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Thema: Ist Kunst eine feste Definition oder liegt sie im Auge des Betrachters?

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  1. #1
    Zitat Zitat von Wonderwanda Beitrag anzeigen
    Spätestens seit Beuys ist der kreative Prozess schon Kunst.
    Kann ich mir auch halbwegs vorstellen. Aber irgendwie will da der letzte Funke nicht überspringen. Für mich ist eben eher das Ergebnis kunst. Aber der kreative Prozess ist definitiv auch künstlerisch, da er ja unterschiedliche zwischenergebnise beinhaltet. Wenn ich z.B. eine Vorstellung einer krimigeschichte habe, dann beginne ich mit dem kreativen Prozess, das wäre das schreiben der kapitel. Habe ich ein Kapitel fertig geschrieben, habe ich ein Ergebnis des kreativen prozesses, der aber noch nicht abgeschlossen ist, weil das Buch nicht fertig ist. So kann also jedes kapitel, jeder Satz kunst sein.

    Zitat Zitat von Wonderwanda Beitrag anzeigen
    Gegenfrage: Warum sollte es falsch sein?
    Naja, weil man dann andere Kunst nicht als solche betrachten würde. Wenn jemand sagt Körperwelten ist Kunst jemand anders aber sagt finde ich nicht, nimmt er sich ja das Recht heraus die Kunst eines anderen nicht als solche anzuerkennen. Aber da sist einfach nicht richtig. Jedes Werk das aus einer Idee heraus entstanden ist, aus einer Vorstellung heraus ist Kunst. Das schwierige für die miesten ist nur, dass was ihnen nicht gefällt, was ihre erwartungen an "kunst" nicht erfüllt, dennoch als solche zu betrachten.

    Das ist meine Meinung zur Kunst. Ich bin keiner der sagt, ich halte mich aus dem heraus und sage einfach, alles ist Kunst. Nein, ich bin wirklich der Meinung, dass jedes Werk das aus einer Idee, Vorstellung, Wahrnehmung oder Intuition etc. heraus entstanden ist, Kunst ist. Ich habe nicht das recht das Werk eines anderen Künstler als solche nicht anzuerkennen. Das recht, hat meiner Meinung nach, niemand. Ich kann sagen es gefällt mir nicht, aber es ist und bleibt doch immernoch Kunst.

  2. #2
    Für mich ist Kunst etwas tiefgründiges, bedeutsames. Sie soll etwas vermitteln. Sie kommt aus dem inneren selbst und löst etwas aus. Das kann ein Wort sein, eine Tat, ein Bild, angebranntes Essen. Egal. Etwas wie zufällige Kunst gibt es in meinen Augen eigentlich nicht. Ich kann jetzt nicht (um mal Wonderwandas Beispiel aufzugreifen) mich hinsetzen, eine Banane essen, und danach sagen: "Das war Kunst!", ohne mir vorher Gedanken darüber gemacht zu haben, um wenigstens logisch erklären zu können, was das wieder bedeuten sollte. Und wenn ich, um es nicht begründen zu müssen, sage "Das war dadaistische Kunst!", spätestens dann habe ich bestimmt den Verstand verloren...
    Ich kann auch nicht, weil ich aus Versehen mein Marmeladentoast auf den Boden fallen gelassen habe, aus dem hinterlassenen Fleck eine Kunst machen. Verdammt, er ist zufällig entstanden, und seine Form doch genauso! Wenn ich jetzt an der Form etwas verändere, dann kann es wieder Kunst sein. Aber wenn der Fleck dabei belassen wird, ist es keine. Und ein weggewischter Fleck bringt lediglich den Ursprung des Bodens wieder hervor. Also ist Kunst auch etwas veränderndes. Sie hinterlässt Spuren. Wenn man sie Spurlos entfernt, ist keine Kunst mehr da, es sei denn, die Entfernung der Kunst sollte als Kunst zählen. Das ursprüngliche Werk ist allerdings weg und die Handlung hinterlässt ebenfalls keine Spur, ausser dem Gesprächsthema, das sich dadurch ergibt. Und selbst das wird eines Tages verschwinden... Dann war es mal Kunst.

    Tatsächlich empfinde ich Bilder eher als Kunst, wenn ich sie nicht schön finde, sondern sie durch ihre abstrakte Erscheinung abstoßend wirken. Das bringt mich eher zum Nachdenken, als ein Friedefreudeeierkuchenhübsches Bild.
    Bacon, van Gogh, Munch, Kirchner sind gut.
    Victoria Franches dagegen nicht, weil ich darin auch keinen Ansatz von Bedeutung finde. Sie malt es, weil sie es schön findet und vermittelt mir dadurch nichts. Ihre Bilder sprechen mich nicht an, und obwohl ich sie gut gemalt finde, finde ich sie eher langweilig.



    Beispiel für die These, dass auch der Prozess schon Kunst sein kann:

    Wenn ihr mal in Kassel seid, werden euch die Bäume und die Steine schon allein deswegen auffallen, weil sie so viele sind und man immer wieder an ihnen vorbei kommt. Und irgendwann fragt man sich: Was soll das? Soll das etwas vermitteln? Und wenn man sich dann näher damit beschäftigt, erfährt man, dass sie ein Kunstwerk von Beuys sind und erfährt vielleicht sogar die Hintergrundgeschichte der Beuys-Bäume und beginnt (hoffentlich) zu verstehen, was es damit auf sich hat.

    Geändert von Wencke (24.03.2012 um 07:25 Uhr)

  3. #3
    Das Wort is halt so wunderschön überkonnotiert, dass es am Ende gar nichts mehr aussagt. Ich finde vor allem diese extreeeme Vermischung von objektiv und subjektiv immer wieder krass.

    Individuum schön und gut (da gehe ich mit den meisten Meinungen hier mit, außer vielleicht mit Wenckes), aber die Gesellschaft sollte man bei dem Thema nicht außen vor lassen. Die braucht nämlich eine mehr oder minder handfeste Definition von Kunst, damit sie sich entscheiden kann, was sie denn fördert und wer denn nun im Museum stehen darf, welcher Film in den Foren als billiger Mainstream und welcher als ansprechende Cineastik verstanden wird. Ohne solche (ungeschriebene) Definitionen könnte man nicht über Kunst reden. Zumindest nicht objektiv, und das ist bei aller Subjektivität, die dem Thema erlaubt wird, paradoxerweise immer noch das schleichende Ziel, das hinter praktisch allen Diskussionen zum Thema steht. Denn wenn es nur um die eigene Meinung zu einem Kunstwerk geht, unabhängig von anderen Menschen, gibt es keine Diskussion, sondern höchstens einen Austausch von Meinungen.
    Und das wäre ja langweilig.

    Noch einen Kommentar: Ich finde diese Widersprüche bei Musik noch viel, viel deutlicher als in anderen Kunstformen.

  4. #4
    Zitat Zitat von La Cipolla Beitrag anzeigen
    Individuum schön und gut (da gehe ich mit den meisten Meinungen hier mit, außer vielleicht mit Wenckes)
    Auf welchen Punkt meiner Aussage beziehst du dich denn?

  5. #5
    Wenn alles Kunst ist, was ist Kunst dann eigentlich?

    So, und jetzt drucke ich diesen Beitrag aus, und schicke ihn mit der Forderung, ihn aufzuhängen, an den Louvre, ist ja schließlich Kunst!

  6. #6
    Zitat Zitat von Liferipper Beitrag anzeigen
    So, und jetzt drucke ich diesen Beitrag aus, und schicke ihn mit der Forderung, ihn aufzuhängen, an den Louvre, ist ja schließlich Kunst!
    Aber die nehmen doch nur bildende Kunst auf!

  7. #7
    @Wencke: Die Grundaussage praktisch. ^^
    Zitat Zitat
    Für mich ist Kunst etwas tiefgründiges, bedeutsames. Sie soll etwas vermitteln. Sie kommt aus dem inneren selbst und löst etwas aus.

  8. #8
    Gut, ich formuliere meine Frage um:
    Was siehst du daran anders?

  9. #9
    Na ja, nimm einfach die anderen Definitionen dazu, die schon genannt wurden sind. Also alles Schöpferische/Kreative, alles was einen bewegt, ich hab keine Ahnung, etc. ^^ Für mich ist letztendlich fast alles Kunst, das nicht ausschließlich pragmatisch ist und das irgendjemand toll finden könnte.
    +Karl

  10. #10
    Na gut. Mit deiner Antwort kann ich mich jetzt nicht unbedingt anfreunden (Niemand schließt sich lückenlos einem Anderen an, weshalb jeder sich selber mit eigenen Worten formulieren sollte), aber ich denke, ich weiß, was du meinst.

  11. #11
    Ich empfehle zum Anfang mal den Wikipedia-Artikel zu Kunst zu lesen.

    Der Begriff Kunst ist sehr weit gefächert, es gibt nämlich "Kochkunst", "Redekunst" usw.
    Es gibt viele Personen die sich mit Kunst beschäftigt haben, also kann man ihren Gedanken zu Kunst in ihren Büchern usw. folgen.

  12. #12
    Zitat Zitat von Wencke Beitrag anzeigen
    Ich kann jetzt nicht (um mal Wonderwandas Beispiel aufzugreifen) mich hinsetzen, eine Banane essen, und danach sagen: "Das war Kunst!", ohne mir vorher Gedanken darüber gemacht zu haben, um wenigstens logisch erklären zu können, was das wieder bedeuten sollte.
    In der modernen Kunst ist sowas möglich
    Ich erinnere mich nur an eine "Ausstellung" in Hamburg, wo ein Künstler nur Tonnenweise Matsch in einen Raum gekippt hat ... oder eine Badewanne mit Dreck (die irrtümlicherweise von einer Putzfrau gereinigt wurde ^^).
    AFAIR in Mannheim wurde mal ein Künstler beauftragt, er solle einen Grünstreifen mit einem Kunstgegenstand versehen. Er hat einfach mehrere Kunststoffplatten wahllos dort hingestellt. Die Straßenmeisterei wusste nichts von dieser "Kunst" und empfanden es als Müll und haben es entsorgt. Ab und an sieht man auch in Großstädten zusammengeschweißter Metallschrott, der auch noch vor sich hinrostet, was dann als Kunst betitelt wird.

    Kunst bedeutet für mich, dass man mit einem kreativen Prozess die Menschen zum Bestaunen und/oder zum Nachdenken anregt.
    Wenn aber nur die Frage "Ist das Kunst, oder kann das weg?" aufkommt, hat der Künstler das Thema verfehlt.

  13. #13
    Zitat Zitat von Reding Beitrag anzeigen
    Kann ich mir auch halbwegs vorstellen. Aber irgendwie will da der letzte Funke nicht überspringen. Für mich ist eben eher das Ergebnis kunst. Aber der kreative Prozess ist definitiv auch künstlerisch, da er ja unterschiedliche zwischenergebnise beinhaltet. Wenn ich z.B. eine Vorstellung einer krimigeschichte habe, dann beginne ich mit dem kreativen Prozess, das wäre das schreiben der kapitel. Habe ich ein Kapitel fertig geschrieben, habe ich ein Ergebnis des kreativen prozesses, der aber noch nicht abgeschlossen ist, weil das Buch nicht fertig ist. So kann also jedes kapitel, jeder Satz kunst sein.
    Mit dem künstlerischen Prozess ist eher gemeint, wie ein Kunstwerk entsteht; nicht, welche Etappen es hatte (Was war meine Intention? Wie habe ich während der Arbeit gefühlt? Wie habe ich experimentiert? Konnte ich das Motiv, mich selbst, das Material weitererkunden? Habe ich Fremde mit einbezogen und wie haben die sich gefühlt? usw.). Wencke hat z.B. Beuys' Kassel-Projekt erwähnt. Das sieht nämlich für den unwissenden Betrachter erstmal eher verwirrend aus – die Funktion des Ergebnisses ist es also auf den Prozess dahinter hinzuweisen, der wirklich gar nicht uninteressant und/oder unkreativ ist. Natürlich müssen solche prozessbezogenen Werke immer mit einem Enstehungstagebuch oder einer Möglichkeit zur Recherche passieren. Ich bin allerdings auch hier der Meinung, dass das Ergebnis dennoch ansprechend genug sein muss um den Betrachter zur Recherche zu motivieren, aber selbst da scheiden sich die Geister.

    Aber ich seh ein, dass da der Funken oft nicht überspringt. Ich denke, dass der Prozess (selbstproklamierten) Künstlern einfach oft viel wichtiger ist, weil da eben beim Schaffen die ganzen Emotionen drinstecken. Mit dem Ergebnis selbst hat man als Künstler weniger Bezug als mit dem Prozess. Geht mir ja nicht anders, auch wenn ich keine prozessorientierten Arbeiten mache.

    Zitat Zitat
    Denn wenn es nur um die eigene Meinung zu einem Kunstwerk geht, unabhängig von anderen Menschen, gibt es keine Diskussion, sondern höchstens einen Austausch von Meinungen.
    Lustigerweise hat man in einem Kunststudium genau das. . Das ist schon etwas befremdlich.

    Aber stimmt, sobald es auch um Musik geht, sind die Meinungen gleich wesentlich krasser. Selbst bei Literatur dreht man gerne durch – ich erinnere mich an einen Literatur-Professor, der als ersten Satz "Alles geschriebene ist Literatur... AUSSER COMICS" rausgehauen hat und schon brach der Krieg aus. . Eigentlich faszinierend!

    Geändert von Wonderwanda (24.03.2012 um 10:23 Uhr)

  14. #14
    Zitat Zitat von Whiz-zarD
    Kunst bedeutet für mich, dass man mit einem kreativen Prozess die Menschen zum Bestaunen und/oder zum Nachdenken anregt.
    Mit genau der Intention beim Künstler? Meine Lieblingsmaler sind alle Vorreiter, Kinder, oder späte Nachfahren des Expressionismus. Mit der Meta- Kunst eines Matisse kann ich gar nichts anfangen, aber Munch, der sich in seinen Bildern verzerrten Erinnerungen annährt, oder Francis Bacon, der auf dem Weg jeden gedanklichen Ursprung verliert und sich in seinem Unterbewusstsein wiederfindet, sind für mich Inbegriffe wahrhaftiger Kunst. Einfach, weil sie sich ihrer selbst gewahr sind und ihre Menschlichkeit ausreicht, um eine Verbindung zum Publikum aufzubauen. Ich fühle mich emotional involviert, wenn einem Kunstwerk anzusehen ist, dass es das Innere des Künstlers nach Außen kehrt, weil er nicht anders kann. Kunst ist viel mehr Müssen als Wollen.

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