Es ist wirklich schade, dass das Projekt noch nichts wirklich zu bieten hat, schade vor allem weil die Thematik genauso wie das Szenario/ die Zeit und der Raum im dem die Geschichte spielt eigentlich unheimlich interessant und zumindest was Spiele angeht auch noch ziemlich unverbraucht sind.

Auch der Hauptcharakter ist von seinen Grundlagen her eigentlich eine ziemlich reizvolle Figur und überraschende Wahl für den Kontext. Man würde bei einem Spiel das sich Revolution nennt und einen Arbeiterkampf in den Vordergrund stellt keinen von Nationaldenken und Zynismus durchdrungenen und von kapitalistischer Selbstbezogenheit geleiteten Charakter erwarten. Das an sich macht eigentlich den Weg frei für interessante Entwicklungen und eine Geschichte die durchaus spannende Konflikte und Ereignisse bieten könnte.

Leider ist das auch schon alles was mir persönlich an dem Spiel zusagt. Von der Ausarbeitung her wirkt zunächst einmal alles sehr zusammengeklatscht und fehlerhaft. Das Spiel dauerte gerade einmal 15 Minuten und ging über geschätzte 10-15 Maps. Bei einem so geringen Umfang sollte doch eigentlich genug Zeit sein die einzelnen Maps ein wenig liebe- und sinnvoll auszugestalten. Aber alles wirkt entweder wild zusammengewürfelt, gecopypastet oder voller Mappingfehler, gerade auf der Worldmap. Genauso lieblos wirkt auch das Titelmenü, dessen einziges Bildelement hinter der Auswahl verschwindet. Die Worldmap an sich ist völlig überflüssig. Sie dient nur dazu von einem zum anderen Ort zu kommen, wobei ein Labyrinth aus Bäumen und eine unklarer Aufbau dafür sorgen, dass man hier lediglich einige Zeit sinnlos herumirrt und einen seltsamen Eindruck der räumlichen Dimensionen der Spielwelt entwickelt.

Das Gameplay besteht soweit nur aus Laufaufgaben und einem Kampf gegen Hasen die man mit einem Angriff wegklickt. Bei den Kämpfen wurden die Gegnergrafiken vergessen, genauso wie eine Übersetzung der Begriffe und Animationen. Ich vermute mal Zauberei sollte auch als Menüpunkt in dem Kontext gar nicht dabei sein. Was die eigentliche Aufgabe ist, bleibt selbst bei dem geringen Umfang meist völlig unklar. Man spricht mit einer Person und auf einmal öffnet sich die nächste Tür im Dorf um zur nächsten Aufgabe zu kommen, die man abarbeitet damit die Schwester irgendwann nach Hause kommt. Ich weiß auch nicht ob damit der Zynismus der Hauptfigur verdeutlicht werden soll, aber Dinge wie einem Juden durch einen einfachen Dialog dazu zu bringen entweder aus dem Dorf abzuhauen oder seine religiösen Überzeugungen in Zukunft zu verheimlichen und sich der vorherrschenden Religion anzuschließen empfinde ich persönlich nicht gerade als besonders motivierend, noch witzig oder interessant.

Das Tutorial in dem ein Clown die Pfeiltasten erklärt wirft einen genauso aus dem Geschehen wie eine plötzlich auftauchende Jesusfigur am Questende, die dann Witze über Begriffe wie „Swag“ macht. Der Humor, der dabei vielleicht angestrebt war kommt für mich da in keinster Weise rüber. Allgemein blieb mir hinsichtlich der Dialoge nur unpassende, nicht wirklich witzige Kommentare und eine Exposition über die aktuelle Weltlage die in etwa dem Lesen eines Wikipediartikels gleichkommt in Erinnerung. Die Dialoge sind noch voller Rechtschreibfehler und bei der musikalischen Untermalung bin ich mir nicht wirklich sicher, ob sie die Stimmung erzeugt, die hier angestrebt wurde.

Der Inhalt und das im Spiel Erzählte sind leider nicht viel besser. Das Spiel beginnt mit einem bedeutungsschweren Zitat (was an und für sich eigentlich eine recht interessante Wahl ist, da die Aussage, das eine herrschende Klasse die kulturelle Produktion völlig bestimmt, sich ja dadurch selbst negiert, das es in einem ohne große Produktionsmittel erstelltem und der Öffentlichkeit zugänglich gemachten Spiel/“Kulturgut“ steht) und präsentiert dann einen Mix aus Antisemitismus mit humorlosen Kommentaren zu Internetslang und jeder Menge selbstreferentiellen Äußerungen, wie das es ein niveauloses Spiel sei oder einem Gastauftritt von Adolf Hitler der über seine mediale Repräsentation siniert. Eine roter Faden oder überhaupt ein Plot, der an das Intro anknüpft sind nicht erkennbar und ich weiß auch nicht wie sie noch zum Tragen kommen sollte, wenn das bereits 30% des Gesamtspiels sind.

Du schreibst in deiner Vorstellung von der Ambition, etwas Politisches, Neues zu erschaffen und dich von anderen Spielen abzuheben, aber wie soll das gelingen wenn du dein eigenes Spiel nicht erst nimmst, keinen Respekt vor deiner eigenen Schaffenskraft und dem was du in deinem Spiel verwirklichen möchtest hast und statt zu versuchen Inhalt, Ansichten, Charaktere und Geschichten etc. zu entwerfen und zu präsentieren, an den einzelnen Elementen des Spiels zu arbeiten bis sie zumindest dir selbst auch gefallen und soweit es in deinen Möglichkeiten liegt, nur witzlose Kommentare, die absolut nicht in den Kontext passen aneinanderreihst und die Charaktere darüber sinnieren lässt wie schlecht dein eigenes Spiel doch ist.

Mich persönlich würde es wirklich freuen mal ein ausgearbeitetes Spiel, mit wirklichem Inhalt und Gameplay zu der Grundidee zu spielen, leider sehe ich persönlich momentan in der Demo noch nichts davon, aber überhaupt etwas zu schaffen ist schließlich auch der beste Weg seinen eigenen Ansprüchen näher zu kommen, also lass dich nicht von meinem nicht besonders positivem Eindruck davon abhalten weiter zu machen.