American Elsewhere bedient sich der Tropen des Cosmic-Horror-Genres, ohne dabei wirklich eine Cosmic-Horror-Geschichte zu sein. Das Buch kokettiert damit relativ wenig, es wird bereits in den ersten 10% des Buches klar, dass es sich bei den nicht-menschlichen Gestalten, welche Wink bevölkern, um Eldritch Abominations handelt. Dabei bedient sich Robert Jackson Bennett allerdings keineswegs nur abgedroschener Klischees (zumindest bis auf die Tentakeln), sondern bringt neue Ideen ein. Die größte Stärke von American Elsewhere ist jedoch, dass der Author eben diese klassischen Cosmic-Horror-Tropen dekonstruiert. Grob vereinfacht: Wenn Cthuluh sich in unsere Dimension schleicht, so hat das nicht nur Konsequenzen für die Menschen um Cthuluh herum, sondern auch auf Cthuluh selber, trotz quasi-kosmischer Kräfte. Die Vermenschlichung der Dinger in Menschengestalt findet also nicht nur in rein physischer Form statt, sondern hat auch Auswirkungen auf ihren Geist. Dies hilft, Empathie beim Leser zu erzeugen, wobei Bennett es es gleichzeitig schafft, eben nicht den moralischen Zeigefinger zu heben und der Geschichte die Aussage "So groß sind die Unterschiede zwischen uns gar nicht" zu verpassen, denn die Unterschiede sind nach wie vor unüberwindbar, und die Bedrohung für die Menschheit bis zuletzt gegeben.
Die Hauptfigur, Mona Bright, ist extrem cool. Als Excop kann sie mit Waffen umgehen, sie ist getrieben von ihrer Motivation, mehr heraus zu finden, und selbst, wenn sie sich auf das Geschehen - im Gegensatz zum Leser - keinen Reim machen kann, so vermeidet sie es, in offensichtliche Fallen zu laufen oder grobe Fehlschlüsse zu ziehen. Was die Befriedigung allerdings etwas mindert ist, dass Mona bis kurz vor Schluss des Buches emotional etwas blass bleibt. Ihre Reaktionen auf alles wirken oft extrem nüchtern, und wenn sie mal Emotion zeigt dann ist es meistens Wut - diese Wut allerdings macht es leicht, sie sympatisch zu finden, denn er ist die Waffe des Buches gegen die Verzweiflung des Leser, die bei der schier unmöglichen Aufgabe, die vor Mona liegt, aufkommen kann.
Obwohl Mona Bright die Hauptfigur des Buches ist wechselt American Elsewhere sehr häufig die Perspektive um die Welt des Buches zu illustrieren. Ein Nebenzweig der Geschichte dreht sich um den Mord an einem der Dinger in Menschengestalt, und wird aus der Perspektive der Mörder erzählt. Auch mehrere der Einwohner Winks bekommen ihre Stunde im Rampenlicht und zeichnen so ein allumfassendes Bild, so dass am Ende des Buches keine Fragen mehr offen bleiben. Dies hat den Nebeneffekt, dass der Leser stets mehr weiß als die einzelnen Charaktere, doch Bennett schafft es, dass dies nicht frustrierend auf den Leser wirkt, denn das nächste Geheimnis liegt schon hinter der nächste Ecke. Außerdem erspart er uns ewig langes Gezeter von Charakteren, dass etwas unmöglich sei, dass es so etwas gar nicht geben könnte, und ähnlichen Käse, der so manch anderes Mystery-Werk bereits kaputt gemacht hat.
American Elsewhere ist viele Genres auf einmal: Mystery, Whodunit, Slice of Life und Horror. Im Gegensatz zu vielen anderen Horrorwerken erzeugt es den Horror nicht allein dadurch, dass man um das Überleben eines Charakters bangt, sondern durch den schier auswegslosen Konflikt, der sowohl die menschlichen als auch die nichtmenschlichen Charaktere betrifft. |