Sind wir ehrlich. Schon 1997 hätte das
Original von Nobuo Uematsu wesentlich schöner klingen können, wenn man die Musik damals ordentlich produziert hätte. Anstelle dessen hat man ohne große Optimierung die Stücke als
MIDIs über die
Standardausgabe der Playstation wiedergegeben. Zugegeben: Ich finde Final Fantasy VII und VIII haben eindeutig die schwächsten Soundtracks, was unter anderem daran liegt, dass hier gar keine Anpassung der MIDI-Kompositionen vorgenommen wurde. Zwar wurde bei Teil VIII die Einleitungssequenz vernünftig eingespielt, der Rest klingt jedoch so kläglich und jämmerlich wie bei Teil 7. Erst bei Teil 9 setzte man dann auf eine Mischform und verwendete die MIDI-Wiedergabe deutlich schlauer.
Aber Teil 7 klingt im Original nach „Aussegnungshalle“. Diesen Kommentar musste ich mir gefallen lassen, als ich den Storyabschnitt des Remakes im Original auf der Nintendo-Switch nachspielte und das Stück „Flowers Blooming in the Church“ ertönte und es jemand hörte – aufgrund der nasalen Klangfarben der Playstation-MIDI-Wiedergabe des Originals. Dagegen waren die warmen Wavetable-Samples des SNES-Soundchips von Teil IV, V und VI zwar verhalten, aber klangen wesentlich angenehmer. Da hätte man definitiv ne andere Lösung suchen sollen.
Für das
Remake gab es neun(!) Komponisten und Arrangeuere, die diesen ungeschliffenen Rohdiamanten von Uematsu neu arrangiert haben. Erst einmal wurden die Stücke deutlich cineastischer und dynamischer ans Geschehen angepasst und dann kommt noch eine Design-Entscheidung dazu, die mir sehr zusagt:
90% der Sücke wurden komplett orchestriert und Synthesizersounds wurden in solchen orchestralen Stücken komplett verbannt. Diese Entscheidung erinnert ein wenig an Star Wars, das auch keine künstlich erzeugten Klänge in der Musik aufweist, sondern ausschließlich
natürliche Orchester-Instrumente für die Klangerzeugung verantwortlich sind.
Das ist so viel angenehmer und schöner. Und genau diese Festlegung verlangt den Arrangeueren auch Können ab. Zwar ist ein Orchester ein vielfältiger Klangkörper, aber um Wirkungen zu erzielen, muss man sich damit auskennen. Beispiel: Mako-Reaktor: Ihr könnt Euch an den schneidenden Sägezahnsound erinnern, der quasi die Melodie ist? So ein ikonischer Sound brennt sich ja ein. Und obgleich superscheußlich, verbreitet er dieses aggressive Unbehagen in dem Reaktorabschnitt:
https://www.youtube.com/watch?v=nswfLcROs-0
Das ganze jetzt mit einem Orchester nachzustellen ohne einen solchen künstlich-angsteinflößenden Klang zu haben... Geht das? Dazu muss man das Arrangement ein wenig umwerfen, aber das Ergebnis verblüfft:
https://www.youtube.com/watch?v=lv6daglrPnk
(Bitte auf 13:11 springen! Ich hab das Stück nicht separat gefunden)
Hier werden mehrere Register gezogen. Alleine die Streicher in geschichteten Oktaven spielen zu lassen während andere Instrumente mit atonale Spezialtechniken im Hintergrund Spannung aufbauen sorgt letztendlich für die gleiche Stimmung: Der Reaktor ist aggressiv verhalten gefährlich, aber man schleicht gerade rein... Nur dass jetzt diese Abschnitte sehr viel natürlicher klingen.
Natürlich ist diese Reaktor-Geschichte Geschmackssache. John Williams scheint bei Star Wars den gleichen Weg zu gehen. Er erreicht durch die natürlichen Orchesterklänge ein deutlich schöneres Ergebnis als wenn er mit Synthesizern gearbeitet hätte, auch wenn es handwerklich sicherlich mehr abverlangt. Außerdem werden Leitmotiv- und Montagetechnik ausgereizt, die Musik bleibt immer natürlich und ist zudem fast ausschließlich tonal. Den gleichen Weg scheint das Final Fantasy VII Remake zu gehen und das ist wunderbar.
Ich wollte damit eigentlich nur zeigen, mit welchem handwerklichen Geschick hier die Musik angepasst wurde. Natürlich kann man sich bei dem Reaktorstück streiten, ist der synthetische Klang natürlich für den Effekt verantwortlich. Aber andere Stücke leiden deutlich mehr unter der MIDI-Begleitung des Originals. Im Remake klingt hingegen der Soundtrack einfach nur grandios. Das soll keine Kritik an Uematsu sein, sondern nur an seiner Design-Entscheidung aus 1997. Ich finde,
die neuen Arrangements werden seinen durchweg grandiosen FF VII-Kompositionen deutlich gerechter. Hier noch ein paar Beispiele, die man sich wunderbar anhören kann:
https://www.youtube.com/watch?v=LQocPqPZ530
(Sektor 7 durchstrifen, mit FF7-Standardmotiv. Das ist wunderbar von Anfang bis Ende durchzuhören)
https://www.youtube.com/watch?v=7NSN8hsEFgk
(Und etwas zum Weinen – eine der mit Abstand schönsten Melodien in einem Videospiel. Der Kitsch wird durch die extremen Divisi-Passagen in den Streichern noch extra verstärkt. Ich finde das herrlich!)
https://www.youtube.com/watch?v=48_3sQyfrMg
Und nicht zu vergessen, der Stamp-Song, Barrets Lieblingslied!
Natürlich sind auch
einige Nummern stark-elektronisch, taugen aber in der Regel auch. Diese sind dann besonders überzeichnet und
mit stark angezerrten Synthieflächen, was aber zu ihren schrillen Einsatzgebieten rund um Wall Market passt. Es gibt auch den ein oder anderen E-Gitarren-lastigen Anime-Track. Diese sind aber meist sehr passend als Leitmotive z.B. für die Turks eingesetzt. Bis auf
einige wenige komische Stücke, die fehl am Platz wirken, ist die Qualität der Musik durchweg also hervorragend.