Vorgeschichte
Die Carlesons gehören schon seit langem zu einer Schaustellertruppe, fahrendem Volk also. Als Cyriac acht Jahre alt war, etwa ein halbes Jahr vor Janines Geburt, machte die Truppe Halt in der Stadt Glenstaed. Der erste Auftritt war ein voller Erfolg und besonders der kleine Cyri konnte mit seiner Nummer Sympathiepunkte sammeln. Am Abend jedoch, als er mit seinem Vater in der Stadt unterwegs war, tauchten plötzlich einige Reiter auf der Straße auf: Ein Hohepriester mit Leibwächtern. Die Bewohner der Stadt waren klug genug, sich schnell in die umliegenden Gassen zurückzuziehen. Cyriac jedoch dachte gar nicht daran. Er liebte Pferde über alles und lief unbekümmert drauf los, um eines der Tiere zu streicheln. Sein Vater versuchte vergebens, ihn aufzuhalten. Der Hohepriester war wenig erfreut über die Verzögerung und den mangelnden Respekt. Seine Leibwächter versuchten, den Jungen wegzudrängen, wobei Cyriac um ein Haar unter die Hufe eines der Pferde geraten wäre. Das war zu viel für seinen Vater, der sich wutentbrannt den Reitern in den Weg stellte und sie beschimpfte. Diesen Frevel konnte der Hohepriester nicht auf sich sitzen lassen. Er befahl einem der Reiter, den Mann zu beseitigen...
Cyriac kann sich nur noch bruchstückhaft an diesen schicksalhaften Abend erinnern. Sein Vater war ermordet worden, er selbst konnte jedoch fliehen. Die Schaustellertruppe brach daraufhin noch am selben Abend ihre Zelte ab und verließ die Stadt. Sie wollten sich nicht dem Zorn des Hohepriesters aussetzen.
Seit diesem Ereignis sprach Cyriac kein Wort mehr. Seine Mutter machte ihn zudem verantwortlich für den Tod des Vaters und behandelte ihn dementsprechend. Als Janine zur Welt kam, bekam sie sämtliche Aufmerksamkeit. Cyriac konnte keine Hilfe mehr von seiner Mutter erwarten und musste sich alleine durchschlagen. Doch Janine war es auch, die ihrem Bruder neue Kraft gab. Sie blickte zu ihrem großen Bruder auf und ihre unbekümmerte Art ließ Cyriac seinen Schmerz vergessen. Er fand schließlich auch seine Stimme wieder.
Seine kleine Schwester war sein Ein und Alles und er schützte sie wo er nur konnte, was bei dem harten Leben, unterwegs und ohne Vater, bitter nötig war. Ihre Mutter verkaufte ihren Körper, um wenigstens etwas Geld zu beschaffen. Nicht selten musste Cyriac seine kleine Schwester vor den Freiern beschützen, die sich sonst auch noch an ihr vergriffen hätten.
Irgendwann wurde der Zustand untragbar und die beiden Geschwister verließen die Schausteller eines Nachts ohne Abschied. Janine hatte ihrer Mutter, im Gegensatz zu Cyriac, nie einen Vorwurf gemacht und so fiel ihr die Trennung schwer. Sie schwor sich, ihre Mutter eines Tages aus diesen Verhältnissen herauszuholen.
Schon bald hörten sie von den Rebellen, welche angeblich gegen den König und die Kirche aufbegehrten und die Armen unterstützten, wo sie nur konnten. Cyriac fühlte sich natürlich direkt zu ihnen hingezogen, denn seit dem Mord an seinem Vater hatte er einen tiefen Hass gegen die Kirche entwickelt. Janine folgte ihm, zunächst jedoch widerstrebend. Sie hielt nichts vom Kämpfen. Durch die Rebellen erfuhr sie jedoch davon, dass neben dem Mond eigentlich noch ein anderer Himmelkörper existieren sollte. Dieser Himmelskörper, die Sonne, müsste die Welt eigentlich mit ihrem Licht wärmen. Erst dadurch änderte sich ihre Haltung. Sie hatte schon seit jeher das Gefühl gehabt, dass etwas nicht stimmte und immer versucht, die Dunkelheit zu meiden. Als sie dann hörte, dass sie mit ihrer Vermutung richtig lag und dass die Kirche Lunars für die Finsternis verantwortlich war, wusste sie, was zu tun ist.
Die beiden Geschwister schließen sich dem Widerstand an, ohne zu ahnen, dass die folgende Zeit das enge Band zwischen ihnen auf eine harte Probe stellen wird.
Charakterzüge Janine
Janine hat schon früh gelernt, wie hart das Leben sein kann. Ihre naive, unbekümmerte Art hat sie bereits in jungen Jahren verloren, ihren Charme jedoch nicht, ebenso wenig wie ihre besserwisserische Ader. Sie ist sehr harmoniebedürftig und versucht, Streit grundsätzlich zu vermeiden. Janine gehört zu den Menschen, die sich durch nichts aus der Ruhe bringen lassen, ganz im Gegensatz zu ihrem Bruder...
Charakterzüge Cyriac
Cyriac ist ein ernster Mensch, meistens schlecht gelaunt und am liebsten alleine. Auch wenn er in der Regel rational handelt, ist er leicht reizbar und geht gerne auf Provokationen ein, besonders wenn er Alkohol getrunken hat. Gut, dass Janine meistens in der Nähe ist, die ihn wieder besänftigen kann und weiß, dass er sein Herz eigentlich am rechten Fleck trägt.