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  1. #1

    [Ψ] Du bist toll!

    Es geht im Grunde um das blöde Wort Identität.
    Wie definiert ihr euch selbst? Auf welche Kriterien legt ihr selbst wert, und welche Rolle spielt Identität für euch? Oder anders gefragt: Warum seid ihr toll?


    Ich bin fest davon überzeugt, von mir überzeugt zu sein, denn ich finde mich toll. Jawohl, ich bin anders.
    Meine Evolution geht zurück bis auf ein faules Faultier, das sich statt der üblichen 18 Stunden 22 pro Tag von einem Ast hat hängen lassen.
    Meine Eltern waren nicht einfach nur zwei Menschen, sondern zwei kosmische Eintitäten, deren zusammenkommen einer Supernova gleichkommt, aus deren Nebeln eine neue Sonne geboren wurde.
    Meine Kindheit war nicht ein langweiliges, nutzloses Spielen im Sandkasten, ich habe den Sandkasten spielen lassen. Ich begriff mit vier Jahren, wie Winde wehen, und habe drei Sandhaufen so zusammengekehrt, dass die Winde mir eine Sandburg bauten.
    Ich habe drei Tage einen künstlichen Wasserfall beobachtet, um den Mechanismus des Wassers zu begreifen, und seitdem gleichen meine Bewegungen wie Ströme, die von einem Berg herunterkommen und Felsen verformen, und meine trägen aber konstanten Bewegungsabläufe zwingen die Menschen dazu, mir Platz zu machen.
    Ich studierte eine Woche lang alle Kinder des Kindergartens, und manipulierte sie so, um nie wieder irgendwas machen zu müssen.
    Wenn ich etwas wissen wollte, forschte ich nicht, sondern ließ forschen. Ich habe immer den Anspruch gestellt, alles beantwortet zu bekommen, was ich wissen wollte, und wenn es den anderen dabei zerrissen hätte.

    Mein Leben ist zur Passivität hin konzentriert. Es gibt keine Regel, an die ich mich halten muss, außer so wenig wie möglich zu machen. Und deswegen bin ich toll.

    Ich bin toll, weil der Gestank meiner Socken alle Stinktiere um den Verstand bringt, und sie sich freiwillig häuten und auf mein Grillrost schmeißen.

    Ich bin toll, weil mein verführerischer Blick alle Frauen dazu bewegt, ihre Kopfschmerzen und Freunde zu vergessen.

    Ich bin toll, weil alle mich für weise halten, nur weil ich zu faul bin mehr als genug zu sagen. Ein einfaches "Nein" beantwortet schließlich alle Fragen des Lebens.

    Ich bin toll, weil ich zum toll sein ausersehen wurde. Nichts auf Erden soll toller sein, außer derjenige, der schlechter sein will als ich, denn er müsste noch weniger tun, um noch toller zu werden, und der soll es sein, der mich in einem Wettstreit im Nichtstun besiegen, und zu Tode langweilen soll.

    Diese Person ist nur dann toller, wenn sie nur alle fünf Minuten ein- und wieder ausatmet.
    Diese Person ist nur dann toller, wenn der Gestank ihrer Socken den gesamten Supermarkt leerfegt, und Kim Jong Il und George Bush dazu zwingt, im Garten Sanburgen zu bauen.
    Diese Person ist nur dann toller, wenn sie schwarze Hemden auf rosa Hosen anziehen kann, und immer noch mehr Menschen zum hemmungslosen Geschlechtsakt bewegt als alle Stars und Sternchen zusammen.
    Diese Person ist nur dann toller, wenn sie im Schlafwandeln Nüsse knacken kann.


    Jetzt seid ihr an der Reihe. Und ich hoffe, es ist eine Person dabei, die toller ist als ich, damit ich wieder zurück zum Ursprung kehren kann, an den Baum, an dem ich künftig 23 Stunden und 30 Minuten schlafen will. Die letzte halbe Stunde will ich mir Gedanken machen, worüber ich in einer halben Stunde alles nachdenken könnte.
    Geändert von Diomedes (27.12.2007 um 02:26 Uhr)

  2. #2
    Ich bin toll, weil ich es mir nicht anmaße zu behaupten, nicht einer von vielen zu sein, die einfach nur versuchen halbwegs gemütlich zu überleben, wobei hier zu beachten ist, dass meine Gemütlichkeit im genüsslichen Leiden liegt.

  3. #3
    Hi!

    Irgendwie ist dieser Thread ermutigend

    Ich bin toll, weil:

    - es wenig gibt, auf das ich keine Antwort habe

    - ich mich für einen normalen Menschen halten - und damit alleine (dazu) stehe.

    - ich zu meiner Meinung stehen kann, ohne wenn und aber

    - ich überlebt habe.

    - ich offen und ehrlich bin - mittlerweile aber auch gelernt habe, nicht zu verletzen.

    Joa, wenn mir noch was einfällt, schreib ichs euch

    lg

    Dark
    Leben und leben lassen8)

  4. #4
    Die mir zur Verfügung stehenden Werkzeuge greifen nicht, darum konnte ich mich bisher nur negativ definieren - durch das, was ich nicht bin. Es macht mich nicht besser, dass ich so vieles nicht bin. Stattdessen macht es die anderen schlechter, die es sind. Ich treibe nach wie vor auf Normal Null. Vielleicht macht mich das toll, genau wie Sokrates.

    Zitat Zitat von Diomedes
    Ich bin toll, weil ich zum toll sein ausersehen wurde. Nichts auf Erden soll toller sein, außer derjenige, der schlechter sein will als ich, denn er müsste noch weniger tun, um noch toller zu werden, und der soll es sein, der mich in einem Wettstreit im Nichtstun besiegen, und zu Tode langweilen soll.
    Zitat Zitat
    Hier schwieg der tolle Mensch und sah wieder seine Zuhörer an: auch sie schwiegen und blickten befremdet auf ihn. Endlich warf er seine Laterne auf den Boden, dass sie in Stücke sprang und erlosch. "Ich komme zu früh", sagte er dann, "ich bin noch nicht an der Zeit."
    Geändert von gas (27.12.2007 um 13:52 Uhr)

  5. #5
    @Diomedes: Für mich klingen deine Anführungen, warum du toll bist, son bisschen wie ein Sammelsurium dieser allseits beliebten Chuck Norris-Witze.

  6. #6
    Zwischen dem Wörtchen "Identität" und dem Terminus "Ich bin toll!" kann allerdings eine Lücke klaffen, die einem Marianengraben gleicht.
    Hab ich übrigens erwähnt, dass ich toll bin, weil ich den [WIKI]-Tag für meine unheimlich tollen Allegorien einsetze?
    Jeder, der einmal in der unangenehmen Situation war, jemand anderen davor abzuhalten, sich selbst in irgendeiner Form zu verletzen, dürfte wissen was ich meine. Ich rede hier noch nicht einmal unbedingt von Schneiden, Trigger oder sonst etwas aus dieser Abteilung. Viel verbreiteter ist es da schon, literweise Alkohol in sich reinzukippen und mit einem Mal kann aus Leuten mit scheinbar unschlagbarem Selbstbewusstsein ein schluchzendes und wimmerndes Bündel werden.

    Das hängt mitunter auch mit der Auffassung von der eigenen Identität zusammen. Wenn man partout das Gefühl hat, in seinem Leben nichts erreichen zu können, wenn es einem so vorkommt, als würden alle anderen gewinnen und man selbst nur eine Niederlage nach der anderen einstecken, dann ist das Gefühl von der eigenen Identität kein allzu positives. Meistens völlig zu Unrecht, so zumindest meine Einstellung. Jeder Mensch hat Qualitäten und Schwächen aus denen man eben das Beste machen muss - oder sollte.

    Was mein Verständnis von meiner eigenen Identität angeht, so tue ich mich da recht schwer, wenn es an die Details geht. Meinen inneren Kern kann man auf einige grundlegende Prinzipien zusammenfassen, aber ansonsten sehe ich mich selbst als einen äußerst wechselhaften Menschen (auch eine Art von Identitätsverständnis). Manche Menschen haben ja dieses Gefühl, dass sie je nach den Umständen eine andere Maske nach außen hin tragen. Ich selbst fühle mich viel mehr wie eine Maske, die je nachdem von jemand anderem getragen wird. Ein etwas obskurer Vergleich, aber auf mein Identitätsverständnis trifft er recht gut zu. Auch auf die Tatsache, dass viel vom eigenen Selbstwertgefühl auch von den Reaktionen anderer ausgeht. Und da mein soziales Umfeld alles in allem doch sehr stabil ist, habe ich generell ein recht gutes Gefühl gegenüber meiner eigenen Identität.
    Ich bin sicher nicht der tollste... aber ich bin zufrieden mit mir.

  7. #7

    Leon der Pofi Gast
    ich würd mich als menschen bezeichnen, der gerne ein ruhiges leben hat aber auch öfter was neues probiert. ich bin relativ unkompliziert, hab einen kleinen freundeskreis, mit denen man aber wirklich alles machen kann.

    ich geb mich mit wenig zufrieden, bin eher ruhig und immer sehr verträumt und wirke manchmal abwesend aber das macht mich aus.

    andere menschen sind für mich wichtig und ich bin sehr sozial tätig und arbeite in der lebenshilfe. einfach mit nem guten kumpel herumhängen oder sich mit paar freunden treffen, ist das größte. ich brauch aber auch zeit für mich. jeden tag weggehen wäre nichts für mich. familie ist für mich das wichtigste.

    wenn ich mich entspannen möchte, spiele ich videospiele, lese ein buch oder gehe photografieren. musik spielt auch eine große rolle bei mir.

    von anderen menschen lasse ich mich kaum beeinflussen. wenn jemanden meine art nicht passt oder meine charakter ändern möchte, rennt er gegen eine wand. bei so normalen sachen hör ich schon öfter auf andere oder rede mit ihnen über alles mögliche. einsichtig bin ich schon

    was ich mir zur zeit am meisten wünsche, sind kinder. aber erst mal noch bisschen länger arbeiten und geld auf die seite legen.
    sowas muss man absicher. aber meine eltern wären sicher auch immer da. mein opa hat auch viel geld angelegt für mich, falls mal
    etwas passieren sollte, dass ich mehr kohle brauche

    ich würde sagen, ich weiß wer ich bin und was meine ziele sind. das leben hat mich zwar schon oft auf die probe gestellt, aber ich gebe
    nie auf. wenn es mir schlecht geht wie voriges jahr, geb ich umso mehr mein bestes,

    negative eigenschaften hab ich nicht wirklich viele, ehrlich gesagt.

    ich kann sagen, dass ich einfach ZU gutmütig bin und manche leute probieren mich auszunützen. aber mein gefühl warnt mich meistens bei sowas.

    unwichtige sachen, schiebe ich gerne auf.

    bin oft naiv... obwohl, ist nicht wirklich negativ :/ net für mich ^^

    ich mach mir meistens zu viel sorgen um alles mögliche.
    Geändert von Leon der Pofi (27.12.2007 um 15:37 Uhr)

  8. #8
    ich binne nicht toll! ._.

    cats are not characteristically disposed toward voluntary aerobic exercise

  9. #9
    Zitat Zitat von Freierfall Beitrag anzeigen
    ich binne nicht toll! ._.
    Emo!11







    Wird editiert. => schlafen

  10. #10
    Zitat Zitat von Animagladius Beitrag anzeigen
    Emo!11


    Wird editiert. => schlafen

    Ich bin auch nie toll und dennoch kein Emo... Kennst mich ja xD

  11. #11
    Ich hab schon mal einen Hund gerettet.
    Allein deswegen bin ich toll.
    Ich nerve und das manchmal auf positiver weiße.
    Hab mal son echten Gangster verprügelt der ewig auf kleinen Kindern hackt.
    Und weil ich hilfsbereit bin*
    *wenn es was um Liebe geht könnt ihr doch einfach googlen ~
    yeah~

  12. #12
    Zitat Zitat von RPG-Süchtling Beitrag anzeigen
    @Diomedes: Für mich klingen deine Anführungen, warum du toll bist, son bisschen wie ein Sammelsurium dieser allseits beliebten Chuck Norris-Witze.
    Nicht ganz... Chuck Norris wird selten als die größte Schnarchkappe des Universums bezeichnet. Und falls du es nicht bemerkt hast, die Übertreibung war bewusst gewählt.

    Im Grunde ist man nur deswegen toll, weil man sich selbst wegen bestimmter Eigenschaften für toll hält. Die Einschätzung anderer kann man natürlich als Anhaltspunkt nehmen, und abwägen, inwiefern dies zutrifft. Aber wenn man nicht selbst zu diesem Schluss kommen kann, fehlt einem der Bezug zu dieser Eigenschaft. Identität ist eine Sache der Überzeugung. Die Identität setzt sich im Grunde nur zusammen aus dem, was man sich selbst anerkennt.

    In den Augen vieler anderer bin ich sicher nicht toll, weil Faulheit, egoistisches Denken und unbestimmtes Auftreten nunmal wenig populär ist.
    Aber solange ich diese Eigenschaften an mir schätze, kann ich auch guten Gewissens behaupten, toll zu sein. Möglicherweise auch deshalb, weil diese Eigenschaften, so abartig sie scheinen mögen, auch viel positives mit sich bringen. Alles im Raum hat schließlich mehr als eine Seite

    Mir ging es in erster Linie darum, diesen Aspekt zu verdeutlichen. Wenn sich Chuck Norris nun beleidigt fühlt, hat er Pech gehabt. ^^

    Zitat Zitat von Trial
    Zwischen dem Wörtchen "Identität" und dem Terminus "Ich bin toll!" kann allerdings eine Lücke klaffen, die einem Marianengraben gleicht.
    Ändere den Ausdruck um in "Ich bin toll, weil..." und schon ist diese Lücke geschlossen. Zumindest sollte sie es sein. Wer in sich selbst nichts erkennen kann, was ihn irgendwie hervorhebt, oder worauf er auch nur ein kleines Bisschen stolz ist, dem fehlt völlig der Bezug zu sich selbst. Und mit der Selbsteinschätzung fehlt auch die Fähigkeit, andere einzuschätzen, auf diese einzugehen, und eine Präsenz aufzubauen. Solche Fälle würde ich allerdings als nicht mehr als Gesund bezeichnen.

  13. #13
    Zitat Zitat von Diomedes Beitrag anzeigen
    Ändere den Ausdruck um in "Ich bin toll, weil..." und schon ist diese Lücke geschlossen. Zumindest sollte sie es sein. Wer in sich selbst nichts erkennen kann, was ihn irgendwie hervorhebt, oder worauf er auch nur ein kleines Bisschen stolz ist, dem fehlt völlig der Bezug zu sich selbst. Und mit der Selbsteinschätzung fehlt auch die Fähigkeit, andere einzuschätzen, auf diese einzugehen, und eine Präsenz aufzubauen. Solche Fälle würde ich allerdings als nicht mehr als Gesund bezeichnen.
    Bedingt. Ich kenne genügend Leute, die sich diesen Satz in ein "Ich bin Scheiße, weil..." geändert haben. Und wenn wir ganz ehrlich sind, man kommt normalerweise im Leben immer wieder an einen Punkt, an dem man dieses Gefühl hat und über sich selbst ins Grübeln kommt. Das ist wichtig und notwendig, um ab und an mit Eigenschaften aufzuräumen, die mit dem Verständnis der eigenen Identität nicht einhergehen. So lange das eine temporäre Phase ist, nichts ungewöhnliches.
    Wenn es allerdings zu lange anhält, dann wird's irgendwann kritisch. Allerdings ist die Eigenschaft, gegenüber anderen eine Präsenz aufzubauen, davon nicht unbedingt immer betroffen. Wenn jedoch auch das nicht mehr vernünftig geht, dann ist es wirklich nicht mehr im gesunden Rahmen.

  14. #14
    Zitat Zitat von Trial Beitrag anzeigen
    Bedingt. Ich kenne genügend Leute, die sich diesen Satz in ein "Ich bin Scheiße, weil..." geändert haben. Und wenn wir ganz ehrlich sind, man kommt normalerweise im Leben immer wieder an einen Punkt, an dem man dieses Gefühl hat und über sich selbst ins Grübeln kommt. Das ist wichtig und notwendig, um ab und an mit Eigenschaften aufzuräumen, die mit dem Verständnis der eigenen Identität nicht einhergehen. So lange das eine temporäre Phase ist, nichts ungewöhnliches.
    Wenn es allerdings zu lange anhält, dann wird's irgendwann kritisch. Allerdings ist die Eigenschaft, gegenüber anderen eine Präsenz aufzubauen, davon nicht unbedingt immer betroffen. Wenn jedoch auch das nicht mehr vernünftig geht, dann ist es wirklich nicht mehr im gesunden Rahmen.
    Ich tu es mir mit dieser Haltung "Ich bin Scheiße, weil..." allerdings etwas schwer, weil es oft extreme Züge annimmt. Die Phasen der Selbstkritik und Selbstzweifel steigern sich schneller zur Selbsterniedrigung und Depression, als im umgekehrten Falle das Selbstloben sich zur Selbstverherrlichung zuspitzt. Vielleicht kommt mir das aber auch nur so vor, weil ersteres dem Anschein nach "moderner" ist.
    Notwendig ist in normalen Ausmaßen sicher beides.
    Wenn man jedoch stark unter dem Einfluss von Stimmungstiefs- oder Hochs steht, ist man kaum noch in der Lage, eine konstante Linie vorzuweisen, die das eigene Verhalten bis zu einem gewissen Punkt berechenbar machen.

    Vielleicht ist Präsenz der falsche Begriff. Ich will damit einfach sagen, ohne eine Identität als selbst konstruiertes und unter langsamer, jedoch konstanter Bearbeitung stehendes Bild ist man nicht in der Lage, ein ungestörtes, soziales Verhältnis zu anderen Personen aufzubauen, weil die Bezüge fehlen, und Differenzierungen nicht vorgenommen werden können.

  15. #15
    Zitat Zitat von Diomedes Beitrag anzeigen
    Ich tu es mir mit dieser Haltung "Ich bin Scheiße, weil..." allerdings etwas schwer, weil es oft extreme Züge annimmt. Die Phasen der Selbstkritik und Selbstzweifel steigern sich schneller zur Selbsterniedrigung und Depression, als im umgekehrten Falle das Selbstloben sich zur Selbstverherrlichung zuspitzt. Vielleicht kommt mir das aber auch nur so vor, weil ersteres dem Anschein nach "moderner" ist.
    Den Absatz würde ich so bedingungslos unterstreichen, unabhängig von bestimmten gängigen Zeiterscheinungen, die die Selbstgeißelung wieder mal hoch preisen und mittlerweile sogar teilweise salonfähig gemacht haben. Der Umschwung vom einen ins andere ist sehr schnell getan und ich werde bei einigen Personen, die zur übermäßigen Selbstverherrlichung neigen, einfach das Gefühl nicht los, dass ein derartiges Selbstpreisen auch nur eine Flucht nach vorne ist, um so durch übertriebenes Hervorheben bestimmter Eigenschaften die eigenen Defizite zu überdecken, anstatt sich ihnen zu stellen.
    (Für alle die mich jetzt übrigens darauf hinweisen wollen, das Selbstverletzung unter Jugendlichen ein ernstzunehmendes Problem ist und nicht einfach nur als Modeerscheinung abgetan werden sollte: Ihr habt verdammt nochmal recht und deswegen kann ich diese Bewegung, die das auf eine Modeerscheinung reduziert auch so auf den Tod nicht ab)

    Zitat Zitat
    Wenn man jedoch stark unter dem Einfluss von Stimmungstiefs- oder Hochs steht, ist man kaum noch in der Lage, eine konstante Linie vorzuweisen, die das eigene Verhalten bis zu einem gewissen Punkt berechenbar machen.
    Wenn die Beeinflussung durch diese Schwankungen sehr massiv und auch nach außen hin sichtbar ist, dann ja. Wobei man sich in diesem Fall als Aussenstehender ein wenig an diese Schwankungen anpassen kann, vielleicht mit der Zeit bestimmte Vorboten davon identifiziert und bestimmte Aussagen dann anders wertet. Das problematische ist nur, dass für die betroffene Person die Berechnung des eigenen Verhaltens binnen dieser Schwankungen noch schwerer fällt und damit die eigene Identität und das Selbstwertgefühl noch einmal durch ein Gefühl der Schwäche gegenüber dem eigenen Ich verletzt werden. In gewisser Weise also ein Teufelskreislauf.

    Zitat Zitat
    Vielleicht ist Präsenz der falsche Begriff. Ich will damit einfach sagen, ohne eine Identität als selbst konstruiertes und unter langsamer, jedoch konstanter Bearbeitung stehendes Bild ist man nicht in der Lage, ein ungestörtes, soziales Verhältnis zu anderen Personen aufzubauen, weil die Bezüge fehlen, und Differenzierungen nicht vorgenommen werden können.
    Jap. Wobei man auch hier unterscheiden sollte. Ein völlig ungestörtes Verhältnis gegenüber anderen ist selbst unter "gesunden" Menschen praktisch ein Ding der Unmöglichkeit. Aber es gibt Extreme und die rühren, wie du gesagt hast, meist aus einem gestörtem Verhältnis zum eigenen Ich her - Wenn man es denn so ausdrücken will. Je größer die Schwierigkeiten mit der Identifikation zum eigenen Ich, desto massiver auch die Schwierigkeiten im Umgang mit Anderen.

  16. #16
    Zitat Zitat von Diomedes Beitrag anzeigen
    Vielleicht ist Präsenz der falsche Begriff. Ich will damit einfach sagen, ohne eine Identität als selbst konstruiertes und unter langsamer, jedoch konstanter Bearbeitung stehendes Bild ist man nicht in der Lage, ein ungestörtes, soziales Verhältnis zu anderen Personen aufzubauen, weil die Bezüge fehlen, und Differenzierungen nicht vorgenommen werden können.
    Das erscheint notwendig. Man sollte aber niemals vergessen, dass man dieses Schauspiel selbst inszeniert. Der Charakter ist ein Werkzeug, mit dessen Hilfe man mit anderen Menschen in Beziehung treten kann. Wer an seine eigene Heuchelei glaubt, der wird schnell selbst zum Werkzeug seines Charakters.

    Um eine andere Metapher zu gebrauchen:
    "Der Charakter ist eines der furchtbarsten Gefängnisse, in die der Mensch eingesperrt ist." (Marcuse)

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