Vorhin Amazing Spider-Man 2 im Kino gesehen. Im Wesentlichen muss ich mich leider Stoep anschließen:
Zitat Zitat von Stoep Beitrag anzeigen
Habe gestern The Amazing Spider-Man 2 gesehen und fand ihn richtig mies. Eigentlich hatte ich ja gehofft, dass die es sich nur deshalb erlauben könnnen so viele Trailer rauszuhauen, weil der Film darüber hinaus noch so viel mehr zu bieten hat. Ich wurde leider eines besseren belehrt. Das Bisschen, dass nicht schon in den Trailern veraten wurde, ist kaum der Rede wert und wurde von zahlreichen Leuten schon richtig vorhergesagt. Green Goblin und Rhino haben so wenig Screentime, dass sie den Film in keinster Weise bereichern und es sicherlich besser gewesen wäre einfach ganz auf sie zu verzichten. Besonders von Rhino war ich enttäuscht. Habt ihr auch geglaubt, dass man einen coolen Kampf zwischen ihm und Spidey zu sehen bekommen wird, ja? Der Film zeigt euch da echt nur den Stinkefinger. Dafür wird an anderen Stellen gestreckt wo es nur geht. Die Dialoge zwischen Gwen und Peter empfand ich als grauenhaft, die Actionszenen waren eindeutig zu over the top und wer sich nach den leeren Werbeversprechen zur "wahren Geschichte von Spider-Man" vom ersten Teil des Reboots hier jetzt mehr erhofft hat, wird abermals enttäuscht. Oh, und der Wandel des untertitelgebenden Antagonisten war nicht nur kurz und unglaubwürdig sondern wurde auch schon komplett(!) in einer für Werbezwecke vorher veröffentlichten Szene vorweggenommen. Gut gemacht Sony.

Das einzige, was mir von dem Film positiv in Erinnerung geblieben ist, sind einige der gelungenen Gags und die gut inszeniert Eröffnungssequenz. Den Rest würde ich als zerfahren bezeichnen. Kein Deut besser als Raimis Spidey. Captain America 2 hat gezeigt, wie man einen Comichelden gut für die Leinwand adaptiert! So hätte ich mir das auch bei Spidey gewünscht q_q
Jau. Dito zu allem, lediglich abgesehen davon, dass ich Raimis Filme, auch wenn sie nicht wirklich großartig waren, doch wesentlich besser, runder und stimmiger fand, aber das soll hier jetzt nicht das Thema sein.

Wo soll ich nur anfangen? Okay, die Dialoge... ich habe während dem Film definitiv Alex Kurtzman und Roberto Orci in den "Gesprächen" der Charaktere gespürt, und sicher nicht im positiven Sinne. Das war echt unterirdisch! Ja, die sind mit ihren Drehbüchern so derbe schlecht, dass es auch innerhalb der Story brutal auffällt. Ich mein... guckt da keiner mehr drüber, bevor gefilmt wird? War das der erste Entwurf, den man genommen hat oder was? Dieses ganze Hin und Her zwischen Gwen und Peter erinnerte fast schon an Twilight. Niemand war in der Lage, klare Entscheidungen zu treffen und auch dabei zu bleiben, und es wurde ständig shialabeoufft. Mit voranschreitender Spielzeit degenerierte es schon ziemlich, am Anfang war es noch erträglich. Besonders schlimm wird dieser Punkt, wie Stoep schon schrieb, wenn man sich mal überlegt, wie unglaublich viel Screentime das oft sinnlose Gelaber eigentlich einnimmt. Vieles von dem hätte man auch in drei sauber formulierten Sätzen rüberbringen können, und es hätte dem Film gut getan.
Dann die Bösewichter, die irgendwie alle nur schwer oder überhaupt nicht nachvollziehbar blieben und von denen einige wie ein Anhängsel in die Handlung hineingequetscht wurden. Und unzählige störende Kleinigkeiten und Logik-Löcher. Was Suspension of Disbelieve betrifft ging ich ja noch mit, als sich Electro plötzlich komplett dematerialisieren und andernorts wieder herstellen konnte, aber dass er dann plötzlich eine schwarze Hose (!) anhat, und später sogar noch einen ganzen Anzug aus Gummi und dieses kleine Gerät an seinem Kopf... WTF? Wenn schon, denn schon, da hätten sie es lieber so machen sollen wie in Watchmen () oder ihn halt einfach seinen Körper behalten lassen sollen. Diese Blitze auf den Schultern/Armen seiner "Uniform" wirkten auch derbe lächerlich. Dass bei Stromausfällen so überhaupt gar nichts mehr geht, war auch unglaubwürdig, gerade in einer Metropole wie New York. Jeder moderne große Flughafen oder Krankenhäuser haben heutzutage doch Dieselgeneratoren für den Notfall im Keller.
Musik war okay-ish, wusste gar nicht, dass diesmal Hans Zimmer dran war. Für den Ton des Films kam mir das Titelthema etwas zu fröhlich-heroisch daher. Und wie so oft schade, dass sie nichts von James Horner aus dem ersten Teil wiederverwendet haben. Gerade bei den Szenen mit Peters Vater wäre das sehr sinnvoll gewesen und hätte gut reingepasst.

Mein größter Kritikpunkt hängt zwar zur Hälfte mit den oben genannten Dialogen und dem willkürlichen, unfokussierten Handlungsablauf zusammen, aber es ist nochmal eine eigene Erwähnung wert, die ich aber besser in einen BIG SPOILER packe:

Ich wollte diesem Film wirklich eine Chance geben. Habe ich ja auch getan. Beim ersten war ich noch geknickt wegen dem unnötigen Reboot, darüber war ich inzwischen hinweg. Wenn mir echt was geboten worden wäre, dann hätte ich die neue Reihe nach dem mäßigen Start ins Herz schließen können, und nach den imho richtig epischen und geilen Trailern (von denen es einige zu viel gab), sah es für mich auch kurzzeitig danach aus. Doch jetzt ist der Zug endgültig abgefahren. Nichtmal die Effekte und Action-Sequenzen haben so viel herausgerissen - in der Vorschau hat man die besten Sachen längst gesehen, und viel mehr ist da nicht, nichtmal more of the same. Und um bis zu diesen kurzweiligeren Passagen zu kommen, muss man sich erstmal durch die dämlichste Teen/Twen-Romanze zwischen zwei unsympathischen Figuren seit Langem quälen. Wo ich gerade bei den Trailern bin: Da erinnere ich mich sogar an ein paar, wo Szenen und/oder Sprüche enthalten waren, die ich mochte, und die letztenendes entweder nicht so oder überhaupt nicht in dem fertigen Film vorkamen - schade. Oh ja, 3D hat sich ebenfalls mal wieder nicht gelohnt, aber das hat mich nicht überrascht.
Ja, ein paar kurze Momente hatten was, und ich rechne es dem Film an, dass viele der kleineren Gags durchaus gezündet haben, wenn auch längst nicht alle. Ab und zu konnte man schmunzeln. Und jo, die Anfangsszene im Flugzeug schien mir vom Niveau her irgendwie besser gemacht als der ganze Rest des Films. Meine Erwartungen waren zwar vorhanden aber sicher nicht hoch und wurden doch weit unterboten. Was Superhelden angeht, wurde ich schon lange von keinem Film mehr so enttäuscht wie von diesem. Captain America 2 ist exorbitant besser als Amazing Spidey 2, besser ist gar kein Ausdruck. Ich hoffe, dass Sony hierfür bei den Einspielergebnissen und Kritiken wenigstens ein bisschen abgestraft wird und sie nicht die angepeilte Milliarde für diesen Schmodder erreichen.

Übrigens, lief bei euch auch der Stinger mit einer frischen Szene aus X-Men Days of Future Past im Abspann? Obwohl das eine ja Sony/Columbia und das andere Fox ist. War überrascht, weil ich bis jetzt nur davon gehört hatte, dass das in der UK-Version so sein sollte. Falls es jemanden interessiert, hier und hier werden die Hintergründe dazu kurz beleuchtet.