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Thema: Indizierung bei RPG-Maker-Spielen?

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  1. #20
    Ich arbeite das mal Stück für Stück ab:
    Zitat Zitat von caesa_andy Beitrag anzeigen
    Der Punkt ist, das es nicht auf die Abbildung an sich ankommt, sondern auf den jewiligen Kontext. Wirf einen Blick auf Wikipedia. Die Seite ist voll von Bildern, die man in genau der selben Form in Pornos finden könnte, und für die man hier wohl eine Verwarnung kassieren würde.Trotzdem unterliegt sie keiner Altersbegrenzung. Ich habe vor ein paar Jahren mal ein Praktikum in einem Kindergarten gemacht. Dort gab es Bilderbücher, die sexuelle Aufklärung zum Thema hatten, und in denen ALLES gezeigt wurde. Und die Waren für Kinder im alter von 3-4 Jahren.
    [...]
    Der Punkt ist, der einsatz der Bilder auf WP erfolgt im einem Wissenschaftlichen und Lehrenden Kontext, und der somit bemüht ist, wissen zu generieren. Nicht in einem, der der Unterhaltung dient und nur ein abstraktes Abbild der Realität schaffen soll, dass sich den regeln der finktion zu unterwerfen hat.
    Ich würde hier weniger von Kontext als von Zielsetzung und Genre sprechen. Enzyklopädien und deren Artikel als solche sind kein Kontext, sondern Konstituenten eines Genres. Der Kontext geht weit darüber hinaus. Vor allem aber ist Wikipedia als solches ein wackliges Beispiel, da viele der expliziten Bilder im Hintergrund scharf diskutiert werden. Der mediale Kontext bzw. das Genre schieben nicht das Bild ins rechte Licht, das Bild muss zum Genre passen.

    Zitat Zitat von caesa_andy Beitrag anzeigen
    Ob du nun einen Porno hast, der frauen als willige Sexsklaven darstellt, oder einen, der den Eindruck erweckt, alle Homosexuellen Männer währen Muskulöse Schwarze mit einem Pferdegehänge spielt letztlich keine Geige. Tatsache ist, ein zu junger Erwachsener bekommt bei solchem Input schnell ein falsches Bild von dem, was dort gezeigt wird (Er kennt dann ja vermutlich ebend nur die Fiktion, nicht die eigentliche Realität).
    Nimm als anderen Problemansatz von mir aus die Kondomfrage mit in's boot. Der Anblick von zwei Menschen, die "Liebe machen", ist für ein Kind sicherlich nicht schädlich. Aber das Visuelle Heraufbeschwören einer Situation, in der die Akteure ohne zu zögern Sex mit vollkommen unbekannten Partnern haben, ohne sich dabei zu schützen, das ist wiederum schon schädlich (auch wenn der eigentliche Akt gar nicht gezeigt werden würde), weil die gezeigte Fiktion zu 100% der eigentlichen Realität zuwiederläuft.

    Es gibt Serien und Filme, die Sex und gewalt zeigen, ud im Nachmittags oder Vorabend Programm laufen dürfen. Und es gibt solche, die es nicht tun, und trotzdem erst spät nachts laufen dürfen.
    Du umschiffst das eigentliche Problem: Du schreibst pornografischem Material (wenn auch implizit) pauschal alle Möglichen Eigenschaften zu, die es keineswegs per definitionem hat. Es gibt pornografisches Material, das keineswegs realitätsverzerrend ist oder Gruppierungen in ein schlechtes Licht rückt, seien es jetzt Frauen, Männer, oder die ganze LGBTQ-Kiste, allen voran, wenn es in einen größeren Kontext wie ein Buch, Spiel, etc. eingebettet ist. Das heißt aber trotzdem noch nicht, dass diese Sachen kindgerecht sind.

    Bezüglich deines Fernseharguments: Wann genau hast du zuletzt denn bitte grafisch expliziten Sex im deutschen Fernsehn gesehen, so ganz ohne Zensur oder "günstige" Kameraeinstellungen? Soweit ich mich erinnere, ist selbst der Trash-Porn der nachts um 3 läuft bemüht (angehalten?), gewisse Grenzen zu wahren. Es ist doch schon jedes mal ein riesen Thema in der Regebogenpresse, wenn ein etwas größerer Film einen nackten Mann von vorn zeigt und da sind wir noch lange nicht bei einem sexuell erregten Mann.

    Zitat Zitat von caesa_andy Beitrag anzeigen
    ICH stele die Sache einfach dar? Ne Sorry. Du bist derjenige von uns, der die "Abhakliste" ins Spiel gebracht hat. Ich habe das ganze von Anfang an als psychologischen Prozess dargestellt, der es nunmal auch ist. Glaubst du, die Leute, die bei der BPJM sitzen, sind Beamte auf der untersten Gehaltsstufe, die sich zwei You-Tube-Videos reinziehen, die Hand auf die Bibel legen und dann die Indizierung durchwinken, wenn sie eine nackte Brust gesehen haben? Geh mal davon aus, das das hervorragend qualifizierte Kinder- und Jugendpsychologen sind, die diese Entscheidung treffen. Und das tun sie mit sicherheit nicht anhand einer Liste, sondern in dem die die gezeigte Sexualität und Gewalt in einem bestimmten Kontext bewerten.
    Die FSK-Seite, die du gepostet hast, sollte das eigentlich schon zur genüge aufzeigen. Ich meine, dass du nicht anhand einer Checkliste festlegen kannst, bis wohin ein Inhalt "Polarisierend" ist, und ab wann er sozial schädigend ist, sollte schon der Gesunde Menschenverstand aufzeigen. Ebendso, wie es kaum möglich ist, eine "Schädigende Bilderflut" anhand einer checkliste zu bestimmen.
    Entschuldige, das war tatsächlich missverständlich ausgedrückt: Selbstverständlich ist es keine "einfache" Sache, darüber zu Urteilen, ob es etwas Schaden bei der persönlichen Entwicklung anrichtet. Das "einfach" war hier komplett (und nicht abwertend gemeint, auch wenn es vielleicht so ankam) auf deine Darstellung dessen bezogen: Dass es möglich und üblich sei, jedes einzelne Spiel, jeden Film, jedes etwas in der Gesamtheit seines Kontexts hinsichtlich seines Schadenspotentials zu beurteilen. Das klappt so einfach nicht. "Kontext" ist in der Hinsicht ein grauenhaftes Konstrukt, da es eben nicht klar eingrenzbar ist und alles sein kann. Um genau das auf der einen Seite zu umschiffen, andererseits um willkür zu vermeiden und vergleichbarkeit zu wahren, brauchst du als aller erstes Vergleichskriterien (Stichwort tertium comparationis), die du eben losgelöst vom Einzelfall allein aufstellst - tust du das nicht, ist der Sinn dieser Siegel und eines Ratings (eben pauschale Vergleichbarkeit und Abschätzbarkeit zu gewährleisten) dahin. Und genau diese Liste an Kriterien habe ich gemeint, als ich salopp von der Abhakliste sprach (und wohlgemerkt nirgends den Gutachtern die Kompetenz in Abrede gestellt habe, wohlgemerkt. Wären Listen ein Indikator für mangelende Kompetenz, könnten wir so ziemlich jeden brauchbaren wissenschaftlichen Text und jede Forschungsmethode aus dem Fenster werfen).

    Und genau mit solchen Listen argumentierst du ja selbst gerade, wenn auch unbewusst vielleicht, bspw.:
    Zitat Zitat von caesa_andy Beitrag anzeigen
    "Reiner Sex" ist ein Problem, weil er die Sexuelle Handlung vom zwischenmenschlichen Kontext gelöst darstellt und deshalb herabwerted, was nicht minder zweifelhaft ist, als sexistische Darstellung, die einen partner in eine Nachteilige Rolle drückt. Sobald der Sex als reiner körperlicher Akt im Vordergrund steht, ist nicht die herabsetzung eines Partners das Problem, sondern die daraus entstehende, gesamte entwertung der menschlichen sexualität die auf pures, körperliches erleben ohne tieferen Nutzen für den Mensch reduziert wird.
    Es wird z.B. befürchtet, das Hardcore-Pornographie, wie du sie beschreibst, bei heranwachsenden später eine Tendenz zur Beziehungsunfähigkeit ausbilden könnte, weil sie dadurch lernen, ihre eigene, körperliche befriedigung in den Fokus der Handlung zu stellen und ihnen Partnerschaftlicher Sex darüberhinaus nichts mehr bedeutet.
    Tadaa, wir haben ein pauschales, vom Kontext losgelöstes Kriterium, welches wir heranziehen können, um zu beurteilen, ob etwas jugendfrei ist oder nicht. (Ich stimme dem Kriterium zwar persönlich absolut nicht zu, aber das ist eine andere Baustelle.)

    Was ich sagen wollte in kurzform: Der Threadersteller kann sich natürlich die Frage stellen, was seine Schöpfung so für potenzielle Auswirkungen auf heranwachsende hat. Das ist aber ein riesiges Minenfeld, über das sich sowohl Laien als auch Fachleute gerne die Kopfe einschlagen und das jemand, der nicht vom Fach ist, kaum in brauchbarem Maße überblicken kann. Zu schauen "Was ziehen denn etablierte Prüfstellen so für Kriterien heran?" ist dagegen deutlich händelbarer und sinnvoller.


    Zitat Zitat von caesa_andy Beitrag anzeigen
    Ach ja. Im Übrigen hast du da noch einen kleinen Bock geschossen. Die Schlagworte "Sexual Contend" und "Nudity" stammen NICHT aus dem deutschen Jugendschutz, sondern sind Teil des Pan European Game Information Systems, oder auch PEGI genannt. PEGI beurteil tatsächlich ausschlisslich anhand der dargestellten Inhalte und bewertet den Kontext nicht. Im PEGI System legt der Hersteller des Spiels die Alterseinstufung auch selber fest, diese Wird anschließend nur noch von einem Institut geprüft, ob sie mit den PEGI-Standards vereinbart werden kann.
    Die PEGI ist in Deutschland aber NICHT gesetzlich abgesichert. Die meisten Händler verkaufen zwar auch PEGI18 Titel nicht an Minderjährige, theoretisch dürften sie das aber, weil deutschland das PEGI-System nicht anerkennt. Die PEGI-Einstufung ist hierzulande daher nur eine Richtlinie, nicht Gesetzlich bindend. Gesetzlich Bindende Einstufungen können bei uns nur die FSK/USK und die BPJM aussprechen, und die Verwenden kein klassifiziertes Einstufungssystem, wie PEGI es tut.
    Ich sehe zwar nicht, wo ich da "einen Bock geschossen" habe, aber sei's drum. Der Threadersteller hat nach Infos zum Rating gefragt, ungeachtet ihrer genauen gesetzlichen Position sind sowohl FSK als auch PEGI beides etablierte Prüfstellen. Dass die PEGI ein Klassifizierungssystem verwendet macht sie sogar noch geeigneter, da sie damit transparenter und für dritte nutzbarer wird. Selbst wenn man meinen Post nur als Antwort auf deinen sieht, ergibt sich mir das Problem nicht: Du selbst hast von "Alterseinstufung" gesprochen, da geht nicht hervor, von welchem System du konkret sprichst.
    Ginge es hier nebenbei um legale Verbindlichkeit, sollten wir vermutlich alle ganz still sein, da hier keiner von uns wirklich Ahnung vom relevanten, juristischen Fachwissen hat. Wenn doch, gäbe es die Diskussion gerade wohl kaum.

    (Von alledem (und Liferippers sonstigen eventuellen Posts) mal ab: Liferipper bringt ziemlich genau das zum Ausdruck, wo ich das Problem sehe. Es gibt einfach viel zu viele Schlupflöcher. Zumal ich die Aussage, Sex an sich sei ohne Kontext automatisch eine herabwürdigung des Menschen (oder Herabwürdigung wessen auch immer, das konnte ich bei dir nicht ganz herauslesen) auch etwas bedenklich finde, zumindest auf Erwachsenenlevel fernab von der Jugendschutzsache. Wobei ich auch da fraglich finde, ob die Einstellung zu vermitteln so gesund ist. Aber wie oben schon gesagt, andere Baustelle, ich wollte es allerdings trotzdem festhalten.)

    Geändert von BDraw (28.04.2015 um 18:16 Uhr)

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