Helen's Mysterious Castle

Dieses Spiel ist mein vielleicht vorletzter "RPG-Maker-Klassiker", und ich verstehe total, warum es in dem Kontext so oft genannt wird! Es handelt sich um einen irgendwo minimalistischen Dungeon Crawler, den man in knappen 10 Stunden durchspielen kann. Es benutzt viele eigene Animationen, aber trotzdem auch RPG-Maker-Standardgrafiken. (Mir als RTP-Verfechter wäre RTP-only natürlich lieber gewesen. ) Die Hauptreize schließlich sind aber das gut durchdachte Kampfsystem und ein Mix aus Story & Setting Lore, der sich Stück für Stück zusammensetzt, bis all das schließlich mit einem nett inszenierten Finale in einem runden Gesamtbild endet.



Wirklich abgeholt hat mich Helen leider nicht, und ich kann auch ziemlich genau den Finger auf den Grund legen: Dieses Spiel erfordert, das man sich hineinfuchst, bietet mir persönlich dafür aber zu wenig. Zwar ist von Anfang an klar, dass mehr im Setting steckt, aber ich musste mich zu lange mit dem "Standard" herumschlagen, um Antworten zu bekommen. Das Writing ist gut, routiniert, beizeiten witzig, aber auch so unaufgeregt, dass für mich niemals irgendeine Dramatik aufgekommen ist. (Die Höhepunkte sind eher die subtilen Implikationen zwischen den Zeilen.) Das World Building kann was auf der Makroebene, bleibt im Detail jedoch betont uninspiriert. Am Kampfsystem hatte ich tatsächlich meinen Spaß, aber das Gameplay dazwischen fand ich eher ermüdend; zu viele irrelevante Kämpfe, einen Tacken zu mühsames Umherlaufen und Herumprobieren, wenn es um Rätsel und Geheimnisse geht. Letztlich habe ich Helen's zwar durchgespielt und die allermeisten Secrets mitgenommen, musste mich ab der Hälfte aber doch schon ziemlich durchzwingen. Parallel habe ich selbst im Finale des guten Endings noch gewartet, dass es "richtig losgeht", und war im Gesamtbild eher enttäuscht. Auf das Post Game hatte ich dann gar keinen Bock mehr.
Dass es im Internet nur sehr bedingt Guides zu finden gibt, kann entweder Fluch oder Segen sein, je nachdem wie man herangeht.



Ein Fazit in Richtung Empfehlung oder nicht fällt mir trotzdem gar nicht sooo einfach. Zum Einen ist vieles hier einfach eine Frage der Vorliebe, gerade das Gameplay außerhalb der Kämpfe. Zum Anderen versucht sich Helen's an einem Trick, was die Erwartungen angeht: Der Anfang ist bewusst simplistisch und traditionell, und so ist total verständlich, warum es ernsthaft reinhauen kann, wenn es dann plötzlich darüber hinausgeht. Mir geht diese Subversion aber nicht tief genug, die Fallhöhe ist eher so ein kleiner Hopser von der Leiter als ein richtiger Absturz. Was bleibt, ist ein sympathisches Gesamtprodukt für Leute, die einem coolen Kampfsystem und dem Selbstzweck "Hineinfuchsen" etwas abgewinnen können. Und da es spottbillig ist ... Warum nicht mal probieren?





Und Leute ...
Ich habe im Januar nicht nur meinen Resteteller leergeräumt (Bienchen!), sondern mich auch noch an Honkai Star Rail versucht. Wird bestimmt ein gutes Spielejahr! =]