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Thema: Charaktervielfalt in Makerspielen

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Ich finde den Fall Dumbledore etwas ungünstig. Man kann Rowling sicherlich vorwerfen, dass Homosexualität in Harry Potter absolut nicht repräsentiert wird, Heterosexualität jedoch ziemlich intensiv.

    Aber im Fall Dumbledore hat sie sicher nicht aus "Publicity"-Gründen später erwähnt, dass sie ihn als schwulen Charakter sieht. Zu so ziemlich alle Harry-Potter-Charakteren gibt es haufenweise Informationen, die es nie ins Buch geschafft haben. Und Dumbledores Sexualität spielt nun einmal in der Geschichte tatsächlich keine Rolle und hätte es auch nicht, wenn Rowling ihn als heterosexuell angesehen hätte.

    Bei Fantastic Beasts kann man es sicherlich kritisieren – also dass das Thema vermieden wird.

    Generell muss ich sagen, dass ich die Kritik an der "erzwungenen Diversität" meist ziemlich unsinnig finde. Vielleicht konsumiere ich die falschen Medien, aber mir ist so gut wie nie ein "diverser" Charakter in dem Sinne negativ aufgefallen, dass er in der Handlung deplatziert wirkt. Sehe jetzt auch keine große Herausforderung darin, einen solchen Charakter im Kontext natürlich wirken zu lassen – in der Regel reicht es ja, einen normalen Charakter zu schreiben. Kann natürlich auch herausfordernder sein, wenn man z.B. eine Figur vorkommen lassen will, deren kultureller Hintergrund einen hohen Rechercheaufwand bedeutet oder der aufgrund anderer Umstände (z.B. durch eine Behinderung) viel Fingerspitzengefühl erfordert. Würde aber sicherlich auch mal frischen Wind in eine Medienlandschaft bringen, wo vielfach extrem etablierte und oft gesehene Stereotypen dominieren.

    Wenn einem ein Werk hingegen penetrant entgegenschreit, wie divers es doch sein will, würde ich sagen, dass das Ziel verfehlt wurde, aber mir fällt jetzt auf Anhieb nichts aus meiner Erfahrung ein, wo das der Fall war.

  2. #2
    Zitat Zitat
    Wenn einem ein Werk hingegen penetrant entgegenschreit, wie divers es doch sein will, würde ich sagen, dass das Ziel verfehlt wurde, aber mir fällt jetzt auf Anhieb nichts aus meiner Erfahrung ein, wo das der Fall war.
    Die ich nenn sie mal Diversitätsgegner sehen solche Werke natürlich hinter jedem Baum. Aktuell wird ja Battlefield 5 vorgeworfen, erzwungen divers zu sein, und wie so oft wird mit historischer Korrektheit argumentiert.

  3. #3
    Zitat Zitat von Kelven Beitrag anzeigen
    Wann sind die Charaktere denn schlecht gemacht bzw. kommt das heutzutage überhaupt so oft vor, dass Figuren, die der Diversität wegen eingebaut wurden, auffällig schlechter als die anderen sind?
    Die meisten Sachen die mir bisher negativ aufgefallen sind - waren wie gesagt bestimmte Handlungs-Aspekte, die man verbaut hatte. (Romance-Optionen oder erzwungene Romance in Filmen.) Bei Charakteren könnte ich spontan jetzt nur ältere 08/15-Fantasy-Filme (Setting in an Mittelalter angelehnter Fantasy-Welt also sowas was man seltener findet) nennen in denen immer irgendwie ein Schwarzer mit drin war. Der war dann immer so gemacht, dass er total brutal wirkte - und wortkarg. Aber am Ende doch sehr nett rüberkam weil er sich für irgendnen andern (weißen) Char opferte oder so ähnlich.

    Aber die Filme warn ja auch älter. Und Fantasy ist sowiesso selten. Und die andern Chars waren auch alle nicht so prickelnd.


    Also bei Massenware sind die für Diversität eingefügten Charaktere dann vielleicht nicht unbedingt schlechter - weil der Rest auch schon so schlecht ist. Beim eingefügten Plot-Punkten sollte man halt gucken, dass es so umgesetzt wird, dass es nicht billig "reingerotzt" wirkt um bestimmte Vorlieben zu bedienen. Weil das ja auch von den Chars umgesetzt werden muss und die dann schlecht rüberkommen. (Also zum Beispiel bei Romance-Beispielen wo der Char sonst okay sein könnte, dort aber schlechter wirkt und es ihn runterzieht, wenn das nich ausgearbeitet wurde und man da auf die schnelle ne Szene reinpackt irgendwo.)


    Dass es immer speziell um den abweichenden Char gehen muss bzw. um ein Merkmal von ihm - halt ich auch für Unfug. (Umgekehrt geht es ja auch nicht darum dass Weiße jetzt weiß sind zum Beispiel.) Es muss halt passen und man sollte keinen "Zwang" anmerken. So wie im echten Leben sich Leute auch alle natürlich verhalten und nich tanzend auf der Straße rumschrein "seht her ich bin homosexuell/schwarz/sonstwas". Zu Dumbledore kann ich nix sagen. Für mich ist er nicht homosexuell. Kenne nur die normalen Harry Potter Kinofilme - keine Bücher oder "drumherum"-Kram dazu. Da war einfach die Sexualität nich wichtig bei dem Char.

    Es spielt also gar keine Rolle - weder positiv noch negativ - was sonst drumherum passierte oder von der Autorin dazu erschaffen wurde noch zusätzlich. (Deshalb stört es auch nicht negativ, aber hat halt auch keinen positiven Wert - da es egal ist.)


    Bei Battlefield hängt es davon ab, wie sehr auf Histories das Game ausgelegt ist. Habe gesehen es ging um Frauen die man spielen konnte? Hab aber auch nur nen kurzen News-Artikel dazu gelesen und mich kaum damit befasst. So viel ich weiß ist es ja aber ein Online-Shooter - wo der Plot nicht so relevant ist. Da wärs eigentlich egal. Sollte aber halt dann auch in allen Nationen verfügbar sein. (Man dürfte theoretisch auch nich dagegen sein, wenn in einem reinen Online-Shooter es mal zur NS-Zeit spielt und man schwarze jüdische Nazis spielen kann. Wenn es da eh nich um den Plot geht sondern nur ums Gameplay mehr.)

    Hat man jetzt aber ne stabile Single-Player-Kampagne und will historisch was zeigen, zwingt da aber Frauen rein wo sie nich warn - dann würde das natürlich nicht passen. Und Kritik wäre sehr berechtigt. Als einfachen Griff kann man ja ein Spiel in ein anderes Setting schieben oder historisch ne alternative Zeitlinie erschaffen (das aber auch vermitteln) - dann hat man so ne Problematik umgangen.



    Man könnte als Beispiel noch Anime nehmen - manche kennen sich ja hier auch im Forum damit aus. Da haben wir das Beispiel umgekehrt: Es werden bestimmte Persönlichkeitsgruppen "reingestopft". Aber statt es zu wollen wird das eher stark kritisiert. Da hier es darum geht bestimmte Fan-Ziel.-Gruppen mit ihrem Typ Lieblingscharakter zu bedienen und da dann die Frauen meist schlechter wegkommen und andere das kritisieren. Hier seh ich es aber ähnlich wie oben schon gesagt: Wenn die Handlung nicht drunter leidet, dann ist das egal.

    (Leider muss ich dann oft Kritik genau aus dem Grund bringen, da dann dort Schwachstellen sind und es nur noch ein Zurschaustellen solcher Charakter-Typen ist, ohne dass die Handlung irgendwas bietet. Aber es gibt eben auch Ausnahmen - wenn der Typ Story/Genre gar nicht handlungslastig ist. Siehe das was ich oben zu Battlefield dann zum Beispiel sagte. Es hängt also auch davon ab, was man macht - je ernster/plotfokussierter die Grundstimmung, desto stärker wird man Ausrutscher anmerken, wenn nich gut ausgearbeitet wurde.)


    Edit: Und Better Call Saul hab ich auch schon zig mal erwähnt - und dazu gabs sogar Links von News/Blogs die die Serie von feministischem Standpunkt her sehr gut fanden/finden (bisher, geht ja noch weiter bald). Sehr auf die Charaktere bezogen. Da würde man Ausrutscher extrem merken. Aber die Serie ist auch übelst gut gemacht. So "gut, dass sie schon nich mehr so gut ankommt". Weniger beliebt als Breaking Bad, von dem sie Spinoff ist - da weniger Action. Und eben so stark auf die Charaktere. Kim als weiblicher Char ist zwar nicht Haupt-Haupt-Char. Aber auch ein Haupt-Char, neben Jimmy. Und sehr gut umgesetzt. Aber da sind auch alle Chars gut umgesetzt. Wenn man jetzt nur Anwältinnen gezeigt hätte die halt auch Karriere machen - wär es langweilig gewesen. Aber so wie man sie darstellt ist das krass gemacht. (Und sie muss auch mal Jimmy helfen - dem männlichen Char. Aber das ist auch nicht durch Superkräfte oder weil der Mann ein Loser ist - wirkt alles ganz natürlich und nachvollziehbar, deshalb ist das für mich auch einer der besten Serien die ich je sah.)

    Geändert von PeteS (07.06.2018 um 09:11 Uhr)

  4. #4
    Früher wurden öfters so genannte Token-Figuren eingebaut, aber denen kann keine Seite etwas abgewinnen.

    Bei Battlefield 5 geht es so weit ich weiß nur darum, dass man im Multiplayer-Modus nun auch Geschlecht und Hautfarbe anpassen kann und ich glaube kaum, dass die Spieler in einem reinen Gameplay-Modus so viel Wert auf Authenzität legen.

  5. #5
    Das eigentliche Problem sehe ich halt eher bei dem lautstarken Affenzirkus, den vorrangig weiße cis-hetero Gamer/Fans vom Zaun brechen, wenn irgendwas auch nur andeutet, sich nicht mehr 100%ig um sie alleine zu drehen. Die argumentieren dann gerne mit "Authentizität", gehen dabei aber eigentlich nur von einer fiktiven und geschönten Version der Realität/Geschichte aus, um Veränderung zu verhindern. Natürlich machen sie sich damit vorrangig nur lächerlich, aber auf Dauer geht das allen Leuten, die tatsächlich etwas diverses versuchen wollen, doch an die Substanz...
    Das ist auch der Punkt, den ich in dem Artikel vermisse: Selbst wenn du einen eigenständigen und diversen und großartigen Charakter erschaffst, kriegt irgendein Idiot so oder so Schaum vor'm Mund...

    Es wird ja immer über die "dünnhäutigen Tumblr-SJWs" geunkt, aber im Grunde sind die Leute, die sich über Nichtigkeiten echauffieren eben jene "Experten", deren fragiles Ego schon implodiert, wenn eine Frau zu sehen ist und mal nicht nur zum Angaffen da ist.

    MfG Sorata

  6. #6
    Mit welcher Begründung sind Charaktere eigentlich weiß und heterosexuell? Was bringt das für die Story?
    Bin dafür dass alle Charaktere schwarz und homosexuell sind außer es ist für die Story zwingend erforderlich.

    Geändert von WeTa (07.06.2018 um 17:42 Uhr)

  7. #7
    Zitat Zitat von sorata08
    Das ist auch der Punkt, den ich in dem Artikel vermisse: Selbst wenn du einen eigenständigen und diversen und großartigen Charakter erschaffst, kriegt irgendein Idiot so oder so Schaum vor'm Mund...
    Meistens regen sich die Leute eben wirklich auf, weil sie Vorurteile haben oder weil sie die Gruppen, die repräsentiert werden, sogar hassen. Um die Qualität der Figuren geht es sicher nur den wenigsten.

    Ganz grundsätzlich sollte man die Figurenwahl des Autors einfach akzeptieren, wenn es ihm nicht gerade darum geht, bestimmte Gruppe verächtlich zu machen.

  8. #8
    Ja, und das ist einfach lächerlich. Viele Leute haben da regelrechte Komplexe und überkompensieren enorm und meinen dabei, für die Kunstfreiheit oder sonst was einzustehen. Das Battlefield-Beispiel zeigt gut, wie scheinheilig da mit zweierlei Maß gemessen wird. Leider ein allzu gängiges Verhalten bei allem, was irgendwie mit "social justice" zu tun hat.

  9. #9
    [QUOTE=Kelven;3369770]@maniglo93
    Du kritisierst also ganz grundsätzlich Diversität ohne Handlungsbezug? Die erzwungene Repräsentation, von der Eikenberry spricht, betrifft ja nur den Fall, dass die Figuren aus wirtschaftlichen Gründen oder der Publicity wegen divers sind, als Beispiel wird das “Dumbledore syndrome" genannt.

    Repräsentation ist natürlich in erster Linie Selbstzweck. Die Figuren sollen die entsprechenden Gruppen repräsentieren. Das ist aber in Ordnung so, die Charaktere müssen nicht aus Handlungsgründen divers sein. Die anderen Figuren sind ja auch nicht aus Handlungsgründen "nicht-divers".

    @Kelven
    Genau ich kritisiere sie, sofern sie in der Entscheidung des Erschaffers stehen. Beim Medium Film ist die Hautfarbe nicht wirklich beeinflußbar, außer mit hohem technischen Aufwand. Die Diversität ist somit kaum beeinflußbar vom Regisseur, wenn die Hautfarbe unabhängig von der Handlung ist. Erschaffe ich jedoch ein RPG mit dem RPG Maker ist es durchaus in meiner Macht, die Hautfarbe zu bestimmen. Jegliche Handlungsunabhängige Repräsentation ist aus wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Gründen, so behaupte ich es aufjedenfall.
    Handlungsabhängig ist aus meiner Sicht auch immer "Worldbuilding", denn es macht u. a. die Handlung realistischer.

    Diversität zum Selbstzweck, bzw. um eine Gruppe zu repräsentieren, ist aus wirtschaftlichen und/oder sozialen Gründen. Das Argument "Die anderen Figuren sind ja auch nicht aus Handlungsgründen "nicht-divers"" ist für mich nicht ganz verständlich. Vielleicht erörterst du mir, was genau du damit meinst?

    Ein gutes Medium, indem Diversität (/Repräsentation) keine Rolle spielt, ist ein gutes Medium unabhängig von der Diversität. Jegliche Entscheidung des Erschaffers verschiedene Gruppen zu Repräsentieren, kann also nicht aus Gründen der Qualität des Mediums sein und ist folglich aus Gründen für den Konsumer (oder aus egoistischen Gründen...).

  10. #10
    Zitat Zitat
    Jegliche Handlungsunabhängige Repräsentation ist aus wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Gründen, so behaupte ich es aufjedenfall.
    Wenn ich Figuren aus marginalisierten Gruppen in meine Spiele einbaue, dann aus persönlichem Interesse und ich vermute mal, dass ich nicht der Einzige bin, der es so macht.

    Zitat Zitat
    Das Argument "Die anderen Figuren sind ja auch nicht aus Handlungsgründen "nicht-divers"" ist für mich nicht ganz verständlich. Vielleicht erörterst du mir, was genau du damit meinst?
    Ich meine damit sinngemäß das, was WeTa sagt. Wenn Farbige oder Homosexuelle handlungstechnisch legitimiert werden müssen, dann auch Weiße und Heterosexuelle.

    Zitat Zitat
    Jegliche Entscheidung des Erschaffers verschiedene Gruppen zu Repräsentieren, kann also nicht aus Gründen der Qualität des Mediums sein und ist folglich aus Gründen für den Konsumer (oder aus egoistischen Gründen...).
    Qualität ist etwas sehr Subjektives, auf jeden Fall kann man sie aber nicht von dem trennen, was die Konsumenten und die Künstler wollen. Ihre Ansprüche erschaffen erst die Qualität. Wenn die Künstler meinen, dass ihre Werke mit einem diversen Cast qualitativ besser sind, dann sind es auch. Aus ihrer Perspektive natürlich, aber die ist ja Wichtigste, wenn man das Geldverdienen mal ausklammert.

    Zitat Zitat
    Beim Medium Film ist die Hautfarbe nicht wirklich beeinflußbar, außer mit hohem technischen Aufwand.
    Man kann doch die Schauspieler auswählen.

  11. #11
    Zitat Zitat von Kelven Beitrag anzeigen
    Wenn ich Figuren aus marginalisierten Gruppen in meine Spiele einbaue, dann aus persönlichem Interesse und ich vermute mal, dass ich nicht der Einzige bin, der es so macht.
    Persönliches Interesse spricht nicht gegen wirtschaftliche oder gesellschaftliche Gründe. Letztendlich ist die Motivation persönliche Interesse aus meiner Sicht etwas fragwürdig. Was genau interessiert dich / einen denn persönlich daran, eine Figur aus marginalisierten Gruppen in sein Spiel einzubauen? Als Antwort fallen mir entweder Handlungs abhängige (mich interessiert, wie solch eine Figur in der Welt klar kommt), Wirtschaftliche oder Gesellschaftliche ein. Was würdest du auf diese Frage antworten?

    Zitat Zitat von Kelven Beitrag anzeigen
    Ich meine damit sinngemäß das, was WeTa sagt. Wenn Farbige oder Homosexuelle handlungstechnisch legitimiert werden müssen, dann auch Weiße und Heterosexuelle.
    Hier will ich nochmal meine Ansicht genauer erklären. Ich kritisiere die handlungsunabhängige Diversität. Die Glaubwürdigkeit eines Mediums (Worldbuilding) ist relevant für die Handlung. Bei einem Buch sollte die Hautfarbe eines weißen Charakters genauso handlungsbezogen sein wie die eines schwarzen, ansonsten sollte die Information über die Hautfarbe weggelassen werden. Bei mehr visuellen Medien, wie Filme und Spiele, gestaltet sich das etwas schwieriger. Die Hautfarbe muss also in die Handlung mit einfließen. Abhängig von dem Genre ist dies einfacher oder schwieriger. Geht mein Film um einen Krieg im Mittelalter in Deutschland (Handlung), so ist die weiße Hautfarbe ohne viel Aufwand, fast sogar automatisch, in die Handlung eingeflossen. Geht es aber um eine futuristische Sicht der Welt, muss handlungsrelevant erklärt werden, weshalb solch eine Diversität besteht, sofern diese anders ist als die aktuelle.


    Zitat Zitat von Kelven Beitrag anzeigen
    Qualität ist etwas sehr Subjektives, auf jeden Fall kann man sie aber nicht von dem trennen, was die Konsumenten und die Künstler wollen. Ihre Ansprüche erschaffen erst die Qualität. Wenn die Künstler meinen, dass ihre Werke mit einem diversen Cast qualitativ besser sind, dann sind es auch. Aus ihrer Perspektive natürlich, aber die ist ja Wichtigste, wenn man das Geldverdienen mal ausklammert.
    Die Qualität eines Mediums ist von den aktuellen Qualitäts-Ansprüchen abhängig. Diese Ansprüche werden, wie ich dir zustimme, vom Konsumenten bestimmt, jedoch empirisch. Die Qualität eines Mediums strebt der Künstler / Autor an, er kann diese nicht bestimmen. Die Bestimmung geschieht durch die Konsumenten. Die Perspektive des Künstlers ist somit unwichtig für den Konsument. Wenn der Koch meint seine Suppe schmeckt, ich jedoch finde sie schmeckt nicht, bin ich dennoch derjenige, der sie isst. Der Konsument konsumiert das Medium vom Erschaffer. Natürlich sollte ein Künstler mit seinem Werk zufrieden sein, dies ist jedoch nur die eine Hälfte vom ganzen.

    Zitat Zitat von Kelven Beitrag anzeigen
    Man kann doch die Schauspieler auswählen.
    Ich hoffe nicht, dass die Schauspieler abhängig davon ausgewählt werden, welche Gruppe sie Repräsentieren, wenn die Repräsentation unwichtig (nicht handlungsrelevant) für den Film ist. Das klingt sehr nach Rassismus. ("Es ist zwar unwichtig ob der Charakter schwarz oder weiß ist im Film, aber ich will nur Schwarze / Weiße haben...")

  12. #12
    Ich verstehe nicht so recht, wieso das Thema so verdammt schwierig für manche ist. Sofern es durch das Worldbuilding nicht völlig ausgeschlossen ist, bietet es sich natürlich an, Charaktere unterschiedlicher Nationalitäten, unterschiedlichen Geschlechts etc zu verwenden, allein schon um den Cast abwechslungsreich zu gestalten. Das ist weder "erzwungen" noch "übermäßig politisch korrekt", es macht die Welt glaubwürdiger, in der das alles Spielt und lässt sie auch größer erscheinen, sollte die Handlung nur in einem bestimmten Teil der Welt spielen.

    Die wenigsten Menschen sehen perfekt aus und haben "perfekte" Maße und/oder Gesichtszüge. Warum also nicht auch mal einen "hässlichen" bzw "normalen" Charakter einbringen? Nicht, weil es "der Geschichte gut tut", sondern schlicht weil man es kann. Wer ein Spiel schlechter bewertet, weil die Charaktere nicht ins Spektrum seiner üblichen §$%&/( - Vorlagen passen, soll sich auf Erwachsenenseiten austoben gehen oder ein Buch lesen, da kann er die Charaktere in seinem Kopf selbst entwerfen und den Traum von einer Welt in der alle "schön" sind, leben.

    Wie ein Entwickler die Charaktere seines Werkes gestaltet, sollte Sache des Entwicklers bleiben, dieser sollte sich aber ins Gedächtnis rufen, welche Zielgruppe er ansprechen will. Auch im 21. Jh ist barrierefreies Denken leider keine Selbstverständlichkeit.

  13. #13
    Es sollte halt "realistisch" sein. Ich hatte gestern mal die älteren Beiträge im Thread überflogen. Es war noch Thema ob man Charaktere lieber spielt die einem selber ähnlich sind. Und dann irgendein Beispiel mit ner Wünstenstadt.
    Das wäre da schon komisch, wenn in ner Wünstenstadt nur noch Weiße wären.

    Aber umgekehrt - und da ich eben selber Weißer bin - fänd ich es komisch, wenn ohne nähere Erläuterung die Mehrheit Schwarze wären. Weil wenn zum Setting nix gesagt wird würd ich ne westliche Stadt annehmen (weil ich hier ja auch wohne) - und halt an Deutschland denken, wo die meisetn weiß sind, aber es eben auch Einwanderer und Besucher gibt, die schwarz sind. (Ein gelegentliches Auftreten also nicht ungewöhnlich - sogar eher "realistischer" wirken würde. Aber wenn es die Mehrheit wäre nich.)

    Erkennt man zum Beispiel am Stadt-Namen oder am Aufbau (Gebäude, etc. und Schritzeichen-Typ oder Sprache auf Schildern) dass es ne Stadt sein muss die eher nen anderen ethnischen Herkunftstyp mehrheitlich beheimatet, dann würde man natürlich de was anderes erwarten.


    Ich nehme an maniglo erwartet, dass man "zufällig" auswählt - also da sollte bei Produktion in westlicher Gegende eben auch zufällig mehr Weiße rauskommen, wenn mehr Weiße hier wohnen. Aber wenn zufällig mal mehr Schwarze sich bewerben auf ne Rolle für die die Farbe egal ist - wäre es auch egal. So lang man nich gezielt nach ner Hautfarbe sucht, wenn es für die Rolle egal ist. So hab ich zumindest jetzt seinen letzten aktuellen Post verstanden - und so wäre es ja okay.

    Wobei ich weitergehend sagen würde, dass man eben auch gezielt suchen darf, wenn es dem Setting zuträglich ist. Das wären aber dann eher Mehrheiten oder auf den Hauptchar bezogen. Mehrheiten wenn man in nem westlichen Setting ist und die Mehrheit weiß sein soll, damit es authentisch wirkt, wenn der Mainchar (der stellt ja immer ne Ausnahme als Main dar, da ist die Hautfarbe egal) auf der Straße rumläuft und da die Masse ihm begegnet - und da eben auch viele Weiße sein sollten. Nicht alle schwarz.


    Relevant für den Mainchar wäre es zum Beispiel wieder wenn du in nem "strengen Land" bist. Und das auch rüber kommt so nebenbei. (Auch ohne dass stark in der Handlung drauf eingegangen wird könnten Zuschauer es assoziieren und drauf achten, auf sowas. Wie in Battlefield wohl grad welche jammern für die es relevant ist, dass man geschichtlich korrekt ist, auch wenn das Spiel nich mal darauf nen Fokus legt.) Also du könntest zum Beispiel in nem islamischen Land nen Krimi drehen in dem der Ermittler dann natürlich auch so aussehen sollte, dass er arabisch/muslimisch ist. Nich wie ein typisch weißer Amerikaner oder so. Sonst würd sich der Zuschauer ja denken "wie passt denn dass, dass der da überhaupt zur Polizei kann, sieben die nich Nicht-Muslime aus, so strenge wie die da sind". Man könnte natürlich sagen, dass der auch Muslim ist. Aber dann geht man natürlich schon wieder in der Handlung davon aus. Da das ja eher ungewöhnlich wäre und man weiß, dass der Zuschauer es nich annehmen würd, würde man hier ja "auflösen" und kurz was dazu sagen.


    Das ist zumindest so ein bisschen so wie ich Geschichten machen würde. Kann sein, dass andere das anders machen. Und auch anders bevorzugen würden. Klar es gibt sicher welche die jetzt sagen "ja es wäre wünschenswert, wenn der Zuschauer auch schon bei nem weiß aussehenden daran denkt, dass der auch Muslim sein könnte". Manche sind ja so krass gegen Vorurteile. Man verkennt aber dann, dass das ein Automatismus ist - bei dem Menschen nicht mal Böses meinen. Die Annahme ist einfach da. Auch wenn ich als Zuschauer selber wenn ich Personal in ner Firma auswählen müsste es anders handhaben würde. Man weiß eben, dass es in der Realität oft anders ist und würde vermuten, dass es im Film auch anders wäre - wenn nich extra gesagt. Da kommt eben das mit dem "authentisch sein" ins Spiel, wo man bei Abweichungen diese natürlich bringen darf - aber sie mehr erläutert werden müssen storymässig. Und das ist ja nichts Schlimmes. Sobald du es erläutert hast, hast du auch erfolgreich und gut deinen abweichenden Char verbaut.


    Alternatives reales Setting/Zeitlinie ist eben - für in der Vergangenheit liegende Sachen gut. Für die Gegenwart und Zukunft kann man einfach so annehmen, dass es sich so entwickelt. Hast du 1940 viele Frauen in der Armee hat sich halt 1920 oder irgendwo ne Frauenrechtlerin durchgesetzt die du fiktiv in die Geschichte dichtest. Dann ist es nicht mehr historisch korrekt, was es auch so nich wäre - wenn halt in der tatsächlichen Realität da keine Frauen waren. Aber es ist "authentisch" im Sinne der Spielwelt. Und Alternative Zeitlinien sind ja nichts ungwöhnliches. Man denke nur an Command & Conquer Alarmstufe rot (habe damals auch nur den uralten ersten Teil davon gespielt) - das spielt glaub auch vor unserer Zeit jetzt aktuell ... aber die sind eben noch weiter zurück und haben mit ner Zeitmaschine Hitler töten lassen, das alles danach sich veränderte. (Wobei das Setting da halt auch so krass anders war, da hätte man auch so gemerkt, dass etwas anders ist. )

  14. #14
    @maniglo93
    Die Figuren sind einfach da, ganz spontan, in Form eines Tagtraums. So fangen meine Geschichten eigentlich immer an. Ich stell mir Figuren vor und dann erzähle ich eine Geschichte über sie. Natürlich entscheide ich nicht aus einem Nichts heraus, wir alle haben unterschiedliche Vorlieben und wir werden von Menschen und Medien beeinflusst. Trotzdem kann ich dir selten exakt sagen, warum ich mich für genau diese eine Figur entschieden hab, doch ich kann dir sagen, warum ich es nicht tat: Aus wirtschaftlichen Gründen oder der Publicity wegen und ideologische Gründe spielen bei mir auch keine so große Rolle.

    Die Statur einer Figur oder die Haarfarbe sind in einem Buch meistens auch nicht handlungsrelevant, müssten die Informationen dann nach deiner Argumentation nicht auch weggelassen werden? Die Leser wollen sich ein Bild von der Figur machen und der Autor möchte es den Lesern ermöglichen. Es spricht nichts dagegen, die Figur zu beschreiben, man muss ja nicht mal explizit die Hautfarbe erwähnen, oft sagt die Herkunft (davon ausgegangen, dass die Geschichte in einer realitätsnahen Welt spielt) ja schon einiges darüber aus. In einer Phantasiewelt wiederum kommt man sowieso nicht darum herum, die Völker zu beschreiben.

    Zitat Zitat
    Geht mein Film um einen Krieg im Mittelalter in Deutschland (Handlung), so ist die weiße Hautfarbe ohne viel Aufwand, fast sogar automatisch, in die Handlung eingeflossen. Geht es aber um eine futuristische Sicht der Welt, muss handlungsrelevant erklärt werden, weshalb solch eine Diversität besteht, sofern diese anders ist als die aktuelle.
    Ich glaube, ich verstehe unter Handlungsrelevanz etwas anderes als du, aber ich hab eine Idee davon, was du meinst. Eine Phantasiewelt können wir so gestalten, wie wir wollen, praktisch jede Figur ist legitim. Spielt die Geschichte aber in unserer Welt, ist die Weltgestaltung im Ansatz vorgegeben. Doch je weiter wir zurückgehen, desto dürftiger ist die Quellenlage. Wir können nicht wirklich sagen, wie die Welt damals im Mittelalter aussah. Es ist aber wahrscheinlicher, dass zumindest die Metropolen damals weitaus diverser waren, als so mancher Verfechter der historichen Korrektheit es einem einreden will. Ein farbiger Protagonist in einem mittelalterlichen "Deutschland" verstößt nicht gegen das "Worldbuilding". Oder nehmen wir eine homosexuelle Figur. Schon immer war ein gewisser Prozentsatz der Bevölkerung homosexuell, deswegen ist ein homosexueller Protagonist praktisch automatisch legitim.

    Ich bin schon der Meinung, dass die Qualität eines Mediums aus einem Zusammenspiel zwischen den Ansprüchen der Künstler und dem, was das Publikum mag, entsteht. Wirklich empirisch erfassen kann man sie aber nicht, dafür sind Ansprüche der Künstler und Geschmack des Publikums zu heterogen. Auf jeden Fall ist eine Entscheidung pro Diversität für viele Künstler auch eine Entscheidung für mehr Qualität und signifikante Teile des Publikums sehen das wohl auch so.

    Zitat Zitat
    Ich hoffe nicht, dass die Schauspieler abhängig davon ausgewählt werden, welche Gruppe sie Repräsentieren, wenn die Repräsentation unwichtig (nicht handlungsrelevant) für den Film ist.
    Wenn die Hautfarbe einer Figur für die Handlung nicht relevant ist, dann ist es letztendlich künstlerische Freiheit, sich für eine zu entscheiden. Ganz allgemein gesehen ist jede Wahl legitim. Rassistisch bzw. diskriminierend wird es erst dann, wenn bestimmte Gruppen bewusst ausgeblendet werden.

  15. #15
    @Kelven
    Genau, da mögen unsere Meinung auseinander gehen, was Handlungsrelevant eigentlich genau bedeutet. Ich gebe zu, dass eine künstlerische Freiheit vorhanden sein sollte und ich diese nicht betrachtet habe, jedoch finde ich es fraglich, inwiefern nicht Handlungsbezogene Diversität in Form von Repräsentationen unter künstlerische Freiheit fällt. Für künstlerische Freiheit sollten es ebenfalls klare Grenzen geben, sonst kann auf jegliche Kritik einfach mit "künstlerische Freiheit" geantwortet werden.

    Ich verstehe durchaus, dass Figuren aus einem Tag-Traum entstehen und sicherlich mag diese Figur sehr detailliert sein, doch muss der Konsument nicht jedes Detail erfahren. Dies führt mich zu einer Art "Dumbledor-Syndrom". Dumbledor mag schwul gewesen sein, als J. K. Rowling diese Figur in einem "Tag-Traum" (oder ähnliches) gesehen hat, jedoch war zu keinen Zeitpunkt seine wahre Sexualität Habdlungsrelevant und wurde deshalb nicht in den Büchern erwähnt. Bloß weil der Tag-Traum ein diversen Cast zum Vorschein bringt, ist dies kein Grund diese Diversität dem Konsument auch zu geben.

    Lasse ich eine Handlung realistischer wirken, so ist die dies etwas Handlungrelevantes. Abhängig von der Realität kann dies ohne Erklärung geschehen oder muss mit. Natürlich verstößt ein Schwarzer im Mittelalter nicht gegen das "Worldbuilding", jedoch kritisiere ich, wenn dies nicht begründet ist, denn es ist schon ungewöhnlich zu dieser Zeit.
    Stell dir ein Spiel vor, indem jedes Dorf nur Schwarze Einwohner hat und du dann auf ein Dorf mit nur Weißen Einwohner triffst (und dies auch das einzige ist). Diese Diversität wird auch nicht im Spiel begründet und sie ist einfach da. Es auch keinerlei Hinweise darauf. So etwas kritisiere ich, ob das Dorf nun Schwarze oder Weiße hat, ist wirklich vollkommen unrelevant und somit lässt sich nur eine nicht Spielbezogene Motivation vermuten. Beim Thema Sexualität gebe ich dir Recht, dass es immer einen gewissen Prozentsatz (mit wenigen Ausnahmen) eine Sexualität vertritt, doch kritisiere ich hier, dass diese auch im Spiel dann handlungslos gezeigt wird, denn es ist immer möglich die Sexualität außer acht zu lassen. Sowohl der Hetero, als auch der Homo und jegliche weitere Sexualität muss handlungsbezogen sein, wenn sie erwähnt wird. Ein Beispiel wäre, wenn ich bei der Charakter Erstellung die Sexualität angeben kann, jedoch dies keine Auswirkung auf das Spiel hat.

    Genau, jegliche Beschreibung, die nicht Handlungsrelevant ist, sollte weggelassen werden.

  16. #16
    Künstlerische Freiheit darf keine Grenzen haben, sonst ist es ja keine Freiheit mehr, aber natürlich ist sie wiederum kein Schutzschild gegen Kritik. Man muss nicht jede Entscheidung des Künstlers tolerieren, man sollte dahinter aber ohne Indizien auch keine "unredlichen" Motive vermuten. Es ist ja nicht abwegig, dass ein Künstler sich einfach nur sagt: Die Figur ist toll, die nehme ich.

    Zitat Zitat
    Natürlich verstößt ein Schwarzer im Mittelalter nicht gegen das "Worldbuilding", jedoch kritisiere ich, wenn dies nicht begründet ist, denn es ist schon ungewöhnlich zu dieser Zeit.
    Aber durch die Erklärung wird die Hautfarbe ja nicht handlungsrelevant, dafür müsste die Anwesenheit der Figur schon eine größere Rolle spielen. Und mal abgesehen davon hängt es stark vom Kontext ab, ob so eine Figur ungewöhnlich ist: in einem abgelegenen Bergdorf sicherlich (vermutlich sogar heutzutage), aber in einer der Metropolen vermutlich eher nicht.

    Zitat Zitat
    Beim Thema Sexualität gebe ich dir Recht, dass es immer einen gewissen Prozentsatz (mit wenigen Ausnahmen) eine Sexualität vertritt, doch kritisiere ich hier, dass diese auch im Spiel dann handlungslos gezeigt wird, denn es ist immer möglich die Sexualität außer acht zu lassen. Sowohl der Hetero, als auch der Homo und jegliche weitere Sexualität muss handlungsbezogen sein, wenn sie erwähnt wird.
    Warum darf die sexuelle Ausrichtung einer Figur denn nicht außerhalb der Handlung gezeigt werden? Apropos zeigen, das geht ja sogar ohne Worte, ein Mann und eine Frau mit Kind, die in einem Haus zusammenleben, wird man in der Regel für ein heterosexuelles Paar halten. Figuren können miteinander flirten, ohne explizit ihre Vorlieben auszusprechen. In Horizon: Zero Dawn erwähnt ein Mann bei einer Nebenaufgabe ganz noncharlant seinen Partner. In The Last of Us ist eine Nebenfigur homosexuell (und eine Hauptfigur ist es auch). Es wird zwar nicht explizit gesagt, aber die Andeutungen sind ziemlich offensichtlich. Weder die Haupt- noch die aktuelle Nebenhandlung drehen sich um die sexuelle Ausrichtung der Figur, ist sie deswegen nicht legitim?

    Zitat Zitat
    Genau, jegliche Beschreibung, die nicht Handlungsrelevant ist, sollte weggelassen werden.
    Aber warum denn? Die Ausschmückung ist doch ein wichtiger Bestandteil der Unterhaltungsmedien, ohne sie wären Geschichte wohl ziemlich fade, und außerdem werden Figuren natürlich auch durch ihr Äußeres charakterisiert.

  17. #17
    Zitat Zitat von Kelven Beitrag anzeigen
    Aber durch die Erklärung wird die Hautfarbe ja nicht handlungsrelevant, dafür müsste die Anwesenheit der Figur schon eine größere Rolle spielen. Und mal abgesehen davon hängt es stark vom Kontext ab, ob so eine Figur ungewöhnlich ist: in einem abgelegenen Bergdorf sicherlich (vermutlich sogar heutzutage), aber in einer der Metropolen vermutlich eher nicht.
    Da unterscheiden sich unsere Ansichten für Handlungsrelevant. Die Begründung dieser "Anomalie" lässt ein weniger realistische Diversität realistisch wirken und stärkt somit die Handlung. Eine Handlung hängt auch von der Umwelt ab. Wenn die Handlung ist, ein verhungertes Dorf Essen zu bringen, dann wäre die Handlung unrealistisch, wenn im Dorf überall Essen liegt, die Menschen fettleibig sind und viele Felder an das Dorf angrenzen. Die Figuren müssen keine größere Rolle spielen um Handlungsrelevant zu sein.
    Natürlich hängt dies vom Kontext ab, mein Beispiel war im Kontext "Mittelalter Deutschland".

    Zitat Zitat von Kelven Beitrag anzeigen
    Warum darf die sexuelle Ausrichtung einer Figur denn nicht außerhalb der Handlung gezeigt werden? Apropos zeigen, das geht ja sogar ohne Worte, ein Mann und eine Frau mit Kind, die in einem Haus zusammenleben, wird man in der Regel für ein heterosexuelles Paar halten. Figuren können miteinander flirten, ohne explizit ihre Vorlieben auszusprechen. In Horizon: Zero Dawn erwähnt ein Mann bei einer Nebenaufgabe ganz noncharlant seinen Partner. In The Last of Us ist eine Nebenfigur homosexuell (und eine Hauptfigur ist es auch). Es wird zwar nicht explizit gesagt, aber die Andeutungen sind ziemlich offensichtlich. Weder die Haupt- noch die aktuelle Nebenhandlung drehen sich um die sexuelle Ausrichtung der Figur, ist sie deswegen nicht legitim?
    Es gibt kein Gesetz, weshalb dies nicht gezeigt werden darf. Ich behaupte nur, wenn die sexuelle Ausrichtung einer Figur nicht handlungsrelevant ist und gezeigt wird, dann sind diese Motive wirtschaftlich, gesellschaftlich oder egoistisch (darunter künstlerisch). Ligitim ist diese Ausrichtung, doch ist sie notwendig für das Spiel? Wären die Spiele anders wenn diese beiden Charaktere nicht homosexuell wären? Vermutlich sind diese Charakter nur homosexuell, damit die Entwickler behaupten können, dass das Spiel Sexuell divers ist. Und nun kritisiere ich nicht wirklich die Entwickler, sondern die Konsumenten, die solch eine Erwartungshaltung haben, dass diese Sexuelle Handlungsunabhängige Diversität notwendig ist (und etwas die Erschaffer, welche sich auf so etwas einlassen).


    Zitat Zitat von Kelven Beitrag anzeigen
    Aber warum denn? Die Ausschmückung ist doch ein wichtiger Bestandteil der Unterhaltungsmedien, ohne sie wären Geschichte wohl ziemlich fade, und außerdem werden Figuren natürlich auch durch ihr Äußeres charakterisiert.
    Wenn ohne sie die Geschichte (=Handlung) ziemlich fade ist, dann ist die Ausschmückung Handlungsrelevant, weil sie die Handlung nicht mehr fade macht. Die Frage, die sich meiner Meinung nach der Erschaffer stellen sollte ist, was genau charakterisiert er. Und diese Entscheidung, wenn sie nicht Handlungsrelevant ist, ist entweder wirtschaftlich, gesellschaftlich oder egoistisch.

    Ich kritisiere nicht nur die Erschaffer der Medien, sondern hauptsächlich die Konsumenten, die solch eine Erwartungshaltung haben, dass eine Handlungslose Diversität notwendig ist.
    Zusätzlich behaupte ich, dass jegliche handlungslose Diversität wirtschaftliche, gesellschaftliche oder egoistische Gründe hat. Ob dies nun als negativ oder positiv angesehen wird, ist eine andere Sache.


    Edit: Was ist der Unterschied zwischen Künstlerische Freiheit und Physische Freiheit? Wenn beides Freiheiten sind und keine Grenzen haben dürfen, darf es keinen Unterschied geben, ob etwas künstlerische oder physische Freiheit ist. Es ist sicherlich eine Interessante Frage, was genau Freiheit ist, wie solche Teilgebiete von Freiheit (künstlerisch, physisch, verbal...) noch wirklich frei sein können. Und und hat die Freiheit wirklich keine Grenzen? Gibt es keine Grenze zwischen Freiheit und Fleisch? Kann ich meine Wurst als Freiheit bezeichnen? - vermutlich nicht. Nur Entscheidungen sind (vermutlich) im Bereich der Freiheit, was schon mal eine Grenze der Freiheit aufzeigt.

    Geändert von maniglo93 (08.06.2018 um 19:07 Uhr)

  18. #18
    @maniglo93: Besteht für dich denn ein Unterschied, wenn ein Charakter seine(n) PartnerIn erwähnt und du da auf eine heterosexuelle Beziehung schließen kannst? Nach deinem Ansatz wären Videospiele ziemlich karg und eintönig, wenn alles, was nicht für die Handlung relevant ist, wegfallen würde... :T

    Ich denke, dass sowas immer mehr "auffällt", weil der mediale "status quo" bisher eine super heteronormative (und ziemlich weiße) Landschaft war. Das weicht in den letzten Jahren immer mehr auf, um auch anderen kreativen Einflüssen einen Platz einzuräumen und letztlich der großen Nachfrage der tatsächlichen Zielgruppe nachzukommen.
    Und es ist diese "Normalität", die man sich von Diversität im Grunde wünscht. Da muss kein expliziter Grund sein, denn es ist nur eine weitere von vielen Variablen, die einen Menschen ausmachen können (abgesehen davon, dass cis-heterosexuelle Autoren z.B. ohne Recherche oft auch nicht so recht wissen, wie Leute abseits der Klischees ticken). Leute dafür zu kritisieren, dass sie weniger eintönige und mehr diverse Geschichten haben wollen, ist etwas überzogen. o_O

    MfG Sorata

  19. #19
    Ja - wenn man gezielt darauf achtet, alles wegzulassen, was zum "Drumherum" gehört (Sexualität, Hautfarbe, etc.) - dann wirkt der Charakter sicher irgendwann mechanisch/unnatürlich. So würde ich es auch nicht handhaben. Dass die überall poppen müssen, oder jedem erzählen müssen (am besten noch in die Kamera gucken und direkt den Zuschauer ansprechen), welche Sexualität sie haben - das muss nicht sein. Das wäre dann schon stark erzwungen - und man würde es gerade bei abweichenden Charakteren annehmen. Und vermuten, dass der Autor mit der Brechstange irgendwas vermitteln wollte und deshalb gezielt diesen Char einem aufdrängt.

    Dass etwas natürlich "angedeutet" werden kann - das wäre der geschickte Weg. So wie das für homosexuelle Beziehungen ganz normal ist, so könnte man es bei andern Beziehungen auch verbauen. Bei der Hautfarbe ist es in bestimmten Medien (wenn nicht grad Buch) eben so, dass man diese schon sieht. Ohne dass der Schwarze jetzt groß gezielt in nem Vergleich zu nem Weißen gezeigt werden muss, wie er weniger Sonnenmilch braucht im Sommer - und man das explizit alles stark herausstellen muss.

    Das Buch ist natürlich ein Sonderfall. Wenn man ein mal bei der Vorstellung die Hautfarbe erwähnt - und dann sonst nur noch wenn es relevant ist ... dann ist das okay. Ich denke das ist normal. Hat man oft, dass eben der gesamte Körper beschrieben wird. Also auch mal Haarfarbe, Augenfarbe, etc. mit dabei.

    Ansonsten würden sich wohl die Hauptpunkte auf denen der Fokus liegen sollte - wenn er denn mal darauf liegt - daraus ergeben, wie andere reagieren. Also entweder gar nicht. Oder eben so dass anderen etwas auffällt und sie darauf ansprechen. Das kann durchaus ohne Kritik sein - ganz einfach weil vile Hetero sind und dann erst mal Hetero-Annahmen treffen und es da zum Beispiel zu alltäglichen Missverständnissen (die nicht böse gemeint sind) kommen kann. In ner Daily Soap im TV die belanglosen Alltag zeigt hätte man sowas vermutlich sogar ständig. In nem auf andere Sachen fokussierten Werk eben nur um zu vermitteln, dass es nicht nur straight um die Handlulng geht (das wäre langweilig, mit austauschbaren "Robotern"), sondern dass die Menschen darüber hinaus auch noch eine Persönlichkeit haben. Da wird eben nicht drauf herumgeritten. Aber es ist eben da.

    Straßenverkäufer will an denn Mann Blumen verkaufen mit nem "Spruch": "Hier kaufen sie, schön Blumen. Für Ihre Freundin. Alle Frauen mögen Blumen". Da kann der dann gar keine Freundin haben. Die Freundin kann eine Frau sein die keine Blumen mag. (Solles auch geben.) Oder er kann nen Freund haben - der Verkäufer geht halt ohne es böse zu meinen erst mal von dem aus was mehrheitlich meist der Fall wäre, wenn ne Person vergeben wäre.

    Das verleiht dann Tiefe. Zeigt dass der Char nur nicht von Hautphandlung zu Haupthandlung weitergeht. Sondern dass die Stadt in der er lebt auch "belegt" ist (reges Treiben auf den Straßen). Man blendet nicht aus. Man zeigt dann seine Reaktion, aus der man etwas über seinen Beziehunsstatus und Sexualität schließen kann. Das ist nicht schlimm, wenn das immer Hetero ist - weil das eben nicht soooo relevant für die Handlung ist. Aber hier lässt sich eben auch geschickt ohne Handlungsrelevanz die Homosexualität unterbringen. Und warum sollte das nicht gelegentlich mal vorkommen?

    Ich denke es sollte in so vielen Fällen vorkommen in denen Menschen eben in der Realität an dem Ort an dem die Handlung spielt eben auch so sind. Wenn keine Hinweise darauf sind wo die Handlung spielt würde man vom Hauptabsatzmarkt (bei Büchern meist Herkunftsland bzw. Wohnland des Autors) ausgehen. Weil ja die Leser dann zuerst ihr Land reininterpretieren. Fände es aber eben auch nicht schlimm wenn der Autor 10x Hetero schreibt auch wenn es mehr als 10 Prozent Homosexuelle dort gibt und ruhig ein Hauptchar hätte Homosexuell sein können. Es ist eben noch Autors Freiheit. Und wenn er sich selber nich wohl dabei fühlt ist es seine Sache. Oft kann man die eigenen Sachen angenehmer und authentischer beschreiben - ohne viel weitere Recherche (die man für "Drumherum" was nicht so handlungsrelevant ist vielleicht nicht betreiben will).

  20. #20
    @sotata08:
    Ich denke, ich habe immer noch nicht eindeutig genug erklärt, was ich unter Handlungsrelevant verstehe:

    Damit etwas Handlungsrelevant ist, muss es nicht einmal in der Handlung vorkommen, es muss jegendlich sie Unterstützen. Eine Stadt mit 10 Häusern, wofür nur 1 Haus in der Handlung vorkommt, bedeutet nicht, dass die anderen 9 Häuser nicht Handlungsrelevant macht. Diese 9 Häuser machen die Handlung realistischer und sind somit Handlungsrelevant. Wenn Sachen weggelassen werden und dadurch die Handlung eintönig und öde wird, dann sind diese weggelassene Sachen Handlungsrelevant, nicht weil sie die Handlung direkt ändern, sondern die Erscheinung der Handlung ändern.

    Die Kritik äußert sich deswegen genau an dieser Definition, dass wir Konsumenten einen diversen Cast haben wollen (und damit meine ich nicht, dass alle weiß und heterosexuell sein sollen, kann auch anders sein), so stark, dass die Handlung dadurch nicht verbessert werden. Ein Kritik Punkt für die Qualität einen Spieles hat somit nicht mehr viel mit dem Spiel an sich zu tun. Als gutes Beispiel dient hier der Film Dunkirk, bei dem ich Kritiken gelesen haben, die das fehlen eines diversen Cast negativ betonten. Dabei würde ein diverser Cast die Handlung unrealistischer wirken lassen (da es ein historische Kriegverfilmung ist).

    "Leute dafür zu kritisieren, dass sie weniger eintönige und mehr diverse Geschichten haben wollen, ist etwas überzogen. o_O"

    Genau deine Aussage zeigt meine Kritik doch direkt! Die Art der Geschichte hat doch gar nichts mit der Diversität der des Casts (in Form von Repräsentation von Minderheiten) zu tun, wenn es nicht für die Geschichte relevant ist. Eintönige Geschichten werden nicht zu mehr diverse Geschichten, bloß weil ich paar schwarze und homosexuelle hier und da reinklatsche, sondern indem die Geschichte diverser wird. Falls du doch dieser Ansicht bist, dass einfach irgendwo in der Ecke einen Schwarzen zu stellen oder einfach mal zwei Männer sich küssen zu lassen die Geschichte aufwertet, dann ist es genau diese Denkweise, welche ich am Konsumenten kritisiere.

    Dem Spieler sollte es egal sein, ob jemand homo- oder heterosexuell ist, sofern es nicht die Handlung beeinflusst.

    Ich kritisiere die Erwartungshaltung von Konsumenten an eine nicht Handlungsrelevante Diversität. Solche Denkweisen wie "Hoffentlich ist beim aktuellen Star Wars: Solo Film ein schwuler dabei" (natürlich Analog mit heterosexuell).

    Edit: @PeteS genau das was du sagst zählt alles unter meiner Vorstellung von Handlungsrelevant. Du triffst es ziemlich auf den Punkt nur bezeichnest du es als nicht Handlungsrelevant. Wenn die Person als lesbisch beschrieben wird und dann durch die Stadt geht und dann gezeigt wird, wie die Person eine Frau attraktiv findet, führt dies dazu, dass die Figur lebendiger/realistischer wirkt. Dadurch wirken auch andere Handlungen realistischer und letztendlich ist diese kurze "die Frau ist aber attraktiv..." Handlungsrelevant. Wenn eine Person einen schwarzen Mann trifft und sie von der Hautfarbe eingeschüchtert wird, weil sie Angst hat rassistisch zu wirken, dann ist es handlungsrelevant. Wenn die Person jedoch einfach nur schwarz ist und der Dialog genauso wäre, als könnte die Person auch weiß sein, dann ist es genau diese Art von nicht Handlungsrelevante Diversität die ich kritisiere.

    Geändert von maniglo93 (09.06.2018 um 12:02 Uhr)

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