Ich hab das Gefühl, Byder und Daen, dass ihr aneinander vorbeiredet.
Byder redet von Leuten die anderen auf den Keks gehen weil die anderen Bafög kriegen und Studieren und diese Leute selber direkt nach der Schule Ausbildung gemacht haben und Arbeiten.
Daen redet von den Vorzügen lückenloser Lebensläufe.
Was das gemoser mancher Leute über die Bafögbezieher angeht: Ich bin da sehr ähnlich genervt wie Byder, dabei bekommen wir zurzeit nicht einen cent vom Staat für mich. Daher bin ich extrem Froh, dass meine Eltern mir da nicht deswegen nen Riegel vorschieben oder mir Vorträge halten, dass ich nicht arbeite. Ich gebe mir ja auch Mühe, hier im Haus zu helfen, wo es nur geht. (Ernsthaft, ich hab noch nie tollere Eltern erlebt als meine.)
Aber wenn dann jemand aus der bereits längst arbeitenden Gesellschaft daherkommt und mir was erzählt, dass ich was für's Geld tun muss, weil er ja selber auch arbeitet und sein Geld verdient, steigt durchaus empörung in mir auf. Ich tue schließlich was. Es steht nur in keinem Arbeitsvertrag. Und ich schnorre mich nicht durch, wie gesagt krieg ich kein Geld vom Staat sondern werde von meinen Eltern versorgt, denen ich dafür oft und gern unter die Arme greife.
Was den lückenlosen Lebenslauf angeht: Ich hab jetzt auch ne Jahreslücke im Lebenslauf, sehe darin für mich allerdings kein Problem. Stattdessen entwickel ich mich eben eigenständig weiter, indem ich an meinen persönlichen Fähigkeiten arbeite und an anderen Dingen, die mir in Zukunft weiterhelfen werden (Bewerbungsmappe für die Kunstuni beispielsweise), und ich kann nicht sagen, dass ich weniger Erfahrungen gemacht oder gelernt habe, als zu der Zeit, als ich meinen Lebenslauf mit einer weiteren Zeile befüllen konnte. Im Gegenteil, ich hab das Gefühl, das mir diese Auszeit mehr gebracht hat, als wenn ich jetzt schon das Praktikum gemacht hätte, dass ich im September beginne. In dem Fall hätte ich den Arsch in mehrerlei Hinsicht nicht hochgekriegt, sondern säße jetzt faul auf meinem heißersparten Sofa und würde vermutlich als frustrierte Erzieherin enden, die nie den Führerschein machen würde, weil sie's ja nicht (mehr) braucht - und vor allem ihren Wunsch, zu studieren, nie auf die Reihe kriegen wird.
Ich saß jetzt in diesem Jahr in einigen Bewerbungsgesprächen, weit, WEIT mehr als Facebook verrät, und wurde zwar nach dieser aktuellen Lücke gefragt, konnte aber immer sagen, dass ich die Auszeit für mich gebraucht habe, und das auch gut begründen.
Allzu viele Lücken sollten es natürlich nicht werden, aber vorrangig zählt eben meiner Meinung nach nicht, dass man "nichts" gemacht hat, sondern was man aus dieser Zeit als Lehren für sich selbst ziehen kann, die man zu erzählen weiß.
Die beiden Themen liegen nah beieinander, aber im Endeffekt gehts in einem ums Geld, im anderen um Zeit und Erfahrung. Oder sehe ich das falsch?