Zitat Zitat von Owly Beitrag anzeigen
Ich schätze, ich begreife(!) nur halb, was du meinst. Wenn ich ein Argument haben kann, muss ich für meine Begriffe(!) auch den Punkt, um den es hier geht, haben können. Ohne die Vergegenständlichung abstrakter Begriffe(!) würde doch die menschliche Kultur gar nicht funktionieren, da die sich über abstraktes Denkvermögen definiert.
Wiederum nur teilweise richtig.

Natürlich brauchen wir die Vergegenständlichung abstrakter Begriffe, um im Alltag zurechtzukommen. Allerdings kann man da nicht einfach zwei Begriffe untereinander austauschen, da jeder Begriff auch in bestimmten morphologischen ("Wortgrammatik") und syntaktischen ("Satzgrammatik") Zusammenhängen funktioniert. Nehmen wir jetzt das Beispiel mit dem Punkt, so setzt es in diesem Bereich eben jenes von steel angemerkte "in" als syntaktisches Merkmal mit voraus. Ein einfaches Weglassen dieses "in" wäre demnach eine Verletzung des standarddeutschen Sprachgebrauchs und geht eher auf den grammatikalischen Gebrauch des Wortes "point" im Englischen zurück. Beim Wort "Argument" ist dies jedoch nicht der Fall, da es dort eben keine solche Voraussetzung gibt.

ABER: Die Ausführungen beziehen sich rein auf den Gebrauch des Standarddeutschen. Innerhalb der Betrachtung des Sprachwandels muss man allerdings zu dem Ergebnis kommen, dass es zu einer vermehrten Nutzung von "hat einen Punkt" innerhalb verschiedener alltäglicher Soziolekte (beispielsweise der Jugendsprache) kommt. Diese ist allerdings zum derzeitigen Zeitpunkt nicht als allgemein repräsentativ für die deutsche Sprache zu betrachten. Jedenfalls noch nicht. Das Potenzial ist durchaus da, dass die Satzstruktur sich irgendwann in der deutschen Standardsprache etabliert, aber das muss dann die Zeit zeigen, ob sich so ein Begriff auch im Alltagsgebrauch vieler sozialer Schichten durchsetzen kann und er somit in die allgemeingültige Grammatik aufgenommen wird. Voraussetzung dafür ist eben, dass die Wortbedeutung eben auch in diesem Sinne ausgeweitet wird. Da die Grundlagen dafür allerdings schon angelegt sind, stehen die Chancen allerdings wohl nicht allzu schlecht, die Satzstruktur dann auch 2024 im Duden und schon früher im Duden "Jugendsprache" zu finden.

Und zusammen mit dem Thema aus der Taverne habe ich jetzt gerade einen ultimativen Flashback ins vierte Semester an der Uni erlebt.

P.S.: Ich reihe mich mal ganz dezent in die Reihe der Schalflosen mit ein. Ich kann mich zwar nicht beschweren, dass ich nicht viel geschlafen hätte, aber fühle mich gerade, als ob mich ein 7,5 Tonnen schwerer LKW überrollt hätte.