Wutschachtel

[Caro]

Wow. WOW.

Ich schäume gerade förmlich ÜBER.

Gestern habe ich eine Mail über meine Webseite bekommen. So ein Typ aus Dresden sucht eine Texterin für die Webseiten, die er betreut. So weit nichts ungewöhnliches. Ich bin derzeit zwar gut ausgebucht und hatte auch keine so richtige Lust auf den Auftrag (weil so gar nicht mein Spezialgebiet, sondern Elektrogeräte, Gartenkram und Cupcakes). Aber gut, man ist ja professionell.

Jedenfalls beendete besagter Typ seine Mail mit "Ja, wir können uns ja in einer halben Stunde in der Stadt treffen!". Noch einmal zur Info: Ich hasse es, mich mit Leuten zu treffen, die ich nicht kenne. Ich hasse es auch, zu telefonieren. Ich habe mir meinen Job unter anderen deswegen ausgesucht, weil ich das hier nicht MUSS. Ich liebe es, teilweise wochenlang niemanden zu sehen außer Genny (und Mephi). Ein Business-Meeting bei einem Kaffee ist für mich der schlimmste Scheiss, den man mir antun kann. Ich mache das nur mit Kunden, die ich schon länger kenne oder denen ich vertraue - ansonsten bevorzuge ich es, alles per Mail zu klären. Bisher war es immer eine gute Strategie, das meinen Kunden auch genau so zu sagen - noch NIE hatte irgendjemand ein Problem damit, im Gegenteil. Viele Kunden bevorzugen es, wenn ich ihnen klar sage, wie ich arbeite und das sich eben ungerne telefoniere.

Jedenfalls: Ich schreibe dem Typen zurück, dass ich gerne einen Probetext für ihn verfasse, ein so spontanes Treffen aber echt nicht mein Ding ist. Als Antwort bekomme ich einen Sermon darüber, wie wichtig es ihm ist, seine Mitarbeiter regelmäßig live zu sehen, weil Leute, die sich mit einem nicht treffen wollen, keine guten Geschäftspartner sind. Und dann mache ich einen Fehler. Ich schrieb folgendes:

Hallo XXX,

das verstehe ich natürlich vollkommen, aber es bringt weder mir noch dem Kunden etwas, wenn ich mich in dem Fall verstelle (mir bringt das sehr viel Stress, dir im besten Falle eine krampfige Stunde und nicht die beste Leistung, die ich erbringen kann). Ich meine, ich habe mich auch schon zum Lunch getroffen, aber dazu brauche ich eben Vertrauen und Planungszeit. Sorry, dass ich da etwas (sehr) "eigen" bin.

...

Außerdem habe ich in 30 Minuten schnell einen ansehnlichen Probetext zusammengetippt, schon mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass das jetzt nicht der beste aller meiner je geschriebenen Texte sein muss.

Heute früh bekomme ich dann die Antwort. Und oh Boy, haltet euch fest:

Kurzfassung: Ich habe einem befreundeten Grafiker deine Mail weitegeleitet, der kennt sich mit Depressionen aus und kann dir helfen!

...

Wow. Rude. Macht man das einfach so? Leuten vertrauliche Geschäfsmails weiterleiten? Ich frag nur, ich hab da ja mal was von Datenschutz gehört.

Kurzfassung: Den Auftrag selbst haben wir einer anderen Texterin gegeben.

...

Weißt du, mit dem im Kopf, was gleich kommen wird, finde ich das ECHT okay.

Kurzfassung: Du kannst mich anrufen und ich werde dir helfen, deine Probleme zu lösen! Der ist der erste Schrit tin die richtige Richtung!

...

Ähm...wie sage ich das... NEIN?! Was für ein Zustand? Ich treffe mich nicht gerne "in einer halben Stunde" mit mir unbekannten Menschen? So weit ich weiß, ist das kein klinisches Krankheitsbild. Und ich kann auf "Tipps" von irgendwelchen Leuten auch SEHR GERNE verzichten, wenn sie schon in so einem Ton kommen. Auf ihr Geld übrigens ebenso. Ich stelle jetzt dem Typen noch meinen Probetext in Rechnung und schreibe ein gepfefferte Antwort. Und sollte er je auf meinen Rant hier stoßen: Lieber Herr W.: SOWAS MACHT MAN NICHT. DAS IST NICHT NUR RESPEKTLOS, SONDERN AUCH ZIEMLICH ASSI. Sie kennen mich nicht. Sie wissen nicht wie ich arbeite und ob ich zufrieden mit meinem "Zustand" bin. Alter. Was ist falsch mit dir?

UGH.