Hier wird nicht geterrort
Hm, ein bisschen schwammig, der Eröffnungspost. Gewalt ist in Medien wie Film wie bei Spielen (mehr aber bei Filmen) eine Art Spannung aufzubauen, oder Dramatik zu erzeugen, genau so wie sie ein Mittel der Charakterisierung ist. Ein Bösewicht in einem Fantasyepos, der keine Gewalt ausübt, wird selten ernst genommen. Wobei dann wiederum zu erwähnen ist, dass Gewalt viele Formen annehmen kann, einige davon haben nichts mit Blut, Gedärmen und und Abgesägten Körperteilen zu tun, sind subtiler aber ein genau so interessantes Stilmittel. Naturgewalten, psychische Gewalt, sexuelle Gewalt ( die schon alleine verstörend genug ist, aber oft auch noch mit Splatter kombiniert wird, was gruselig ist -> Outlast, Heavy Rain, Silent Hill 2) und bestimmt noch ein paar mehr Dinge, die mir morgens um acht nicht einfallen. X)
Gewalt erzeugt auch impact. Wenn in Street Fighter kein Lichtblitz, kein lautes Geräusch und keine heftigen Bewegungen (und natürlich momentum) involviert wären, hätte ein Schlag kein Gewicht, nur mit einem gewissen Grad an Heftigkeit wird ein Fighting Game valide und spaßig. Davon ab, dass Fighting Games eigentlich pure Gewalt sind.
Wenn man das so auffasst, stellt man schnell fest, dass Gewal bei einer Menge Spielen auch ein (wenn nicht der) essenzieller Bestandteil von Gameplay ist. Shooter(Krieg, Folter), Fighting Games(Schlagen, Treten, Splatterelemente), Rollenspiele(meistens ein irgendwie gearteter Krieg), Horror(psychologisch,physisch, in allen möglichen bunten Facetten). Schon vor Telltale war Gewalt aller möglicher Art auch in Adventures verankert, siehe so schöne Titel wie "I have no mouth and I must scream".
Im Fall des oben erwähnten Fiesowichts ist der impact eher Handlungsbasiert. Der Spieler (und auch der Avatar desjenigen) braucht ein Motiv, den Bösewicht niederzuringen, und wenn es nur Mario ist, der Bowser besiegt, um Peach zu retten, die vorher vor seinen Augen gewaltvoll entführt wurde (braucht man nicht schön reden, so isses
).
Ich bin nicht ganz sicher ob der Grad an Gewalt in der Moderne unbedingt zugenommen hat. Es gibt eine Menge alte Relikte der Videospielgeschichte, die zum Beispiel Sex (und Gewalt) auf lächerliche Art und Weise darstellen, die rießige aufreger waren und heute eigentlich nur noch albern wirken. Die Darstellung ist natürlich realistischer geworden, obwohl...

Silverload 1996,

Dark Seed 1992,

Phantasmagoria 1995
Nevermind, das ist schon nah genug dran um mindestens ein bisschen Ekel zu erzeugen. Obwohl ich sicher bin, dass gleich ein paar ganze Kerle hier das Gegenteil schreiben werden :P
Interessant war ein Artikel der GameStar, der kurz nach dem Release von Fallout 4 kam, über den Sinn der Gewalt und die Notwendigkeit der Übertreibung.
Zitat
»Es gibt Aspekte der Darstellung, manche physikalische Simulationen zum Beispiel, die sich um ein Abbild der Realität bemühen. Aber wir machen ein Unterhaltungsprodukt«, verrät uns Michael Capps, dessen Firma Epic die Gears of War-Reihe entwickelt.
»Das Letzte, was wir wollen, ist, die Leute anzuwidern. Es ist daher wichtig, bestimmte Grenzen nicht zu überschreiten.«
Um diese Grenzen einzuhalten, sichern sich Capps und auch Yosuke Hayashi mit Fokusgruppen-Tests ab, bei denen sie die Reaktionen der Spieler auf die Gewaltszenen auswerten. »Die Soundeffekte darf man in diesem Zusammenhang nicht unterschätzen“, meint etwa Hayashi. »Wenn ein Gegner stirbt, dann schreit er auch. Aber sobald diese Schrei zu überzeugend nach echtem Schmerz, echtem Leid klingt, ist das dem Spieler extrem unangenehm, obwohl er ja weiß, dass er ›nicht echt‹ ist.«
...
Gewalt ist also gar nicht so banal und im Kontext von interaktiven Medien sogar sehr recherchierenswert. Was ich auf jedenfall sehe (oder mir einbilde zu sehen), ist dass die die Zahl an Gewaltakte, die dem Spieler selbst (also dessen Avatar) angetan oder er sich selbst anzutun hat, um im Spiel fortzuschreiten, also genau da wo es uns selbst weh tut, wo das Spiel in seiner Form am nähesten an uns herangeht, je heftiger die Gewalt ist, zunehmen. Da ich in letzter Zeit wieder einiges an Horrorkram konsumiert habe, ist mir aufgefallen, dass das Abschneiden von Fingern wohl derbe im Trend liegt, wenn man sich Outlast, Heavy Rain und Until Dawn ansieht. Bei letztem beiden darf man sogar selber amputieren und das Knöpfchen drücken. Neat! Ich glaube es gibt keine seltsamere Methode, um einen Spieler einen Schauer über den Rücken zu jagen, als ihn selbst an sich operieren zu lassen, auch gesehen in Walking Dead Season 2, bei der man ja sogar "nur" ein Kind spielt. Ansonsten darf man auch selbst Foltern (die GTA 5 Kontroverse, das neue Wolfenstein). Klingt komisch, aber ich würde schon sagen dass ich ein Fan der Extreme bin, wo Gewalt oft mit hineinspielt, aber bei den letzten beiden Beispielen bin ich skeptisch, ob das wirklich (im Kontext der Tat) eine notwendige Sache war. Bei Wolfenstein finde ich sogar, dass die Szene sehr isoliert und dem Charakter unpassend darsteht.
Ich glaube aber das ekelerregendste ist immer noch eine Kombination aus sexuellem Kontext und Gewalt. Vielleicht hat ja hier jemand Outlast 2 gespielt und ist dem Bräutigam begegnet. Die Szene auf dem OP-Tisch war etwas, was mir beim ersten Mal Übelkeit und beim zweiten Mal mindestens ein mehr als seltsames Gefühl im Bauch verursacht hat, mehr will ich dazu gar nicht sagen. Ich glaube, wenn so etwas passiert, dann ist für mich die Grenze deutlich überschritten, einfach aus dem Grund, der auch im Game Star Artikel hervorgeht - sobald die Gewalt so real und so auf den Punkt ist, verfehlt das Spiel seinen Sinn, wenn Faszination oder Spaß oder Neugier in zu starkem...Unwohlsein ist das falsche Wort, aber es gipfelt zumindest darin, dass ich keine Lust mehr habe das Spiel zu spielen, weil es meine Grenze des Zumutbaren überschreitet, dann ist es nicht mehr Unterhaltung.
Problem ist, dass die Grenze ziemlich schwammig ist, denn auch hier werden Spieler schreiben, dass sie die Szene gar nicht so schlimm fanden, und das macht es Problematisch zu unterscheiden zwischen dem nötigen Maß an Gewalt um etwas zu verdeutlichem und unnötigem Superlativ. Wahrscheinlich sogar eher unmöglich.
Deswegen würde ich Gewalt immer nur punktuell in Szene setzen, weil es am wirkungsvollsten ist, Akzente zu setzen, statt den Inhalt eines Menschen einfach mal überall über die Wand zu schmieren (auch wenn das natürlich einfacher ist)