Zitat Zitat von Benny
Eine Weltanschauung ist ein Werkzeug zum Erfassen und Verstehen der Welt. Sie bietet die Möglichkeit, Eindrücke der Wirklichkeit (Erfahrungen, Erlebnisse, Beobachtungen, Informationen) in einen logischen Zusammenhang zu bringen und stellt Kriterien zu deren Bewertung zur Verfügung.
Hübsch trocken formuliert, dass man fast glauben könnte sie stamme aus dem Lehrbuch, aber ich verstehe darunter eigentlich ein wenig was anderes. Zumindest würde ich sie nicht als ein Werkzeug oder Hilfsmittel bezeichnen, weil sie nicht den Charakter eines solchen besitzt. Werkzeuge sind eher unpersönliche, frei anwendbare Hilfsmittel, eine Weltanschauung meiner Ansicht nach dagegen mehr ein Ergebnis einer Überlegung unter Anwendund etwas anderem was man eher als Werkzeug bezeichnen könnte, persönlich und individuell.
Sicherlich im Verlauf eines Denkprozesses als ein entscheidender Faktor zu betrachten, allerdings nicht in unterstützendem Sinne.

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Nun soll eine solche ein möglichst universales Werkzeug sein, weil sie gemäß der obigen Definition (die ich mir dreisterweise erlaubt habe) zum Erfassen, Verstehen und Bewerten der Wirklichkeit (Ich setze sie hier mit der Außenwelt gleich) dient
Eine Weltanschauung dient zum Erfassen der Eindrücke? Ich denke um etwas zu erfassen bedarf es nur der fünf Sinne, etwas zu verarbeiten das Gehirn. Etwas zu verstehen und bewerten bedarf auch keiner Vorraussetzung, zumindest dann nicht, wenn man unter Verstehen nur das begreifen eines Sachverhaltes bezeichnet, und nicht gleich von globalen Zusammenhängen und dergleichen redet.

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Man muss sie abstrahieren, wofür man zwangsläufig entsprechende abstrakte Begriffe braucht.
Irgendwas stört mich an diesem Satz. Sicher, um etwas auf ein Prinzip hin zu untersuchen, oder um Dinge in einen Zusammenhang zu bringen, muss man abstrahiert denken, aber muss man zum Verstehen der Zusammenhänge auch abstrakte Begriffe gebrauchen, oder sollen die dem ganzen nur eine sprachlich richtige Form geben?
Sofern man nicht das Bedürfnis hat, sich mitzuteilen und seine Erkenntnisse darzulegen, kann man sich dies eigentlich auch sparen, weil man zum Denken keine Sprache braucht. Natürlich würde es einem selbst hilfreich erscheinen durch zusammenfassende Begriffe den Denkprozess zu beschleunigen. Etwa so, wie als wenn man statt 1+1+2+3 nur 2+5 berechnet. Allerdings wird man letztlich auf das selbe Ergebnis kommen.

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werde ich dabei nicht kommen, weil meine Begriffe einfach zu konkret sind und ich in der Masse ersticke. Stattdessen könnte ich aber auch abstrahieren, bis ich bei den drei Grundfaktoren der Produktion angelangt bin: Natur, Kapital, Arbeit. Damit lässt sich schon wesentlich besser arbeiten. Diese Begriffe können nun als Werkzeug dienen, um wirtschaftliche Zusammenhänge verständlich zu machen.
Wie ich gerade zeigst du die Vorzüge des Abstrahierens, nicht aber die tatsächliche Notwendigkeit. Wobei wir uns auch in etwas unterschiedlichen Themengebieten bewegen. Mir geht es um das Elementare, während du jetzt von, ich sage mal, "forgeschrittenen Sachverhalten" sprichst. Sicherlich ist das einfachste Prinzip nicht mehr in allen Lagen zu verwenden, weil sich alles grundlegende einer Situation anpassen muss, und für komplizierteres zu erweitern ist, aber gehen wir von den ganz einfachen Dingen aus (und wir alle wissen, dass man das Laufen nicht vor dem Stehen lernt) spielt das Abstrahieren in solcher Form noch keine große Rolle bzw. gewinnt noch keine Notwendigkeit.

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Was war zuerst da, Ei oder Huhn, Einzelposition oder Grundhaltung/Weltanschauung?
Ich würde mal frech behaupten, diese Frage wäre weniger schwer zu beantworten als die mysteriöse Ei/Huhn frage. ^^
Zumindest würde ich entschieden behaupten, dass die Einzelposition zuerst war, weil diese biologisch als erstes in Kraft tritt. Ein Kleinkind wird früher sagen, dass es nicht gerne badet sondern lieber spielt, als sich prinzipiell gegen Hygiene und für Unterhaltung auszusprechen. Obwohl...

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Leider ist es anders kaum möglich, die Welt zu verstehen.
Aufgrund dieser muss man die Welt doch nicht verstehen lernen, man kann sie nur durch eine solche geordnet bewerten.

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Man kann außerdem Probleme bekommen, wenn man eine in sich widersprüchliche Weltanschauung hat, die unterbewusst bleibt. Erst durch die Bewusstmachung der eigenen Prinzipien kann man Widersprüche aufdecken und ihnen entgegenwirken.
Wiedersprüche sind aber genau das, was eine gute Weltanschauung besitzen muss, meiner Ansicht nach. Denn keine Wahrheit ist vollkommen, keine Perspektive absolut. Wenn man nach Prinzipien sucht, wird man an irgendeinen Punkt kommen, an dem man sich nicht auf Anhieb dazu durchringen kann, konsequent zu bleiben. Ist es an dieser Stelle nun besser, des Prinzips willen die tatsächliche Meinung zu unterdrücken, oder wäre es besser, der Differenzierung willen den Kreis zu erweitern, und aufgrund der neuen Erkenntnis, nochmal alles andere neu zu durchdenken?
Ich sage nicht, dass das praktischer und einfacher ist, aber es ist wesentlich profitabler (wenn man hierbei von Profit reden mag). Indem man immer wieder eine Lücke im System bzw. eine Unstimmigkeit in der eigenen Weltanschauung erkennt, wird man vielleicht unglücklich darüber sein, dass man dieses Ziel der Vollendung nicht erreichen kann, aber auf der anderen Seite gewinnt man dadurch erst an Weisheit, und kommt von den einfachen Denkmustern weg.

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Außerdem heißt die Bewusstmachung der eigenen Prinzipien nicht, dass man danach völlig verhärtet auf ihnen beharren muss.
Natürlich nicht, aber das ganze ist ja praktisch eine Charakterprüfung. Sofern man nun Prinzipien aufstellt, diese allerdings immer wieder nach Lust und Laune über den Haufen werft, kann man sich diesen Zirkus auch sparen, und muss sich im Grunde auch keine Gedanken um den eigenen Charakter machen. Wie ernst man es damit hält, ist natürlich jedem selbst überlassen, und wohl die wenigsten würden es als so dramatisch ansehen, ein bisschen von ihren Prinzipien abzuweichen, aber das Problem bliebe erhalten, und würde sich sicherlich auf irgendeine Art bemerkbar machen. Wohl eher nicht in Selbstmordgedanken, aber möglicherweise in Gewissensbissen und Stimmungsschwankungen.

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Es ist eine Form von Selbstschutz. Wenn sich diese Erfahrung aber wiederholt, dann ist das irgendwann nicht mehr möglich und man beginnt, das Gesamtbild an die neue Erfahrung anzupassen.
Genau das würde ich, wie oben beschrieben, eher als Bereicherung statt als Belastung bezeichnen.

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Ach ja, stelle dir nun mal diesen Beitrag ohne abstrakte Begriffe vor ...
So weit reicht meine Phantasie wirklich nicht. ^^

Zitat Zitat von Lysandros
Hm, am einfachsten bekommt man eine Weltanschauung von einer Religion spendiert...
Selbst (moderne) Theologen raten davon ab, stur dem zu folgen was die Bibel lehrt, weil vieles eine Sache der Auslegung ist.

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Aber davon abgesehen die meisten Menschen kommen auch ohne sich Gedanken über eine Weltanschauung zu machen durchs Leben, also würde ich mir keine Sorgen machen.
Wie willst du dir dessen so sicher sein? Man hängt sie schließlich auch nicht um den Hals, oder geht damit hausieren.
Es scheinen zwar viele nicht direkt etwas solches zu besitzen, oder würden sich zu einer bekennen, aber ich denke, jeder hat gewisse Ansätze, die er nur aufgrund mangelnder Notwendigkeit noch nicht in eine konkrete Form gebracht hat.
Anders ausgedrückt, leben die meisten zwar nach einem Prinzip, jedoch nach einem unbewussten.