Zitat Zitat von Kelven Beitrag anzeigen
Nur mal am Rande zu dem, was du über Xena und Buffy schreibst: Haben LGBTQ-Themen denn einen signifikanten "Impact" auf neutrale Zuschauer?
Dazu kann ich, um ehrlich zu sein, keine qualifizierte Aussage machen. Ich vermute (!), dass sie heutzutage aufgrund des Hochwerts von wokeness und Solidarisierung einen recht großen Einfluss haben nicht nur auf das Medium, sondern direkt auf die Zuschauer. Ich bin mir allerdings eben nicht sicher, ob das auch unabhängig davon einen Einfluss hat. Ich bilde mir aber ein, dass der Subtext bei Xena beispielsweise einen enorm großen Einfluss hatte, auf Medium und Zuschauer, weil er eng verwoben war mit den Erzählzwecken und die homoerotische Lesart dabei ja bei weitem nicht die einzige war. Die Verbindung zwischen Xena und Gabrielle und vor allem Xenas alte Partnerinnen geben den Charakteren eine enorme Tiefe, und dabei ist es völlig egal, ob man sie als Liebende oder als Freundinnen oder in einer Mentoren-Schüler-Beziehung wahrnimmt. Subtexte tragen sich immer auf der Oberfläche ab.

In der deutschen Rezeption fehlte meines Wissens vor allem das Subtext-Gespür, weil die deutschsprachige Welt einfach viel weiter war in der Akzeptanz der Darstellungen, was sicherlich auch mit dem frühen Appell von Rosa von Praunheim zu tun hat. 1987 gibt es im deutschsprachigen Fernsehen den ersten homosexuellen Kuss im Nachmittagsprogramm, was wenigstens andeutet, dass die Medien- und Rezeptionsbedingungen hier andere sind und waren und die Subtext-Klausel nie im Zuge der 90er bei weitem nicht in dem Maße bemüht werden musste (was übrigens, finde ich, deutschen Fernsehproduktionen bis heute schadet, weil ihnen eine essentielle Entwicklung verwehrt worden ist).

Jedenfalls. Es geht für mein Dafürhalten eigentlich auch bei diesem Thema erstmal nur um Diversifizierung. Darstellungsweisen sind immer ein Zusammenspiel vieler Faktoren, Medienentwicklung ist immer ein Zusammenspiel vieler Faktoren. In den 90ern hat man in das Mediengemisch nach und nach LGBTQ-Themen reingekippt und es hat angefangen zu brodeln, im Medium, beim Publikum, in der Gesellschaft. Ich wage zu behaupten -- und würde das an dieser Stelle nicht überzeugend ausargumentieren können, würde man mich dazu auffordern, weil die Zusammenhänge zu verzweigt gelegt sind --, dass wir heutzutage Serien wie GOT (von der man jetzt erstmal halten kann, was man will, aber ihr Umfang an Darstellungsmitteln ist doch beachtlich) nicht in dieser Qualität hätten, hätten die 90er nicht die LGBTQ-Themen in den Kessel gegeben.

Zitat Zitat
Das versteh ich jetzt nicht. Meinst du, Frauen greifen bewusst zu diesen alternativen Meuchelarten, um sich vom "Männlichen" abzugrenzen?
Nein, aber ihre gender-spezifische Prägung legt sie ihnen als Handlungsdispositiv beinahe alternativlos nahe.

Zitat Zitat
Ich hätte eher gedacht, dass es so einfacher ist, jemanden zu töten (zumindest mit Gift und Auto). Selbst Männer können ja nicht so einfach jemanden totprügeln, es sei denn, die Person ist (aus unterschiedlichen Gründen) wehrlos. Beim Mord und Totschlag greifen Männer auch gerne zu Hilfsmitteln, zumindest wenn ich von den Zeitungsartikeln ausgeh, die ich so gelesen hab.
Ja, selbstverständlich. Aber die Gewaltqualität ist eine völlig andere. Männer sind prädestiniert für das Totprügeln, die dafür notwendige enorme Gewaltausübung und die Zorn-Grundemotion dahinter sind stereotyp "männlich" kodiert. Frauen, als "Nicht-Männer", können so nicht handeln (könnten sie schon, aber können sie eben nicht). Und ich mein: Natürlich ist es mit den Tatmitteln Gift und Auto einfacher -- aber warum prügeln dann Männer andere tot und Frauen (en gros) nicht?

Zitat Zitat
Aber gut, jetzt sind wir leicht abgeschweift. Auf der einen Seite steht die akademische Auseinandersetzung mit Geschlechterrollen, auf der anderen Seite stehen die Interessen der Spieler und Spielerinnen, die sich in der Regel gar nicht für die wissenschaftliche Sicht interessieren, da lehne ich mich mal aus dem Fenster.
Ich will nur kurz darauf hinweisen, dass es immer ne ganz schlechte Idee ist, nen Cut zwischen vermeintlich elitäre Wissenschaft und eigentliche und vermeintlich relevante Wirklichkeit zu setzen, und dann bin ich auch schon ganz still. ^^"