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Thema: Charaktervielfalt in Makerspielen

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Zitat Zitat von Kelven Beitrag anzeigen
    Um das Thema nochmal wieder aufzugreifen: Überlegt ihr - die Entwickler - vorher genau, welches Geschlecht oder welche Ethnie oder sexuelle Ausrichtung eure Figur haben soll? Gibt es etwas, das euch davon abhält, eine Figur zu nehmen, die etwas aus der Rolle fällt? Auch bei Makerspielen ist es ja denke ich so, dass die Mehrheit der Hauptfiguren weiß, männlich, hetero ist.
    Ja sicher denkt man irgendwann darüber nach. Dinge wie Geschlecht, Herkunft , Hautfarbe und religiöse Ausrichtung haben ja alle eine Auswirkung auf den Charakter und die Geschehnisse in die dieser gerät. Je ausgearbeiteter ein Charakter in der Hinsicht ist, desto einfacher wird es diesen zu schreiben. Schließlich führen ja all diese Eigenschaften zu den Handlungen der Figur.
    In den meisten Fällen denke ich anfangs erst darüber nach in welche Richtung der Charakter gehen soll. Ich habe also eine Idee für ein Design. Viele Kleinigkeiten werden da später noch angepasst. Es ist mir schon häufiger passiert, dass ich später noch das Geschlecht einer Figur änderte, weil bestimmte Fakten einfach interessantere Situationen lieferten oder dass ich in der Recherche fest stellte, dass mein Charakter vielleicht die falsche Hautfarbe hat. Ich meine man entwickelt ja entsprechend lange damit am Ende alles schlüssig ist.

    Charaktere sollten wenn möglich die Geschichte unterstützen, das heißt wer sie sind sollte dafür sorgen, dass es zu Konflikten kommen kann oder dass von Anfang an ein "dramatic need" vorhanden ist auf den man seinen Plot stützen kann. In der Dramaturgie ist es meistens besser, wenn die Konflikte aus einer Figur selbst entstehen und nicht ausschließlich von außen auf sie einprasseln. Das macht die Geschehnisse spannender und der Charakter besitzt einen wirklichen Grund sich diesen stellen zu wollen.

    Es gibt prinzipiell wenige Dinge die mich davon abhalten Charaktere zu entwickeln die aus der Rolle fallen.
    Es kann problematisch werden, wenn man sich mit einer bestimmten Thematik nicht auskennt/nur Halbwissen besitzt, aber in der Zeit des Internets ist es nicht schwierig über bestimmte Dinge zu recherchieren.

    Ich persönlich habe bereits viele Charaktere entwickelt, das meistens für eigene Comic Projekte. Wenn man Geschichten mit mehreren Charakteren entwickelt finde ich es sehr wichtig sie gut voneinander unterscheidbar zu machen und eventuell sogar Charaktereigenschaften zu verwenden die dafür sorgen, dass Reibung entsteht. Da schreiben sich Situationen beinahe von alleine und es gibt viel Potenzial für Charakterentwicklung.

  2. #2
    Generell bin ich für Charaktervielfalt. Was mir allerdings manchmal sauer aufstößt / mich verwundert, dass es in diesem Bereich weit über die Spitze getrieben wird.
    Beispiel: Ein Mönch fundamentalistischen Glaubens wird sich wohl nicht einem gewissenlosen Assassin und einer Halbdämonin anschließen. Daher für Charaktervielfalt/ Beruf/ Artenvielfalt, aber dann bitte auch klare Umstände schaffen, warum diese "Zwecksgemeinschaft" unbedingt gemeinsame Sache machen muss.

  3. #3

    Hier wird nicht geterrort
    stars5
    Zitat Zitat von Ben Beitrag anzeigen
    Beispiel: Ein Mönch fundamentalistischen Glaubens wird sich wohl nicht einem gewissenlosen Assassin und einer Halbdämonin anschließen. Daher für Charaktervielfalt/ Beruf/ Artenvielfalt, aber dann bitte auch klare Umstände schaffen, warum diese "Zwecksgemeinschaft" unbedingt gemeinsame Sache machen muss.
    Das ist kein Problem der Charaktervielfalt, sondern der Begründung. Zur richtigen Zeit haben auch fanatische Christen schon den ein oder anderen Mord unterstützt und mit dem bösen Dämon Mammon paktiert. Und das sind Beispiele aus dem echten Leben und nicht aus Fantasyromanen .

  4. #4
    Dasselbe, was @Sabaku meinte.
    Ginge es danach, wäre die Hälfte aller RPGs ziemlich langweilig, auch weil es oft um "böse Buben" geht, die etwas für eine gute Sache machen. Das und viele Charaktere haben meistens keine andere Wahl.
    Außerdem sind es doch gerade doch diese Gegensätze, die Konflikte heraufbeschwören, die das Spiel spannender gestalten könne. Sie müssen nicht SUPER heftig sein, aber je unterschiedlicher die Charaktere sind, desto individueller sind sie und desto mehr Konflikte lassen sich aus ihnen ziehen.

    Geändert von Pinguin mit Brille (20.10.2015 um 13:27 Uhr)

  5. #5
    Zitat Zitat von Sabaku Beitrag anzeigen
    Das ist kein Problem der Charaktervielfalt, sondern der Begründung. Zur richtigen Zeit haben auch fanatische Christen schon den ein oder anderen Mord unterstützt und mit dem bösen Dämon Mammon paktiert. Und das sind Beispiele aus dem echten Leben und nicht aus Fantasyromanen .
    Da magst du schon recht haben, dass es da Beispiele gibt. Allerdings heiligt nicht für jeden der Zweck die Mittel. Mir sind daher oft die Heldentruppen "zu" zusammengewürfelt von (oft auch äußerlicher) Verschiedenheit nur so strotzend. Das muss ja nicht schlecht sein, mich stört halt es manchmal. Oder der/die Qotenmann/frau in der Party, nur weil es halt dazugehört.
    Ich hab auch kein Problem eine geschlechtlich homogene Gruppe zu begleiten, treffe es aber in kaum einem Spiel so an. (Auch eine reine Frauentruppe wäre mit passendem Background mal interessant )

  6. #6
    Ich denke, was auch ein wichtiger Aspekt sein sollte, ist, dass die Charaktere nicht gleich aussehen. Designtechnisch meine ich.
    Ich ertappe mich sehr oft in Comics von jungen Künstlern, dass man Charaktere nur an den Haaren oder der Augenfarbe auseinanderhalten kann.
    Wenn die Figuren sich dann optisch stärker voneinander entscheiden, ist das dann wieder ein Vorteil.
    Klar, man muss nicht unbedingt direkt zu einer anderen Herkunft oder einem anderen Geschlecht greifen, aber es ist ein Ansatzpunkt, um Figuren individueller zu gestalten - durch unterschiedliche Darstellweisen, kulturelle Unterschiede und natürlich persönlichen Geschmack.

    Geändert von Pinguin mit Brille (20.10.2015 um 22:58 Uhr)

  7. #7

    Hier wird nicht geterrort
    stars5
    Zitat Zitat von Ben Beitrag anzeigen
    Da magst du schon recht haben, dass es da Beispiele gibt. Allerdings heiligt nicht für jeden der Zweck die Mittel. Mir sind daher oft die Heldentruppen "zu" zusammengewürfelt von (oft auch äußerlicher) Verschiedenheit nur so strotzend. Das muss ja nicht schlecht sein, mich stört halt es manchmal. Oder der/die Qotenmann/frau in der Party, nur weil es halt dazugehört.
    Ich hab auch kein Problem eine geschlechtlich homogene Gruppe zu begleiten, treffe es aber in kaum einem Spiel so an. (Auch eine reine Frauentruppe wäre mit passendem Background mal interessant )
    Wie gesagt, die Erklärung die man mir bietet ist da entscheident, aber ich ertappe hier halt oft Leute die etwas nicht realistisch finden, weil es dem Tropus der Fantasytruppe nicht entspricht, obwohl es durchaus realistisch ist. Früher waren die Menschen gezwungenermaßen gläubiger eingestellt, aber es gibt genug Geschichten von ganz verschiedenen Berufs- und Menschentypen, die sich mit dem Teufel einlassen, aus dem Naheliegendsten Gründen: Sie werden verführt. Sie erhoffen sich einen Vorteil. Es steckt eine eher übernatürliche Geschichte dahinter, und das macht es Reizvoll. Das ist natürlich immer eine magere Erklärung, ich weiß, aber man kann da ja durchaus noch etwas ins Detail gehen, um sich der Zufriedenheit anzunähern.

    Falls du mit deinem Beispiel übrigens auf ein bestimmtes Spiel anspielst - kam mir gestern so - da ist es nicht ganz elegant gelöst, das ist wahr.

    Eine Frauentruppe könnte ich mir super vorstellen, weil Fantasymachomenneken die weiblichen Partymitglieder meistens eh nicht ernst nehmen und es dauernd nur Konflikte gibt, bis sie schließlich irgendwann zum Loveinterest werden. Darauf hätte ich auch keinen Bock und würde lieber mit ner Freundin auf Reisen gehen.

  8. #8
    @Ben
    Gerade Spiele wollen (und sollen mMn) ja nicht realitätsnah sein, sondern unterhalten. Und dann ist die fanatisch-gläubige Person in der Gruppe oft nicht charakterlich schlecht, sondern nur verbohrt und die Handlung dreht sich darum, dass sie ihren Fehler erkennt.

    Zitat Zitat
    Ich hab auch kein Problem eine geschlechtlich homogene Gruppe zu begleiten, treffe es aber in kaum einem Spiel so an. (Auch eine reine Frauentruppe wäre mit passendem Background mal interessant)
    Das ist dann wieder eine Frage des Geschmacks. Eine reine Frauengruppe würde ich toll finden, eine nur aus Männern langweilig.

  9. #9
    Ich makere zwar nicht, aber als Hobby-Schreiberling habe ich natürlich mit Figuren auch mein Kreu zu tragen ^^

    Zitat Zitat
    Also...Erst einmal IST es rassistisch, weil das sich eines Stereotyps bedient, der oft mit Figuren afrikanischer Herkunft angebracht wird: Der schwarze, wilde Mann, der dich mit einem Speer jagt und danach auffrisst. Zu behaupten, dass diese Konnotationen nicht gezogen werden können, wäre Blödsinn. Ausserdem waren die Zombies in RE vorher so verunmenschlicht und vergammelt, dass man keine Rasse erkennen konnte - aber auf einmal in RE5? Nur um das Setting nochmal zu unterstreichen oder was? Diese Stereotypen wurden jahrelang benutzt, um schwarze Leute zu verletzen und zu unterdrücken und heute noch müssen Leute aus Minderheiten unter diesen Stereotypen leiden - denk daran, wie viele Leute täglich erschossen werden, weil sie schwarz sind!
    Deswegen sollten in einem afrikanischen Setting (nimm einfach mal an ich bin mir bewusst, dass das eine sehr sehr grobschlächtige Beschreibung ist) vornehmlich weiße Zombies auftreten, damit das Klischee nicht gilt? Ich formuliere es mal überspitzt. Wenn man deine Begründung zugrunde legt, ist damit eigentlich grundsätzlich jede mediale Verarbeitung des Themas Zombies im Hinblick auf Schwarzafrika nicht möglich, weil es eben automatisch das oben genannte Stereotyp bedienen würde, denn die klassischen Merkmale die das Stereotyp eines menschenfressenden Wilden finden sich im Zombie natürlich wieder, sobald man die Lokalität in ein hauptsächlich von Dunkelhäutigen bewohntes Land verlagert, entsprechend überwiegend und ausschließlich zombiefizierte Dunkelhäutige auftreten, dann kannst du dem Stereotyp gar nicht entgehen, obwohl du einfach nur einen Zombie-Shooter machen willst.

    Davon jetzt mit Hinblick auf die koloniale Perspektive Abstand zu nehmen, halte ich für fragwürdig und dogmatisch. Noch absurder würde es dann wenn du jetzt sagen würdest, dass jemand der selbst dunkelhäutig ist, dass nur machen dürfte. Dazu gesagt: Ich verstehe fraglos die Brisanz hinter dem was du sagst. Finde diese Reaktion allerdings eine Kapitulation vor dem Druck der Geschichte. Wenn du sagst, dass man das sicher hätte wissen müssen. Vermutlich. Wenn ich aber eben ein Zombie-Spiel dort machen will, dann mache ich das halt trotzdem einfach. In innermedialer Hinsicht sind Stereotype nur ein Problem, wenn sie langweilig sind. Im Fall von ResEv spielte nicht einmal das eine Rolle, weil die Zombies (egal welcher Hautfarbe) einfach nur das abzuschießende Beiwerk sind, wo Originalität bedeutet, ob die Zombies aufplatzende Geschwüre haben oder sich schneller bewegen können als zuvor. In gesellschaftlicher Hinsicht ist das vielleicht von Bedeutung aber dazu gleich.

    Zitat Zitat
    BTW Es gibt auch genug Weiße in "Afrika" aufgrund der Kolonialisierung, und "Afrika" ist eine sehr grobe Bezeichnung für einen Kontinent, der aus mehreren Staaten und Kulturen besteht. Das wäre so, als würdest du ein Spiel in Südamerika ansiedeln, aber nur Mexikanier umboxen, oder das Spiel spielt im Großraum Mitteleuropas, aber du schießt nur auf Deutsche.
    Afrika erscheint mir eine treffende Bezeichnung für einen Kontinent namens Afrika zu sein xD Aber das Setting als afrikanisch zu bezeichnen ist natürlich grobschlächtig, allerdings folgt das einem klassischen literarischen Modell zu dem ein Spektrum bestimmter Motive bspw. gehört. Das kann man als Stereotyp kritisieren, faktisch sind das Genre- und Settingkonventionen und die sind per definitionem stereotyp. Eine Kunst besteht zum Beispiel in der Variation derselben. Man sollte als Autor und vor allem nicht als Leser den Fehler machen die literarische Welt für ein realistisches Abbild der realen zu halten. Und das ist zudem auch kein Anspruch den man an kein künstlerisches Medium herantragen sollte, es sei denn, dass es diesen Anspruch selbst auch formuliert. Ich erwarte von einem romantischen Ritterroman schließlich auch nicht, dass er mir die Wirklichkeit des Mittelalters vor Augen führt und verbiete ihn dennoch nicht, weil er einen falschen Eindruck entstehen lassen könnte. Um Moral reinzubringen: "Oh mein Gott er verherrlicht vordemokratische GEsellschaftsformen". Ich erinnere mich da an einen kritischen Beitrag zur zunehmenden Bedeutung der Fantasy als Genre in der Gesellschaft, wo eben jener Tenor aufgefahren wurde, dass es zweifelhaft und bedenklich sei, dass sich die Leute einerseits in fantasiewelten stürzen, andererseits gerade von diesen vormodernen Gesellschaften angetan seien und man schon die Demokratie in Gefahr sah, weil in klassichen Fantasy-Büchern monarchische oder autokratische Gesellschaftsformen glorifiziert würden. Das was du also an der Stelle machst, kannst du mit der dem Drücken der richtigen Knöpfe auf auch viele andere Bereiche übertragen, wo es uns dann plötzlich wiederum lächerlich erscheinen würde.

    Zitat Zitat
    Richtig! Kontext ist das, was es ausmacht!
    Wie ich oben schon meinte, nur schwarze Gegner abzumurksen in einem Spiel, dass in Afrika spielt, ist scheiße - wegen dem Kontext, den ich oben beschrieben habe.
    Und das sehe ich nicht so. Einerseits wenn ich das so machen will, dann mache ich das so als Entwickler, Autor, whatever, dieses Recht nehme ich mir. Was den gesellschaftlichen Diskurs dazu anbelangt, macht es die insgesamte Pluralität des Angebots aus. Wenn ich ein vermeintlich klischeebeladenes Spiel mache (für das sich in der Hinsicht ohnehin keine Sau interessiert, weil man zu beschäftigt damit ist Zombies niederzuschießen, anstatt über afrikanische Staaten zu philosophieren) gibt es ein breites Angebot an Büchern und Filmen die ein anderes Bild des Kontinents und siener Länder zeigen. Insgesamt predigt man damit für Vielfalt und Toleranz, tatsächlich aber wird sie was die mediale Vielfalt angeht, damit beschnitten. Dazu eine Anekdote aus dem Studium. War sahen uns zum Thema Gewalt in der Sprache auf Wunsch einiger sehr beflissenen Studenten die Rede einer bekannten us-nigerianischen Autorin an (deren Name mir leider entfallen ist, obwohl sie recht bekannt ist), die darüber sprach, dass sie in ihrer Kindheit vor allem englische Kinderbücher gelesen hat und später Literatur der Briten über Afrika und mit Verwunderung feststellen musste, dass ihr gesamtes Umfeld dem natürlich überhaupt nicht entsprach bzw. sie sich eine falsche Vorstellung von der Welt gemacht hatte. Das sahen meine Kommilitonen natürlich als ein weiterer Beleg für den allgegenwärtigen Rassismus usw. begriffen offenbar dabei nicht die eigentliche Brisanz dessen was sie sagte. In ihrem bildungsbeflissenen Haushalt konsumierte man (aus Standesbewusstsein, ich weis nicht ob aus mangel an einheimischer Literatur) Bücher die von Briten für Briten geschrieben wurden. die bilden die eigene Lebenswirklichkeit ab und bedienen ansonsten ganz im Sonne der Romantik eher ein bestimmtes (Ideal)bild bspw. exotischer Länder. Das was sie erkannte war nicht eine Anklage gegen die britischen Autoren, die sie gelesen hatte sondern eher der Aufruf dazu, dass es aus den Ländern selbst Autoren braucht, die die Perspektiven ergänzen.

    Zitat Zitat
    Gleichzeit ist es für mich auch eine Frage der Vielfalt. Die Welt ist nun mal bunt, und wenn Medien nicht dazu in der Lage sind, diese Vielfalt auch darzustellen, finde ich das ziemlich schwach - auch weil es, wie ich oben sagte, narrativ neue Möglichkeiten schafft als immer wieder der selbe Typ Mann oder Frau.
    Ja das sehe ich genauso. Das schöne an der Narration ist das "Spinnen". Ich kenne etliche gute Geschichten die mit den bekannten Tropen trotz allem gut wirtschaften . Man muss nicht das Rad neu erfinden. Manchmal tut es eben doch die gute, alte guter Held besiegt das Böse Story um gut unterhalten zu werden. Aber wenn sich Leute von vornherein darauf einschränken sehe ich das eher als künstlerische Verkrüppelung an. Ich persönlich bevorzuge das Spiel mit den Klischee insbesondere im Wordbuilding. Zum Beispiel mal bei einem Standardvolk wie den Elfen ein paar der üblichen Eigenheiten austauschen und ersetzen. Nimmt man zum Beispiel den verständigen, paternalistischen Altruismus weg hat, man plötzlich ein Volk arroganter, überbefähigter Herrenmenschen.

    Gleichzeitig würde ich "bunt " nicht als Dogma begreifen zumindest nicht im Wortsinn. Mir ist im Endeffekt ein möglichst freies zusammenstellen wichtig.

    Zitat Zitat
    Überlegt ihr - die Entwickler - vorher genau, welches Geschlecht oder welche Ethnie oder sexuelle Ausrichtung eure Figur haben soll?
    Ehrlich gesagt arbeite ich von der Story aus rückwärts. Zuerst steht der Handlungsbogen und die Charaktere werden erst einmal gemäß ihr grundsätzlichen rollen festgelegt. Das Geschlecht lege ich nach persönlichem Geschmack fest. Die Ethnien mache ich wiederum nicht am Geschlecht fest sondern schaue welche Ethnien mit dem Konzept korellieren und welche nicht und teile die dann entsprechend zu. Wichtig ist das vor allem für die Interaktionen zwischen den Charakteren, wobei für mich da fast eine ebenso starke Rolle spielt, was die Leute von ihren Fähigkeiten her können. Der Storybogen wird dann etwas zur Seite korrigiert, wenn Geschlecht oder Ethnie es erfordern. Beim Aussehen versuche ich vor allem aus pragmatischen Gründen auf Vielfalt zu setzen, weil man damit Wortwiederholungen vermeiden kann (man kann zum Beispiel die Rothaarige als Synonym für den Namen benutzen) und weil der Leser die Charaktere besser ausienanderhalten kann. Ich versuche in der Regel Durchschnittstypen zu bauen und auf bestimmte optische Merkmale zu verzichten. Mir liegen so klassische Heldenfiguren nicht. Ich bilde mir ein, durch eine stärker zufällige, durschnittliche Auswahl den Eindruck besser zu erwecken, dass wir hier einfach bloß einen Haufen von irgendwelchen zufälligen, normalen, bestenfalls befähigten oder engagierten Typen haben, die durch die Umstände in die Sache hineingeraten und vllt. am Ende die Welt retten, weil es außer ihnen keiner machen will. Was ich wirklich nicht ab kann ist der Eindruck der Held sei als solcher von der Vorsehung schon auserwählt. Hier klassische Harry Potter Kost: Prophezeiung + auffällige blitzförmige Narbe = Erlöser.
    Die sexuelle Ausrichtung ist eigentlich nichts worüber ich aktiv nachdenke. Das liegt ganz plump bei: Alle sind heterosexuell bis ich etwas anderes sage. Da ich das aber eher nicht oder sehr selten überhaupt thematisiere, lohnt auch die Erwähnung nicht. Entsprechend können die Leuten bei den meisten meiner Figuren von dem ausgehen, was sie lustig sind. Wenn sie schwul sind, wird es nicht thematisiert, entsprechend können sie genauso gut hetero sein. Aber wie gesagt ich lege das nicht vorab fest. Wenn jemand eine Partnerin hat, dann nicht weil ich vorher entschieden habe er sei heterosexuell sondern er ist heterosexuell weil ich ihm eine Partnerin gegeben habe oder theoretisch bi, aber auch das erfährt man nicht, wenn nicht irgendwo eine weitere Figur eingesetzt wird, die das irgendwie hergibt. Explizit thematisiert würde es, wenn es dafür einen handlungsrelevanten Grund gibt.

  10. #10
    Zitat Zitat
    Zum Beispiel mal bei einem Standardvolk wie den Elfen ein paar der üblichen Eigenheiten austauschen und ersetzen. Nimmt man zum Beispiel den verständigen, paternalistischen Altruismus weg hat, man plötzlich ein Volk arroganter, überbefähigter Herrenmenschen.
    Das ist nicht wirklich was besonderes. Das passiert eher so oft, dass ich in der Regel, sobald der erste Elf auftaucht, Böses ahne .

  11. #11
    Bei Elfen gibts ja wohl alles. Sind die nicht in Pen und Paper-Settings allgemein eher arroganter? Kenne da nur Spieleumsetzungen davon als Computerspiele und da sind die Elfen zumindest nicht so wie in Dragon Age. Dass sie so unterdrückt und friedlich sind ist eher die Ausnahme.

    Bei Orks und Drachen find ichs aber Schade. Es gibt hier auch Ausnahmen (aber keine oder kaum gute) - meist jedoch werden die als totel böse dargestellt, ohne näher drauf einzugehen. Da find ichs z. B. besser wenn die Orks einfach als weniger intelligente Wesen die halt auch einfach überleben wollen (und sich gegen Menschen, die ihre Städe ausweiten wehren) dargestellt sind oder Ähnliches.

    Man könnte aber auch mal ne Truppe vegetarischer, pazifistischer, lesbischer Orkfrauen machen.

  12. #12
    Spielt ein Spieler am liebsten Figuren, die ihm möglichst nahe kommen?
    Kommt auf die Art von Spiel an, in vielen RPG's spielt man einen stummen Protagonisten weil der Spieler selbst ja die Geschichte erleben soll. In vielen J-RPGs spielt man den Leuchtenden Helden mit einer Freundlichen offenen Persönlichkeit der es schafft sich mit jeden anzufreunden usw. Es kommt immer ganz darauf an wie die Geschichte verläuft, wenn man Charaktere spielt die man nicht nachvollziehen kann ist es wichtig das man dem Spieler den Gedankengang des Charakters aufzeigt damit man ihn wenigstens versteht, sowas wird natürlich deutlich schwieriger wenn der Spieler Entscheidungen treffen muss bei den Witcher Games macht das den Charakter Gerald komplett kaputt gemacht und machte ihn zu einem 'Helden'.

    Warum entscheidet sich ein Entwickler für eine ich nenne sie mal Standardfiguren?
    Einfach zu schreiben, man muss sich um diese Figur keine Gedanken machen weil so ziemlich jeder weiß wer er/sie ist und warum er/sie so entscheidet wie sie es tut. Und das mit der Hautfarbe und Ethik.. es gab vor ner weile ja eine Tumblr Rebellion darüber das es in Witcher 3 keine Dunkelhäutigen gab.. aber es gab meines Wissens nach auch nicht wirklich viele Dunkelhäutige in Europa im Mittelalter oder liege ich da falsch? Es ist genau das selbe wie das ständige Geheule darüber das solche RPG's keine Weiblichen Hauptcharaktere haben, wenn man auf die Geschichte zurück blickt gab es viel weniger Frauen als 'Helden' dieser Geschichten in einer Welt die damals noch von Männern dominiert wurde. Eigentlich kommt es immer ganz auf den Kontext der Geschichte an was für einen Charakter ich erstelle die frage ist dann: Warum sollte ich den meinen Hauptcharakter als eine Frau darstellen wenn alles was sie tut viel glaubwürdiger bei einem 2,20m Meathead ist? Warum muss da ein Dunkelhäutiger Charakter ins Spiel? Nur damit man auf Social Media nicht rum jammert weil irgendwelche Kids auf Tumblr nichts besseres zutun hat als SJW zu spielen? Es kommt hier eher auf die Zielgruppe an als auf das was 'Korrekt' ist.

    Passend dazu: Ist es grundsätzlich verwerflich, eine bestimmte Art Spielfigur lieber zu mögen als eine andere?
    Kein bisschen, seien es Rassistische Gründe oder einfach nur Vorlieben es ist Grundsätzlich falsch andere aufgrund ihrer Vorlieben und Ethik zu richten nur weil man anders erzogen und geprägt wurde. Das eigentliche Problem ist das vielen nicht den Unterschied zwischen Diskriminierung und Authentizität kennen, viele haben den Film Frozen gefeiert weil er wohl endlich das Klischee einer schwachen Prinzessin bricht aber das alleine ist kein Milestone wenn der Film dahinter sonst wirklich garnichts zu bieten hat. Das ist genau so als würde ich ein Buch oder ein Spiel nur wegen einem Charakter oder dem Twist am Ende mögen.

    Welche Konsequenzen hätte eine von der Norm abweichende Spielfigur auf die Meinung der Spieler?
    Kommt eher auf den Spieler an, der Standard Spieler den ich im weiteren einfach mal Kyle nennen werde kümmert sich mehr um das was er Spielt und die Geschichte. Kyle spielt wahrscheinlich nur Westliche RPGs und findet das jeder Held der sich nicht durch Tonnen von Gegnern ballert echt öde und langweilig ist, es ist viel zu anstrengend sich auf Dinge wie Charakter Entwicklung zu Konzentrieren wenn man Mission X machen muss um die Geheime Sex Szene mit dem heißen Girl in der 2ten Stadt zu sehen. Dann spielt Kyle Life is Strange weil ihm ein Kumpel gesagt hat das es da Lesbo Action gibt und Kyle natürlich nur das sehen will aber zu doof ist um es sich auf Youtube anzusehen, nun wird Kyle entweder keinen gefallen an dem Spiel finden weil es in den ersten beiden Parts wirklich nur um weibliches Teenie Drama geht mit einer Priese Normalo Nerd Humor mit einer Protagonistin die kein wenig Sexappeal hat oder er findet vielleicht doch gefallen an der Story die dahinter steht, du weißt schon.. das mit den Drogen, Verschwundenes Mädel und Zeitreisen, vielleicht findet er ja doch gefallen an dem Spiel grade weil es für ihn Out of Character ist sowas zu mögen und weil es eine Abwechslung ist.

    Wie abhängig vom Spielgenre ist die Frage von eben?
    Naja man muss das Genre und die Zielgruppe betrachten, entweder mache ich was für die breite Masse da natürlich dann einfach verständlich ist und mit Klischees nur so um sich wirft damit es alle mögen, was kümmert es mich ob irgendwer auf Twitter sagt es sei schlecht, hier das Sequel mit mehr Explosionen! Oder ist mache etwas für eine kleinere Zielgruppe und versuche das Genre in eine neue Richtung zu geben.

    Geändert von Shawn (22.10.2015 um 14:03 Uhr)

  13. #13
    @ Elfen
    Das da sicher schon mal alles mögliche versucht wurde, geschenkt. es war erst einmal nur ein Beispiel dafür, dass man mit Veränderungen von PErspektive oder Ausgangsbedingungen selbst klassische Klischee-Völker nochmal umschubsen kann, wie Pete das mit Orks meint. Wenn man mal das Buch "Die Orks" liest, werden einem die direkt etwas nähergebracht und schon hat man eine Alternative zu Tolkiens Darstellung.

    Zitat Zitat
    Kommt eher auf den Spieler an, der Standard Spieler den ich im weiteren einfach mal Kyle nennen werde kümmert sich mehr um das was er Spielt und die Geschichte. Kyle spielt wahrscheinlich nur Westliche RPGs und findet das jeder Held der sich durch Tonnen von Gegnern ballert echt öde und langweilig ist, es ist viel zu anstrengend sich auf Dinge wie Charakter Entwicklung zu Konzentrieren wenn man Mission X machen muss um die Geheime Sex Szene mit dem heißen Girl in der 2ten Stadt zu sehen.
    Öhm widerspricht sich das nicht? Wenn er sich um Geschichte und das SPiel kümmert, warum ist er dann an Charakterentwicklung nicht interessiert?
    Auch zum Ende der Schlussfolgerung: Er müsste dann doch eher an Life is strange interessiert sein, sobald er feststellt, dass das Spiel eine interessante Story erzähllt. Abgesehen davon ist die Protagonistin sexuell ansprechend

  14. #14
    Zitat Zitat von KingPaddy Beitrag anzeigen

    Öhm widerspricht sich das nicht? Wenn er sich um Geschichte und das SPiel kümmert, warum ist er dann an Charakterentwicklung nicht interessiert?
    Auch zum Ende der Schlussfolgerung: Er müsste dann doch eher an Life is strange interessiert sein, sobald er feststellt, dass das Spiel eine interessante Story erzählt. Abgesehen davon ist die Protagonistin sexuell ansprechend
    Es gibt erschreckend viele Leute die ein Spiel nur nach seinem Ende bewerten. Spricht man interessiert sich für die Story aber nur für das was am Ende dabei heraus kommt und nicht das gesamte Ding. Charakter Entwicklung kann ja oft trotzdem neben der Story passieren ohne das sie tatsächlich ein teil davon ist.

    Dabei ging es nicht ob die Story einen interessieren könnte sondern ob einem der Stil des Spiels gefällt. Life is Strange wurde oft als Tumblr: The Game Betitelt was es die ersten 2 Episoden auch irgendwie war bis es dann eine Ecke düsterer im Ton wurde und sich mit dem eigentlichen Spiel Prinzip beschäftigt hatte.

  15. #15
    Zitat Zitat von Shawn Beitrag anzeigen
    Es gibt erschreckend viele Leute die ein Spiel nur nach seinem Ende bewerten. Spricht man interessiert sich für die Story aber nur für das was am Ende dabei heraus kommt und nicht das gesamte Ding. Charakter Entwicklung kann ja oft trotzdem neben der Story passieren ohne das sie tatsächlich ein teil davon ist.

    Dabei ging es nicht ob die Story einen interessieren könnte sondern ob einem der Stil des Spiels gefällt. Life is Strange wurde oft als Tumblr: The Game Betitelt was es die ersten 2 Episoden auch irgendwie war bis es dann eine Ecke düsterer im Ton wurde und sich mit dem eigentlichen Spiel Prinzip beschäftigt hatte.
    Fand ich nicht so wirklich. Der rote Faden der Storyline ist doch die ganze Zeit über erkennbar, auch wenn Max mit der Suche nach Rachel den eigentlichen Auslöser aus den Augen verliert. Die ganzen Teen-Probleme sind Nebenkriegsschauplätze, die das Setting mehr oder weniger glaubhaft ausstaffieren. Die Spielwelt würde ohne das leer oder belanglos wirken. Also keine Ahnung an welchen kuriosen Befindlichkeiten, die Kommentatoren sich da abgearbeitet haben. Vielleich thatten sie im Vorfeld zuviel Twilight konsumiert, da würde mir im Nachgang dann auch alles wie Teenshit vorkommen.

    Zitat Zitat
    Es gibt erschreckend viele Leute die ein Spiel nur nach seinem Ende bewerten. Spricht man interessiert sich für die Story aber nur für das was am Ende dabei heraus kommt und nicht das gesamte Ding. Charakter Entwicklung kann ja oft trotzdem neben der Story passieren ohne das sie tatsächlich ein teil davon ist.
    Das Ende ist ohne den Rest doch völlig kontext- und damit bedeutungslos. Ich kann ja noch nachvollziehen: Ich habe das jetzt durchgespielt und daraus ziehe ich meine Befriedigung am Ende, aber asnosten haste halt bloß Held klatscht bösen Buben übrig, sobald du das Ende seiner Entstehung aus Welt und Geschichte heraus entkleidest. Und die Leute, die eine solche Beziehung zum Ende haben, würde ich dann eher dem angedeutetem zweiten Stereotyp zuschlagen, der in möglichst purem Gameplay möglichst viele Monsterschnetzeln will, um sich dann mit dem Legen des Bosses selbst zu krönen. Also ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand der am narrativen Eigenwert eines Spiels interessiert ist, so puristisch vom Ende her denkt.

    Mal davon abgesehen, dass schlechte Enden gute Narrationen zerstören können, weil sie sie nicht richtig schließen und oder abrunden. Dann ist aber eine Beurteilung vom Ende her auch angebracht.

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