    Wie könnte man es sonst ausdrücken? Dann schwindet das Licht, oder so ähnlich?

    Zitat Zitat von NeoInferno Beitrag anzeigen
    "Der Peitschenmann" - Seeehr doofe Bezeichnung für nen Mann mit ner Peitsche..
    Also ich dachte eigentlich, dass das ne gute Bezeichnung wäre, da ich ja keine Namen in der Geschichte verwende.

    Zitat Zitat von NeoInferno Beitrag anzeigen
    "er schnuppert wie ein Pferd" - Soll das ein Vergleich sein oder meinst du einfach dass er stinkt wie ein Pferd? Bei ersterem: Für ein Vergleich sehr unklug, wie sieht denn so ein typisches Pferd aus, wenn es riecht?
    Also ich dachte da eher an einen Vergleich. Wenn ein Pferd schnuppert, dann tut es das mit seinen Nüstern. Also zum Vergleich, ich wollte das irgendwie so beschreiben, das der Mann halt schnuppert, seine Nasenlöcher sich öffnen und so... kA

    Zitat Zitat von NeoInferno Beitrag anzeigen
    "völlig fertig" und "fettes Arschloch"
    - Die Protagonistin erzählt ansonsten recht ruhig, teilweise fast poetisch oder bildhaft. Soetwas würde die Frau aus *dieser* Geschichte nie sagen, weil es einfach eine ganz andere Spracheben ist, als die, in der sie ihre Geschichte erzählt.
    Na ja, ich wollte den fetten Mann im Büro halt irgendwie so darstellen, das er wirklich ein Scheusal ist und mir fiel irgendwie keine bessere (oder milder ausgedrückte) Beschreibung für so einen Menschen ein.

    Zitat Zitat von NeoInferno Beitrag anzeigen
    Dabei hätte der Abschluss so schön sein können...aber du kannst es ja noch nacheditieren oder so, falls du dem Kritikpunkt zustimmst.
    Dem Kritikpunkt stimme ich zu. Werde es noch ändern.

    Zitat Zitat von NeoInferno Beitrag anzeigen
    Ja, eine recht solide Geschichte - inhaltlich sowieso, stilistisch leider leider nur Mittelmaß. Ich glaube ich habe erst wenige oder keine von deinen anderen Texten gelesen, aber dieser zeigt mir - trotz aller Kritik - dass du auf einem guten Weg bist. Du solltest dir einfach nur mehr Gedanken machen, *wie* du etwas präsentieren willst.
    Bei meinen anderen Geschichten, war auch die Hauptkritik wegen meinem Stil. Ich sollte wirklich in Zukunft darauf achten, denn ich merke es meistens erst im Nachhinein, das der Stil zum Teil nicht so das Wahre ist. Danke das du mich noch einmal darauf aufmerksam gemacht hast. Und das ich mir mehr Gedanken machen sollte stimmt auch, denn meistens ist es so, dass mir eine Idee für eine Geschichte kommt, und ich schreibe dann einfach drauflos, meistens ohne gross zu überlegen, was vor allem bei längeren Geschichten nicht gut kommt, weil es dann zum Teil Ungereimtheiten gibt...

    Zitat Zitat von NeoInferno Beitrag anzeigen
    Ach ja und anscheinend ist die Kritik doch etwas länger geworden. Hoffentlich bringt sie dir was.
    Die bringt mir was, ja.

    Zitat Zitat von NeoInferno Beitrag anzeigen
    Freu mich schon auf deine nächste Geschichte
    Neo
    Ich mich auch

    Peace

  3. #3
    "Wie könnte man es sonst ausdrücken? Dann schwindet das Licht, oder so ähnlich?"
    - Du bist der Autor, sag du es mir

    "Also ich dachte eigentlich, dass das ne gute Bezeichnung wäre, da ich ja keine Namen in der Geschichte verwende."
    - Vorsteher, Vorarbeiter, usw. Und dann erwähnen, dass er ne Peitsche hat, muss ja nicht im Namen stehen wie du siehst.

    "Wenn ein Pferd schnuppert, dann tut es das mit seinen Nüstern."
    - Achso, verstehe. Genau das wird aber aus dem Vergleich nicht ganz klar. Du hättest direkt seine Nasenhöhlen beschreiben können, wie sie sich aufblähen, die Luft gierig inhalieren, suchend nach...oder so.

    "Na ja, ich wollte den fetten Mann im Büro halt irgendwie so darstellen, das er wirklich ein Scheusal ist und mir fiel irgendwie keine bessere (oder milder ausgedrückte) Beschreibung für so einen Menschen ein."
    - Dann musst du deine Charaktere auch so anlegen. Du musst die Figuren immer wie richtige Menschen behandeln. Und als solche sind sie eben an ihre Charaktereigenschaften gebunden, sie würden also nicht alles tun oder sagen.
    Naja, die Frau ist sehr dünn charakterisiert, obwohl mir sehr gefällt, dass du sie nirgends direkt beschreibst. Indirekte Charakterisierung (durch Gespräche, Taten,..) rockt mehr.

    Zum Beispiel hättest du am Anfang mehr darauf eingehen sollen, wie sie diesen Ort und den Mann hasst, durch Monologe oder Gespräche mit anderen. Bei letzterem würde man endlich sehen, *wie* sie spricht und würde sich darauf einstellen.

    Bye,
    Näö

  4. #4
    Zitat Zitat
    Was meinst du genau damit?
    Hab jetzt keine Lust, es genau aufzuzählen, aber geh davon aus, dass ein MG in ihrer Situation keine gute Wahl ist .

  5. #5
    Moin

    Das Thema ist nicht schlecht, fands auch gut, dass der Protagonist eine Frau war, bzw. war überraschend. Allerdings ist mein Favorit immer noch Richard bei dir, obwohl ich da nicht mehr ganz in Erinnerung habe, wie die Geschichte stillistisch ist.

    Zitat Zitat
    Er öffnet seine Hose, ich wusste das dies kommen würde.
    Und nicht nur du, also wenn es schon so sein muss, dann bitte ein wenig subversiver und subtiler, denn das hier war wirklich qed.

    Zitat Zitat
    Der Peitschenmann kommt am nächsten Morgen von der Patrouille zurück.
    Wo war der denn solange auf Patrouille? Meinst du nicht irgendwie auf der Suche nach der Entflohenen? Bisschen Klischeehaft irgendwie so, dass er noch der letzte Überlebende ist und der Sündenbock, aber es erfüllt seinen Zweck, was?

    Zitat Zitat
    "Doch diese zielt mit einem grosskalibrigen MG auf ihn, ein Lächeln im Gesicht."
    [PerspectiveChangeToFirstPerson]
    "Er will etwas sagen, doch ich lasse ihn nicht."
    Hab die Geschichte letzten Freitag gelesen, aber das hast du ja anscheinend schon geändert; gut so.

    Ansonsten kann ich eigentlich nicht mehr viel sagen, da ja Neo schon sehr auführlich dazu geantwortet hat. Wie gesagt, die Thematik ist nicht schlecht, und ein paar gute Ideen hast du auch gehabt, zb. das der Prot eine Frau ist, aber Schade halt, das du immer noch diese Fäkalausdrücke wie fettes Arschloch und so verwendest, denn die Stören, kann man auch anders Formulieren. Aber ich warte gespannt auf deine nächste Geschichte.

    Geändert von qed (10.10.2006 um 10:06 Uhr)

  6. #6
    Echt eine gute Story nur hat sie ihre Macken z. B. wird sie 1000 mal von Mücken gestochen, etwas extrem viel oda ?
    Alles im allen ne ganz akzeptable Story nur halt manchmal zu pervers.
    So, das war meine Kritik.
    ~Wolfi~

  7. #7
    Zitat Zitat von Sir Wolfsword Beitrag anzeigen
    Echt eine gute Story nur hat sie ihre Macken z. B. wird sie 1000 mal von Mücken gestochen, etwas extrem viel oda ?
    Alles im allen ne ganz akzeptable Story nur halt manchmal zu pervers.
    So, das war meine Kritik.
    ~Wolfi~
    Danke danke
    Das mit dem 1000 mal von Mücken gestochen soll nur bedeuten, das sie halt VIELE Mücken gestochen haben. Also ich finde die Geschichte überhaupt nicht pervers, aber Meinungen und Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Freut mich, das dir die Story zusagt

    Bye

    MoNkEy

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