Es gibt aber keine universelle Moral. Ob eine Tat gut oder böse ist, hängt immer von dem ab, der sie beurteilt. Die Mehrheit ist sich natürlich einig, dass Mord moralisch fragwürdig ist, es sei denn es gibt dafür einen guten Grund. Einen Mörder, der andere Mörder tötet, finden viele sicher gut. Leon ist hier wieder ein gutes Beispiel. Er ist ein Auftragsmörder, der wohl auch Unschuldige tötet, doch die meisten Zuschauer sehen dort keinen Bösen (oder Antihelden), der auch gute Seiten hat, sondern einen netten Mann, der sich um ein Kind ohne Familie kümmert. Objektiv betrachtet ist er immer noch ein Mörder, aber wer außer militanten Gutmenschen kritisiert sein Handeln? Worauf ich hinaus will ist, dass es sehr schwer ist, eine Figur zu erschaffen, die genau zwischen sympathisch (gut) und unsympathisch (böse) liegt. Außerdem muss man sich auch fragen, ob das überhaupt Sinn machen würde. Zuschauer-Sympathie ist ein wichtiges Mittel, um zu unterhalten. Ich sehe das Problem vieler Maker-Spiele ja gerade darin, dass es ihnen nicht gelingt, die guten Figuren sympathisch erscheinen zu lassen.

P. S. John McLane ist aber ein ganz klassischer Held. Die Brutalität nehmen ihm ja höchstens die Fernsehgewalt-Kritiker übel. Die meisten Zuschauer feiern, wenn er die Bösen wegbratzt. Aragon ist sicher idealisierter, aber JohnMcLane ist mMn nicht weniger gut. Selbst Dirty Harry ist nicht weniger gut. Der Unterschied ist eher, dass die einen Figuren mehr menschliche Schwächen haben als die anderen. Solche Schwächen geben den Figuren Ecken und Kanten, sie sind schon nützlich, aber das ist finde ich etwas anderes als "grau sein".