Ich finde das Thema (kam in einem anderen Thread auf) so interessant, dass ich es mal in einen eigenen Thread auslagere. Vielleicht gab es schon mal einen zum gleichen Thema, aber der muss schon ziemlich alt sein. Es gibt einen über Tabus, aber - so verrückt es auch klingt - selbst die brutalste Gewalt ist heute kein Tabu mehr.

Ich hab im anderen Thread das Gemetzel im Kolosseum mit der Gewalt in Medien verglichen. Klar, moralisch gesehen kann man beides nicht miteinander vergleichen: Im Kolosseum wurden Menschen grausam umgebracht, in Filmen und Spielen kommt niemand zu schaden. Eine Gemeinsamkeit gibt es aber schon: Hüben wie drüben ergötzen sich Menschen an Gewalt und ich bin überzeugt davon, dass beides die gleichen Ursachen hat. Es gibt genug Medien, die sich mit dem Thema "Faszination Gewalt" befassen. Ich denke, ich bin nicht der einzige, der hier Parallelen sieht.

Es ist offensichtlich, dass - um mal Spiele als Beispiel zu nehmen - die Fatalities von Mortal Kombat oder der Splatter von Fallout 4 nicht deswegen eingebaut wurden, damit der Spieler sich schlecht fühlt und Gewalt infrage stellt. Im Gegenteil, die Gewalt soll begeistern und das tut sie auch, denn sonst würden die Spieler blutrünstige Spiele ablehnen. Wenn man sich anschaut, wie sich die Gewaltdarstellung im Laufe der Zeit verändert hat, wird man bemerken, dass die Spiele immer brutaler werden. Und die Akzeptanz steigt mit. Ich weiß noch, dass die Redakteure zur Zeit der Power Play und ASM Spiele schon alleine deswegen infrage gestellt haben, weil Soldaten andere Soldaten töten.

Obwohl der Gewaltgenießer heutzutage eher zu Filmen oder Spielen greift, bedeutet das übrigens nicht, dass das Anschauen echter Gewalt verpönt ist. Man liest z. B. immer wieder, dass auf den Schulhöfen reale Gewaltvideos (bis hin zu Snuff) die Runde machen.

Wie fragwürdig findet ihr brutale Gewalt in Spielen (und anderen Medien)? Und speziell in Makerspielen? (wenn man mal außer Acht lässt, dass sich Gewalt mit der niedrigen Auflösung nicht wirkungsvoll darstellen lässt.)

Meine Meinung dazu: Es gibt schon Formen von Gewalt, die ich abscheulich finde, aber der Splatter der Actionspiele zählt nicht dazu. Wenn Blutfontänen spritzen, Körperteile fliegen und Köpfe spektakulär zerfetzen, dann find ich das geil. Und mir ist bewusst, dass das moralisch fragwürdig ist. Es ist wie gesagt nicht mal ansatzweise so falsch, wie sich an echter Gewalt zu ergötzen, aber man sollte auch nicht so tun, als ob die Weste ganz weiß ist.

Was mich bei diesem Thema am meisten stört ist die Unehrlichkeit und Scheinheiligkeit. Solange es sich um Fiktion handelt, kann jeder Mensch im Grunde konsumieren was er will. Man muss die Gewalt also weder entschuldigen (Gewalt ist nun mal nichts Positives) noch als Gewalt-Fan so tun, als ob man die Gewalt nicht ihrer selbst wegen toll findet. Und dann gibt es noch einen Punkt, der schon Anfang der 90er von einigen Videospielmagazinen aufgegriffen wurde: Die übelste Gewalt ist in Ordnung, aber sobald es um die Sexualität geht, wird mit die Nase gerümpft. Heute ist die Szene zwar liberaler geworden, aber nun gibt es andere Gründe fürs Naserümpfen. Musste man früher fragen "Ist Sex schlimmer als brutale Gewalt?", könnte man heute fragen "Ist Sexismus schlimmer als die Verherrlichung von Gewalt?" Mir gehts jetzt weniger um die Frage selbst als um den Umstand, dass wie so oft mit zweierlei Maß gemessen wird.