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Legend of Legaia
Legend of Legaia war eines der (wenigen) PS1-RPGs, die ich in meiner Kindheit gespielt habe – neben Final Fantasy VII, VIII, IX und Grandia. Ich habe das Spiel nur einmal gespielt und bin damals am letzten Boss gescheitert. Dass das Spiel sich in dem Kampf öfters aufgehängt hat, hat auch nicht geholfen. Letzte Woche habe ich dann nach sieben oder acht Jahren wieder von vorn angefangen und bin Montag fertig geworden.
Das Setting des Spiels ist recht düster und apokalyptisch, aber weniger auf eine wirklich dunkle, sondern eher eine bedrückende Art. Seit vor zehn Jahren der Nebel in die Welt einzog und die Serus – Wesen, die die Menschen vorher für sich nutzten – wahnsinnig machte, haben sich die Menschen in ihren Dörfern und Städten verbarrikadiert, ohne Kontakt zu der Außenwelt. An vielen Orten wurden die Menschen komplett von den Serus übernommen.
CGI war damals im Trend.
Der Protagonist Vahn trifft zu Beginn des Spiels auf ein Ra-Seru-Wesen namens Meta, dem der Nebel nichts anhaben kann. Meta erzählt ihm, dass die Welt vom Nebel befreit werden kann, indem die Genesis-Bäume wiederbelebt und die Nebelgeneratoren zerstört werden. So macht Vahn sich auf die Reise. Nach kurzer Zeit trifft er auf Noa, ein naives Mädchen, das unter der Obhut eines von einem Ra-Seru bessesenen Wolfes in der Wildnis aufgewachsen ist, und auf Gala, einem Mönch, dessen Rivale dunkle Absichten hegt. So machen sich die drei Ra-Seru-Träger auf, die Welt vom Nebel zu befreuen.
Die Geschichte ist im Grunde genommen sehr simpel, aber das Setting ist gut umgesetzt. Die Bewohner der Welt verkörpern die Hoffnungslosigkeit, in der sie leben, sehr gut. Es ist eine sehr dunkle Zeit für die Menschen. Je weiter die Geschichte fortschreitet, desto mehr erfährt man über die Seru, den Nebel, die Ra-Seru und die Mächte, die hinter dem Nebel stecken.
Noa und Gala sind gut in die Geschichte eingebunden. Noa sucht nach ihren Eltern, die in ihren Träumen erscheinen und ewige Qualen im entfernten Königreich Conkram leiden. Gala wird aus seinem Abtei verbannt, nachdem er verbotenerweise ein Bündnis mit einem Seru eingeht. Nur der stumme Protagonist Vahn bleibt ziemlich blass und ist nur gegen Anfang und Ende etwas in die Handlung integriert.
Eine kleine Wohnung in der Stadt Sol.
Spielerisch ist Legend of Legaia leider nicht sehr gut gealtert. Die Kämpfe zeichnen sich durch zwei Besonderheiten aus: In den rundenbasierten Kämpfen kombiniert man physische Techniken durch Angriffe in die vier Richtungen "rechts", "links", "oben" und "unten". Außerdem kann man im Kampf gegen Seru ebenjene Seru als Beschwörung erhalten, was quasi der Ersatz für Magie ist. Diese Seru-Angriffe werden auch stärker, je öfter man sie einsetzt.
Leider sind die Kämpfe recht langsam und die Encounter-Rate ziemlich hoch. Trotzdem fand ich das Spiel recht motivierend, denn neue Techniken herauszufinden, sich neue Seru-Magie anzueignen und zu trainieren hatte für mich einen gewissen Belohnungsfaktor. Darüber hinaus sind die Dungeons meist recht übersichtlich und nicht allzu lang. Einen Pluspunkt bekommt das Spiel noch für die vielen verschiedenen Accessoires, die die größte strategische Variation in den sonst recht monotonen Kämpfen erlauben. Die Zufallskämpfe sind in der Regel recht einfach, die Bosskämpfe haben es aber teilweise in sich. Deshalb muss man ab und zu auch grinden, wenn man nicht in einer Runde ausgelöscht werden will. Auch ist es wichtig, sich im richtigen Moment zu verteidigen.
Im letzten Drittel, dem schwierigsten Teil des Spiels, habe ich zum Glück mit zwei Charakteren den Seru "Kemaro" auf die höchste Stufe gebraucht. Kemaro ist ein sehr starker Angriff auf einen einzelnen Feind, der mir die Bosskämpfe anschließend sehr erleichtert hat. Leider hat Kemaro eine Animation, die 35 Sekunden dauert. Ich habe sicherlich mehr als eine Stunde damit verbracht, nur diese Animation zu sehen (die Seru-Animationen erinnern übrigens sehr an die Beschwörungsanimationen der FF-Spiele).
Neben den Kämpfen kann man sich im Spiel auch noch mit einer Handvoll Minispielen beschäftigen: Angeln, Tanzen, Baka Figher, Spielautomaten und Arenakämpfe.
So sehen die Kämpfe aus.
Legend of Legaia ist eines der nicht ganz so vielen RPGs für die PS1, die komplett in 3D sind. Es gibt auch bisweilen einige Rendersequenzen wie sie damals in Mode waren. Die Grafik ist besser als ich sie in Erinnerung hatte und obwohl die Charaktere recht klobig wirken, sind Emotionen gut dargestellt und sogar die Gesichter haben Variationen. Die Umgebungen können natürlich nicht mit Renderhintergründen mithalten, sehen aber trotzdem gar nicht so schlecht aus. Sicherlich spielt das Spiel nicht in der oberen Güteklasse der PS1-Spiele mit, aber finde es trotzdem ganz hübsch. Die bisweilen steampunkigen Elemente (etwa in der Turmstadt Sol) haben mir sehr gefallen, und es gibt sogar etwas Biopunk. Übrigens ist das wohl auch eines der ersten RPGs, in dem man die Veränderung der Ausrüstung auch optisch (innerhalb der Kämpfe) sehen kann – und das betrifft nicht nur die Waffe.
Musikalisch bin ich etwas zwiegespalten. Ich bin ein großer Fan von Michiru Ooshima, aber das liegt nicht an Legaia oder überhaupt an ihrer Videospielkarriere, sondern an ihren tollen orchestralen Anime-Soundtracks. Legend of Legaia hat viele gute Stücke, aber auch viele, die eher schwach sind. Dazu zählen leider einige von denen, die man sehr oft hört, wie etwa das Kampfthema. Insgesamt trägt die Musik aber viel zur Atmosphäre bei und ich würde den Soundtrack trotz einiger Schwächen als gelungen bezeichnen.
Legend of Legaia ist ein recht gutes Beispiel für ein PS1-RPG. Die Geschichte wirkt teilweise klassisch, teilweise recht individuell und man reist nach und nach durch eine große Welt. Die Geschichte wird dabei immer komplexer und irgendwann geht es um das Schicksal ebenjener Welt. Dabei werden auch die Charaktere immer stärker in die Handlung involviert und es gibt einige dramatische Enthüllungen oder Wendungen. Auch wenn die Geschichte nicht das Nonplusultra ist, ist sie durchaus nett. Schwach sind leider wieder die Antagonisten, auch wenn sich das Spiel zumindest etwas bemüht, ihre Sichtweise zu demonstrieren.
Ein Seru dient als Luft-Schnellzug und erinnert an die Gargantula aus Final Fantasy IX. Oder umgekehrt?
Fazit: Mir gefällt das Spiel nach wie vor, aber man kann nicht abstreiten, dass es schlecht gealtert ist. Wer PS1-Nostalgie verspürt und sich an einem etwas unbekannteren Genrevertreter mit interessantem Szenario versuchen will, kann aber bedenkenlos mal einen Blick auf Legend of Legaia werfen.
Ach ja, die westlichen Versionen haben ein paar Bugs, die zu Freezes in Kämpfen führen können – zum Beispiel beim Einsetzen von Heilitems. Ich hab's auf der PSP mit der CFW gespielt, weil die Fehler dort nicht auftreten, wenn man die ID des Spiels in die japanische ID ändert.
Story |
7.0 |
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Charaktere |
6.5 |
Gameplay |
6.0 |
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Kämpfe |
6.0 |
Optik |
7.0 |
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Musik |
7.0 |
Atmosphäre |
8.0 |
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Spielzeit |
33:30h |
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|
Gesamt |
7.0 |
Geändert von Narcissu (27.08.2014 um 18:33 Uhr)
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