Fange ich erst einmal mit dem Gesamteindruck an. Dort habe ich gemischte Gefühle. Auf der einen Seite war es ein, nennen wir es einmal "episches" Spiel. Es hat einen schon eine gute Zeit vor dem Bildschirm gefesselt und die Grafiken, die Geschichte, die vielen Möglichkeiten in dem Spiel waren wirklich gut.
Auf der anderen Seite wurde ich als Spieler gleichzeitig vor zuviel Input gesetzt.
Menü:
Wie viele Unterpunkte hatte das Menü? Kurz nachgezählt und ich bin auf 14 Unterpunkte gekommen. Dies ist schon eine ganze Menge und bei manch einem Punkt habe ich mich gefragt, ob dieser wirklich notwendig ist.
Bei folgenden Punkten habe ich den Sinn nicht verstanden:
Reisetruhe - kann irgend etwas sinnvolles damit angestellt werden? Ganz am Anfang des Spiels einmal reingeschaut, danach nie wieder. War also keine Notwendigkeit vorhanden.
Karma - Den Sinn des Karmas habe ich nicht verstanden. Hat das etwas mit den Göttern und deren Boni zu tun? Wenn ja, dann habe ich es einfach durch ansprechen der Geistergötter am Brunnen erledigt. Dort habe ich nachgeschaut, ob was geht oder nicht. Das war es dann auch schon.
Status - Hier gilt das gleiche wie bei der Reisetruhe. Nie etwas wirklich interessantes gefunden und somit auch nie wieder angerührt.
Komplettheilung - Nach einem Kampf habe ich das mal gemacht, aber dann nie wieder. Meistens habe ich meine Kämpfe so gestaltet, dass ich jeden Kampf mit vollen Lebenspunkten beendet habe (und das auf schwer). Nach relevanten Kämpfen wurde die Gruppe eh automatisch vollgeheilt, da ist die Option der Komplettheilung auch verschwendete Liebesmüh.
Karte - Ich bin ehrlich. Wofür gibt es eine Karte, wenn es keine Weltkartenreisen gibt? Die Drachenhalle muss eh 100x durchlaufen werden, dass jeder Spieler die relativ schnell auswendig kennt. Persönlich habe ich die Karte nie verwendet und beim anschauen habe ich diese auch noch als recht kompliziert empfunden, da diese in meinen Augen einen schlechten Überblick verschafft.
Andere Menüpunkte können kritisch betrachtet werden. Nutzlos waren diese nicht, aber fragwürdig.
Trophäen - Am Ende des Spiels hatte ich zwei oder drei Trophäen über, wo mir ein Ausrüstungsplatz gefehlt hat. Aber ehrlich, viele von den Trophäen haben nur irgendeiner Gottheit gedient. Wurden also durch nützlichere Trophäen ersetzt, die einem im Kampf wirklich helfen (mehr Schaden, mehr Lebenspunkte, etc...).
Attribute - Am Anfang habe ich noch an den Schwierigkeitsgrad "schwer" geglaubt. Daher habe ich auch versucht, jedem Charakter eine "Klasse" zuzuteilen und die Punkte entsprechend zu verteilen. Haaki wurde Supporter, Svenja Schadensausteilerin, Gorath sollte Tank werden und Arson hat die Gruppe am Leben gehalten. Jedoch wurde mit zunehmendem Spielverlauf enttäuscht. Gorath hat nie wirklich getankt sondern nur Schaden ausgeteilt. Liegt vor allem daran, dass normale Gegner nur wenig Schaden machen und "Bosse" eh oft Gruppenschaden oder geringen Einzelschaden verursachen. Arson hat zwar geheilt, diese Heilung konnte ich mit Attributpunkten aber nicht erhöhen. Was das sterben betrifft, ist ab und zu einmal einer aus der Gruppe gestorben (durch unglückliches zwei bis drei Gegner hauen gleichzeitig auf einen Charakter). Hätte ich dies alles früher gewusst, dann hätte ich mehr Wert auf Angriff gelegt als auf Defensive oder Lebenspunkte. Klar muss es bei nicht vorhandenem Auflevel-System eine Möglichkeit geben, Charaktere zu stärken, aber dann sollte es mehr Möglichkeiten geben, das Beste aus jedem Charakter herausholen zu können.
Fertigkeiten - Dies passiert wahrscheinlich in jedem Talentsystem. Drei Viertel aller Fertigkeiten werden nie genutzt.
Bei Haaki habe ich eigentlich nur "Tatendrang" (mehr AP) und "Kampfschrei" (+Schaden) verwendet.
Svenja hat nur "Gezielter Schuss", "Geistesblitz" (beides offensive Fähigkeiten) und Kopftreffer (Gegner eine Runde aussetzen lassen) verwendet.
Der gute Gorath hat nur mit "Wunde reißen", "Vernichtungsschlag" (beides offensive Fähigkeiten) und "Wuchtschlag" (Gegner eine Runde aussetzen lassen) gearbeitet. Eigentlich sollte er ja tanken, aber seine Tankfähigkeiten kamen nie wirklich zum Einsatz.
Für Arson waren es an Heilzaubern "Lebenshauch" und "Heldensaga". Zum wiederbeleben wurde "Aufkratzen" verwendet. Als Angriff hat er meist Meucheln genutzt und um einen Gegner lahmzulegen "Asche werfen".
Im Ganzen haben mir da die Synergien gefehlt. Dort hätte viel mehr rausgeholt werden können.
Talente - Positiv: Viel Auswahl und viel Gestaltungsspielraum. Hat mir sehr gut gefallen. Auch die verschiedenen Vorgehensweisen, wie jemand an den Talentbaum rangeht.
Was ich aber als nicht so gut empfunden habe: Die Kombination aus Talentsystem und "Ich kann alles in der Spielwelt ansprechen". Alte Schriften und Sinnesschärfe gibt es in drei Stufen. Wenn ich auf der Suche nach Geheimnissen und anderen versteckten Dingen unterwegs bin, muss ich im schlimmsten Fall das Bücherregal oder die Kiste 3x ansprechen. Weil es könnte sich ja etwas neues ergeben haben. Und ohne diese Vorgehensweise fehlt es einem vielleicht an Attribut-, Fertigkeits- oder Talentpunkten, die der Held für kommende Kämpfe bitter benötigt.
Dies war es erst einmal zu Menü. Nun möchte ich gerne auf das schön gestaltete Städtchen "Sanasheym" eingehen, welches wir im Verlaufe des Spiels errichten und bevölkern können.
Sanasheym:
Als ich mit der Heldengruppe die erste richtige Mission angegangen bin, haben wir schon den Wald und die untoten Bewohner von "Alt"-Sanasheym kennengelernt. Die Skelette wurden dann auch schon direkt von mir in die Wüste geschickt, da der Kriegsherr und meine anderen Freunde alle noch geduldig warten konnten, bis wir die Mauer erklommen haben.
Somit war Sanasheym schon befreit, bevor wir den Auftrag bekommen haben.
Als dann auch der offizielle Auftrag kam, dann ging es erst richtig los. Leute suchen, Architekt suchen, Bauwerke in Auftrag geben. Nach irgendeiner Mission war dann auch das gesamte Städtchen aufgebaut. Also erkunden wir es in aller Ruhe und schauen, was uns hier geboten wird. Doch dann musste ich enttäuscht werden. Die Bewohner haben nur kurz etwas gesagt und dann ihren Text wiederholt. Häuser konnte ich erst garnicht betreten, um vielleicht noch andere Dinge zu entdecken. Viele Interaktionen waren mir nicht möglich. Der eine oder andere Charakter hat mir ein paar Punkte spendiert, dies war es aber auch schon. Ein Orkball-Team habe ich gegründet (mit Banner und so) und auch Leute angeschifft, die mir auf meiner Reise begegnet sind. Aber gespielt habe ich das Spiel nie. Auch wenn viele hier im Forum schreiben "Orkball macht richtig Spaß", so konnte der Funke auf mich nicht überspringen und habe das Spiel ohne ein Match beendet.
Zusätzlich ist mir aufgefallen, dass das Post-System in Karadon recht flott ist. In einem Augenblick stehen die Bücher, die ich gesammelt habe, noch in meinem "Ratshaus" in Sanasheym, im nächsten Moment sind sie wieder in die Drachenhalle geliefert worden.
Fazit für Sanasheym: Optisch ein Traum und die Idee, eine eigene Stadt zu bauen, ein Wort: Genial.
Mir hat die Umsetzung aber nicht gefallen. Es gab zu wenig Möglichkeiten mit dieser Stadt zu interagieren. Es hat mir ein Anreiz gefehlt, mich in dieser Stadt aufzuhalten.
Als nächsten Punkt mag ich einmal das Handwerk ansprechen, welches dem Spieler erlaubt, eigene Dinge herzustellen.
Handwerkssystem:
Das System hat mich enttäuscht. Obwohl ich viele Bücher gefunden habe, hatte ich am Ende des Tages nur drei Rezepte, die ich basteln konnte. Dazu zählte der Helm, den wir für Ragnar basteln sollten.
Somit waren die über 50 Edelsteinchen, die ich gesammelt habe, vollkommen nutzlos und lagen am Ende des Spiels immer noch in meiner Tasche. Damit hat das Handwerkssystem für mich keinen weiteren Anreiz geschaffen, dieses weiter zu verfolgen. Auch etwas schade.
Das war es nun glaube ich mit den speziellen Punkten, dann werde ich jetzt noch auf ein paar Kleinigkeiten eingehen, die mir im Verlauf des Spiels aufgefallen sind:
Sonstiges:
Arson Nr. 1 - Als Arson Asa vor dem Hinabfallen rettete und selber in die Lava? / das rote Wasser? gefallen ist, sollte ja Arsons Tod suggeriert werden. Oder liege ich da falsch?
Auf jeden Fall hat das nicht geklappt, da Arson später in Eichengrund im Menü immer noch bei den Fertigkeiten drin stand und es auch sinnlos wäre, gemeinschaftlich Fertigkeitspunkte zu verteilen obwohl so früh im Spiel dann einer von denen sterben sollte und die Punkte damit "verloren" wären.
Quests - Manche Aufträge habe ich nicht verstanden oder konnte diese erst garnicht lösen. Z.B. die drei Händler. Dort habe ich nicht einen Artikel gefunden, der verlangt wurde. Oder aber den Brunnen reinigen. Der Südgang war von einer Seite (von der Kaserne aus) plötzlich offen, obwohl auf der anderen Seite immer noch die Wache stand, die mir den Durchlass verwehrt hat. Im Rundgang selber war auch nichts.
Auch hat mich gestört, dass das Aufgabenbuch ständig aktualisiert wurde, wenn ich eine neue Strohpuppe oder ein Buch der Kriegskunst gefunden habe. Das ist nun wirklich nichts weltbewegendes, was vermerkt werden muss.
Schlachtplan - Am Ende besteht ja die Möglichkeit, sein eigenes Heer aufzustellen. Meine Vorgehensweise sah dabei wie folgt aus: Einfach der Reihe nach alle Posten ausfüllen und dann den Angriff starten. Damit war es das schon und mehr ist nicht passiert? Irgendwie hatte ich mir das spektakulärer vorgestellt. So sehe ich auch hier verschenktes Potential. Der Angriff hätte ruhig etwas interaktiver und mit zusätzlichen Grafiken / Animationen ausgestattet werden können.
Arson Nr. 2 - Ok, Arson ist ein Wolf. Nette Wendung. Aber weil wir uns als Freund des Pelzes erwiesen haben, hat uns Svenja am Ende im Stich gelassen und Arson stürzt sich am Ende mit der "Punk"-Dämonin in die Tiefe. Danach gehen aber Haaki, Gorath und SVENJA zum Grab von Arson. Ich dachte, Svenja wäre schwer enttäuscht und die Gruppe hätte sich entzweit.
Die Götter - Spielen diese überhaupt eine wichtige Rolle? Ich habe die Götter nur dafür benutzt, gratis Dinge wie Talentpunkte oder andere Steigerungen zu ergattern. Für mehr waren die Götter in meinen Augen nicht wichtig. Auch etwas schade, da diese ja eigentlich eine zentrale Rolle spielen sollten.
Nun möchte ich aber auch etwas postives loswerden.
Positives:
Das Spiel glänzt vor allem durch seine Grafik, die Dialoge und die Geschichte. Dies alles wurde mit so viel Liebe erstellt, dass ich nur staunen kann. Selbst einfache Charaktere wie Wachen haben eigene Animationen bekommen.
Bei den Dialogen verhält es sich ähnlich. Egal ob es sich um einen wichtigen Charakter handelt oder nur um einen Sack Reis, jeder Dialog wurde mit Herzblut geschrieben, so kommt es mir vor.
Und die Geschichte packt und fesselt einen auch. Erst denkt der Spieler, wie böse die Wölfe sind und am Ende kämpft der Held Seite an Seite mit eben diesen. Eine rundum gelungene Geschichte.