Zitat:
Allzu viel zum Lesen wird es wohl nicht geben, wenn sich nicht eine Handvoll Leute traut, hier ungeniert hereinzuplatzen.
In mir kommt dabei schnell ganz unvermeidbar die Frage auf, was die Leute daran hindert, sich ohne falsche Ängste in das Getümmel (wenn man es noch so nennen kann ^^) zu stürzen. Und wie so oft in einem Anflug von Langeweile entschließe ich mich auch jetzt dazu, der selbstgestellten Frage die Antwort mitzuliefern.
Die drei fett markierten Textteile will ich kommentieren:
Zitat:
Wenn ich von mir ausgehe, so komme ich zu dem Schluss, dass es an sich nicht schwierig ist, die Finger in koordinierter Reihenfolge zu bewegen, und in dem Rauschen der Tippgeräusche Worte und Sätze zu formen.
Wesentlich schwieriger empfinde ich es, diesen Worten und Sätzen etwas persönliches mitzugeben, ihnen einen Charakter zu verleihen, und sie so zu gestalten, dass sie auch von anderen so wahrgenommen werden, wie ich sie vermitteln wollte.
Im Grunde sind es zwei Hürden, die ich für ein Posting überwinden muss (es aber nicht immer mache).
Zum einen ist es, über das Geschriebene nachzudenken. Es gibt nicht wenige, die der Auffassung sind, dass jeder Gedanke in einem Beitrag einer zu viel ist. Ich persönlich bin der Meinung, dass ein Gedanke und eine Intention erst einem Beitrag seine Daseinsberechtigung verleihen (wesegen ich auch nicht so angetan vom 0815-Spam bin), aber nicht selten lasse ich mich dazu hinreißen, den Worten dieser nicht wenigen nachzugeben.
Denn letzten Endes belohnt sich die Mühe, einen Gedanken zu verbalisieren, oft nicht einmal selbst. Und wie viel man auch in einen Gedanken investiert, er steht letztlich auf einer Ebene mit dem Dummgeschwätz jener, die es vorziehen, erst gar nicht darüber nachzudenken.
Zum anderen ist es, dem Pseudonym eine Persönlichkeit zu verleihen. Ich fühle mich nicht immer ganz wohl dabei, in der Annonymität noch persönlich zu sein, da es gerade das ist, was ich an der Annonymität schätze; eine Dimension, die sich nicht auf die Menschlichkeit beschränkt, die im Grunde alle Grenzen wegfallen lässt, und einen endlosen Spielraum bietet. Eine Dimension, in der man wirklich man selbst sein kann, indem man zu einen Niemand wird.
Ich will nicht allzusehr in die Tiefe gehen, denn ich habe gerade gelesen, dass man mit anspruchsvollen Texten die User abschreckt. Das kann ich gut nachvollziehen, normalerweise hasse ich lange Zitatenschlachten wie die Pest und ignoriere sie. Aber momentan bin ich noch frisch und hochmotiviert, da mache ich sowas schon mal mit.
Zitat:
Oder anders ausgedrückt, es fällt mir schwer, noch Farbe zu bekennen, wenn ich statt dessen völlig ungebunden sein könnte wie ich will.
Ich bin eigentlich eine sehr misstrauische Person, die allerdings nur durch eine Wechselwirkung mit der sorglosen Lustlosigkeit offen sein kann.
Ein Beitrag wie dieser, den ich nun schreibe, erfordert also von mir, mich mit etwas gegen meinen Willen auseinanderzusetzen, und zugleich, meine persönlichen Grundsätze über den Haufen zu werfen.
Zudem muss ich mental in der richtigen Verfassung sein, um diese Mühen überehaupt aufzubringen. Idealerweise muss ich einen Zustand extremer Gelassenheit, Überdrehtheit oder Müdigkeit erreichen.
Ich gehe nicht davon aus, dass es jedem anderen genauso geht (es würde mich schockieren), aber sicherlich hat jeder seine persönlichen Gründe, die ihn davon abhalten, persönlich zu werden, und sich an einem Gespräch zu beteiligen, sich auf andere Personen einzulassen.
Und diese zu überwinden, ist einem Thread wie diesem, der durch diese vertraute, herzliche Atmosphäre getragen wird, sicher noch wesentlich schwerer. ^^
Ich habe schon bemerkt, dass Du z.B. nicht so locker bist wie ich, und nicht so optimistisch. Aber es ist grundsätzlich kein Problem, eine misstrauische Person zu sein, etwas Skesis ist immer gesund. Zudem Dir das klar ist, denn so kannst Du daran arbeiten. Und wenn man an sich selbst arbeitet und darin Fortschritte macht, ist das ein wunderbares Gefühl.