Ich muss gestehen das ich den Thread aus dem die Diskussion hervorgegangen ist nicht komplett gelesen habe aber da es hier ja allgemeiner um Diskussionskultur geht trage ich ein paar meiner Gedanken bei.
Eine Überlegung von mir ist das die Leute im Internet (in den letzten Jahren?) immer mehr zu extremeren, polarisierenden Ausdrucksweisen neigen. Etwas ist nicht einfach "schlecht" nein es ist "Scheiße", etwas "hat mir nicht gefallen", nein "ich hasse es" oder auch im Umkehrschluss es ist nicht "gut" sondern ein "Meisterwerk". (Wobei das mit dem abwertenden Ausdrucksweise häufiger aufgefallen ist.) Mit diesem "klare Kante zeigen" erhält man deutlich mehr Aufmerksamkeit aber man polarisiert die Diskussion auch einfach von vorneherein. Wenn einem etwas gut gefallen hat, vielleicht sogar emotional berührt hat und ein anderer bezeichnet es als Scheiße, fühlen sich man sich schnell angegriffen (auch wenn man das besser nicht sollte) aber in jedem Fall gibt es damit kaum eine Diskussionsgrundlage. Das ist mir auch bei mir aufgefallen, dass ich Dinge die ich nicht mochte (verbal) zerrissen habe, aber vielleicht sollte man mal darüber nachdenkt wie wenig Spaß es macht wenn etwas was man mag von Anderen zerrissen wird. (Vor allem wenn es so wirkt als würde die Allgemeinheit die Meinung des Kritikers teilen.) Ich will jedenfalls versuchen einfach nichts mehr zu schreiben wenn ich nichts Positives zu sagen habe. Ich möchte damit nicht sagen das dies die beste Lösung, weil Kritik ihren Platz haben muss und wichtig ist, aber ich für mich versuche das.
Und auch die politische Dimension der Diskussionen, die einen immer größeren Raum einnimmt ist extrem polarisiert. Sobald Schlagworte wie "SJW" oder "Chud" verwendet werden sind die Gräben schon gezogen und eine vernünftige Diskussion kann nicht entstehen.
Und wo wir schon bei Abkürzungen sind. Diese polarisierenden Ausdrücke, dieses "klare Kante" zeigen wird durch die neue Kommunikationswege ja nur befeuert. Foren wie dieses befinden sich ja schon lange auf einem Weg in die Irrelevanz, längere Post werden immer seltener. Viele (die meisten?) posten vom Smartphone aus, das für längere Texte nicht die beste Plattform ist. Twitter hat 140 Zeichen Begrenzung, in WhatsApp schreibt kaum einer lange Beiträge, Discord lädt zu Einzeilern ein, keine Ahnung wie Diskussionen auf Facebook aussehen, aber ich kann mir kaum vorstellen das es dort anders ist. Die Meinung muss möglichst schnell auf den Punkt gebracht werden.
Dazu kommt das diese Plattformen auch öffentlich Plätze mit Zuschauern sind. Wenn man sich auf Twitter über X äußert und weiß die meisten meiner Follower oder die Gruppe in der ich mich bewege mag X nicht dann kommt eine harte Äußerung über X besser an als eine Moderate. Und wenn man das Falsche (für die eigene Umgebung sagt) kann man sich ja auch ganz schnell ins Abseits stellen. Auch das führt zu mehr Polarisierung. Und dieses Falsche sagen und sich ins Abseits stellen kann auch ganz massive Folgen haben.
Dieses Video ist mir dazu im Kopf geblieben.
Und selbst wenn diese Aspekte auf dieses Forum nicht zutreffen, wenn sich die Diskussionskultur als Ganzes verändert, dann wird sich das auch hier widerspiegeln.
Ich denke ich habe nichts wirklich Neues gesagt, die zunehmende Polarisierung in vielen Bereichen des Lebens ist ja ziemlich deutlich und die Idee mit einem moderatem Ton zu einer Entschärfung zu sorgen ist sicher auch nicht Neu, aber ich denke nicht das sich groß etwas ändern wird. Die Polarisierung erfolgt an Linien die den Leute extrem am Herzen liegen und wo Kompromisse schwer fallen. Und diese Polarisierung greift dann auch unweigerlich auf andere Themen wie Videospiele über.
Weis nicht ob der Beitrag jetzt wirklich hilfreich bei der Diskussion ist vor allem im Bezug auf Videospiele aber vielleicht kann ja Jemand etwas damit anfangen.