@Isgar:
Du hast trotz deiner Zweifel in den Kummerkasten geschrieben - wahrscheinlich, weil der ganze Dreck einfach mal raus musste - daher musst du jetzt leider mit Ratschlägen von Halbfremden rechnen ^^
Das, was du da beschrieben hast klingt ziemlich vertraut und meiner Meinung nach nach einer klassischen Depression. :/
In deiner Lebenslage (zwischen Ausbildung und Arbeitseinstieg) ist das leider absolut nichts ungewöhnliches.
Ob das was du geschrieben hast sinnvoll klingt oder nicht, ist überhaupt nicht die Frage, auch nicht, ob dein Schmerz "gerechtfertigt" ist. Wenn er da ist, ist er da und wird seine Gründe haben, unabhängig davon, ob das für andere nachvollziehbar ist oder nicht. Du hast - auch wenn das jetzt bescheuert klingt - ein Recht darauf, dass es dir scheiße geht. Aber du hast auch ein Recht darauf, dass es dir gut geht, auch wenn du dich selbst als wertlos empfindest und in deinen Augen nichts erreicht hast. Das klingt im ersten Moment selbstverständlich, ist aber eine Sache, die vom eigenen Unterbewusstsein gerne mal übergangen wird. Indem du dich für deine selbstempfundene Wertlosigkeit selbst bestrafst (durch die eigene Herabwertung, Kontaktentzug etc. ) - sei es bewusst oder unbewusst - fütterst du einen Teufelskreis, in dem du dich immer mieser und wertloser fühlen wirst. In diesem Zustand beraubst du dir aller Kraft und Inspiration, die du brauchst um tatsächlich etwas "zu erreichen". (Was auch immer das in deinen Augen ist. Ich zB glaube nicht, dass meine 19jährige Schwester von sich glaubt, sie habe etwas Beachtenswertes in ihrem Leben getan - ihre Familie und Freunde sehen das allerdings anders. In meinen Augen hat sie dieser Welt bereits mehr hinterlassen, als es der schwer arbeitende, gutverdienende Bankmanager von nebenan wahrscheinlich je tun wird. Das ist also eine höchst subjektive Sache.)
Mach dir das bewusst. Du darfst nett zu dir selbst sein. Das ist schwerer, als es klingt. Sorge für dich, damit unterstützt du dich selbst bei deinen Vorhaben. Alle Außeneinwirkungen sind vergebens, wenn du dir selbst Steine in den Weg legst. Bestrafe dich nicht für alte Fehler, sondern nimm das, was du daraus gelernt hast mit und gehe weiter.
Für den Fall, dass es sich danach angehört hat: Ich meinte damit nicht, dass du Selbstmitleid versinken sollst - zwischen Selbstmitleid und Selbstverachtung liegt eine sehr breite Spanne.
Stell dir vor, du tröstest eine andere Person. Du kannst Verständnis haben und der Person Gutes tun, ohne sie direkt zu bemitleiden. Pures Mitleid hilft niemandem.
(Außerdem gibt es keinen Grund, dich selbst zu bemitleiden. Das würde bedeuten, dass du dir eine gewisse Hilflosigkeit zuschreibst - und du bist nicht hilflos.)
Jetzt kommt wieder die alte Kamelle (Ich weiß, sie ist leicht gesagt und schwer getan aber verdammt noch mal wahr.):
Du bist die Person, die für deinen Zustand verantwortlich ist. Du alleine. Das klingt im ersten Moment scheiße, weil es impliziert, dass man letztendlich auf sich alleine gestellt ist.
Erstens ist das so nicht richtig, denn nur, weil du den anderen nicht die Verantwortung für dein Befinden übergeben kannst, heißt das nicht, dass sie dir nicht helfen können. Du musst dir halt nur helfen lassen, sonst läuft überhaupt nichts.
Zweitens: Dieser Umstand ist bei näherer Betrachtung ein Segen, denn er bedeutet, dass du nicht von der Laune und Güte deiner Umwelt abhängig bist, sondern jederzeit selbst den Schlüssel zu deiner Besserung besitzt und dir die Zeit nehmen kannst, die du brauchst. Du bist nicht einmal darauf angewiesen, dass deine Umwelt dir glaubt , dass es dir scheiße geht. Also rechtfertige dich nicht. Du bist nicht schwach, nur weil du in einem Tief steckst und verletzlich bist. Es erfordert eine Menge Stärke, trotzdem weiterzumachen. Es wird der Tag kommen, an dem du siehst, dass du dir deine größten Stärken in der Zeit angeeignet hast, in der du dich am schwächsten fühltest.
Ich stecke natürlich nicht in deiner Haut und das, was ich weiß, entspringt letztendlich auch nur meinen eigenen Erfahrungen, aber ich hoffe trotzdem, dass du verstehst, was ich meine und zumindest einen Teil daraus mitnehmen kannst.
Alles Gute. Und mach weiter. Es wird besser.