Ah ja, die Abenteuer von Gunboy Katana, eins meiner Lieblingsspiele!
Es freut mich, dass dir das Ending so gut gefallen hat. Ich mochte ja sogar den mythologischen "Unterbau" am Ende sehr gern!

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Teddie ist fast in jeder seiner Szenen ein toxischer, perverser Stalker und damit einer der furchtbarsten Charaktere, die mir in letzter Zeit so untergekommen sind – und lustig war so ein Gehabe sicher auch damals schon nicht. Ich war auch entsetzt darüber, wie lange darüber Witze gemacht wurden, dass man mit Kanji als Junge ja nicht in einem Zelt (oder was auch immer) gemeinsam übernachten kann, weil er sich vor 20 Spielstunden seiner sexuellen Identität nicht sicher sein konnte. Der Witz daran ist eigentlich, dass ich Kanji unfassbar gut dargestellt fand, von Anfang bis Ende und auch in seinem kompletten Social Link, und dann geht das Spiel aber gleichzeitig mit demselben Thema doch wieder recht unsensibel um? Sehr merkwürdig. Und eigentlich unverzeihlich. Ich nehme es Persona 4 als Ganzes schon sehr übel, dass ich mich aufgrund dieser dummen, plumpen Momente manchmal schon schlecht fühlen muss, wenn ich es trotz allem so mag.
Aber das tue ich eben, das kann ich nicht leugnen. Daher gibt es eine höhere Wertung, als ich ursprünglich aufgrund all der Probleme geben wollte, aber heck, ich liebe einfach Kanji so sehr. Und den Fuchs natürlich, lasst uns den Fuchs nicht vergessen. Und Nanako. Und Kanji.
Ich finde diese Widersprüche auch hammerfaszinierend. Mal Catherine gespielt ...? Das ist da ja noch mal krasser. Und ich muss sagen, über die Jahre lösen sich die Widersprüche für mich eher auf. Nicht im Sinne von "alles cool!", aber in dem Sinne, dass ich mir einbilde, sie besser einordnen zu können.

Persona 4 etwa ist für mich ein massiv empathisches und ernsthaft psychologisches Spiel. Nicht im Sinne der üblichen Videospiel-Küchenpsychologie, sondern zu großen Teilen wirklich glaubwürdig. Das mache ich bspw. auch daran fest, dass es sehr viel bereiter als andere Teile ist, seine Charaktere unsympathisch sein zu lassen. Es ist aber auch sehr tief im kulturellen Status Quo verankert und nimmt diesen eher unreflektiert – oder bereitwillig, kA! – als gegeben hin. Ich glaube, insofern ist das für das Spiel selbst auch gar kein Widerspruch: Kanji ist jemand, der mit Geschlecht und Sexualität ringt, und als Person bekommt er dafür Verständnis und Hilfe ... aber gesellschaftlich wird er selbstverständlich dafür zerrissen, sogar von denselben Leuten, weil das nun mal weird (tm) ist.
Ich muss da schon an dieses alte Japan-Klischee des herausstehenden Nagels denken. Das Spiel macht aber auch beides deutlich: Sowohl das "Hämmern" als auch die Möglichkeiten eines Nagels. ^_~

Dazu kommt dann die westliche Perspektive.
Zumindest in meiner Interpretation dreht sich Kanjis Konflikt nicht wiiirklich um Sexualität, sondern zu 90% um Männlichkeit, also Geschlecht. Das potenzielle Schwulsein ist allem voran eine Angstvorstellung, eben dieses alte Shorthand für "nicht männlich genug" etc. ("Alta, bis du schwul oder was?!") Und das ist auf einer Ebene einfach nur fucking tragisch, weil man die Storyline nur minimal verschieben müsste, um bei einer ernsthaft mutigen Repräsentation anzukommen. Die subversivsten Teile von Kanjis Geschichte sind imho a) klar, die Widersprüche des Charakters zu Beginn, aber b) auch die kurzen, SPANNENDEN Momente mittendrin, in denen er ernsthaft an seiner Sexualität zweifelt, ganz ohne Humor und drüber Lustigmachen. Das war extrem gut ... aber es löst sich halt auch "in Wohlgefallen" auf. Und dass wir uns mit Punkt a) zufriedengeben müssen, wirkt zumindest aus der westlichen Perspektive feige.
Andererseits, auf einer anderen Ebene: Ich kenne nicht viele Spiele, geschweige denn japanische, die sich überhaupt so empathisch und direkt mit Männlichkeitsfragen befassen – und tatsächlich sogar mit Homophobie im wahrsten Sinne des Wortes. Und das rechne ich ihm hoch an.
Dumm nur, dass es dafür die tatsächlich schwule Seite der Gleichung übergeht und komplett unter die Räder wirft.

Das Hiding in Private Video zu Kanji fand ich auch extrem gut, inklusive einiger Hintergrundinformationen zu den LGBTQ-Aspekten der Serie. Der hat auch insgesamt irgendwie 10 Stunden über das Spiel ... von denen ich keine bereut habe.

Teddie dagegen ... Je weniger über Teddie geredet wird, desto besser! ^__^
Wobei ich manchmal Angst davor habe, ihn mit der Zeit auch noch schätzen zu lernen ...