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Thema: Ein neues Konzept des Horrors

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Horror ist eine Spielart der Phantastik und gliedert sich selbst in Spielarten. Dein beschriebenes Szenario ist strukturell vergleichbar mit "Halloween" und anderen Home-Invasion-Filmen, in denen die Alltagsidylle plötzlich oder nach und nach gestört wird. "Halloween" setzt auf das Trauma der Unmittelbarkeit, "Funny Games" (eigentlich kein Horror, sondern Thriller) auf den Kontrast des Erzählten mit dem Nicht-Erzählten, "Get Out" auf eine zunehmende Falschheit. Andere, mit deiner Idee vergleichbare Titel, stehen in der Tradition von "An Occurence at Owl Creek Bridge", darunter fallen so diverse Geschichten wie "Carnival of Souls", "Jacob's Ladder", "Silent Hill", "Dead End", "The Machinist", "Langoliers", "Zwischen neun und neun" - nicht alles davon ist Horror, aber alles Phantastik. Ein jüngeres Beispiel ist "Channel Zero" (insbesondere Staffel 2, aber auch 1). In der zweiten Staffel landen Figuren in einer Parallelwelt und müssen das erstmal begreifen. Nonsens- und Traumdichtung hat manchmal auch solche Anleihen, dass Phantastisches unbemerkt in den Alltag dringt. Horror und horrorähnliche Genres sind also bereits reich an Geschichten, die sich als etwas anderes tarnen.

    Was Angst anbetrifft: Die ist nicht konstitutiv für Horror. Ich empfinde selten Angst bei Horrorfilmen (bei Spielen schon) und selbst wenn man mir die Amygdala entfernen würde, hätte ich weiter Spaß an ihnen. Sie sind unheimlich oder eklig oder kathartisch oder absurd oder lassen mich etwas unsagbar Fremdes erfahren. Dabei kann ich Angst empfinden, muss ich aber nicht.

    Ich meine übrigens, dass es vor Jahren auf rpgmaker.net mal ein Spiel gab, dass in deine Richtung ging. Das fing als High-Fantasy-RPG an und endete als horroreske Absurdität. Leider finde ich es nicht.

  2. #2
    An Jacob's Ladder hab ich auch sofort gedacht. Apropos Film, selbst innerhalb der Geschichte kann man wohl nicht zu lange warten, bis etwas deutlich Mysteriöses passiert. Ein Film, der zur Hälfte aus Alltagsleben besteht, wäre - egal was dann noch für ein Twist kommt - ziemlich langweilig.

    Und dann ist mir noch ein Gedanke gekommen. Pacebook sprach ja eine Romcom an. Ich glaube, ich wäre ziemlich enttäuscht, wenn aus einer Romcom überraschend Horror wird. Man muss ja auch in der Stimmung dafür sein. Ich mag es z. B. überhaupt nicht, wenn eine leichtherzige Geschichte plötzlich dark and edgy wird (ich kann auf dark and edgy komplett verzichten, aber das ist ein anderes Thema). Man könnte den Zuschauern mit solchen Twists also vielleicht sogar vor den Kopf stoßen. Es ist sinnvoll, aus dem Genre kein Geheimnis zu machen.

    Zitat Zitat
    Was Angst anbetrifft: Die ist nicht konstitutiv für Horror.
    Das seh ich auch so. Horror ist heutzutage sehr divers und nicht jedes Subgenre zieht seinen Unterhaltungswert aus dem Grusel (ich finde das Wort passt eigentlich besser als Angst).

  3. #3
    Ich würe sagen, dass die Charaktere der Story in Angst leben - nicht aber der Zuschauer/Spieler/Leser von irgendwas, das Horror ist. Das sind am Ende genau die Sachen Horror die mir weniger gefallen (ich mag eigentlich auch kaum Horror, weil wohl vieles so gestaltet ist): Wenn die Macher versuchen dem Zuschauer quasi nen "Schrecken" einzujagen. (Aber wenn man sich erschreckt ist das noch keine Angst.) Lieber es "düster" gestalten, so dass es glaubwürdig rüberkommt - dass man merkt, dass die Charaktere auch Angst haben und total fertig sich fühlen. Aber eben nich unbedingt mit "Schreckensmomenten" für den Zuschauer - sowas muss ja nicht sein.

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