Ich hoffe ich hab das Thema des Threads nicht komplett falsch gedeutet und ja, langer Post ist lang (deswegen als Spoiler verborgen). Ich finde menschliche Gegner je nach Genre problematisch (in einem Survival Horror Spiel will ich mich z.B. nicht selbst zum Mörder machen), vor allem da häufig einfach keine wirklichen Konsequenzen für den Charakter gezeigt werden. Um noch mal auf mein Silent Hill Beispiel zurück zu kommen: Als James in Silent Hill 2 einen Menschen tötet oder Vincent, Heather hinterfragt ob die Monster für sie wirklich Monster sind, ist das sowohl für Spieler als auch für die Spielfigur ein schockierender Moment. Beide streifen das, trotz der Bedrohung von Außen, nicht sofort ab und beide fragen sich was sie für Menschen sind, wenn sie anderen Leid zu fügen. Der Spieler hinterfragt sich in diesem Moment selber auch. Was wäre wenn die Monster, Menschen wären? Im krasse Gegensatz dazu Silent Hill 5, wo man im späteren Spielverlauf massig Menschen ermordet und Alex nicht mal wirklich mit der Wimper zuckt. Der Unterschied ist die Darstellung. Sowohl James als auch Alex sind irgendwann gezwungen Menschen zu töten, aber im Gegensatz zu James, hat Alex für seine Angreifer nur Schimpfwörter übrig und reflektiert nicht über seine Tat. Manchmal kommt man in seinem Plot nicht darum herum, seine Protagonisten morden zu lassen. Je nachdem wie man das darstellt wirkt der Charakter anders auf den Spieler (im oberen Fall sympathisiert man mit James, da man genauso wenig wie er töten wollte und man entwickelt vielleicht einen leichten Abscheu zu Alex). Wenn ein Charakter über einen begangenen Mord so überhaupt nicht reflektiert und keinerlei Schuldgefühle entwickelt (oder zumindest den Anflug von Schuld), kann das auch darauf hin deuten, dass der entsprechende Char etwas hohl ist und der Entwickler/Autor nicht so viel Zeit in ihn oder sie hinein gesteckt hat (in dem Fall, dass dieser Charakter sonst als positiv dargestellt wird). Die Frage ist nun, was unterscheidet menschliche und monströse Gegner eigentlich? Das lässt sich eigentlich für viele Fälle ganz einfach sagen. Menschen haben Gesichter. Besonders die Augenpartie und der Mund sind wichtige Träger die Emotionen vermitteln und uns Menschlichkeit symbolisieren. Bei Monstern sind diese oft nicht zu sehen oder vielleicht eher tierisch. Bei Gegnern wie Zombies sind die Augen leer und die Münder verzogen. Wir finden keine Menschlichkeit und bauen dadurch vermutlich auch keine Bindung mit ihnen auf. Dadurch ist es leichter sie ohne Bedenken zu bekämpfen. Ähnliches wird auch bei menschlichen Gegnern. Oft sieht man diese vermummt, was sie in gewisser Weise entmenschlicht. Auf diese Art und Weise, bringen wir es leichter über uns sie ohne weitere Bedenken zu bekämpfen. Ich bin ehrlich, ich habe keine Probleme in Shootern, Menschen zu töten, da sie durch oben genannte Praktiken für mich nur Gegner sind, die mir im Weg bei dem stehen was ich erreichen will. In dem Moment sind sie für mich keine Menschen. Wenn ich mir dann aber ein Spiel wie Bioshock anschaue (1 und 2) in denen die Splicer oft Hintergrundgeschichten haben und dir immer wieder vor Augen geführt wird, dass das menschliche Wesen sind, die nur durch eine Droge so geistig und körperlich entstellt wurden, finde ich das betätigen das Abzuges schon schwieriger und selbst wenn ich sie töte, bliebt da trotzdem ein recht schales Gefühl zurück. Persönlich würde ich das Töten von Menschen in von mir erstellten Spielen oder Geschichten nur zu einer Option machen, wenn es den Plot trägt und der oder die Charaktere auch ihre Narben davon zurück tragen. Ein Charakter der solche Dinge ohne Gewissensbisse weg steckt ist meiner Meinung nach einfach nicht glaubwürdig (außer er ist als Charakter so angelegt bzw. die Geschichte baut darauf auf, dass er seine Moral nach und nach verliert und erst gewissenlos wurde).
--Und nun, dreiste Werbung für meinen Webcomic. Lest Strayer hier: Englisch Deutsch
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