Zum Thema Devotismus. Erstmal sollte klar sein, dass Figuren, die sich unterordnen unter autoritäten oder sonst wie nicht zwingend devot sind, sondern das ihre Rolle oder Position das verlangt. Bist du devot, wenn du Anweisungen von deinem Chef befolgst, bist du devot wenn du devot, wenn du deine eigenen Bedürfnisse vielleicht für ein höheres Gut zurückstellst? Also auf dem Pfad zwischen Subjekt und gefälligem Objekt gibt es da noch mehr. Ich würde nicht gleich, die stereotype Hausfrau als devot begreifen.

Wenn wir jetzt über echten Devotismus reden, geht es nicht mal so sehr um einen Fetisch. Die genannten Sachen sind besonders starke, fantasievolle Ausprägungen oder Erfahrungen, die man in der Fantasie oder der Realität anstreben kann, allerdings geht es dabei nicht allein um sexuelle Befriedigung, zumindest nicht in dem Fetisch-Sinn. Ein Freund von mir studiert Kulturwissenschaften und mit dem hab ich mich darüber mal unterhalten. Er meint, dass das eigentlich eine sehr alte Geschichte ist und sich die auch in den Medien in vertauschten Prämissen von Autoren widerspiegeln, das es zum Beispiel weibliche autoren gibt, die sich starke Männerfiguren kreieren und andersherum ebenso Männer, die sich starke Frauenfiguren kreieren, um quasi den Wunsch einer Unterwerfung ihres eigenen Geschlechts unter diese Fantasiefigur zu imaginieren.

Das Ziel dieser Herangehensweise bzw. dieses Wunsches ist nicht etwa Ausliefeurng im sinne von tatsächlicher sklaverei, also Entmenschlichung und Entrechtlichung, auch wenn das Bild zur bildlichen Beschriebung heraufbeschworen wird. Es geht eigentlich um Kontrolle und Verantwortung auf der einen und Kontrollverlust und Befreiung auf der anderen Seite. Die Aufgabe von Kontrolle befreit (deshalb findet man diese Fantasie häufig bei Leuten in Macht- oder Verantwortungspositionen) quasi von einer empfundenen Last oder dem Zwang eben alles kontrollieren zu müssen, während sie demjenigen, der diese Last nicht spürt, weil er vielleicht sonst keinen Zugang zur Macht hat, Kontrolle aber eben auch Verantwortung gibt. Meist nur für die Dauer des "Spiels" an sich, aber es geht quasi um eine Ausgleichshandlung.

Wenn ihr Houllebeqs Unterwerfung vielleicht mal gelesen habt, ist eine bei den Reszensenten vorgenomme Interpretation auch eine solche. Die Übernahme eines klar strukturierten ethischen Moralsystem entledigt einen nicht nur der Verantwortung für sein individuelles Schicksal im Liberalismus (das ganze kann praktisch auch eine politische Komponente annehmen), was als eine Befreiung angesehen werden kann und der Hauptcharakter wird wiederum in eine ihm zugedachte konservative Mänerrolle rückgeführt, die ihm die vorherige Gesellschaft geraubt hatte, und in der er jetzt wieder Kontrolle ausüben kann. Der ganze Roman, so kann man es interpretieren, ist am Ende auch ein Spiel mit devoten Fantasien.

Aber das führt vom Thema weg. Ich hab bisher bei keinem Spiel, das ich gespielt habe, auch nur Ansätze einer Ausgestaltung gefunden. Wenn so etwas da war, dann in der Regel in der Form pubertärer Machtfantasien, aber die sind wie beschrieben eigentlich das Gegenteil von dem, was Devotismus eigentlich meint.