Endlich ID:2 angelaufen und ich hab mich nicht von Kritiken beirren lassen... das wir hier kein storytechnisch ausgeklügelten Arthouse-Independent-Movie mit Plottwist und oscarreifer Schauspielerleistung sehen, war klar... aber das Feuilleton fährt halt nur auf sowas ab
der Film gefiel mir unterm Strich sehr gut... man muss halt aufpassen, was man erwartet... der erste Teil ist wie gesagt mein Lieblingsfilm... vlt weil sich einem so ein Film als Kind mehr einbrennt, ich hab den mit 11 mit meinen Eltern im Kino gesehen und das war mein erster Nicht-Kinderfilm im Kino... aber mal abgesehen davon, dass ich mir diese Erfahrung und die Einstellung zu dem Film auf keinen Fall vermiesen lassen wollte, gilt ja auch immernoch die Regel (für die es nur wenige Ausnahmen gibt), dass ein zweiter Teil nie an den ersten rankommt...

meine Erwartungen also: die Aliens kommen wieder, alles ein bisschen größer und stärker, machen viel kaputt, die Menschen greifen an und versagen erstmal, aber am Ende gewinnt die Menschheit doch...
so weit, so gut, das ist auch im Grunde passiert, da spoiler ich wohl auch nicht viel...
ein paar Sachen hätte ich mir anders gewünscht... die typische Emmerich-hafte Zerstörung wird leider nur angedeutet, okay, Shanghai wird angesogen und das Burj Khalifa fällt sinnvollerweise auf London und dass die Zestörungswelle direkt vor dem Weißen Haus haltmacht, ist ein netter Gag, aber irgendwie hat mir da noch ein bisschen was gefehlt... die Panik war irgendwie nicht spürbar... das war irgendwie so "ach, da sind se ja wieder, haben wir ja immer gewusst, dass die zurückkommen..." es ging einfach alles ein bisschen zu schnell und ich hatte auch das Gefühl, dass der Film kürzer war, als der erste Teil... die Größe des Mutterschiffs kommt nicht herüber... ja, ok, es landet auf dem gesamten Atlantik und ist 5000 Meilen (?) breit, aber dafür erreichen die ganz schön schnell das Zentrum... auch das gelandete Schiff in Afrika, dass ja auch dutzende Kilometer Durchmesser haben dürfte, ist zum einen ja ziemlich leicht zu entern, zum anderen scheinbar unlogisch aufgebaut... David, der Warlord, und Co. finden ja scheinbar schon nach wenigen Metern die Kommandobrücke

für die Kürze der eigentlichen Handlung und die Sprunghaftigkeit der Szenenwechsel gab es zu viele Charaktere, die dadurch gezwungenermaßen blass bleiben und unwichtig gewirkt haben, alles voran dieser komische Steuerprüfer, der einfach nur gezwungen Running-Gag-mäßig der nervige Anhang war... aber auch die Psychologin, die immer hinterhergerannt kam, war überflüssig... ja, so konnte man dem Zuschauer die Visionen der Leute nahebringen, die mit den Aliens Kontakt hatten... aber das hätte auch irgendein anderer mal in ner 2-Minuten-Szene erklären können... dritter Charakter mit unausgeschöpftem Potential war Charlie, der nerdig-loserhafte aber doch irgendwie süße Sidekick von Gale... äh, Jake... dem hab ich eigentlich nach 5 Sekunden vorhergesagt, dass er hops geht... ob ich Recht behielt, lass ich hier mal unaufgelöst... etwas gezwungen fand ich auch Dr. "Commander Data" Oaken, den ich eigentlich als tot in Erinnerung hatte, der sich aber nur als komatös herausstellte... abgesehen davon, dass ich bezweifle, dass jemand nach Erwachen aus einem 20-jährigen Koma SO reagiert und auch noch nach kürzester Zeit rumspringt, als wäre nie was gewesen, fand ich auch die Beziehung von ihm zu seinem "Babe" etwas aufgesetzt

größter Fauxpas der Menschheit in diesem Film ist das Fehlen von Schilden! man konnte die Alientechnik nutzen, um die eigene Wissenschaft voranzutreiben, man hat neuartige Waffen und Flugsysteme, innerhalb von 20 Jahren hat man eine gewaltige Mondbasis und sogar einen Stützpunkt nahe des Saturn gebaut, in Washington D.C. stehen gefühlt mehr Wolkenkratzer als in Hongkong, aber einfach mal die Jets, die darauf angelegt sind, einem wiederholten Angriff der Aliens etwas entgegenzusetzen, mit Schilden auszustatten, darauf kam wohl keiner. noch schlimmer: die Basis - ebenso ungeschützt... und es ist ja nicht so, dass das nicht möglich wäre immerhin wird diese Technik ja beim Angriff auf die Königin genutzt

hört sich alles negativer an, als ich es eigentlich empfunden hab, aber seine Kritik äußert man ja meist deutlicher, als sein Lob...
ich hab mich sehr unterhalten gefühlt, Hemsworth war lange nicht so schlecht, wie ihn alle machen (auch wenn er natürlich kein Will Smith ist), Jeff Goldblum scheint sich in der Materie sehr wohl zu fühlen und angenehm überrascht hat mich William Fichtner, der aus meiner Sicht meist eher unsympathische Charaktere spielt... für den lockeren Teil sorgte Mr Levinson
gefallen hat mir auch das Finale, also der Kampf mit der übergroßen "Bienenkönigin", wobei auch da die Frage gestattet sein sollte, warum die zwei das alleine machen mussten... waren die nicht mit mehreren in das Raumschiff eingedrungen? die sind doch nicht alle gestorben, oder? die sind mit den Alien-Jägern wieder rausgeflogen... warum haben die am Ende nicht geholfen

unterm Strich unterhaltsam, für Emmerich-Verhältnisse bemerkenswert wenig Patriotismus und nicht ganz so große Zerstörungswut, wobei ich auf einen Directors Cut hoffe... generell bin ich der Meinung, dass dem Film 20 Minuten mehr Laufzeit gut getan hätte, ohne langweilig zu werden... dann würde vielleicht auch nicht das Auftauchen von dieser Kugel, die mich an eine Mischung aus EVE aus Wall-E und Marvon aus Per Anhalter durch die Galaxis erinnert hat so deus ex machina wirken
natürlich war ID:2 nicht so gut wie der erste Teil, aber besser als so manch andere Fortsetzung und Fans werden ihren Spaß haben