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Das ist so lange wahr, wie wir ausschließlich klassische Spiele betrachten. Hier mal der absolute Edge-Case: Mein Spiel besteht aus zwei sehr langen Videosequenzen und einer Entscheidung dazwischen. es ist offensichtlich kein Film, da Filme nicht interaktiv sind. Nun landet das auf Youtube. Ist das auch noch gucci? Wenn nicht, ab wie vielen Entscheidungen die zu treffen sind wird’s okay?
Von Kinetic Novels, über klassische Visual Novels, über Exploration-Games hin zu Covershootern im Actionschlauch und Spielen die graduell mehr Interaktion fordern verläuft die Grenze zum Film oder Buch offensichtlich fließend, also können wir hier meiner Meinung nach nicht einfach sagen "Spiele haben ja noch Gameplay, also ist das ok".
Punkt. In einem meiner ersten Posts habe ich das auch eingeräumt. Weil das Gameplay reduziert ist, nimmt man sich mit dem Lets Play sicher auch viel weg, ich wollte nur noch einmal die Gegenseite stark machen, dass die Spiele eben trotzdem noch funktionieren, auch wenn man die Story kennt. Aber ja sicher gehen dann viele von der Fahne wenn sie die Story gesehen haben, allerdings

Und das trifft sich eben mit der aufgeworfenen Frage wie hoch der Schaden denn nun ist. Jedes spiel das weniger verkauft wird ist durchaus eines zuviel, allerdings habe ich mir eben die Frage gestellt, wie viel da wirklich nur deswegen nicht gekauft werden und wollte deshalb auch sagen, dass diese Art Spiele zumindest in der Wahrnehmung, die ich so mitbekommen habe, von sich aus schon kein Massenpublikum ansprechen, eben eine deutlich kleinere Zielgruppe, die sich auf solche Geschichten gerne einlässt. Ich denke Vergleiche zum Impact von Indie-Filmen kann man da schon ziehen. Da sind häufig echt schöne Perlen darunter, aber dafür interessieren sich im Vergleich auch nur ein paar Hansel. Und für mich stellt sich eben dann unabhängig vom Einzelfall schon die Frage wieviele von den rund 100.000 Views, die Gronkh zum Beispiel bei Gone Home hatte, auf Leute entfallen, die so ein Spiel ernsthaft angefasst hätten. Erkennt man auch schnell an den Viewzahlen die von über 300k bei der ersten auf 200k bei der zweiten und dann etwa auf stabile 130k im Schnitt beim Rest abgestürzt sind. Der Vorwurf an sich erschiene sehr eindeutig wenn man sagen könnte, dass die 130k die sich das komplette Spiel angesehen haben, ja offenbar so zufrieden damit waren, dass sie es sonst gekauft hätten, wenn sie es nicht hätten kostenlos bei einem Lets Player hätten schauen können. Aber ich glaube nicht das man realistisch davon ausgehen kann. Und gegenrechnen müsste man dann noch virtuell die Leute, von denen man annehmen sollte, dass sie das Spiel erst aufgrund des Lets Plays überhaupt entdeckt haben und zum Kauf bewogen wurden.

Das meinte ich einerseits mit unklarer Kausalität und auch der Problemgröße ist mangelnder Umsatz direkt (nur) auf Lets Plays zurückzuführen und wenn wir Lets Plays als ein Problem identifizieren wie groß ist es schlussendlich wirklich? Um nochmal sicher zu gehen; Ich will das Problem nicht kleinreden, dass kenne ich bei mir, dass ich Adventure erstmal für ein Jahr oder so stehen lassen muss, bevor ich sie wieder mal durchspielen kann, damit die Rätsel wieder frisch sind und ich etwas unbefangener an die Story rangehen kann. Aber genauso wie der Spieler der alle Plottwists kennt und deshalb das Spiel nicht mehr kaufen will, sind da auch Leute im Publikum, deren Spieltyp das auch nicht entspricht und für die das einfach nur Unterhaltung ist, bei dem sie jemand anderem beim Schwitzen zusehen wollen. Das war in den YT-Kommentaren bei Gronkhs Until Dawn Run eine der Positionen. Gronkh meinte aber eben auch, selbst wenn man schon weis, wie es ausgeht, lohnt Until Dawn wegen der Events, wegen der Fluchtsequenzen und an den Stellen wo man sich nicht bewegen darf, weil man nur beim Spielen diese hefitge Erfahrung mitnimmt. Ich sage das an der Stelle nur noch einmal, um das Bild zu vervollständigen, darum geht es mir hier eigentlich, eben weil die Kausalität nicht so klar ist, muss man auch sehen, dass selbst bei storygetriebenen Spielen nicht nur gespoilerte Nicht-Käufer zurückbleiben.

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Bleiben aber ein paar Milliarden Leute, bei denen das durchaus anders sein könnte. Ich zähle bspw. definitiv dazu; wenn ich den Plot komplett kenne, werde ich sicher keine 60€ ausgeben um dann die aufgewärmte Fassung nochmal zu spielen, wo mich kaum noch etwas überraschen kann (hier nochmal das Until Dawn-Beispiel, ebenso etwa Alien Isolation oder die The Evil Within DLCs). Und ich orakel mal, dass ich da nicht alleine bin. Das geht noch nicht gegen Let's Player, sondern ist lediglich eine erstmal wertfreie Beobachtung.
Das ist übrigens noch ein anderer Punkt. Wenn du die Story für deine eigene Spielerfahrung willst, dann ist es ja eigentlich sogar kontraproduktiv dir ein Lets Play dazu anzuschauen. Ich hab extra drauf verzichtet bei Hijuga das LP zu Witcher 3 und bei Gronkh das LP zu Fallout 4 anzuschauen, eben weil ich mich gerade nicht über die Sachen spoilern wollte. Deshalb auch einer meiner Einwände oben. Wenn du vorhast die Story wirklich selbst noch erleben zu wollen, dann schaust du dir das LP nicht erst an oder machst, wenn du nur mal ins Gameplay schnüffeln wolltest, dann irgendwo drin einen Cut und guckst nicht mehr weiter. Das ist auch einer der Gründe, die mich zu der Überlegung geführt haben, dass wir es eben auch mit Leuten zu tun haben, die sich das Spiel sowieso nicht kaufen würden. sie würden sich ja freiwillig die Story und den Plot spoilern und sich dabei etwas vom Spielgefühl wegnehmen. Wenn sie es aber bis zum Schluss anschauen, scheinen sie auch nicht unbedingt die Absicht zu haben, dieses Erlebnis selbst zu haben. Aber das sind alles Spekulationen, überhaupt weil es eben da soviele Spielertypen andererseits auch Zuschauertypen gibt. Wir müssen in die Überlegung ja einbeziehen, dass es gar nicht soviele (junge) Menschen gibt, die sich Lets Play inzwischen als fernseh-Ersatz anschauen und da mitunter auch relativ egal ist, was gespielt wird oder auch Sachen geschaut werden, die man selbst (noch) nicht spielen darf oder sich nicht kaufen kann, weil kein Geld da ist. Handhabe ich mit lookslikelink zum Beispiel so. Ich kann da relativ unbefangen rangehen. Ich würde gerne die aktuellen Zelda und Nintendo-Titel spielen wies aber das ich realistischerweise wohl erst in zehn Jahren eine Konsole besitzen werde, die jetzt aktuell ist, also kann ich mir auch z.B. Zelda spoilern, weil ich es ohnehin nicht in nächster Zeit werde spielen können. Wie gesagt ist schwierig. Und deshalb, lange Rede kurzer Sinn, finde ich es eben schwierig Lets Player pauschal für dieses Problem in Haftung zu nehmen, obwohl ich die Problematik selbst gerade bei solchen Spielen absolut nachvollziehen kann,

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Das hat so niemand gesagt. Sozial akzeptiert zu sein scheint hier aber, zumindest keinen Freifahrtschein auszustellen, nur weil keine eindeutige, ausnahmslose Kausalität vorliegt (die übrigens dennoch natürlich irgendwo vorzufinden ist - abhängig von anderen Faktoren wie etwa dem Genre und selbstverständlich dem Konsummenten.
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Parallelen zu Raubkopierdebatten sind nicht von der Hand zu weisen, aus Gründen, die hier mehrfach genannt wurden. Zu sagen, dass man sich dessen zumindest bewusst sein soll, heißt aber nicht, dass hier zur Hexenjagd aufgerufen wird, Herrgott.
Wie gesagt mein Anliegen war auch kein Freifahrtschein ich wollte nur mal die Gegenseite auch etwas stark machen, weil die Argumente gegen LPer in dem Bereich ja sehr naheliegend sind.

@ Monetarisierung
Ich hatte das ja in meinem ersten Post zum Thema schon gesagt: Rechtlich gesehen können die Entwickler dagegen vorgehen (das waren übrigens Aussagen zu LPs generell, nicht nur auf diese Spiele bezogen, zwecks Werbeargument usw.) und das es Gründe gibt es nicht zu tun, einmal weil man auch Nutznießer ist oder weil man einen Imageverlust fürchtet. Schlussendlich müssen sich die Entwickler da durchsetzen und ggf. den Shitstorm aussitzen und können dann Gestattungen gegen eine Gewinnbeteiligung erteilen.

Das ist sicher fair aber was ich mit der Spiele-GEMA meinte war ein Problem, dass ich sehe, dass es dann bei dem Format Lets Play dann nur und ausschließlich wieder um Kommerz gehen wird, ggf. das Ganze so formalisiert wird, dass es Jung-YouTuber, die sich dort vielleicht mit LPs mal ausprobieren möchten und solche, die es wirklich aus Spaß machen und sich einfach nur zusammen mit anderen an ihrer Spieleerfahrung erfreuen wollen, abschreckt während gerade die Großen, die die Kontakte zu Firmen oder bereits die entsprechende Professionalität haben, damit einen weiteren Vorteil verschafft. Ein andere Verantwortlichkeit sehe ich allerdings nicht bei den LPern sondern bei YT selbst, die sich nämlich in der Angelegenheit zumeist schön heraushalten, obwohl sie an der ganzen Sache ja durchaus auch mitverdienen und ihre Content-Produzenten dann auch allein lassen, gerade den jungen Nachwuchs. Der sich dann vielleicht freut, dass YT Werbeeinnahmen an ihn abführt, aber der überhaupt keine Vorstellung davon hat, dass es zu versteuernde Einnahmen sind und das es da Rechteinhaber gibt, denen vielleicht auch etwas davon zustehen könnte.

Ich denke das ist ein Problem der Wahrnehmung Lets Plays haben eben mal als unschuldiges Format angefangen und die Fans sehen das vielleicht noch so, obwohl es in der Spitze da wirklich ums Geschäft geht. Entsprechend würde da ein Eingriff der Entwickler, der eigentlich als Gegenreaktion gegen die Monetarisierung durch Entertainer gedacht ist, als Eingriff in die Gaming-Community bewertet, wo LP ein Format ist, über das man sich findet, austauscht und einfach mit Gleichgesinnten in seinem Hobby schwelgen will. Es müssten seitens der Entwickler zwei Welten bedacht werden, den Professionellen der von YT gut Geld zugesteckt bekommt und die Leute, die es aus Spaß an der Freude machen. Und ich bin nicht immer sicher, ob das so funktionieren wird, wenn man die Büchse der Pandora erstmal geöffnet hat. Oder es führt zu solchen Sachen wie damals bei Schatten von Mordor wo - so wurde es kolportiert - seitens der Entwickler Vorgaben dazu gemacht werden wollten, wie der LPer über das spiel zu sprechen und es zu spielen habe, was natürlich das komplette Format kaputt machen würde.

Also ich halte die Antwort für schwierig. Tendenziell bin ich da auf der Seite der Entwickler, die diese guten Spiele machen, allerdings kann ich nicht von der Hand weisen, dass hier die Schuldzuteilung nicht so einfach ist. Im Endeffekt muss man nämlich eigentlich auch den Konsumenten wieder ins Verantwortungsboot holen. Lets Plays sind im Endeffekt ja auch nur ein Angebot.


@ Raubkopien
Um es kurz zu machen: Ich erkenne eure Einwände an, teile aber die Schlussfolgerung nicht.