Mir ist durchaus bewusst, dass bei Infinite nicht alles Gold ist, was glänzt (habe selbst damals im Thread auch entsprechend ausgeholt). Dennoch wäre in meinen Augen ein offensichtlicheres Spiel, wie z.B. Thief oder [insert random Ubisoft title] die logischere Wahl für einen schnippischen Kommentar. Infinite bekäme etwaige ernst gemeinte Häme fürs Gesamtprodukt eher unverdient. Dann doch lieber zu bemängelnde Teilaspekte hervorheben. Dennoch: ich habe nichts gegen die heutigen Triple-A Titel. Die Alternativen zu den jährlichen CoDs oder ACs sind in meinen Augen breit aufgestellt und ebenso wie bei der vermeintlichen „Nur noch Fortsetzungen im Kino“-Aussage gibt es immer noch genug gute bis sehr Spiele (Filme) unterschiedlicher Produktionswerte, die jeden zufriedenstellen dürften. Die inflationär rausgehauene „früher war alles besser“ Diskussiongrundlage greift in den meisten Fällen einfach nicht. Alleine das Aufgebot an guten, spielbaren Titeln, die diversen Möglichkeiten, sich Spiele überhaupt zu besorgen (bei Wegwerf-Preisen) oder die generelle Qualität sind schon nicht ohne und in vielerlei Hinsicht besser als früher. Ausnahmen sind - natürlich - der Releasetermin-Druck und der daraus resultierende Day1- bis Day365-Patch Irrsinn. Das einstige Sorgenkind DLC macht sich meiner Meinung nach. Das Preis-/Leistungsverhältnis stimmt, das aufwiegen der 100 Millionen Dollar Entwicklungskosten ist verständlich, Mikrotransaktionen als ein Geschäftsmodell von vielen hält sich bei den Spielen meiner Wahl vornehm im Hintergrund. Ich bin aktuell noch zufrieden und daher auch noch weit davon entfernt alte Zeiten zu vermissen.
Ein anderer Punkt ist der Realitätsanspruch an aktuelle Titel, über den ich immer wieder stolper. Sei es hier oder im Stay Forever-Podcast von und mit Gunnar Lot und Christian Schmidt. Ob es jetzt die Hundertschaften sind, die man im Laufe eines Uncharted-Abenteuers umnietet oder der Sprayer bei Deus Ex, der eigentlich keine Farbe aufträgt sondern lediglich die immer gleiche Bewegung zu jeder Tageszeit nachahmt. Hinzu kommt das vorgaukeln einer organischen Welt, die eigentlich keine ist, sondern nur ein schön designter Schlauch in Etappen. Zwar alles Gute Punkte und in vielerlei Hinsicht sicherlich auch Gründe, der ein oder anderen vertanen Chance nachzutrauern und Kritik zu üben, aber oft auch einfach nur Kritik der Kritik wegen. Ich erwarte von einem Uncharted weder, dass es sich in realistischen Rahmenbedingungen bewegt (sprich am besten ein verlust- und unfallfreier Durchlauf) noch, dass jeder Passant in Deus Ex einen gesunden Stuhlgang aufweißt. Aber ist schon richtig, gerade bei Infinite hätte man mit Blick auf die (geistigen) Vorgänger den einen oder anderen Alternativweg einbauen können (und ich bin auch der Meinung, dass einiges der Schere zum Opfer gefallen ist, gab da scheinbar einige Problemchen während der Entwicklung). Da wurde echt an den falschen Stellen gespart (z.B. der Verzicht auf ein Hackminispiel oder passive Gegner wie die Big Daddys…)
Ach komm, nicht immer alles auf die Goldwaage legen.Ich hätte auch einiges an Infinite zu bemängeln, auch gerade im Vergleich zu den direkten (Bioshock 1+2) und bei genauerer nachlese sicherlich auch zu den quasi Vorgängern (System Shock 1+2). Dennoch würde ich Infinite gerade als (aktuelles) Positivbeispiel für ein interaktives Spielerlebnis anführen. Und mit Interaktivität mein ich jetzt mehr die generelle Spielereingabe, nicht die Beeinflussung der Geschichte (falls du das meinst). Unterm Strich bietet Infinite ein gutes Shootergameplay gepaart mit einer erinnerungswürdigen Handlung. Da kann man schon mal den Jean Claude raushauen. Perfekt ist es aber beileibe nicht. ^^