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Ritter
Hach, eines meiner Lieblingsthemen. 
Gleiche Berechtigung und gleiche Behandlung sind zwei unterschiedliche Angelegenheiten. Ob ich eine Berechtigung für alle ausspreche (Zum Beispiel das Recht auf Leben, körperliche Unversehrtheit, Würde, sauberes Trinkwasser und ausreichend Nahrung, eine Wohnstätte und Bekleidung) oder auf einen Kreis Auserwählter beschränke (Zum Beispiel der Umgang und Transport von Gefahrengut oder das zu Heilungszwecken erlaubte Beschädigen menschlicher Körper), sollte vom Recht abhängig sein. Daraus ergibt sich, wer dieses Recht haben sollte und wer nicht.
Grundsätzlich sollten diese Berechtigung aber entweder für alle Menschen gelten oder von der Qualifikation des Berechtigten abhängen und nicht davon, ob er einen Schwanz hat und wo er den reinsteckt.
Bei den zweiteren Beispielen ist es dann auch eine schlichte Ermessensfrage: Wann ist jemand körperlich und geistig geeignet, ein Auto zu fahren, Herde anzuschließen oder ein Atomkraftwerk zu beaufsichtigen?
Wenn er nicht durch Hormonschwankungen beeinflusst wird? Wenn verheiratet ist und seine Kirchensteuer brav bezahlt? Wie kann mein Wohnsitz mit meiner Hand-Augen-Koordination in Zusammenhang stehen? Was sagt meine Schuhgröße über meine sozialen Kompetenzen aus? Nein ernsthaft, wer legt eigentlich fest, wem welches Recht zugestanden wird, oder wann man es ihm abnimmt? Darf eine Institution, die eben dieses Recht zu vertreten sich anmaßt, es sich leisten, selbst dagegen zu handeln? Wie aber sichere ich dann den Einhalt der Rechte auf ihre jeweils befugte Gruppe?
Wenn man also nach Gleichberechtigung schreit, sollte man sich mit der Grundlage des Rechtes auseinandersetzen und da steht sofort das Problem vor der Tür, dass es keine Allgemeingültigkeit gibt. Ich kenne Menschen, die auf den ersten Paragraphen unser Grundrechte scheißen, als Sklaven gehalten und verstümmelt werden wollen. Ich kenne Menschen, die sich einige oder alle Bestandteile eines menschenwürdigen Lebens entsagen, sei es nur Fleisch, sei es die komplette Nahrungsaufnahme, seien es Tauchrekorde, oder Nudisten, die im Busch hausen. Denn auch das gehört zum Recht: Wann zwinge ich jemande, es wahr zu nehmen? Wann beschneide ich ein Recht zugunsten eines anderen?
Oder um es zusammenzufassen: Ich halte nichts von Rechten im Allgemeinen.
Es sind von Menschen für Menschen aufgestellte Regeln, die im besten Fall das Zusammenleben Vieler sicherer und angenehmer machen (aber nie für alle Beteiligten) und auf der anderen Seite all das verursachen, was seit der Steinzeit gang und gebe ist. Unterdrückung, Vertreibung, Folter, Verstümmelung und Mord. Die gilt körperlich, wie auch geistig. Und dafür muss man tatsächlich nicht erst das Dritte Reich oder AG2 heranziehen. Meine Nachbarn können das genauso gut. Dagegen kann auch die vom Gesetzt zur Wahrung der Rechte eingesetzte Polizei nichts tun. Was so sogar besser ist, denn wenn sie's könnten, wären wir wieder in der DDR und ich für meinn Teil bin froh, das die abgeschafft wurde.
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Fein, kommen wir zur Gleichbehandlung. Frei nach dem Motto "Tust Du mir nichts, tu ich Dir nichts" behandle ich jeden, nach meiner Messlatte, mit Respekt, Höflichkeit, Gleichgültigkeit oder Feindseligkeit, abhängig von dessen Verhalten mir gegenüber und dem Wert, den ich seiner Person zurechne. Ich bin also gegen Gleichbehandlung im direktesten Sinne. Denn wenn jemand mit 'nem Baseballschläger auf meinen Kopf zielt, wäre ich herrlich blöd, wollte ich ihn höflichst bitten, diese Affront gegen mich zu unterlassen.
Mein Kopf wäre Matsch, bevor ich den Satz beendet hätte.
Trotzdem gibt es auch hier wieder in zwei Seiten reichende Überlegungen. Zum Beispiel bringe ich niemandem automatisch Respekt entgegen, nur weil er eine, gesellschaftlich, "höhere" Rolle einnimmt als ich. Schon so mancher Lehrer oder Vorgesetzter musste sich damit abfinden, dass ein Rang nicht vor Ehrlichkeit schützt. Das ist meine persönliche Auffassung der Sache und sie geht an der gängigen Meinung vorbei. Schließlich erarbeitet man sich ja so einen Rang, um endlich respektiert zu werden. Darüber herrscht ein recht allgemeiner Konsens. Andererseits behandle ich Menschen eines Schlages immer gleich. Wenn jemand seinen Bereich beherrscht und dabei noch einigermaßen sozialtauglich bleibt, hat er meinen Respekt sicher. ist er ein aufgeblassener Idiot, kann er rotieren wie er will, ich schieß' ihn ja doch wieder an die Wand. Ich behandle nicht gleich nach Titeln, sondern nach Einstufung. Welche diese Gleichbehandlungen ist die richtige?
Drehen wir es um. Die nette Dame im Empfangsbereich eines Amtes oder auch im Informationsbereich eines Kaufhauses, ist angehalten, sich immer nett und freundlich um alle eingehenden Belange zu kümmern. Solange ich mit einer angemessenen Anfrage (Wo ist Zimmer 233? Bei wem kann ich die kaputten Schuhe reklamieren?) ankomme, erwarte ich, dass sie mich tatsächlich mit der gleichen oberflächlichen Höflichkeit behandelt, wie alle anderen Kunden vor mir. Aber wenn ich ankäme, hochroter Kopf, wild mit den Armen fuchtelnd, wo hier bitte der Zuständige sei und Sie, Fräulein, plappern mal nicht doof, sondern machen, und überhaupt, kann ich dann tatsächlich erwarten, dass mein Gegenüber freundlich bleibt? Kann ich hier eine Gleichbehandlung überhaupt fordern?
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So, nachdem ich unbewusst Rechte allgemein und Behandlungen alltäglich betrachtet habe, schmeiße ich mich mal noch schnell ganz speziell auf das Schwangerschaftsthema. ^^
Ich finde die Aussage, dass eine Frau schwanger werden könnte und daher ein Risiko für eine Firma darstellt, nicht nur beknackt, sondern auch sehr bezeichnend für das Personal Management. Eine halbwegs vernünftige Frau dürfte im zweiten, spätestens dritten Monat um ihren Zustand wissen und kann ihn dann auch mitteilen. Sofern sie nicht meint, die Aufmerksamkeit ihrer Umwelt mit diesem Umstand auf sich ziehen zu müssen oder tatsächlicher einer schwangerschaftsgefährdenden Arbeit nachgeht, wird sie locker noch zwei bis vier Monate durcharbeiten können. Mehr als genug Zeit, Ersatz zu finden und bitte sagt mit bei den Arbeitslosenzahlen nicht, dass das unmöglich wäre in dieser Zeit. Für ein wirklich kleines Unternehmen (wo auch die Chemie stimmen sollte) oder besonders spezialisierten Arbeiten kann das schon schwerer werden, aber... ich kann früh die Treppe runterfallen und mich lebenslang in einen Rollstuhl katapultieren. Ich kann mich plötzlich mit einer Grippe infizieren und zwei Wochen daran darnieder liegen. Ich kann mal kurz nicht aufpassen und dank des vollbremsenden Idiotens vor mir die nächsten sechs Monate das Bett nicht verlassen. Ich kann auch einfach 'ne Lebenskrise kriegen und alles hinschmeißen.
Ehrlich, JEDER Mitarbeiter unterliegt der permanenten Gefahr sofort und langfristig auszufallen. Das sollte man als Chef immer im Hinterkopf haben. Eine Frau nicht einzustellen, weil sie schwanger werden könnte, ist ein dummer Grund. Wen würdet ihr bevorzugen? Autofahren oder Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs? Bei erstem ist die Unfallgefahr größer, aber zweiteres neigt gerne mal wegen schlechten Wetters, Umbauarbeiten oder Streiks auszufallen. Was muss ich demnächst, neben einer beglaubigten Entfernung meiner Eierstöcke noch dem Chef vorlegen: Das Monatsticket oder Führerschein und Fahrzeugpapiere?
Bin gerade zu faul, das nochmal durchzulesen. Wenn jemand Logikfehler findet, soll er sie zitieren und dabei fett einfärben. Ist mir zuviel Text, um das selber zu suchen. XD
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