Communitytreffen-Moderator
Manchmal könnte ich mich über meinen Vater echt aufregen. Diese Woche gabs gleich mehrfach Anlass dazu.
- Seine Freundin war vergangenes Wochenende da und er hat sich von ihr gewünscht, dass sie das Haus weihnachtlich dekoriert. Sie wohnt wohlgemerkt ein ganzes Stück weg und wird frühestens im neuen Jahr wieder hier sein. Während sie sich abgemüht hat, saß er gemütlich auf der Couch und hat mit ihrem vierjährigen Sohn Youtube Videos geschaut. Als sie weg war, hat er mir ganz verständnislos erzählt, sie hätte sich darüber beschwert, dass er nicht geholfen hat. Wie das nur kommt...
- Unsere Spülmaschine zickt seit geraumer Zeit rum und wir wissen nicht genau, wo der Fehler liegt. Als ich ihm vorgeschlagen habe, mal den Kundendienst zu kontaktieren, hat er abgelehnt mit "Dann steht der hier ne Stunde rum und findet auch nix." Ich sollte mir selber was einfallen lassen oder halt ohne Spülmaschine auskommen. So mit dem Unterton, er bräuchte ja auch keine. Kein Wunder, wenn er mir sein dreckiges Geschirr hinstellt. Als ich ihn gestern nochmal drauf angesprochen habe, hat er mich angeblafft, warum ich mich denn noch nicht drum gekümmert hätte, einen Termin mit dem Kundendienst zu vereinbaren. Jetzt also doch? Und warum ist das plötzlich mein Job? Er ist unter der Woche wesentlich häufiger daheim, als ich und viel wichtiger: er hat die Unterlagen zur Spülmaschine.
- Ich rede mit ihm, er geht mittendrin in den Keller und als ich lauter rede, damit er mich weiter hört, brüllt er mich an. Ich gehe auch in den Keller (obwohl ich in der Küche zu tun hätte) und er blafft mich an, ich könnte doch nicht einfach so durchs Haus schreien. Auf den freundlichen Hinweis, dass er dann halt nicht weglaufen soll, während ich mit ihm rede, reagiert er ziemlich unhöflich.
- Nachdem ich also den halben Nachmittag damit verbracht hab, auf sein Essen vorzubereiten (frische Rinderbrühe muss nunmal 2 bis 3 Stunden köcheln, damit sie nach was schmeckt und ich habe keine Lust, das unbeaufsichtigt auf dem Herd stehen zu lassen), kommt er irgendwann hier rein und wirft mir nur ein "Wie siehts eigentlich mit essen aus?" an den Kopf. Ich decke den Tisch, wärme die Brühe auf, Koche Nudeln und backe Kartoffelpuffer (Reibekuchen) für ihn. Er hat sich derweil wieder ins Wohnzimmer verkrümelt. Als ich ihn zum Essen rufe, ist sein einziger Kommentar "Kannst du mal den Krach ausmachen?". Ich hatte einfach SWR3 im Radio laufen. Popmusik also, kein Metal. Er holt sich derweil ein Messer. Ich erkläre ihm, dass ich ihm schon eins hingelegt habe. Kommentar: "Sei doch einfach still." Während dem Essen hat er ansonsten kein Wort gesagt. Kein Danke, kein Kommentar, ob es ihm schmeckt.
Seit meine Mutter vor einem Jahr ausgezogen ist, hat er kein einziges Mal gekocht und sich auch sonst quasi nicht um die Küche gekümmert. In einem Fall hatte ich ihn gebeten, eine Pfanne abzuspülen, weil ich dringend weg musste. Als ich nach dem Wochenende wieder kam, stand die Pfanne unangetastet da, wo ich sie zurückgelassen hatte. Sein Kommentar: er wäre nicht zuständig. Aufgabenteilung ist ja schön und gut, aber sowas muss doch echt nicht sein. Teilweise redet er sich damit raus, dass er ja den ganzen Tag arbeiten muss und deshalb abends keine Lust auf Hausarbeit hat. Klasse Sache, was soll ich sagen? Ich studiere und habe nebenher einen 400 Euro Job. In den Ferien arbeite ich teilweise sogar Vollzeit. Da verbringe ich tatsächlich MEHR Zeit im Büro, als er und soll ihm trotzdem noch hinterher räumen.
Nachtrag:
Er hat übrigens mehrfach betont, dass ich ja kein warmes Abendessen kochen müsste. Er würde schließlich schon in der Mittagspause im Restaurant warm essen. Ich frage mich, wie begeistert er wäre, wenn ich das auch machen und ihm die Rechnung präsentieren würde. Da, wo er isst, kostet das Tagesessen im Schnitt 6,50. Bei 20 Werktagen im Monat macht das immerhin 130 Euro.
Geändert von DFYX (30.11.2012 um 18:24 Uhr)