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Thema: Wutschachtel

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  1. #9
    So, ich muss einfach mal bisschen meinen Frust über meine soziale Situation hier in Bielefeld ablassen.

    Vor ca. 5 Jahren hatte ich angefangen mein Abitur in Berlin nachzuholen und hab mich sehr schnell mit den Leuten dort anfreunden können, einige davon würde ich sogar zu meinem direkten Freundeskreis zählen, an dem mir wirklich etwas liegt und selbst diejenigen, mit denen ich nicht viel zu tun hatte, waren mir immer wohlgesonnen und scheinbar ich ihnen auch. Ich hab mich an der Schule massiv wohlgefühlt, da ich das Gefühl hatte, man würde zu einer Einheit gehören, die das gemeinsame Ziel "Abitur" anstrebt und es war kein Problem, mit den Leuten zu smalltalken oder auch richtige Gespräche zu führen, selbst wenn man kaum mit ihnen zu tun hat. Man hat irgendein Fach gemeinsam und ist sich irgendwie mal begegnet? Also begrüßt man sich im Flur und fragt vllt. auch einfach mal, wie es denn so läuft, etc. War insgesamt sehr angenehm und eine der wertvollsten Zeiten meines Lebens.

    Jetzt hab ich im Oktober ein Studium (Kognitive Informatik) in Bielefeld angefangen und ich frag mich langsam ernsthaft, was denn mit den Leuten oder mir nicht stimmt. Zunächst gabs ne Einführungswoche bei der ich nur kurz mitgemacht hab, da ich sehr abgetan davon war, wie wenig Interesse man daran gezeigt hat, mich kennenzulernen. Ich habs echt versucht, bin auf mehrere Leute zugegangen und hab Fragen gestellt wie "Warum wollt ihr das studieren? Warum Bielefeld? Was waren so eure Leistungskurse im Abi?" und hab meist nur sehr knappe Antworten bekommen und Gegenfragen gabs auch keine. Das hat mir schon ziemlich die Laune verdorben, da ich solch eine Ablehnung echt nicht gewohnt war und ich habs dann mit der Einführungswoche gelassen. Einer hatte da zumindest so ca. 20 Minuten mir mir geredet gehabt und ich dachte auch, wir würden uns ganz gut verstehen, aber ich bin ihm am ersten Uni-Tag zufällig wieder begegnet und hab kurz mit ihm geredet. Dann kam ein Kumpel von ihm, sagt, dass der Rest von ihnen in der Mensa warten würde und dann sind sie auch schon wieder gegangen. Ich meine, ich kanns ja nachvollziehen, dass er lieber mit seinem Kumpel labern würde als mit mir, aber man kann sich doch wenigstens verabschieden?!

    Von da an wurde es auch nicht besser, meine Gruppenarbeits-Partnerin im Informatikmodul hat angefangen mich zu ignorieren, weil ich mal ne Aufgabe nicht lösen konnte und Schwierigkeiten mit der Programmiersprache hatte, die wir unglücklicherweise lernen mussten. Auf organisatorische Mails (wer macht welche Aufgaben) hatte sie dann auch nicht mehr geantwortet, also hab ich den Rest allein machen müssen. Ein Kumpel von ihr, mit dem wir mal gemeinsam ne Aufgabe gemacht haben, meinte dann auch plötzlich mich nicht mehr grüßen zu müssen. Alles klar. Mein Mathe-Kollege war zwar durchgängig hilfsbereit und entgegenkommend, aber hat mich auch ganz gut spüren lassen, dass er nicht daran interessiert ist, sich in irgendeiner Form anzufreunden.

    Meine Physikgruppe bestand neben mir noch aus zwei weiteren. Mit dem einen versteh ich mich auch heute noch ganz gut und ich denke, wir sind auf gutem Wege uns anzufreunden, aber der andere war echt schwierig. Zwar konnte man mit ihm bisschen über Videospiele, Bücher und Filme reden, aber die ganze Zeit hat es den Anschein gemacht, als sei er durch meine Fragen leicht überfordert gewesen und auch wenn ich hier nicht den Eindruck hätte, als würden Unsympathien zwischen uns herrschen, hatte auch er gegen Ende des Semesters zunehmend so getan, als würden wir uns nicht kennen. Auch hier: Alles klar.

    Mit den Leuten aus meinen Tutorien bin ich eigentlich auch gut ausgekommen, aber die schienen alle etwas abgeturnt von mir zu sein, weil ich mit dem Stoff nicht so gut mitkam. Mit den meisten hab ich auch viel nicht geredet (was ich anfangs noch etwas versucht hatte, ohne wirklichen Erfolg). Ein Highlight war hier, als ich einmal zur Prüfung einem aus meinem Informatik-Tutorium begegnet bin und ihm viel Glück gewünscht hab. Er guckt mich leicht verdutzt an und fragt mich, ob ich jetzt auch was schreiben würde. Digger, neben uns beiden sind vllt. 10 andere Leute im Tutorium und die Prüfung zu dem Fach ist JETZT GLEICH, also JA, ich schreib ne Prüfung und zwar die, die du auch schreibst. >_>

    Anderer Dude, der irgendwie ne ziemliche Attentionwhore ist und wenn er nicht gerade über Studieninhalte quatscht bisschen Unsinn labert, aber eigentlich ganz nett ist und mit dem ich auch schon paar Gespräche geführt hab, meint auch, mich nicht mehr erkennen und grüßen zu müssen. Noch ein anderer, neben dem ich paar mal in Mathe saß und mit dem ich paar mal Physik bisschen durchgegangen bin, mit dem ich öfter noch bisschen gesmalltalked und den ich paar mal in der U-Bahn getroffen hab, meint auch, wenn er mich irgendwo sieht, weggucken zu müssen, als würde er mich nicht kennen oder mir aus dem Weg gehen wollen.

    Vorhin bin ich auf den Treppen einem begegnet, mit dem ich mich soweit immer gut verstanden hab, aber ich dachte mir halt schon gleich, dass man sich maximal Hi sagt und dann geht jeder seinen Weg. Stattdessen hält er mir seine Hand zum Gruß entgegen und wir reden noch ein paar Minuten. Das Schlimme daran ist, dass ich einfach verblufft davon war, dass von jemand anderes ausgehend eine soziale Interaktion stattgefunden hat, einfach auf Basis dessen, dass man sich sympathisch ist.

    Es ist auch nicht alles schrecklich, so insgesamt gibts 3 Leute an der Uni, zu denen ich annehmen würde, einen guten Draht zu haben, aber ich kann da nur schwer über die restlichen Interaktionsversuche hinwegschauen. Ich weiß nicht, liegt es an mir? Habe ich mich plötzlich verändert und ich bin unausstehlich geworden ohne es zu merken? Strahle ich etwas negatives aus? Stinke ich? Bin ich abscheulich hässlich? Liegt es daran, dass ich nicht so gut bin? Oder liegt das einfach am Studienfach, was "solche" Leute anzieht? Egal woran es liegt, ich ärgere mich deswegen langsam sehr, nach Bielefeld gezogen zu sein. Ursprünglich wollte ich nach Osnabrück und dort Kognitive Wissenschaften studieren und eine Freundin von mir, die dort studiert, kann sich vor sozialer Interaktion kaum retten. Nice. Zwar meinte sie, dass das ganze ein bisschen aufgesetzt wirkt ("Wir studieren gemeinsam xy, also müssen wir alle gute Freunde werden!"), aber das wär mir lieber als meine Situation.

    Ich verlange ja auch nicht, dass ich hier auf Anhieb meine best friends 4 ever finden würde, aber diese "Wenns nicht unbedingt sein muss, kennen wir uns nicht"-Mentalität macht mir schon etwas stark zu schaffen.

    Geändert von Byder (08.06.2017 um 10:46 Uhr)

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