Bevor ich nix zu schreibe, Part 206 - Crashkurs durch Stranger of Paradise:
Stranger of Paradise (SoP) war ein etwas eigenartiger Fall. In der Theorie hätte es mir aufgrund des Settings gefallen müssen (Looter im FF1-Universum, vernachlässigbare Story, "Soulslike-Gameplay"), aber ein Aspekt hat mir das Spiel gewaltig verhagelt: SoP nimmt unwesentlich Bezug auf FF1, erwartet aber anscheinend irgendwie, dass man's schon gespielt hat. SoP ist auch nicht direkt ein Remake, sondern eine Art Prequel. Das Ende erklärt zumindest ganz gut, was SoP sein soll - es führt zu den Ereignissen von FF1, aber ersetzt sie nicht. Das Problem hierbei: Dass ich FF1 gespielt hab, ist mehrere Jahrzehnte her und ich erinnere mich an nichts daran. Aus diesem Grund hatte ich auch relativ wenig Bindung zum ganzen SoP-Setting und seinen Charakteren. Ich hab auch nicht ganz verstanden, was in SoP überhaupt passiert, außer, dass Chaos die Welt verschlingt und deswegen von "Protagonist" (let's call him that) Jack vernichtet werden muss.
- Gefühlt haben die vier Krieger des Lichts überhaupt kein Profil (passend dazu mit komplett generischen Namen). Ich nehme nicht an, dass das in FF1 anders war, aber irgendwann will sich Spiel ja auch weiterentwickeln. Weder wird erwähnt, woher Jack sie kennt, noch, wie sie zueinander finden (die Szene, an denen alle drei ihre Kristalle vorzeigen und sich auf den Weg machen, Chaos zu besiegen... ach komm, kann doch nicht alles sein), noch, was genau sie bei der Gruppe hält, außer vielleicht ihr dämlicher Kristall.
- Jack war mir ein wenig zu badass. Vollkommen egal, ob das seinen typischen Spruch ("I need to kill Chaos!"), seinen allgemein äußert kurzen Geduldsfaden, seine spektakulären Kills durch Kristallisierung von Gegnern (... alleine der Kaktor, den er einfach in die Luft schleudert) oder sein Bullshit-Gehabe betrifft: Er wirkt wie 'ne schlechte Karikatur.
- Das Spiel wird mit relativ wenig Dialogen erzählt. Gut, es ist FF1, man braucht wahrscheinlich auch nicht mehr, aber an einigen Stellen wäre mehr Information nett gewesen - woher die Bewohner von Lufenia stammen und warum sie Jack in einer Zeitschleife gefangen halten.
- Das Ende empfand ich als ein wenig arg convenient, dafür aber gut umgesetzt, auch wenn's das eigentliche Problem nicht löst. Jack soll zu Chaos werden (was anscheinend auch in FF1 selbst passiert), damit die Bewohner von Lufenia, die Licht und Dunkelheit ausgleichen, die Kontrolle darüber verlieren. Als Prinzessin Sela (eine der wenigen, die Jack als gutmütige Person kennen und nicht als fiese Ratte) vor seinen Augen stirbt, wenden sich die vier Krieger des Lichts (Jed, Neon, Ash, Sophia) gegen ihn und er muss sie alle erledigen. Dadurch gibt er sich der Verzweiflung hin, da er niemanden mehr hat, auf den er sich verlassen kann und wird zu Chaos, der nur noch für den Kampf und für Rache lebt. Auch ganz cool, dass die vier Ex-Krieger des Lichts nochmal wiedergeboren werden - als Kraken, Kali, Lich und Tiamat und Jack/Garland bei seiner Mission unterstützen, neue Krieger des Lichts heranzuziehen, die ihn erledigen sollen. Wie genau das ablaufen soll, hab ich aber auch nicht ganz verstanden.
- Astos war mega. Schön, dass er eine ziemlich große Rolle (jacks Mantor, der ihn durch die vielen Zeitschleifen führt und mit Jack zusammen den entscheidenen Kniff macht, um ihn zu Chaos werden zu lassen.) im Spiel bekommen hat - leich bissig, leicht zynisch, leicht altklug und allwissend, wie er eben ist. Wusste zu gefallen, gerade auch, wie er Jack mehr als nur einmal auf die Palme bringt.
- Es gab Unmengen an Loot, der komplett uninteressant war und das Inventar vollgemüllt hat. Umgang damit? Auto-Ausrüsten (hat alle Charaktere betroffen), Rest schreddern (was nutzlos war). Nicht ideal.
- Überrascht hat mich das Dungeon-Design. Ich mochte es zwar weniger als das von Code Vein (dem einzigen anderen von mir gespielten Soulslike), aber generell hatte SoP überwiegend schöne Dungeons. Natürlich gab's auch die üblichen Tempel und Ruinen, aber auch Eiswüsten, Wälder mit wechselndem Wetter und fliegende Inseln waren ein Thema.
- Der Dungeon-Aufbau selbst war eher zweckmäßig, hat mich aber dennoch positiv überrascht. Hier und da gab's Gimmicks (die Laser-Kanone im Mech-Tempel oder das wechselnde Wetter im Wald), an anderen Stellen Geheimgänge und falsche Wände für (vernachlässigbare) Secrets, aber auch z.B. neue Klassen für Jacks Mitstreiter. War okay.
- Die Gegnerdichte war an manchen Stellen ein, äh, ziemliches Problem, auch wenn das selten der Fall war. Vielleicht liegt's auch daran, dass ich regulär andere Games spiele, aber Gruppen von sechs Gegnern oder mehr - oder alternativ vier Gegner, aber mittelgroß, wurden richtig unschön und bereiteten mehr Kopfzerbrechen als der Umgang mit den Bossen. Vor allem dann, wenn zusätzlich noch ein Tonberry mit seinem Küchenmesser anrückt. :|
- Das Gameplay setzt im Grunde überwiegend darauf, Angriffe zu blocken, was mir ganz gut in den Kram gepasst hat - ich hab in CV schon mit Block-Build gespielt, und in SoP war der absolut essentiell. Einige Angriffe konnte man dadurch absorbieren und für sich selbst nutzen (Ultraschall von Fledermäusen, herrlich zu AoE-staggern, jegliche Art von X-ga-Zauber oder Comet für maximalen Schaden), aber der Sinn lag eher darin, eben jeden Angriff nicht selbst abzukriegen. Durch Block wurden MP wiederhergestellt (Maximum lag bei 6 MP-Leisten), die man entweder für Skills oder Spells gebraucht hat. Skills verbrauchten grundsätzlich 1-3 MP, Spells überwiegend 1 MP ... mit paar Ausnahmen wie Vita/Vitaga. Blockeinsatz brachte Gegner zum Wanken, was extrem wichtig war, das ermöglichte, eine eigene Combo zu starten. Treffer auf die Schwäche brachten Gegner ebenfalls aus der Balance.
- Ich hab zwar nicht alle Klassen gemeistert, aber die, mit denen ich mich auseinandergesetzt habe (Weiser, Dunkelritter, Erlöser, Berserker, Dragoon) spielten sich ziemlich unterschiedlich und hatten allesamt ihren eigenen Kniff. Einige stellen Weiterentwicklungen bisheriger Klasen dar (z.B. Schwarz-/Weißmagier => Schwarzweiß-Magier/Weiser) und spielen sich dementsprechend ähnlich, aber es gibt auch komplett andere.
- Das Klassenlevel-System hab ich nicht ganz verstanden (hing anscheinend auch von der Meisterschaftsstufe der Waffen ab), aber man musste auch eine jeweilige Klasse nicht verwenden, um diese zu leveln. Zur Not gab's Anima-Splitter, die auch gegen Job-EXP eingetauscht werden konnten.
- Wollte man Gegner erledigen, gab es zwei Möglichkeiten: Break/Insta-Kill und HP-Schaden. HP-Schaden ist das Übliche, für Break brauchte man ein paar andere Statuswerte und Skills, die das zuverlässig zufügten. Break hat noch einen anderen "Vorteil": Man sieht Jack OFT dabei zu, wie er seine blanke Awesomeness heraushängen lässt, indem er gebrochene gegner kristallisiert und anschließens zerschmettert. Beispiel: Dem Morbol werden erst einige Tentakel herausgerissen und weggeworfen, bis Jack in den Kern selbst hineingreift und den Morbol killt. Ein Landwurm dagegen wird mit einem Bodyslam zu Fall gebracht, ähnlich wie eine Puddingprinzessin ... well.
- Das allgemeine Design der Bosse mochte ich. Die hatten zwei Phasen, wobei man beide nochmal machen musste, wenn Jack zu Boden gegangen ist. Auf viele antwortete man jedoch gleich - mit Soul Shield/Block. Hin und wieder gab's auch Angriffe, die man nicht blocken konnte, sondern ausweichen musste. Brauchte man im Übrigen zu lange für einen Boss, verlor man manchmal sämtliche MP und durfte sich die wieder am Boss selbst von 2 auf 6 wieder hochgrinden: Der Unterschied zwischen minimaler und maximaler MP war massiv.
- Und dann gab's ja noch die Mitstreiter (bei mir Jed und Neon). Brachten ein Set an Klassen mit, das nicht geändert werden konnte (Neon z.B. Redmage/Knight/Paladin) und dienten überwiegend dafür, Openings für Jack zu errichten, der im Anschluss wesentlich größeren Schaden anrichten konnte. Bystanding hat bedingt funktioniert, aber nicht komplett: Man musste schon selbst was machen. Eventuell konnte man die letzten 5% der Boss-HP auch nur mit den Mitstreitern abziehen, aber bis dahin musste man auch erst einmal kommen - Mitstreiter besaßen auch 5 Pots à 60% HP, wie Jack, die sie idR nur dann eingesetzt haben, wenn's unbedingt notwendig war. Waren alle HP-Pots weg oder hat ein Mitstreiter einen Oneshot kassiert (manchmal gab's das), musste Jack den Betreffenden wiederbeleben - was ihn selbst einen Pot kostete. Man hat sich hier klar Gedanken gemacht. Übrigens funktionierte auch nicht, als Weißmagier am Rand zu stehen und die Mitstreiter gemütlich hochzuheilen - auf Normal oder Easy vielleicht, aber Hard war eine andere Hausnummer. Zumal das für die letzten zwei Dungeons und den letzten Boss nichts mehr gebracht hat - ab da war Jack alleine unterwegs. Bisschen mit dem Gegner-Movement auseinandersetzen musste man sich schon.
- Der Endboss war komplett ätzend, va. seine zweite Phase. Ich hab den nur durch ein ziemlich gezieltes Ultima downbekommen.
Ich hab übrigens weder das Postgame noch die Nebenquests angerührt - keine Ahnung also, ob die sich lohnen, aber ich fang auch nicht mehr damit an - SoP wird hiermit abgehakt. Zumindest gibt's jetzt keine bissigen Kommentare von meinem Kumpel Bluti darüber, was das für ein Scheißspiel sei ...
(Jetzt fehlt nur noch Cipos Erstprojekt - Vom Drachentöten. Ich erzittere in Furcht davor, wie ein Tonberry vor Jacks nach ihm greifender Hand, kurz vor seiner finalen Vernichtung. :|)

