Dass der Mensch der biologischen Evolution immer noch unterliegt, wurde ja bemerkt. Das ist, glaube ich, ein Fakt, weil Evolution von der Umwelt beeinflusst wird und Mama Umwelt ist ne bipolare Kuh, die im einen Moment noch Karateunterricht gibt und sich im anderen heulend auf dem Boden wälzt. Beim Überleben des Bestangepassten geht es nämlich - zumindest, nochmal, glaube ich das - auch um die Relation zwischen "unter den Lebewesen am weitesten entwickelt und angepasst" und "an die Ansprüche der Umwelt vollangepasst". Und mal angenommen, es gebe den Klimawandel unumstößlicherweis': Bis auf die Fähigkeit, große Kühlhäuser zu bauen, wird uns die technisierte Anpassung auch nicht weiterhelfen. Übrigens glaube ich, waren die Menschen im Mittelalter um einiges kleiner - aber ob das Evolution ist ... fragt mich nich.
Was aber viel wichtiger in Anbetracht dessen ist, was du angesprochen hast: Die kulturelle Evolution. Jau, sobald man ein gewissen soziobiologisches Niveau erreicht hat, ist nicht mehr viel mit großen und umstürzlerischen Veränderungen in der Physiognomik, aber du musst zugeben, dass wir den Deppen von vor ein paar tausend oder hundert Jahren weit voraus sind. Wenn wir als einziges Beispiel mal die Medizin nehmen - stell dir mal das kulturelle Entwicklungspotential einer Zivilisation vor, die Krebs und AIDS und all den Schwachsinn heilen kann. Erster fliegt so eine Zivilisation nicht aus Spaß durch das Universum, sondern vermutlich auch mit Hintergedanken wie "Scheiße, wir sind so überbevölkert, dass jedes Kind in einer Patchworkfamilie groß wird und Wohnraum von über 20m² von mehr als 2 Personen bewohnt werden muss." und "Wir sind so humanistisch, dass wir Krebs und AIDS und all den Schwachsinn heilen und trotzdem keine Restriktionen gegen Überbevölkerung einführen, dann können wir unser Wissen ja auch an primitivere Kulturen weitergeben.", zweiter ist sie damit - streng individualbiologisch gesehen - außerordentlich gut an die Umwelt angepasst.
Je mehr Zeit eine Kultur also hat, sich zu entwickeln, desto weiter kommt sie auch auf kulturellem, technischem und gesellschaftsphilosophischem Niveau. Das hat dann auch nicht mehr viel mit einem gewissen Faktor an Intelligenz zu tun, es ist einfach ein Haufen Zufall und Ursache-Wirkung-Prinzip, der sich hier auf eine geneigte Kultur niederbricht.
Apropos Intelligenz:
Ich finde es schwer bis unmöglich, mir vorzustellen, wie das Doppelte der menschlichen Intelligenz aussehen soll. Wir haben doch für diesen Begriff nur uns selbst als Maßstab, ist er damit nicht ein bisschen fehlgeleitet, wenn man damit in zivilisatorischen Angelegenheiten argumentieren will? Wodurch zeichnet sich diese höhere Intelligenz aus? Und viel mehr noch: Was nützt diese höhere Intelligenz im zivilisatorischen Sinne? Ich bezweifle, dass es eine höhere Abstraktionsfähigkeit als das sprechen einer Sprache gibt. Vielleicht kann ich es mir aber auch wirklich schlicht und ergreifend nicht vorstellen, weil meine eigene Abstraktionsfähigkeit dafür nicht ausreicht.Zitat
Abgesehen davon: Ich glaube auch nicht, dass uns irgendwer besuchen gekommen ist, ein paar kulturelle Krümel gestreut und dann wieder die Mücke gemacht hat. Die kulturelle Entwicklung des Menschen ist nachweisbar auch ohne solche Konsorten ganz gut ausgekommen, und natürlich gibt es Parallelen, wie schon angemerkt wurde, geht kulturelle Entwicklung stark mit sozialem Dasein einher und das bedeutet zu erst einmal Austausch. Nur weil hier jeder weiß, wer Harry Potter ist, bedeutet das nich, dass die JK von einem anderen Planeten kommt. Wir haben die globale Gesellschaft nicht erfunden, wir haben sie nur wünschenswerter Weise reinitiiert.