Hier wird nicht geterrort
Zitat von KingPaddy
Spaziergeh-Simulatoren/ Virtual Novels sind, denke ich, einfach Nischenprodukte. Ich will da nicht zu schwarz malen, aber wie gesagt ich denke da wird überschätzt, wie viele potenzielle Käufer es überhaupt gibt und wie gesagt ohne LPer wie Gronkh bspw. wäre den meisten Leuten Gone Home oder The Vanishing vermutlich peripher vorbei gegangen.
...
Also bei dieser Art Argumentation möchte ich immer gerne wissen, ob es da vertrauensvolle Statistiken zu dem Thema gibt. Ich meine, ich könnte den Spieß auch umdrehen: Gibt es denn beweise dafür, ob ein signifikanter Teil der Zuschauer überhaupt danach das Spiel noch kauft? Wie im Video nämlich auch angesprochen wird, handelt es sich bei der Problemgruppe um lineare Narrative Erfahrungen. Durch das selber Spielen verändert sich das Erlebnis nicht, durch den Kommentar kommen Spiele wahrscheinlich noch schlechter zur Geltung. Wenn der Lets Player ein ganz lustiges Kerlchen ist, wird das coolste Horrorspiel zur Lachnummer und die traurigste Geschichte zur Langweiligen Geduldsprobe, weil der Lets Player seine geile selbstnarrative dazu abgibt. Und das ist das Problem: Die meisten Lets Plays sind keine Reviews. Die meisten Lets Plays folgen keiner sortierten Kritik, sie sind Entertainer. Wie im Video auch erwähnt wurde, lassen sie nicht viel Raum für die Leute dahinter, es gibt keine Hintergrundinformationen zur Entwicklung, es gibt keine Verlinkungen, keine Hinweise zum Kauf, kein Marketing für das Spiel, sondern Amazon-Sponsor-Links, die einizig dem Videoersteller zu gute kommen.
Und wo du gerade erwähnst, das Lets Player eine treibende Kraft für Werbung im Web 2.0 ist: Ja, isses.
Aber ist es nötig, das komplette Spiel als Video ins Netz zu stellen?
Kein Autor der Welt, kein Filmemacher fände es geil, wenn zu Werbezwecken das komplette Werk einfach mal ins Netz geklatscht wird, und auch wenn Videospiele durch ihre Interaktion leben - die Interaktion ist von dem ganzen großen aus dem Videospiele entstehen, auch das einzige, was dem potentiellen Spieler so verborgen bleibt. Soundtracks, Grafiken, Zwischensequenzen, Geschichte, jeder coole Twist und Turn, der nichts mit dem Controller per se zu tun hat, wird einem Serviert, ohne dass man eine müde Mark dafür zahlt, dabei kosten all diese Dinge Geld, Mühe, Zeit, Jobs, Resourcen. Und es ist das Recht eines jeden Contenterstellers zu hinterfragen ob diese Art von Werbung tatsächlich die beste Methode ist, um all dem gerecht zu werden.
Es ist auch nicht so als würde man über Indietitel nicht anders bescheid bekommen, Indie ist keine Sparte mehr,
Indiespiele werden auf der E3 angekündigt, auf der Gamescom, in Playstores großer Publisher, weit bevor auch nur ein einziger Lpler die Dinger in die Hand bekommt, es gibt Newsseiten die sich nur mit dem Shizzle beschäftigen, ich muss nur zwei richtige tumblr-twitter-whatever-blogs abonnieren, dann hab ich jeden Tag einen Eimer voller Artikel auf meiner Pinnwand. Jeden Tag wenn ich Steam öffne(also du eher nicht, weil du hast kein Steam) , bekomme ich 15 Updatenotifications über neue Titel, AUCH über Gone Home und AUCH über Vanishing of Ethan Cater und Firewatch und Stardew Valley und Superhot und blablablabla. Auch für That dragon namend cancer. Davon hab ich übrigens zum ersten mal im tigsource von gelesen, und wenn ich das frequentiere sehe ich sofort tausende potentielle geile Indiespiele ohne auch nur eine Sekunde mit einem Lets Player zu verbringen.
Die Möglichkeiten von Lets Plays sind wunderbar und toll und alles - aber sie sind NICHT das was Indiespiele populär macht, und sie sind NICHT ohne Kehrseiten. Und das sollte man bei allem Respekt für diese Art von Videoindustrie nicht vergessen.
Übrigens sind Lets Plays defakto illegal, solange der Ersteller dafür kein Einverständnis gibt, da muss man nicht drum rum und oder schön reden, und ich finde die Entwicklung sehr fragwürdig, dass man sich heutzutage dafür rechtfertigen muss, wenn man eben jenes recht wahrnimmt. Hat man ja bei Phil Fish gesehen, wie abartig die Leute plötzlich werden, wenn man den hauseigenen Lieblingsletsplayer angammelt.