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Thema: Welche Grundvoraussetzungen sollte ein Spieleentwickler mitbringen?

Hybrid-Darstellung

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  1. #1

    Hier wird nicht geterrort
    stars5
    Das viele vermeintlich "neuen und kreativen Ideen" unterbewusst von einer bereits bestehenden Quelle herrühren, hat ja auch keiner bestritten. Aber dieses unterbewusste Vermischen vieler verschiedenen Erfahrungen und Aspekte führt häufig erst dazu, dass eine Geschichte ähnlich einer anderen ist, aber doch wieder meilenweit davon weg. Man arbeitet in seinem eigenen Kopf kreativ mit Bausteinen und dadurch das wir in vielem oft gar nicht den Zusammenhang zu etwas bereits bestehendem sehen, betrachten wir es aus einem anderen Winkel.
    Nehme ich mir jetzt vor, irgendwas "Silent Hill Mäßiges" zu machen und entferne mich nicht weit genug von diesem hochtrabenden Vorgänger, wird daraus ein Silent Hill-Klon (von denen es Jesus-Maria-und-Josef schon genug schlecht gemachte gibt), in denen (und da wette ich drauf) irgendwas mit Zwischenwelten, rostigen Inneneinrichtungen, gesichtlose Fleischbrockenmonstern, schuldzerfressenen Protagonisten oder ferngesteuerten Rollstühlen vorkommt.

    Und was Elfen und Zwerge als altbewährte Rassen angeht - Gott, wie ich die Dinger hasse. Natürlich kann man neue Fantasyrassen erfinden, wenn man sich nicht total bescheuert anstellt. Viele machen dass ja als kleine Fingerübung zwischendurch. Vermisch ein Tier mit einem Menschen, such dir ein Kryptozoologie-Lexikon im Internet, hol dir den Namen eines Geschöpfs das ungefähr dem Grundaufbau deiner Skizze entspricht, mach ne lustige Endung dran die nicht länger als drei Buchstaben ist, kein z y und x enthält und du hast deine langohrige, im Wald lebende Hasenhybridrasse die sich berufen fühlt mit der Natur im Einklang zu stehen.
    (was Fantasievolle, nicht schon totgekaute Märchengestalten angeht, empfehle ich übrigens mal ein wenig in Walter Moers Büchern zu stöbern. Wenn ich einen Fantasyautor als Beispiel eines wirklich kreativen Kopfes benennen müsste, dann wäre das wohl spontan er.)

  2. #2
    Ich finds ja immer wieder traurig wenn "Homage", "Inspiration" und "Dreistes Klauen" in einen Topf geworfen und verallgemeinert werden. Kunst im Allgemeinen ist meiner Meinung nach nichts weiter als das, was du cool findest, zu nehmen und dem Mix auf deine eigene Art und Weise Ausdruck zu verleihen, bis es zu einem hübschen homogenen Ganzen wird. Das muss zumindest ein guter Geschichtenerzähler draufhaben. Denn die x-tausendste "Held muss Weib retten und die Welt gleich mit"-Story kann gut sein mit ein paar eigenen Touches, damit es nicht komplett zu einer FF8-Emofaggot-Orgie ohne Sinn für Dramatik oder Immersion wird. Und ein Charakterklischee kann man supereinfach durchbrechen, wenn man dem Charakter zumindest einen Tick oder eine bestimmte Schwäche gibt, die ihn/sie humaner erscheinen lässt. Das haben mMn die meisten RPG-Maker-Spieleentwickler nicht drauf: Ich hasse eure gottverdammten Emo-Git-Ditzy-Cute-Slut-Aushilfs-Loli-Mary-Sue-Charaktere! Aber ich bin auch nicht leicht zu befriedigen in der Hinsicht, dementsprechend bin ich hier definitiv nicht das Maß aller Dinge.

    Und da ich Fantasy-Kram eh zu 90% übelst kaka finde, halte ich mich mal aus der "Orks und Elfen sind schewul!"-Diskussion raus.

    Edit:
    Hier noch ein paar Story-Angles die mMn gar nicht gehen:

    - Hauptchar hat Erinnerungsverlust. Aaaaaaalt, kann aber interessant gestaltet werden. Was es in 99% der Fälle nicht wird, also lasst entweder DIE TWIST-BOMBE platzen oder lasst es ganz bleiben.
    - Hauptchars Chica wird entführt.
    - Bester Freund des Hauptchars ist in Wirklichkeit einer der Bösen (auch bekannt als das "Korrupter Partner in Polizei-Actionfilmen"-Klischee).
    - Schlecht gemachte (= unfassbar unlustige und fehlplatzierte) Anspielungen/Parodien als Plot device. Alles schon gesehen in der Hinsicht.
    - Hauptchar ist Adlige/r (und weiß am besten noch nichts von seinem Glück bis kurz vor Ende). Örgs.

    Geändert von T.U.F.K.A.S. (14.05.2013 um 13:50 Uhr)

  3. #3
    Ich fasse den Begriff Kreativität nicht so eng. Für mich ist jeder kreativ, der etwas erschafft, selbst einen Klon von einem anderen Spiel. Ob ich den spielen würde ist eine andere Frage, das hängt davon ab, wie ähnlich sich die beiden Spiele sind. Ein Klon ist ja nicht gleich Klon. Ich hab z. B. einige Spiele gerade deswegen gespielt, weil sie das Spielprinzip von einem anderen übernommen haben (Zelda-Klone, Diablo-Klone, Klone von bestimmten Tower-Defense-Spielen usw.)

    Zitat Zitat von caesa_andy
    Aber jemand der absolut keinen Schimmer davon hat, was es mit einer Prämisse, einem Plottwist, Spannungsbögen oder einer Charakterentwicklung auf sich hat - oder was sich hinter dem Begriff "Mary Sue" verbirgt, und warum man sie vermeidet - der sollte nicht versuchen, selber von Grund auf eine komplett eigenstände Handlung zu schreiben.
    Die fehlenden Kenntnisse von dem was du Handwerk nennst sollten finde ich niemanden davon abhalten, sich eine eigenständige Geschichte auszudenken. Vielleicht erzählt man ja auch ohne sie eine gute Geschichte - genauer: eine Geschichte, die vielen Menschen Spaß macht. Ich hab die Erfahrung gemacht, dass z. B. Spannung ganz unterschiedlich wahrgenommen wird. Der eine findet eine Geschichte total spannend, während der andere nur müde gähnen kann. Wendungen der Handlung können interessante Überraschungen sein, aber wenn ich sie als unglaubwürdig empfinde, dann sind sie schlechter als gar keine Wendung. Charakterentwicklung kommt sehr häufig vor. Ich glaube es ist schwieriger, einen Charakter sich nicht verändern zu lassen als das Gegenteil. Das was die Entwicklungen unterscheidet, sind Umfang und Bedeutung für die Handlung, wobei beides auch wieder unterschiedlich wahrgenommen wird. Marys Sues braucht man nicht zu vermeiden, es gibt vermutlich - je nachdem wie jemand eine Mary Sue definiert - ziemlich viele beliebte Geschichten mit einer.

    Ich mag übrigens Elfen und Zwerge. Mir ist im Grunde aber auch egal, wie die Spezies heißen und identifizieren könnte ich mich mit ihnen auch, sofern sie meinen Anspruch an die Ästhetik nicht zu sehr strapazieren. Deswegen bin ich z. B. kein Fan von Furries.

  4. #4
    Zitat Zitat von steel Beitrag anzeigen
    Kunst im Allgemeinen ist meiner Meinung nach nichts weiter als das, was du cool findest, zu nehmen und dem Mix auf deine eigene Art und Weise Ausdruck zu verleihen
    Guter Satz.
    Zitat Zitat von steel Beitrag anzeigen
    Ich hasse eure gottverdammten Emo-Git-Ditzy-Cute-Slut-Aushilfs-Loli-Mary-Sue-Charaktere!
    Eyyyyy~ das ist doch voll deep, man!

  5. #5
    Zitat Zitat von caesa_andy
    Zwar formen wir dabei aus unseren Erfahrungen einen neuen Kontext, der in der vorliegenden Form scheinbar neu ist, das Skelett des fiktionalen Konstruktes wird aber immer ein Flickenteppich aus anderen Werken sein.
    Damit sind wir auf einem gemeinsamen Nenner. Die Kontextbildung ist Teil dessen, was ich unter kreativer Leistung verstehe und verlange. Was mir sauer aufgestoßen ist, ist deine Implikation, Handlung leide nicht darunter, ein unreflektiertes Sammelsurium aus Erfahrungen zu sein, denn natürlich tut sie das. Und was den Neuheitsaspekt angeht, dazu habe ich mich gar nicht geäußert. Meine bevorzugte Methode zur Erarbeitung einer Handlung ist es, die Abstraktionsleiter nach unten zu klettern. Ich fange also nicht bei dem Einfall der Spanier in Mexiko an, sondern beim Idenititäsverlust einer Kultur.

    Zitat Zitat von steel
    Kunst im Allgemeinen ist meiner Meinung nach nichts weiter als das, was du cool findest, zu nehmen und dem Mix auf deine eigene Art und Weise Ausdruck zu verleihen
    Ich halte dagegen: Kunst ist nichts weiter als das, was raus muss, egal ob ich es cool finde. Ich versuche mir auch immer beizubringen, andere Definitionen zuzulassen, aber wirklich gelingen will es nicht.

    Zitat Zitat von Kelven
    Marys Sues braucht man nicht zu vermeiden, es gibt vermutlich - je nachdem wie jemand eine Mary Sue definiert - ziemlich viele beliebte Geschichten mit einer.
    Laut dem durchschnittlichen Verständnis ist Anne Shirley eine Mary Sue. Wer sie als schlechten Charakter bezeichnet, gehört geschlagen.

  6. #6
    Zitat Zitat von Corti Beitrag anzeigen
    Eyyyyy~ das ist doch voll deep, man!
    Nein, es ist nur ne Anhäufung von blöden Klischees und ich hasse FF7 dafür, dass es diese Art von Protagonisten eingeführt hat. Wie ein Zäpfchen. Mit Titaniumnoppen und Widerhaken.

    Im Arsch.

    Zitat Zitat von Owly Beitrag anzeigen
    Ich halte dagegen: Kunst ist nichts weiter als das, was raus muss, egal ob ich es cool finde. Ich versuche mir auch immer beizubringen, andere Definitionen zuzulassen, aber wirklich gelingen will es nicht.
    Mir ging's eigentlich weniger um das "was" als um das "wie" Klar, im Grunde genommen geht es darum was du ausdrücken willst mit deinem Spiel (sagen wir jetzt mal einfach), aber die Stilistik - d.h. wie du es präsentieren willst, wie lange, wieviel, nach welchem Schema die Dialoge aufgebaut sind etc. - kommt grundsätzlich aus deinem "Weißte was cool wäre?"-Fundus. Zumindest ist das bei mir und meinen Stories so.

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