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Thema: Charaktere mit Behinderung

  1. #21
    Zitat Zitat
    Wenn man als Spieler mit sowas konfrontiert wird, schwankt es zwischen nervig und (auf normale Weise) unspielbar.
    Ein Gimmickspiel, bei dem es darauf ankommt, einen blinden Helden zu steuern, mag zwar schön sein, aber würde jemand auch das klassische "Held rettet Welt vor Bösem Overlord"-Spiel spielen wollen, wenn er sich die gesamte Zeit mit dem blinden Helden herumärgern muss? Und wenn man andererseits das Spiel so steuern kann, als wenn der Held keine Behinderung hätte, wird aus der Behinderung schnell ein Informed Attribute, so dass man sie auch gleich ganz weglassen könnte.
    Na ja, wenn Spiele wirklich immer ihre komplette Narrative ins Gameplay übernehmen würden, wären wir selbst dem Indie-Bereich um einiges voraus. ^^
    Also ja, eigentlich geb ich dir total recht, aber in der Praxis ist eine Inklusion in der Narrative auch schon ein Schritt voran, nicht zuletzt weil gerade Rollenspiele meeeistens über die Narrative gehen, nicht über das Gameplay. Ich meine, wie viel Einfluss hat die Story in den meisten Rollenspielen aufs Gameplay? Einfluss auf die Handlung ist also auch schon was wert.

    Dann wiederum muss es nicht nervig sein, sondern kann auch hochgradig interessant ausfallen. Aber ja, da bewegen wir uns dann in Richtung Innovation. Momentan ist es meistens eher nervig.

  2. #22
    Zitat Zitat von Liferipper Beitrag anzeigen
    Blind: Ein Spiel, bei dem man (abgesehen von Textboxen) auf einen schwarzen Bildschirm schaut.
    Das muss nicht so sein. Blinde machen sich ja durch die anderen Sinne ein Bild von ihrer Umgebung. Daher kann man mMn gewisse Stellen für den Spieler sichtbar lassen. Es sollte nur erkennbar sein, dass diese Orte von dem Protagonisten wahrgenommen wurden.

  3. #23
    @Kelven:
    Ich breche einfach mal die Diskussion hier ab - erstens, weil das nicht das Thema dieses Threads sein sollte und zweitens, weil weil wir uns sowieso im Kreis drehen.
    Wie gesagt, es ist schön, dass du einen anderen Geschmack und andere Kriterien für Spiele hast, aber das hat eben nichts damit zu tun,
    was ich in diesem Thread ansprechen wollte - nämlich nicht warum dich persönlich behinderte Figuren weniger interessieren, sondern warum es so
    wenige Disabled-Charaktere gibt und wie man Behinderungen gameplay-technisch und storytechnisch umsetzen könnte.


    @LaCipolla: Den Einwand, den du gestern abend gemacht hast fand ich interessant!
    Zitat Zitat
    Das Problem ist nicht political correctness als Motor, sondern als breit angelegte Mindestanforderung. Leider lässt sich das alles nicht so klar trennen. "Minderheiten" müssen sich in der Praxis als notwendig darstellen, um überhaupt wahrgenommen zu werden. Wenn jemand nüchtern und bedacht sagt "hey, ein Behinderter hin und wieder wäre cool", kriegt er keine Aufmerksamkeit, und Behinderte werden kaum -- oder nur sehr, sehr langsam -- in den Medien erscheinen.
    DAS. Genauso sehe ich das auch. Warum nicht solche Charaktere darstellen, statt die, die man schon x-mal gesehen hat?

    @LifeRipper: Äh...für mich sind das keine Game-Breaker. Das sind Design-Entscheidungen, um die Behinderung darzustellen.
    Im Thread wurde vorher ein GameJam verlinkt. Dort wird Blindheit krass durchgezogen, aber durch "schallwellen" bist du trotzdem immer noch in der Lage, dich herum zu navigieren. Jemand anderes hat ein Spiel über ein blindes Mädchen verlinkt, wo die welt sich langsam für sie aufbaut.
    Das sind alles Designentscheidungen und sie stellen trotzdem die Behinderung als Gameplay-mechanik gut dar. (Siehe Leana's Argument)

    Die besten Spiele kommen übrigens auf ihre Basics reduziert komplette ohne Text klar und haben trotzdem eine Narrative. Denk an Mario zum beispiel.

    @Enkidu: Ebenfalls, gut gebrüllt, Löwe!
    Ich habe auch großes Ansehen für Barret und andere Charaktere wie Iron Bull.
    Dennoch sit es schade, dass sie erst durch ihre Behinderung dann Anerkennung erhalten, und nicht dadurch, dass sie z.B. im Fall von Barret ein alleinerziehnder Vater ist.

    Geändert von Pinguin mit Brille (03.10.2015 um 12:50 Uhr)

  4. #24
    @Pinguin mit Brille
    Aber alles was ich geschrieben hab, baut auf der Frage auf, warum es so wenige Figuren mit Behinderungen gibt. Mein persönlicher Geschmack steht ja nicht im Mittelpunkt, er kam nur zur Sprache, weil er angesprochen wurde und weil sich daran zeigen lässt, dass die Vorlieben der Entwickler und Spieler bei der Wahl der Figuren eine Rolle spielen. Und dann richtet sich deine Frage ja schon an uns Entwickler, die persönliche Sicht gehört also mit dazu.

    Man könnte das Thema auch weiter fassen, es gab dazu sogar mal einen Thread, und fragen, warum es so wenige homosexuelle oder schwarze Spielfiguren gibt. Selbst das Verhältnis zwischen männlichen und weiblichen Spielfiguren ist nicht ausgeglichen. Ich glaube, die Ursachen unterscheiden sich nicht groß von dem Fall, den du in diesem Thread angesprochen hast und ich finde es wichtig, sich damit auseinanderzusetzen, dass Menschen unterschiedliche Vorlieben haben, ohne zu vorschnell negative Weltbilder dahinter zu vermuten - die es leider gibt, das steht außer Frage.

    Was vermutest du denn, warum entscheiden sich die Entwickler so selten für Figuren mit Behinderungen und warum sollten sie es doch tun?

  5. #25
    Ich finde Behinderte wegen ihrer demographische Repräsentanz als Figuren nicht sonderlich naheliegend und würde ohne äußere Anstöße noch seltener an sie denken (daher: Danke, Thread.). Darüberhinaus halte ich sie für riskant; gar nicht mal wegen meines möglichen Missgriffs oder der zu erwartenden PC-Anwürfe, sondern deswegen: Bei einem Behinderten müsste ich schon von Anfang an wissen, wohin ich mit ihm später will, weil einem Blinden, einem Rollstuhlfahrer, einem geistig Zurückgebliebenen manche Betätigungen verschlossen bleiben. Bin ich mir sicher, dass Späher, Kletterer oder Mathe-Ass im späteren Spielverlauf auf gar keinen Fall eine Rolle spielen, wird das Gegenargument gehaltlos. Halte ich meine Entwicklungsplanung hingegen für spätere kreative Anflüge offen, ist die Behinderung des Protagonisten ein konzeptionelles Risiko.

    Und dann gibt es Personengruppen, deren Profil eine anständige Behinderung regelrecht verlangt, wie mir ein Blick auf diejenigen Behinderten zeigt, die ich in meinen Spielen eingebaut habe. Ich rede natürlich von Piraten.

    Long John Silver:
    Behinderung: Holzbein
    Auswirkung: vorhanden. Er ist langsamer, ist kein Kämpfer, ist kein idealisierter Behinderter, dessen körperliche Einschränkung mit einsichtsvollen Wundergaben kompensiert würde, wie es beispielsweise schamanistische Interpretationen (Odin gibt sein Auge für die Runenkunde) oder traditionelle Fluchtwelten für Sonderlinge (X-Men) propagieren.
    Rolle: NPC; direkt aus einem Roman entnommen

    Käpt'n Kuddel:
    Behinderung: Enterrrhaken am Arrrmstumpf
    Auswirkung: keine wirkliche. Die Behinderung ist ein Accessoire.
    Rolle: Hauptheld

  6. #26

    Hier wird nicht geterrort
    stars5
    Zitat Zitat
    Bei einem Behinderten müsste ich schon von Anfang an wissen, wohin ich mit ihm später will, weil einem Blinden, einem Rollstuhlfahrer, einem geistig Zurückgebliebenen manche Betätigungen verschlossen bleiben.
    Blöde Frage, aber muss man das bei einem Nicht-Behinderten Charakter nicht auch? Sowas fällt bei mir unter Planung und Konzept und steht in einem Designdokument.

  7. #27
    @Kelven:
    Zitat Zitat
    Was vermutest du denn, warum entscheiden sich die Entwickler so selten für Figuren mit Behinderungen und warum sollten sie es doch tun?
    Ich glaube, dass das zwei Faktoren hat. Das eine ist die Tatsache, dass die meisten Spiele (zumindest die der AAA-Industrie) meistens auf Business-Schemes basieren und diese Business-Schemes eben eine bestimmte Zielgruppe im Kopf haben. Die Entwickler haben dann Angst, diese Zielgruppe mit behinderten Figuren zu befremden.
    Der zweite ist, dass viele Entwickler zu selten über ihren Tellerrand schauen und eben nur das machen, was sie "kennen". Sonst gäbe es keine gefühlten fünfzig Spiele, die versuchen wie Call of Duty zu sein.

    In dem Thread sind schon viele Beispiele gezeigt, die behinderte Charaktere zu ihrem Vorteil nutzen, sei das für die Narrative oder für das Gameplay.
    Ich finde, als guter Gamedesigner sollte man sich nicht nur auf das reduzieren, was man kennt, sondern auch andere Dinge ausprobieren. Und der Vielfalt der Charaktere an sich hilft es auch.

    @Sabaku: Sehe ich auch so.

    Geändert von Pinguin mit Brille (03.10.2015 um 13:57 Uhr)

  8. #28
    @ Sabaku
    Die Frage ist natürlich nicht blöd und Planung hat viele Vorteile. Mir selbst ist es hingegen zu fad, nur einmalig im großen Stil kreativ sein zu dürfen und den Rest der Entwicklung die ehemaligen Ideen lediglich abzuarbeiten. Spätere Spezialfertigkeiten der Helden stehen bei mir beispielsweise nicht von Anfang an unumstößlich fest; bei einem Behinderten gelangte ich mit meiner Arbeitsweise dann womöglich an Einschränkungen, die ich mit einem gängigen Helden nicht hätte.

  9. #29

    Hier wird nicht geterrort
    stars5
    @real Troll Mein Post klingt natürlich etwas sehr streng. Ich schreib mir auch nicht alles auf und Plane jede Biegung. Am meisten Spaß hat man natürlich wenn man sich zwischendurch immer wieder kreativ forder kann und sich ein paar Freiheiten lässt. Was ich mehr sagen wollte, ist vielleicht eher dass es bei allen Charakteren Grenzen gibt, die man irgendwo wahren möchte und muss, aber es einem bei Behinderten Charakteren vielleicht...eher ins Auge springt?
    Eigentlich ist das HindernisTM und die Überwindung dessen ja erstmal das, was ein Spiel interessant macht. Ein "normaler" Charakter überwindet einen Abgrund mt einem Seil oder einem beherzten Sprung. Und ein behinderter Charakter im Rollstuhl? Das ist doch genau der richtige Moment um kreativ zu sein! Von einem Geheimen Mechanismus der eine Brücke offenbart bis zu einem JetPack am Rollstuhl ist ja alles drin.

    Ich hab gerade noch ein wenig nachgedacht und bin darüber gestolpert, dass es eigentlich ziemlich interessant ist, was Charaktere in Videospielen können und was sie nicht können, also Gameplaytechnisch. Der Typ aus Five Nights at Freddys muss gameplaytechnisch nur Knöpfe drücken und auf einem Stuhl sitzen, er könnte genau so gut ein Typ im Rollstuhl sein, oder ein einarmiger, oder Stumm sein oder Farbenblind. "Everybodys gone to the Rapture" , ein neudeutscher "Walkingsimulator" hat einen Charakter, der keine Zäune oder Hüfthohe hindernisse überwinden kann, nicht spricht und auch sonst eigentlich körperlich wenig aufwand betreibt außer zu laufen. Außer Kopf und Beine muss an der Figur nichts dran sein. Auch interessant bei vielen Jump n Runs: Die Interaktionen von Figuren beschränken sich häufig auf das Coregameplay, nämlich das Springen und Laufen. Neuere Jump n Runs Fügen mittlerweile das nehmen und werfen von Gegenständen hinzu, aber im Herzen funktionieren die Figuren ohne Arme immer noch wunderbar, auch weil sie sich meistens nicht an Kanten festhalten und Gegner durch Springen besiegen. Kuckt euch mal Link in diversen 2D Teilen an: Er spricht nicht, ohne Greifenfeder springt er nicht, ohne Kraftarmband hebt er fast nichts, ohne Schwimmflossen schwimmt er nicht, ohne Pegasusstiefel kann er auch nicht rennen, und ohne Kerzen sieht er im dunkeln nicht, weil sich seine Augen offensichtlich nicht an die Dunkelheit gewöhnen können: Er braucht magische Gegenstände, um körperliche Defizite auszugleichen. Und kuckt euch "Thomas was alone" an. Die Charaktere sind Blöcke. Und mehr müssen sie auch nicht sein.
    Nur zur erinnerung, das sind nur beobachtungen passend zum Thema. Die Figuren der oben genannten Spiele sind alle okay wie sie designed sind. Denke ich.

  10. #30
    Mein kurzgefasster Tipp an jeden Schöpfer von irgendwie oder durch irgendwas behinderten Charakteren:
    - Mach was draus, sonst interessiert mich das Vorhandensein der Behinderung nicht und verzichte auf Widersprüche oder Dinge,
    die sie wieder komplett überflüssig machen.

    Ein halbgares Beispiel: Dass der Hauptcharakter von [Das Heim] nicht sprechen kann, war eine Eigenschaft, die ich einfach mal
    hingenommen habe und nix weiter, denn seine Kommunikation war aus der Inszenierung im Spiel heraus dadurch kein Bisschen
    eingeschränkt, er kann (ziemlich schnell) per Hand alles aufschreiben, was gesagt werden will und das landet genau wie alles
    Gesagte der anderen in einer Textbox (Pssst!: Nein, das ließe sich nicht dadurch beheben, dass es anders angezeigt wird).


    Mein noch viel kürzer kurzgefasster Tipp an jeden Schöpfer von körperlich behinderten Charakteren für das Gameplay:
    - Geh den Spielern damit nicht auf die Nerven, dass sie jemand Eingeschränktes herumbewegen sollen.

  11. #31
    HEY!
    Um mal die Diskussion um eine Facette zu erweitern:
    Ich habe ein Video gefunden über das Einbinden behinderter Gamer in die Szene.


    Wieder ein Aspekt in Videospielen, über den man zu selten spricht.

    Geändert von Pinguin mit Brille (03.10.2015 um 18:36 Uhr)

  12. #32
    @ Sabaku
    Spielmechanische Abstraktion deklariert ja nicht automatisch einen Defekt der Spielfigur - ob das nun die Helden eines Action- oder die Städte eines Strategiespiels betrifft. Andernfalls zählte jedes Spiel, das keine vollständige Weltnachahmung anstrebt, zum Kunstgenre des "Behindertensimulators". Oder möchtest du darauf hinaus, dass Spielhelden in ihren Interaktionsmöglichkeiten ohnehin nie vollständig sind, weil man als Spieler, der sein Alltagswissen an die Spielsituation anlegt, immer mehr Optionen zur Verfügung hätte, als die Spielmechanik ermöglicht und daher der Behinderte gerade wegen seiner Einschränkungen der plausiblere Spielheld wäre?

    Für die Freunde streng simulativer Spielabläufe, die abstrahierte Abkürzungen nicht verzeihen mögen, wäre das dann eine durchaus interessante Interpretation. Es gibt gerade in Rollenspielforen eine ebenso kleine wie laute Gruppe, die bereits erbost ist, weil man die Spielfigur auf ihren Abenteuern nicht ständig füttern und tränken muss. Diesen Klagen schafft auch der behinderte Held noch keine Abhilfe, aber er wäre schon mal ein möglicher Schritt auf die Simulationisten zu. Für mich ist die Überlegung allerdings nur ein ansprechendes Gedankenspiel ohne nachhängende Absichten.

  13. #33

    Hier wird nicht geterrort
    stars5
    @realtroll Was anderes als ein Gedankenspiel verlange ich auch von niemandem, das ist schon okay

    ------------

    Wer sich vielleicht noch ein wenig für Weiterbildungsmaterial wie das Video von Brillenpinguin jeiks interessiert, dem empfehle ich noch den Channel von "The Blind Spot", ein Gamer mit Sehschwäche. Er beschäftigt sich da intensiver mit dem Thema, vor allem in Bezug auf Technik und dementsprechen auch mit Videospielen.


  14. #34
    @Pinguin mit Brille
    Ich glaube auch, dass die kommerziellen Entwickler (bzw. die Publisher) in der Hinsicht vorsichtig sind, ob das berechtigt ist oder nicht, lässt sich nicht so leicht beantworten. Vermutlich kommt es auch auf die Art der Behinderung an. Der Verlust eines Sinnesorgans ist ja wieder etwas anderes als z. B. körperliche Fehlbildungen oder eine geistige Behinderung.

    Dass es so viele Spiele wie Call of Duty gibt, du meinst wohl allgemein diese Militär-Ego-Shooter, liegt vor allem daran, dass die Spiele erfolgreich sind. Selbst die Indie-Entwickler stürzen sich oft auf erfolgreiche (Indie)Spiele, auch in der Szene wird gerne mal geklont. Das finde ich nicht so schlimm.

    Ich weiß nicht, scheitert es wirklich am eigenen Tellerrand? Kennen tut man Behinderte ja schon, auch wenn die meisten wohl keinen direkten Kontakt mit ihnen haben. Aber jemanden mit schwarzer Hautfarbe sieht man wohl täglich, trotzdem bauen die wenigsten schwarze Figuren in ihr Spiel ein, geschweige denn als Hauptfigur. Da spielt sicher auch der eigene Kulturkreis mit rein, aber das ist noch etwas anderes als nicht kennen.

    Zitat Zitat
    Ich finde, als guter Gamedesigner sollte man sich nicht nur auf das reduzieren, was man kennt, sondern auch andere Dinge ausprobieren.
    Auch dann steht am Anfang das Interesse, besonders bei Indie-Entwicklern, die ja nicht auf die Wirtschaftlichkeit achten müssen und tun können, was sie interessiert. Ich sehe hier (als Spieler) keinen Unterschied im "Wert", ob Mainstream oder Arthouse, egal, Hauptsache es macht Spaß.

  15. #35
    Persönlich finde ich diese Art von Charakter nur nervig wenn man versucht damit Mitgefühl zu ernten und wenn die Behinderung mehr oder weniger der ganze Charakter ist. Er/Sie muss auch neben dieser Besonderheit funktionieren und was das Gameplay angeht sollte man sich genau überlegen ob es nicht zu fummelig oder Aufgesetzt wirkt.

  16. #36
    Ich muss sagen, ich hab in dieser Diskussion etwas das Gefühl als sprächen wir hier über Aliens und nicht über andere Menschen. Zu argumentieren, bestimmte Menschen nicht in einem Spiel haben zu wollen, weil es sich "negativ" auf das Gameplay auswirken könnte ist meiner Meinung nach nicht weit genug gedacht, schließlich geht es im Indie-Game Bereich auch um Kreativität.
    Außerdem geht es ja in einem narrativen Medium nicht nur um Gameplay sondern auch um die dargestellten Charaktere und das führt zum Thema Repräsentation.
    Ich sehe das so: Medien werden für viele diverse Menschen gemacht, trotzdem beschränken sie sich zum Großteil auf weiße, cis, hetero Menschen ohne Behinderungen. Das finde ich ein wenig paradox.
    Warum eine Gruppe aus ausschließlich weißen Männern und vielleicht ein oder zwei Frauen, wenn man die Gruppe auch interessanter gestalten könnte? Klar ist das mehr Arbeit aber am Ende hat man einen Cast dessen Hintergründe eventuell ihre Geschichten selber schreiben. Der Spieler erfährt durch solche Merkmale, selbst wenn sie subtil eingestreut sind mehr über die Figur, selbst wenn man keine Aufsätze verfasst um diese zu beschreiben.

    Zum Thema Kulturkreis: Deutschland ist ziemlich bunt, trotzdem folgen die meisten deutschen Medien fast ausschließlich weißen Personen (oftmals Männern). Hat das dann wirklich was mit dem Kulturkreis zu tun oder eher damit, dass man schon bestehende Medienformaten imitiert? Man muss sich dem Fakt stellen, dass bestimmte Menschengruppen in unserer Welt generell besser gestellt sind und das spiegelt sich auch in unserer Medienlandschaft wieder.

  17. #37
    @Kelven: Verstehe!
    ich hatte das jetzt so verstanden, dass die Spiele mit behinderten Figuren keinen Spaß machen würden, weil du dich nicht für behinderte Charaktere interessierst, dann muss ich das falsch verstanden haben.

    Ich stehe allerdings hinter der Aussage von Tentakelgottheit - dass wir uns nicht einschränken lassen sollten in unserer Kreativität und die Möglichkeit, tun und lassen zu können was wir wollen, auch nutzen sollten.

    Nochmal als Hinweis, weil das Thema der Diskussion etwas aus den Fugen geraten ist:
    Ich wollte eine Diskussion starten, warum es so wenige behinderte Figuren in Spielen (und anderen Medien) gibt und wie man Behinderungen in Gameplay-Elemente umbauen konnte - nicht, ob man behinderte Figuren in seinen Spielen haben/einbauen will oder nicht. Das ist mir persönlich ziemlich egal, denn es ist nicht mein Bier, wie ihr eure Spiele baut oder auswählt.
    (auch wenn es mir Bedenken macht, dass es Leute gibt, die Spiele mit behinderten Protagonisten scheinbar sofort ablehnen)


    Und um direkt mal ein beispiel zu liefern:
    Ich hatte neulich die Idee, dass man ein Puzzelspiel machen könnte, in dem man einen Blindenhund spielt und seinen Besitzer durch den Alltag helfen muss.
    Quasi etwas wie ICO, nur als Hund und ohne böse Schattenviehcher

    Geändert von Pinguin mit Brille (05.10.2015 um 15:05 Uhr)

  18. #38
    Zitat Zitat
    Ich sehe das so: Medien werden für viele diverse Menschen gemacht, trotzdem beschränken sie sich zum Großteil auf weiße, cis, hetero Menschen ohne Behinderungen. Das finde ich ein wenig paradox.
    Ok, mein Hauptcharakter wird demnach eine lesbische, 90-jährige (alte Menschen sind auch total unterrepräsentiert!) schwarze Frau mit Alzheimer, deren linke Körperhälfte (natürlich ist sie auch Linkshänderin, wieder so eine völlig unterrepräsentierte Gruppe!) gelähmt ist.
    Jetzt brauch ich nur noch ein Spiel dazu... Hm, gab es "Böser Dämon will die Welt zerstören" schon mal?

  19. #39
    Zitat Zitat von Liferipper Beitrag anzeigen
    Ok, mein Hauptcharakter wird demnach eine lesbische, 90-jährige (alte Menschen sind auch total unterrepräsentiert!) schwarze Frau mit Alzheimer, deren linke Körperhälfte (natürlich ist sie auch Linkshänderin, wieder so eine völlig unterrepräsentierte Gruppe!) gelähmt ist.
    Jetzt brauch ich nur noch ein Spiel dazu... Hm, gab es "Böser Dämon will die Welt zerstören" schon mal?
    Wäre zumindest mal ein spannender Protagonist aus dem man viel machen könnte ^^ mach mal, würde mich interessieren.

  20. #40
    @Lonicera:
    Zitat Zitat
    Sobald es gelingt, eine Behinderung in einem Spiel als Normalität einzubauen, ist es ok. Wenn die Behinderung aber zum Gutmenschen-Alibi verkommt, dann lieber nicht. Das ist eine schwierige Gratwanderung - wie auch im richtigen Leben.
    Schön zusammen gefasst. Das ist denke ich auch die gesündeste Herangehensweise an das Thema.
    Behinderte als Running Gag finde ich ziemlich unterste Schiene. Da denke ich immer an Prof. Bienlein aus der Tim-Und-Struppi-Reihe, dessen Schwerhörigkeit und Senilität seine (eigentliche) Intelligenz überschattet. Weil, HAHA ER IST EIN ALTER MANN und so.
    Das Ding ist, dass ich jemanden mit einer Behinderung einbauen möchte, weil mich vor allem die Kommunikation interessiert. Wie du oben erzählt hast mit deinen Erfahrungen mit deinem Sohn und dem Down-Syndrom-Jungen. Ich frage mich einfach: Wie würde die Kommunikation zwischen eines Hauptcharakters und eines stummen Nebencharakters aussehen? So bin ich eben auch auf das Gesprächsthema gekommen...

    @Liferipper:
    Hey, mindestens drei der von dir genannten Eigenschaften treffen auch auf meine Hauptfigur zu! Highfive?
    Aber ja, mach das mal, das klingt nach einer Herausforderung. Wenn du Hilfe beim Gameplay brauchst, dafür ist dieser Thread da!

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