Zitat Zitat von Trial Beitrag anzeigen
Bedingt. Ich kenne genügend Leute, die sich diesen Satz in ein "Ich bin Scheiße, weil..." geändert haben. Und wenn wir ganz ehrlich sind, man kommt normalerweise im Leben immer wieder an einen Punkt, an dem man dieses Gefühl hat und über sich selbst ins Grübeln kommt. Das ist wichtig und notwendig, um ab und an mit Eigenschaften aufzuräumen, die mit dem Verständnis der eigenen Identität nicht einhergehen. So lange das eine temporäre Phase ist, nichts ungewöhnliches.
Wenn es allerdings zu lange anhält, dann wird's irgendwann kritisch. Allerdings ist die Eigenschaft, gegenüber anderen eine Präsenz aufzubauen, davon nicht unbedingt immer betroffen. Wenn jedoch auch das nicht mehr vernünftig geht, dann ist es wirklich nicht mehr im gesunden Rahmen.
Ich tu es mir mit dieser Haltung "Ich bin Scheiße, weil..." allerdings etwas schwer, weil es oft extreme Züge annimmt. Die Phasen der Selbstkritik und Selbstzweifel steigern sich schneller zur Selbsterniedrigung und Depression, als im umgekehrten Falle das Selbstloben sich zur Selbstverherrlichung zuspitzt. Vielleicht kommt mir das aber auch nur so vor, weil ersteres dem Anschein nach "moderner" ist.
Notwendig ist in normalen Ausmaßen sicher beides.
Wenn man jedoch stark unter dem Einfluss von Stimmungstiefs- oder Hochs steht, ist man kaum noch in der Lage, eine konstante Linie vorzuweisen, die das eigene Verhalten bis zu einem gewissen Punkt berechenbar machen.

Vielleicht ist Präsenz der falsche Begriff. Ich will damit einfach sagen, ohne eine Identität als selbst konstruiertes und unter langsamer, jedoch konstanter Bearbeitung stehendes Bild ist man nicht in der Lage, ein ungestörtes, soziales Verhältnis zu anderen Personen aufzubauen, weil die Bezüge fehlen, und Differenzierungen nicht vorgenommen werden können.