Ich wurde von Isgar auf diese doch ziemlich bizarre Diskussion aufmerksam gemacht und versuche mal, als Schweizer mit Deutschland-Erfahrung etwas dazu beizutragen:

1. Scheinbar bringen hier viele Leute Dialekt (das sog. Schweizerdeutsch) und abweichende Hochsprache (Schweizer Hochdeutsch oder auch Österreichisches Hochdeutsch) durcheinander. Während man ja argumentieren kann, daß ein in einem Schweizer Dialekt verfaßtes Spiel für den Großteil der Deutschland-Deutschen nicht verständlich wäre (selbiges gilt auch für alle anderen Dialekte, sei das Kölsch, Platt, Steirisch oder was weiß ich), obwohl sicherlich interessant, bezieht sich die Diskussion wohl auf die Abweichungen in der Hochsprache... Ernsthaft? Die Unterschiede halten sich dabei ja wirklich in Grenzen und sind größtenteils für den gesamten Sprachraum verständlich. Ob der Schweizer nun in Ermangelung des Eszett in Massen trinkt (was in den meisten Fällen durch den Kontext ohnehin verständlich ist), sein Auto parkiert oder von der Polizei verzeigt (= angezeigt) wird, oder ob der Österreicher im Jänner sein Haus am Land besucht, dürfte doch kaum jemanden derart verwirren oder aus dem Kontext reißen? Zudem: Alle diese Variationen der Standardsprache sind gleichberechtigt. Es gibt kein internationales Abkommen, daß "korrektes Hochdeutsch" nur als das in der Bundesrepublik geschriebene Standarddeutsch definiert (Stichwort "Ethnozentrismus", wie von BDraw bereits angesprochen -- auch wenn das "Ethno-" hier doch eher deplaziert wirkt).

2. Wer jeglicher Sprachverwirrung durch eventuelle S-Homonymen aus dem Weg gehen möchte, kann ja gerne in Fraktur schreiben, wo durch das Lange S (ſ) noch weitere Regeln existieren (Beispiel "Wachstube": Wach-Stube vs. Wachs-Tube). Die auch nach BRD-Regeln vorhandene "Weg - weg"-Problematik wurde ja auch schon gebracht, und das ist noch lange nicht alles. Deutsch ist eben kompliziert.

3. Die Neue Rechtschreibung hat den (in der Antiqua-Schrift in erster Linie ästhetischen) Sinn des Eszett sowieso ad absurdum geführt. Die neue Eszett-Schreibung sieht nicht nur häßlich aus, sondern ist entgegen der allgemeinen Meinung auch noch komplizierter, da man nach alter Schreibung (wie ich sie privat gerne verwende) eigentlich nur wissen muß, wann kein Eszett zu setzen ist (nämlich zwischen zwei kurzen Vokalen, wie bei Essen, Wasser, besser usw.). Da bin ich als Schweizer heilfroh, etwa in der Uni meine Texte nicht nach diesen grauenhaften neuen Regeln schreiben zu müssen, sondern einfach gleich aufs Eszett verzichten zu können.