Du verwendest unironisch den Term Walking Simulator/Spaziergeh-Simulator und bewegst dich damit auf einem Level mit Leuten, die andere Leute Steamiacs oder Xbots oder Nintentoddler nennen. Oder Leute, die ausschließlich Micro$haft Wangblowz schreiben. Okay, die sind ein bisschen schlimmer.
Außerdem verstehst du Exploration-Games offensichtlich nicht. Du verstehst vielleicht sogar das ganze Medium Videospiel nicht, wenn du die diskutierten Spiele ausschließlich auf Gameplaymechanik und vermittelte Storyinformation reduzierst. Das scheint aber ein allgemeines Problem vieler Gamestarleser, Gronkh-Zuschauer und anderer Leute zu sein, die selber nicht spielen x)
Wie bereits geschrieben wurde, sind in verschiedenen Videospielen verschiedene Bestandteile verschieden wichtig. Die Grenze zwischen Film und Spiel verläuft bei manchen Exploration-Titeln sehr fließend (dennoch würden weder Gone Home noch Dear Esther als klassisches Spiel oder als reiner Film funktionieren. Videospielpuristen: Get fucked), und wenn im derivativem Werk der Hauptbestandteil komplett enthalten ist, dann grenzt das eben an Raubkopieren. Wenn ich ein wenig mit Rotstift Kommentare in ein Buch kritzel, es einscanne und in voller Länge hochlade, dann hätte der Author jedes Recht den Download zu kassieren, egal ob mir der Download das haptische Erlebnis des Umblätterns nicht gibt. Oh warte, das Recht haben Spielemacher ja auch, nur würden sie es nicht in Anspruch nehmen, weil dann Heerscharen von fetten Vollspacken (die sich gamer nennen, obwohl sie kaum Videospiele selber spielen *kratz*) sie und ihre Familie mit Todesdrohungen überziehen würden. Der Grund, warum sich da nicht mehr Leute melden, liegt daran, dass sie Angst davor haben dass ihre Zukunft und Karriere von der Neckbeardgefolgschaft der Let's Player ruiniert wird.
Und hey, im diskutierten Fall HAT der Entwickler sogar klein beigegeben.
Nur um nochmal kurz alles beisammen zu bekommen: Wenn wir von Nieschentiteln reden, deren Content zu einem Grad in Videoform abgebildet werden kann, dass sich das eigene Spielen nicht mehr lohnt und besagtes Video noch von einem namhaften Let's Player (können wir dafür ein schnittigeres Wort haben?) veröffentlicht wird, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass besagter Let's Player mit seinem Video mehr Geld verdient, als der Spieleersteller mit seinem gesamten Spiel (wenn überhaupt). Und das liegt daran, dass diese Leute nicht nur mit der unausgesprochenen Drohung einer sechstelligen Abonnentenzahl effektiv das Urheberrecht umgehen, sondern damit auch noch selber Geld verdienen dürfen und zwar hundert fucking Prozent der Werbeeinnahmen. So wie bei illegalen Streamingportalen. Gewerbliche Verletzung von Urheberrechten, Schwerpunkt auf Gewerbe.
Wollten diese Leute nicht schädlich sein, dann würden sie auch eine Beteiligung an den Einnahmen akzeptieren. So wie das in jedem anderen derivativen Medium läuft, wo das Quellmaterial nicht frei ist.
Ich kann es bei Leuten verstehen, die das nur aus Spaß an der Freude machen, genauso wie ich Szenereleases verstehe. Sobald sich da allerdings jemand an fremden geistigen Eigentum bereichert, sieht das für mich anders aus, gerade wenn der Macher eh schon ziemlich leer ausgeht.
Schwarzkopierst du für jedes Medium welches du legal konsumierst ein zweites, um ein Gespür für die Macher zu bekommen? Bevor du ein Buch kaufst, findest du es normal erstmal ein anderes Werk des selben Authors als PDF von irgendeinem FTP-Server zu ziehen und durchzulesen? Torrentest dir ein paar Alben, bevor du beurteilen kannst, ob dir der Stil einer Band gefällt, bevor du ein anderes Album kaufst? Schmeißt erstmal Popcorn Time an, bevor du ins Kino gehst?Zitat
Bei der Einstellung wundert es mich gar nicht, dass so viele Zuschauer von Let's Plays "das Spiel ja eh nicht gekauft hätten". So wie die Kino.to Nutzer, die "den Film ja eh nicht gekauft/ausgeliehen hätten". Ich halte das bei einem ordentlichen Teil der Fälle für eine Schutzbehauptung, gerade wenn es um minimal/no commentary geht oder Visual Novels und andere Werke mit weniger Interaktion komplett hochgeladen werden.
edit: Leute, ich kann nicht so schnell schreiben, meine Hand ist im Eimer.
edit2:
Das ist Quatsch. Klar, ein Gone Home oder ein Firewatch bewegt nicht so viele Exemplare wie ein Call of Duty oder ein Skyrim, aber beide (genauso wie andere Exploration-Games oder allgemein Spiele mit narrativem Fokus) haben sich spitze verkauft. Liegt vielleicht daran, dass sie einfach SEHR GUT sind, was sich auch in ihrem Status als Kritikerlieblinge und als Subjekt diverser Abhandlungen niederschlägt.Zitat