Zitat
Dann würde mich aber generell einmal interessieren, warum dem so ist. Gerade bei Baldurs Gate würde mir nämlich relativ wenig am Gameplay zu mäkeln einfallen, außer dass das System vielleicht am Anfang erstmal ein wenig gewöhnungsbedürftig ist und man sich eben mit den Regeln vertraut machen sollte (so man sie eben noch nicht aus dem P&P kennt).
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Packen wir's mal in einen Spoiler, da es nicht wirklich was mit dem Thema zu tun hat:
Ohne auf einzelne Details einzugehen (kann ich auch, wenn du willst, aber dann gehört es wohl wirklich nichtmehr hier rein), beschränke ich mich einfach mal auf den allgemeinsten und meiner Meinung nach wichtigesten Punkt:
Würfel sind kein Bestandteil des Spiels sondern ein Werkzeug!
Was ich damit sagen will: P&P-Umsetzungen fallen unter anderem dadurch auf, dass sie oft auf simulierte Würfelwürfe setzen, und dabei exakt den Regeln der Vorlage folgen. Allerdings ist das bei einem PC-Spiel schlicht und ergreifend Schwachsinn! Ein PC bietet viel mehr Möglichkeiten, eine Mechanik einzubauen, als
rnd [2 ... 12]
if < 8 then fail
Als Beispiel: Ein Dieb will das Schloss einer Kiste knacken, die herrenlos in der Gegend rumsteht. Im P&P hat der Spielleiter sich im Voraus keine großen Gedanken darum gemacht, er hat sie einfach spontan eingebaut. Also würfelt er einfach auf den Schlösserknackenskill des Diebs und gut ist's, ohne dass er sich groß Gedanken machen muss. Das KANN man in einem PC-Spiel ebenso umsetzen. Aber man muss nicht. Wenn irgendwo eine Truhe steht, dann hat der Entwickler sie vorher da hingestellt, also kann er auch schon beim Aufstellen die Bedingungen festgelegt haben, die bestehen müssen, um die Truhe zu öffnen. Während der Spielleiter nicht unbedingt eine Alternative zum Würfeln auf den Skill aus dem Ärmel schütteln kann, sind der Phantasie des Spieleentwicklers keine (naja, technische schon) Grenzen gesetzt, ohne dass es deswegen zu einer Verzögerung des Spielflusses kommt. Er kann z.B. sagen "Wenn Charakter X in der aktuellen Party ist, lässt sich die Truhe auf jeden Fall öffnen, sonst überhaupt nicht" oder er kann ein Minspiel oder Rätsel einbauen, um die Truhe zu knacken. Oder etwas ganz anderes. Das mag den Vorlagenpuristen sauer aufstoßen, aber letztendlich macht es das Spiel interessanter und abwechslungsreicher für diejenigen, die den PC nicht einfach als Ersatz für einen GM ansehen.
Ähnlich beim Kampfsystem: Nur weil das Würfeln im P&P die einfachste Methode ist, um einen unvorhersehbaren Kampf zu simulieren, ohne die LARP-Ausrüstung auspacken zu müssen, bedeutet das nicht, dass die Kämpfe in einem Computerspiel nach dem Muster "Wurf auf Treffer, Wurf auf Blocken, Wurf auf Schaden" ablaufen müssen. Es wäre kein Problem, ein wie auch immer geartetes KS (Echtzeit, taktisch, rundenbasiert, weiß der Geier) einzubauen, und trotzdem dem Inhalt (der nicht mit der Umsetzung identisch ist!) der Vorlage treu zu bleiben.